Bodenhistorie/Justus von Liebig: Mineralstofftheorie und Bodendüngung: Unterschied zwischen den Versionen
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{{wpde|Justus von Liebig|'''Justus von Liebig (1803-1873)'''}}<ref>Justus von Liebig / Agrikulturchemie/ 8, Auflage 1865</ref> stellte vorhandene und eigene Versuchsergebnisse zu einer Theorie zusammen, die mit seinem Namen gekennzeichnet wurde und in ihren Grundzügen auch heute noch gültig ist. Liebigs These: | {{wpde|Justus von Liebig|'''Justus von Liebig (1803-1873)'''}}<ref>Justus von Liebig / Agrikulturchemie/ 8, Auflage 1865</ref> stellte vorhandene und eigene Versuchsergebnisse zu einer Theorie zusammen, die mit seinem Namen gekennzeichnet wurde und in ihren Grundzügen auch heute noch gültig ist. Liebigs These: | ||
{{Zitat | {{Zitat|"Im Gegensatz zu den unorganischen Nahrungsstoffen, welche die Pflanzen aus der Luft empfangen, bedürfen sie zur Bildung und Entwicklung ihres Leibes gewisser unorganischer Substanzen (aus dem Boden)."|Justus von Liebig/ Agrikulturchemei/8. Auflage 1865}} | ||
Liebigs Leistung lag in der Differenziertheit seiner Aussagen und seiner Folgeschlüsse. Er trennte ganz klar die "atmosphärischen Nährstoffe," den Kohlenstoff, den Wasserstoff und den Stickstoff, von den mineralischen Nährstoffen des Bodens, den "Phosphaten, den Kali - und Magnesiumsalzen, dem Kalk, den Sulfaten, den Ammaoniaksalzen und Nitraten." Aus den analytischen Ergebnissen zog Liebig zahlreiche theoretische und praktische Schlüsse. | Liebigs Leistung lag in der Differenziertheit seiner Aussagen und seiner Folgeschlüsse. Er trennte ganz klar die "atmosphärischen Nährstoffe," den Kohlenstoff, den Wasserstoff und den Stickstoff, von den mineralischen Nährstoffen des Bodens, den "Phosphaten, den Kali - und Magnesiumsalzen, dem Kalk, den Sulfaten, den Ammaoniaksalzen und Nitraten." Aus den analytischen Ergebnissen zog Liebig zahlreiche theoretische und praktische Schlüsse. | ||
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[[Datei:Minimum-Tonne.svg|thumb|200 px|left|Veranschaulichung: eine Tonne, in der eine Daube nicht ganz so lang ist wie die restlichen, lässt sich nur bis zur Höhe dieser Latte füllen, genauso kann ein Organismus sich nur dementsprechend entwickeln, wie es der am geringsten vorhandene Stoff erlaubt. Dieser Stoff wird als Minimumfaktor bezeichnet]] | [[Datei:Minimum-Tonne.svg|thumb|200 px|left|Veranschaulichung: eine Tonne, in der eine Daube nicht ganz so lang ist wie die restlichen, lässt sich nur bis zur Höhe dieser Latte füllen, genauso kann ein Organismus sich nur dementsprechend entwickeln, wie es der am geringsten vorhandene Stoff erlaubt. Dieser Stoff wird als Minimumfaktor bezeichnet]] | ||
{{Zitat | {{Zitat|c) Das Gesetz vom Minimum: "Das Wachstum und der Ertrag einer Pflanze wird von dem Nährelement oder Wachstumsfaktor bestimmt, der ihr in geringster Menge (Minimum) zur Verfügung steht.|Justus von Liebig/ Agrikulturchemei/8. Auflage 1865}} | ||
Es waren über 50 Thesen, die Liebig formulierte. Seine wichtigste und in ihren Konsequenzen weitreichendste Schlussfolgerung lautete, es müsste möglich sein, fehlende mineralische Nährstoffe im Boden durch eine gezielte Mineraldüngung zu ersetzen. Liebig errechnete für eine Reihe von Pflanzen die günstigste Zusammensetzung eines Mineraldüngers und übertrug | Es waren über 50 Thesen, die Liebig formulierte. Seine wichtigste und in ihren Konsequenzen weitreichendste Schlussfolgerung lautete, es müsste möglich sein, fehlende mineralische Nährstoffe im Boden durch eine gezielte Mineraldüngung zu ersetzen. Liebig errechnete für eine Reihe von Pflanzen die günstigste Zusammensetzung eines Mineraldüngers und übertrug | ||
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Selbstkritik war ansonsten nicht gerade Liebigs Stärke. Drastische Fehleinschätzungen gab es mehrere, aber zunächst kaum eine Einsicht in den Irrtum. Eine betraf die Wirksamkeit des Stickstoffs. Liebig: | Selbstkritik war ansonsten nicht gerade Liebigs Stärke. Drastische Fehleinschätzungen gab es mehrere, aber zunächst kaum eine Einsicht in den Irrtum. Eine betraf die Wirksamkeit des Stickstoffs. Liebig: | ||
