Imperialismus und Kolonialismus

Aus ZUM-Unterrichten
Karikatur zum Kap-Kairo-Plan

Das Zeitalter des europäischen Imperialismus und Kolonialismus umfasst etwa die Zeit von 1880 bis zum 1. Weltkrieg.




Siehe auch

Weblinks

"... bekennt sich zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und zum Selbstbestimmungsrecht der Völker."
"Das koloniale Zeitgeschehen bleibt für die deutsche Nation und die Völker in den früheren Schutzgebieten eine unauslöschbare historische Tatsache. Wir können zwar nicht aus eigenem Erleben, aber aus erarbeitetem Wissen die Tradition und das Andenken an die Menschen - gleich welcher Hautfarbe - wahren, die oft unter Einsatz und auch Opferung des eigenen Lebens die Grundlagen für die Entwicklung der Schutzgebiete in Afrika und in der Südsee und damit auch für deren Weiterentwicklung als selbständige Staaten gelegt haben."


Deutscher Kolonialismus

Lage ehemaliger deutscher Kolonien
Deutscher Kolonialherr in Togo (ca. 1885)

Die Marokkokrise

Vor 105 Jahren: die erste Marokkokrise – Vorspiel zum Ersten Weltkrieg
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatten die europäischen Großmächte die Welt im kolonialen Wettlauf längst in Einflusssphären aufgeteilt. Das Deutsche Kaiserreich, das sich im Vergleich mit seinen europäischen Nachbarn erst spät vom Agrar- zum Industriestaat gewandelt hatte, war mit entsprechender Verspätung in den Wettlauf um die Aufteilung der Welt eingetreten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts hatte Deutschland mit einer planmäßigen und gesteuerten Kolonialpolitik begonnen, um dann erstaunlich schnell in die weltpolitische Offensive zu gehen, wofür exemplarisch die zwischen 1891 und 1898 durch Wilhelm II., Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow und Admiral Alfred von Tirpitz konzipierte und eingeleitete Flottenpolitik steht.


Ostafrika

"Helgoland-Sansibar-Vertrag"

"Seitdem am 1.Juli 1890 die Insel Helgoland aus britischem Besitz wieder an Deutschland zurückkam - ab 1714 war sie dänisch, ab 1807 britisch - wird ständig behauptet, die Insel Sansibar sei das Tauschobjekt gewesen, schließlich gebe es doch den "Helgoland-Sansibar"-Vertrag. Selbst in Lexika ist dieser Unsinn nachzulesen.
Richtig ist: Sansibar war niemals eine deutsche Kolonie und kann deshalb auch nicht gegen Helgoland eingetauscht worden sein. Bis 1890 war Sansibar ein selbständiges, freies Sultanat, das dann von den Engländern ihrem Kolonialreich einverleibt wurde. Der sogenannte "Helgoland-Sansibar"-Vertrag heißt in Wirklichkeit "Vertrag über Kolonien und Helgoland". In ihm wurde der Tausch Helgolands im Rahmen von größeren Grenzregulierungen zwischen britischen und deutschen Kolonien in Afrika festgelegt." (Aus: Der "Helgoland-Sansibar"-Vertrag von Dr.Burkhard Vieweg)
  • Siehe auch:


Der portugiesische Kolonialismus in Afrika

Afrika um 1913

Die Geschichte des portugiesischen Kolonialismus in Afrika begann 1445 mit der Entdeckung der Kapverdischen Inseln und endete 1975 mit der Unabhängigkeit seiner Kolonien Angola, Mosambik, Sao Tomé, Principe und den Kapverdischen Inseln. Bei der Aufteilung Afrikas durch die Kolonialmächte auf der von Bismarck einberufenen Berliner Konferenz 1885 hatte Portugal seine Kolonialgebiete in Afrika erhalten.

Bereits im Juni 1878 war es zu einem ersten Treffen der Vertreter der Großmächte auf Einladung Bismarcks in Berlin gekommen, um gemeinsam die Gebietsstreitigkeiten auf dem Balkan zu beenden. Neben dem Balkan war auch die Aufteilung des afrikanischen Kontinents Thema des Kongresses gewesen. Zu verbindlichen Absprachen kam es jedoch erst 1885 auf der sogenannten "Kongokonferenz". Nach dreieinhalb Monaten unterzeichneten die Großmächte im Februar 1885 in Berlin die "Kongoakte" und beendeten damit die "Afrikakonferenz" der Kolonialmächte. Im Zentrum der Verhandlungen stand die Frage der Nutzung des Kongobeckens, wo es erstmals zu erheblichen Auseinandersetzungen der Europäer auf afrikanischem Boden gekommen war. Entschieden wurde die Kongofrage zu Gunsten des belgischen Königs, zu dessen Privatbesitz das Gebiet erklärt wurde. Des Weiteren wurden Richtlinien festgelegt, die die Expansion der europäischen Kolonialstaaten in Afrika bestimmten. Die dabei gezogenen Grenzen berücksichtigten weder die afrikanische Bevölkerung noch die Struktur der alten Reiche und führten dadurch zu Konfliktpotentialen, die bis ins 20. Jahrhundert immer wieder den afrikanischen Kontinent erschüttern sollten. Damit hatte sich nach den Staatsgründungen Italiens und Deutschlands das Augenmerk der europäischen Politik auf den außereuropäischen Bereich gerichtet.

Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts begann die heiße Phase der imperialistischen Politik auf dem "schwarzen Erdteil", dessen größter Teil an die beiden erfahrensten Kolonialnationen gefallen war: Großbritannien und Frankreich.

Hintergrund des zunehmenden Interesses der europäischen Mächte am afrikanischen Kontinent war der Zwang zu einer direkteren Kontrolle der afrikanischen Gebiete, unter dem die Kolonialmächte standen, um so die durch die Industrialisierung immer notwendiger werdende Rohstoffversorgung sowie die für den Absatz von Konsumgütern geringeren Verarbeitungsgrades erforderlichen Märkte absichern zu können. Weiterhin spielte das Interesse einer strategischen Kontrolle der Mittelmeerküsten und Seerouten nach Indien eine wichtige Rolle. Die Möglichkeit der Durchführung einer entsprechenden Politik ergab sich aus der wirtschaftlichen, technologischen und militärischen Überlegenheit gegenüber Afrika. Dies prägte den Kolonialismus im Zeitalter des Imperialismus, der für das afrikanische Volk die Verweigerung politischer und ökonomischer Rechte und seine fortwährende Unterjochung bedeutete.

Portugal besaß diese Überlegenheit nicht. Seine Ansprüche wurden jedoch von England unterstützt. England sah Portugal in einem Abhängigkeitsverhältnis, das es ihm erlaubte, sich seinen Einfluss in den portugiesischen Gebieten Afrikas zu sichern. Portugal musste zufrieden sein, dass es trotz seiner Schwäche die Kerngebiete seiner afrikanischen Kolonien behalten und sogar ausdehnen konnte, denn die Berliner Konferenz hatte Portugal verdeutlicht, auf welche Weise koloniale Kontrolle und Ausbeutung errichtet werden mussten, wenn die portugiesische Präsenz nicht völlig aus Südostafrika verschwinden sollte. Das seit der Berliner Konferenz gültige Prinzip der tatsächlichen Landnahme (im Gegensatz zur früheren Kolonialgeschichte waren nicht mehr private Gesellschaften, sondern nur noch die Staaten okkupationsberechtigt) veranlassten Portugal, das Hinterland von Angola und Mosambik systematisch zu erforschen, die Stämme dieser Gebiete zu unterwerfen und eine umfassende Verwaltung zu errichten, die die Grundlage für das System der Ausbeutung in den portugiesischen Kolonien bildete (Ultra-Kolonialismus). Dabei griff die staatliche Gewalt in vielfältiger Weise in das Leben der kolonisierten Bevölkerung ein: Rekrutierung von Zwangsarbeitern[1], Verpflichtung zum Anbau bestimmter Produkte und Zwangsvermarktung zu Niedrigpreisen, Erhebung von Kopfsteuern[2], Verbot bestimmter Handwerkstätigkeiten, Zwang zum Kauf bestimmter Waren, Einschränkung der Bewegungsfreiheit[3] und vieles mehr. Die kolonialisierte Bevölkerung wurde ausgebeutet und war gegenüber der Kolonialmacht recht- und machtlos.


  1. Der Artikel 1 der Gesetzgebung von 1899 verpflichtete alle Männer zwischen 14 und 60 Jahren, pro Jahr eine bestimmte Anzahl von Monaten, für Mosambik drei Monate, Lohnarbeit zu leisten. Wer dieser Pflicht nicht nachkam, sollte vom Staat für die Verwaltung oder für private Unternehmen zur Zwangsarbeit rekrutiert werden. Widerstand bei der Rekrutierung, Desertion oder Ungehorsam am Arbeitsplatz waren mit Strafarbeit zu ahnden.
  2. Die Kopfsteuer betrug für einen Mann 150 Escudos (ca. 6$), für eine Frau 110 Escudos (ca. 4,50$). Die Kopfsteuer für die Frau, die mudende, musste für jede Frau über 18 gezahlt werden, egal ob sie ledig, verheiratet oder verwitwet war. Die Folge war, dass einige Familienväter ihre Töchter "verkaufen" und diese als Prostituierte arbeiten mussten, da ihre Famlien das Geld für die Kopfsteuer nicht bezahlen konnten. Auf Betreiben der Associacao Africana und dem Ventro Associativo dos Negros wurde eine Petition an die portugiesische Regierung verfasst, die mudende abzuschaffen, da sie eine zu große Belastung der afrikanischen Familien bedeutete. 1945 wurde diese abgeschafft mit der Folge, dass statt dessen monatliche Abgaben in Höhe von 50 Escudos auf Anweisung aus Lissabon eingeführt wurden.
  3. Nach 9 Uhr abends durfte sich kein Schwarzafrikaner mehr auf der Straße aufhalten. Auch die Bewegungsfreiheit tagsüber war stark eingeschränkt. Die Kontrolle der Schwarzafrikaner erfolgte mit Hilfe von Ausweisen. Um weiße Portugiesen von den eingeborenen Afrikanern zu unterscheiden, wurden unterschiedliche Ausweisdokumente benutzt: für Portugiesen die bilhete de identidade, für eingeborene Afrikaner die cadernata de identidade.

