Landleben im Mittelalter: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. November 2019, 17:28 Uhr
Im Mittelalter war der größte Teil Europas mit Wald bedeckt. Wenige Leute wohnten dort und auch die Moorgebiete waren kaum bewohnt. Es gab dort kaum Dörfer und so gut wie keine (!) Städte. Die meisten Menschen lebten an Flüssen, wo es fruchtbaren Boden gab.
Ein Dorf bestand aus eingezäunten Gehöften mit je 2-3 Gebäuden (Wohnhaus und Ställe). In der Mitte des Dorfes befanden sich eine kleine Kirche, der Wohnturm des Dorfherrn, ein Backhaus und eine Scheune. Dort wurden die Abgaben der Bauern gelagert.
Die Behausung
Die Häuser im Mittelalter hatten eine einfache Bauart und es fiel nur wenig Tageslicht hinein. Es gab nur einen Raum zum Arbeiten, Wohnen und Schlafen. Die Einrichtung bestand aus einem Tisch, Bänken, Kisten und Strohsäcke zum Schlafen. Es gab ein offenes Feuer.
Das Vieh wohnte mit im Haus.
Das Essen
Ausreichend Essen war bei Bauern im Mittelalter keine Selbstverständlichkeit!! Es gab meistens grob gemahlenes Korn, woraus die Frauen Brei und Fladenbrot machten. An Früchten gab es Rüben, Kohl, Bohnen, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen und Nüsse. Fleisch war sehr selten und man aß es meistens als Auflauf mit Gemüse.
Die Familie
Es lebten meist nur zwei Generationen in einem Haus zusammen mit ledigen Verwandten, Knechten und Mägden. Nicht selten lebten die eigenen Eltern bzw. Großeltern nicht mehr (wegen frühem Tod). Es gab einen Hausherrn, der die Familienmitglieder beschützen sollte und sie vor Gericht vertrat. Die Familienmitglieder mussten ihm gegenüber gehorsam sein und Arbeit leisten. Alte Menschen wurden damals sehr geachtet. Wegen ihrer Lebenserfahrung galten sie als weise. Im Durchschnitt wurden Menschen nur 30 Jahre alt. Die Hälfte der Menschen starb schon im Kindesalter. Die Frauen waren die meiste Zeit schwanger. Sie überwachten die Vorräte, kümmerten sich um Haus und Vieh, schlachteten, pökelten und wursteten mit den Männern zusammen und halfen teilweise auch noch bei der Feldarbeit. Die Kinder halfen schon früh bei der Arbeit. Die Jungen und Mädchen wuchsen schnell zu Erwachsenen heran. Doch trotz der frühen Arbeitsbeteiligung wurde auch Spielzeug von Kindern gefunden.
Krankheiten und Naturkatastrophen
Bei der Landwirtschaft gab es wenig Ernte. Die Waren waren auch nicht so lange haltbar. Gab es nun 1-2mal eine schlechte Ernte, brach eine Hungersnot aus. Aus Not aßen die Menschen Verdorbenes und starben früh.
1347 brachten Seefahrer die Pest (schwarzer Tod) aus Asien nach Europa. Dreck, Ratten und Flöhe trugen zur Ausbreitung bei. Ca. 1/3 der Bevölkerung starb.
Krankheiten versuchte man mit Heilkräutern zu heilen.
Außer Krankheiten gab es auch Naturkatastrophen. Sie wurden in Chroniken festgehalten. Nach solchen Unwettern folgten oft schwere Hungersnöte, da manchmal ganze Dörfer Vieh und Saatgut verloren. Man versuchte sich mit Pferdeköpfen, Fratzen und Hufeisen vor den bösen Geistern zu schützen.