{{Zitat | {{Zitat|"Ich habe in meinem Buche die Ansicht ausgesprochen, daß ein Land durch die Kultur nicht erschöpfbar sei an Stickstoff, denn der Stickstoff sei kein Bodenbestandteil, sondern ein Luftbestandteil und dem Boden nur geliehen. Was der Boden an einem Punkte verliere, gleiche die Luft, die überall sei, wieder aus. Darum kann die Unfruchtbarkeit unserer Felder nicht herrühren von einem Mangel an Stickstoff... |Justus von Liebig/Über Theorie und Praxis in der Landwirtschaft/Braunschweig 1856 S.93}} | ||
Liebig schätzte den Stickstoff als Dünger also gering ein. Die Sache hatte nur eine Ungereimtheit: Der Liebigsche Mineraldünger versagte in der Praxis und die Bauern sahen keinen Anlass, den Liebigschen Patentdünger <ref> "Liebig's Patentdünger" (unlöslich) | Liebig schätzte den Stickstoff als Dünger also gering ein. Die Sache hatte nur eine Ungereimtheit: Der Liebigsche Mineraldünger versagte in der Praxis und die Bauern sahen keinen Anlass, den Liebigschen Patentdünger <ref> "Liebig's Patentdünger" (unlöslich) | ||
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{{Zitat | {{Zitat|Liebig: "Die in Preußen, in Rußland und die von mir später entnommenen Ananlysen des Ackerbodens beweisen auf eine evidente Weise, daß der Fundamentalsatz der Herren Lawes und Dr. Gilbert, daß die Quantitäten des Stickstoffs, welche die natürlichen Quellen den Pflanzen anbieten, für den Bedarf einer vollen Weizenernte nicht hinreichen, aller und jeder Begründung ermangelt. Diese Quellen bieten der Weizenpflanze hundert - ‚ oft tausendmal mehr Stickstoff dar, als sie für die reichste Entwicklung bedarf."|Studien zur Geschichte der Produktivkräfte. Von Karl Lärmer. Mitwirkende Personen Karl Lärmer. Veröffentlicht von Akademie-Verlag, 1979. Original von University of Michigan. Digitalisiert am 12. März 2007. 401 Seiten, hier: Seite 116. 16.Mai 2009}} | ||
==Liebig über die Beziehung zwischen Bodenfruchtbarkeit und Macht== | ==Liebig über die Beziehung zwischen Bodenfruchtbarkeit und Macht== | ||
{{Zitat | {{Zitat|"Das Entstehen und der Untergang der Nationen beherrscht ein und dasselbe Naturgesetz. Die Beraubung der Länder an den Bedingungen ihrer (Boden-) Fruchtbarkeit bedingt ihren Untergang und die Erhaltung ihre Fortdauer, ihren Reichthua und ihre Macht"|Quelle:Carl Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft. 1865. S. 350, und Studien zur Geschichte der Produktivkräfte. Von Karl Lärmer. Mitwirkende Personen Karl Lärmer. Veröffentlicht von Akademie-Verlag, 1979. Original von University of Michigan. Digitalisiert am 12. März 2007. 16.Mai 2009}} | ||
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Aktuelle Version vom 24. November 2018, 16:12 Uhr
Die Liebigsche Mineralstofftheorie
Waren die Forschungen und Versuche zur Ermittlung des Stoffes, der die Fruchtbarkeit des Bodens ausmachen sollte, bis Anfang des 19.Jahrhunderts noch recht monokausal gewesen, so kamen die Forscher über chemisch - analytische Methoden ein gutes Stück voran. Dabei war der Ausgangspunkt weniger die Aufschlüsselung der Bodensubstanz, sondern die Aufschlüsselung der pflanzlichen Substanz in ihre Grundteile Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor, Schwefel etc., woraus sich der Umkehrschluß anbot, dass das, woraus die Pflanzen bestehen, auch ihr Wachstum fördern müsse. Es war eindeutig erwiesen, dass eine Pflanze, wenn sie keine Nährstoffe enthielt, wenn sie in chemisch reinem Wasser aufgezogen wurde, dass dann die Antriebskräfte sehr bald versagten, sobald die Nährstoffvorräte des Samens erschöpft waren. Aber welche Bedeutung hatten dann die Bestandteile der Luft, insbesondere der Luftstickstoff und der Kohlenstoffdioxidgehalt? Die Wissenschaft tat sich schwer.