Materialien

"Die Epoche des neuzeitlichen Kolonialismus begann Ende des 15. Jahrhunderts und reichte bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dass die Europäer auf die Idee kamen, Länder außerhalb Europas zu erkunden, für den Handel zu erschließen und die Herrschaft über die Bevölkerung zu beanspruchen, hatte verschiedene Gründe.
Erst seit der Mitte des 15. Jahrhunderts war es europäischen Seefahrern möglich, die sieben Weltmeere zu besegeln. Bis dahin waren Schiffe nicht hochseetauglich, und das Wissen der Kartografen und Astronomen reichte nicht aus, um zu allen Kontinenten zu gelangen.
Der Wille, fremde Länder für den Handel zu erschließen, entstand mit den kapitalistischen Wirtschaftssystemen in Europa ab dem 16. Jahrhundert. Denn der Bedarf an Rohstoffen, Gold, Gewürzen und Farbstoffen war in Europa hoch und nicht mehr durch die lokalen Ressourcen zu decken. Die Waren von Zwischenhändlern wie dem Osmanischen Reich zu kaufen war teuer. Auch das Bevölkerungswachstum und der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln führten dazu, dass die Europäer Kolonien errichteten. Die Industrialisierung beförderte die Bewegung zusätzlich."

Vorlage:Meinung

Vor 125 Jahren unterzeichneten die Kolonialmächte die sogenannte Kongoakte, die Grundlage für die Aufteilung Afrikas in Kolonien
Die willkürlich gezogenen Landesgrenzen lasten bis heute als schwere Hypothek auf dem Erdteil und seinen Menschen.

[...] Wir haben Spott, Beleidigungen und Schläge kennen gelernt, die wir morgens, mittags und abends ertragen mussten, weil wir Schwarze sind. Wer wird vergessen, dass zu einem Schwarzen „Du“ gesagt wurde, bestimmt nicht als ein Freund, sondern weil das ehrenwertere „Sie“ allein für die Weißen reserviert war?

Wir haben gesehen, wie unser Land im Namen von angeblich rechtmäßigen Gesetzen aufgeteilt wurde, die tatsächlich nur das Recht des Stärkeren anerkannten.

Wir haben gesehen, dass das Gesetz für Schwarze und Weiße nicht gleich ist, bequem für Erstere, grausam und unmenschlich für Letztere. [...] All dies, meine Brüder, haben wir erlitten. [...] Zusammen werden wir soziale Gerechtigkeit aufbauen und sicherstellen, daß alle eine gerechte Entlohnung für ihre Arbeit erhalten. (Applaus) [...]

  • all4all.org: Rede von Patrice LumumbaWikipedia-logo.png, erster Premierminister von Kongo (Zaire), am 30.6.1960, Unabhängigkeitstag.
Vor 50 Jahren wurde die Demokratische Republik KongoWikipedia-logo.png unabhängig und damit von Belgien in die Freiheit entlassen. Auch die einstige Kolonialmacht feiert das: Allerdings tut sich Belgien schwer, die dunklen Seiten der jahrzehntelangen Macht über das afrikanische Land aufzuarbeiten. Hinzu kommt die heikle Frage, ob man das aktuelle Regime unterstützen darf - und sei es nur mit der Reise des belgischen Königs Albert II. zu den Feierlichkeiten in Kinshasa.

Die ARD startet mit einer Dokumentation über das Attentat auf Patrice Lumumba die neue Staffel "Politische Morde"

[...] Thomas Giefers Film zeigt Täter ohne Reue. Geradezu zynisch spielt einer der Mörder mit den Zähnen des Politikers und spottet über die Legende, Lumumba werde eines Tages zurückkehren: "Dann aber ohne Vorderzähne". [...]


Literatur

  • Aimé Césaire, Über den Kolonialismus, Berlin: Wagenbach 1968
  • Jürgen Osterhammel: Kolonialismus : Geschichte, Formen, Folgen, Beck : München : Beck 1995, 142 S., ISBN 3-406-39002-1
  • Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. ISBN 3-89771-424-8
  • John Iliffe: Geschichte Afrikas. München 2000
  • Friedrich Kassebeer: Der ferne Krieg zehrt das Mutterland aus. Portugal im Teuefelskreis seiner Kolonialpolitik, in: Süddeutsche Zeitung, 13.08.1973
  • Fernand Salentiny: Aufstieg und Fall des portugiesischen Imperiums. Wien u.a. 1977