Die Kleidung der Bauern
Die Kleidung der Bauern war sehr einfach. Sie bestand aus einem kurzen Kittel, einer Tunika mit weiten Ärmeln und Beinkleidern. Sie wurde von den Frauen hergestellt. Sie trugen Schuhe aus Rindsleder und manchmal einen Strohhut und/oder einen Mantel. Seit dem 12. Jh. gab es Kleidervorschriften, die den Bauern nur noch gedeckte Farben, z.B. schwarz und grau-blau, erlaubten.[1]
Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion seit dem 11. Jahrhundert
Bedingungsfaktoren: Klimaveränderung: Erwärmung der Lufttemperatur, Bevölkerungswachstum, erhöhte Nachfrage nach Nahrungsmitteln
Vergrößerung der Anbaufläche und Kolonisierung neuer Gebiete
- Rodung von Wäldern
- Landgewinnung durch Deiche
Einführung der Dreifelderwirtschaft
- Höhere Produktivität (arbeitsteilige Wirtschaft) und Bodennutzung (Steigerung um 16%)
- Risiko einer Hungersnot bei Ausbleiben einer von zwei Ernten pro Jahr reduziert ·
- Soziale Folgen: Dorfgemeinschaft; enger Zusammenschluss der Bauern (Organisation notwendig; Risiko für einzelnen Bauern reduziert sich) => Soziale Folgen verhindern zunächst, dass sich die 3Felderwirtschaft schneller durchsetzt
Verbesserung der landwirtschaftlichen Technik
Räderpflug
- Zeit- und Kraftersparnis
- Stabilität des Pfluges
- Boden wird tiefer aufgelockert, die Unkrautbildung verringert, verbesserte Humusbildung
- Die Arbeit geht schneller und mit weniger Aufwand
- Das Querpflügen entfällt ·
- Nachteil: Pflugschar aus Eisen: Für ärmere Bauern zu teuer -
Einsatz der Egge im 11. Jh. anstelle von Rechen und Hacke
- Schnellere Einebnung des unregelmäßig gelockerten Bodens
Neue Anschirrmethode: Kummet und Stirnjoch
- Die stärkeren Pferde können in der Landwirtschaft eingesetzt werden
- Optimale Nutzung der Zugkräfte der Tiere
- Steigerung der Leistung um das 4 - 5fache
- Ochsen zwar langsamer, jedoch genügsamer im Futter und weniger anfällig für Krankheiten
Einsatz der Sense anstatt der Sichel
- Nutzung des Strohs im Stall (Fütterung)
- Arbeitsersparnis; bequemeres Arbeiten
- Nachteil: Ernteverluste gegenüber Sense (Körner sitzen locker in der Ähre); natürlicher Dung durch die stehen gebliebenen und schließlich untergepflügten langen Halme entfällt
Dreschflegel
- Vormals: Austreten des Getreides durch das Vieh, dann von Menschen geführte Schlagwerkzeuge, Vorteil des Dreschflegels: bequemeres Arbeiten. Drusch musste dennoch gereinigt werden.
Vermehrter Düngereinsatz (Torf, Asche, Kalk......)
- Dünger steigert die Erträge des Bodens
Hufeisen
- Einsatz der Pferde in der Landwirtschaft
- Steigerung der Leistung der Pferde und Beschleunigung der Feldarbeit
- Anschaffung kostspielig; beschlagene Pferde waren zunächst selten
Windmühlen
- Vormals: mörserähnliche Gefäße.
- Verarbeitung von großen Getreidemengen unabhängig von Wasserläufen. [2]
interaktive Aufgaben
Im frühen Mittelalter kannten die Menschen noch keinen Kunstdünger. Damit die durch die Landwirtschaft ausgelaugten Böden sich erholen konnten, wurden die Felder in zwei große Flächen aufgeteilt. Die Bauern säten auf einem Acker Getreide. Die andere Hälfte des Ackers wurde nicht bewirtschaftet, damit sich die Böden erholen konnten. Das nannte man Brache. Dort wuchsen Kräuter, die von den Haustieren gefressen wurde. Dabei düngten die Tiere den Boden. Diese Form der Bewirtschaftung der Ackerlächen heißt Zweifelderwirtschaft.
Später erkannte man, dass man mehr Ertrag erzielen kann, wenn die Felder in drei Teile aufgeteilt werden. Jedes Jahr wechselte die Fruchtfolge auf den Ackerflächen. Auf einem Drittel des Feldes baute man Wintergetreide (Weizen, Roggen oder Dinkel) an. Auf dem zweiten Drittel wuchs z.B. Hafer oder Gerste. Das letzte Drittel des Feldes blieb als Brache liegen. Im Frühling wurden die dort wachsenden Unkräuter unterpflügt. So konnte sich der Boden erholen und neue Nährstoffe aufnehmen. Diese Form der Bewirtschaftung der Ackerflächen nannte man Dreifelderwirtschaft.
Siehe auch
- Stadt im Mittelalter
- Dreifelderwirtschaft
- Wharram Percy a bilingual history project
- Bodenhistorie/Der Umgang mit dem Boden im Mittelalter
- Die Theorie von Thünen 1826
Weblinks
- ↑ Allgemein galt: "Die Farbwahl war ein Unterscheidungskriterium zwischen den Ständen. Generalisierend lässt sich sagen, dass aufwändige, also teuer zu erzeugende Farben den höheren Ständen vorbehalten waren. Um diesen Unterscheidungsstatus aufrechtzuerhalten, aber auch um den Aufwand der Kleidung zu begrenzen, wurden immer wieder so genannte Kleiderordnungen verfasst."(Kleidung im Mittelalter) Eine ausführliche Darstellung zur Kleidung im Mittelalter findet sich bei kleio.org. Dort heißt es u.a.: "Während für die Bauern mittlerweile schwarzes und graublaues "Zeug" vorgeschrieben war, durften sich außer den Adligen auch die Geistlichen an den farbenprächtigen Gewändern erfreuen, bis - ja bis ihnen im 13. Jh. dies strikt untersagt wurde." (Literaturangabe: Der Alltag im Mittelalter, 352 Seiten, mit 156 Bildern, ISBN 3-8334-4354-5, 2., überarbeitete Auflage)
- ↑ nach: F.-W. Henning, Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland. UTB. Paderborn 1979, S. 80ff; Fonden, C., Der Wandel des bäuerlichen Lebens im Hochmittelalter (ab 1050)