Justus von Liebig (1803-1873)[1] stellte vorhandene und eigene Versuchsergebnisse zu einer Theorie zusammen, die mit seinem Namen gekennzeichnet wurde und in ihren Grundzügen auch heute noch gültig ist. Liebigs These:
Liebigs Leistung lag in der Differenziertheit seiner Aussagen und seiner Folgeschlüsse. Er trennte ganz klar die "atmosphärischen Nährstoffe," den Kohlenstoff, den Wasserstoff und den Stickstoff, von den mineralischen Nährstoffen des Bodens, den "Phosphaten, den Kali - und Magnesiumsalzen, dem Kalk, den Sulfaten, den Ammaoniaksalzen und Nitraten." Aus den analytischen Ergebnissen zog Liebig zahlreiche theoretische und praktische Schlüsse.
Beispiele:
Es waren über 50 Thesen, die Liebig formulierte. Seine wichtigste und in ihren Konsequenzen weitreichendste Schlussfolgerung lautete, es müsste möglich sein, fehlende mineralische Nährstoffe im Boden durch eine gezielte Mineraldüngung zu ersetzen. Liebig errechnete für eine Reihe von Pflanzen die günstigste Zusammensetzung eines Mineraldüngers und übertrug die Herstellung dieses Düngers der Firma Muspratt und Co. in Liverpool. Er ließ den sog. "Patentdünger" wasserunlöslich aufbereiten, damit der Dünger nicht ausgewaschen werden konnte. Das Ergebnis war für den Erfinder niederschmetternd, denn der Patentdünger versagte in der Praxis. Es dauerte Jahre, bis Liebig seinen Fehler einsah, dass die Pflanzen Nährstoffe nur in gelöster Form aufnehmen können und dass der Dünger dementsprechend aus leicht löslichen Salzen bestehen musste. Liebig:
Selbstkritik war ansonsten nicht gerade Liebigs Stärke. Drastische Fehleinschätzungen gab es mehrere, aber zunächst kaum eine Einsicht in den Irrtum. Eine betraf die Wirksamkeit des Stickstoffs. Liebig:
Liebig schätzte den Stickstoff als Dünger also gering ein. Die Sache hatte nur eine Ungereimtheit: Der Liebigsche Mineraldünger versagte in der Praxis und die Bauern sahen keinen Anlass, den Liebigschen Patentdünger [2] auf ihre Felder zu streuen. Zur gleichen Zeit experimentierten englische Landwirte mit stickstoffhaltigen Guanodüngern und verzeichneten erhebliche Ertragssteigerungen. Das wollte der alten Liebig nicht glauben, besonders deshalb nicht, weil er die englischen "Stickstöff1er" nicht leiden konnte, insbesondere nicht seinen Wissenschaftskollegen John Bennet Lawes (1814-1900).
Liebig versuchte weiterhin zu beweisen, dass Stickstoff im Boden reichlich vorhanden sei und für das Pflanzenwachstum ausreichen müsse.
Liebig über die Beziehung zwischen Bodenfruchtbarkeit und Macht
Liebigs Einschätzung über die Entwicklungsmöglichkeiten von Völkern
Liebig meinte, dass die Bevölkerung Spaniens und Griechenlands nie eine gewisse sehr enge Grenze der Entwicklung würde überschreiten können. Seine Argumentation:
Anmerkungen
- Sinn und Zweck
- Sicht des Menschen
- Mythen und Riten
- Sicht der Wissenschaft
- im Altertum
- Griechen und Römer als Ackerbauern
- Inkas als Ackerbauern
- im Mittelalter
- in der Neuzeit
- in Ostasien und Europa