Goodbye Deutschland/Die Überfahrt

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Nepper, Schlepper, …

Kommt ein Trupp solcher unerfahrenen Emigranten, an seiner wunderlichen Tracht, seinen halb blöden, halb übermüthigen Geberden und seinem in der Regel ungeheuerlichen Gepäck leicht erkannt, im Hamburger Bahnhofe an, so stürzt sich sofort, einem Rudel hungriger Wölfe vergleichbar, ein Haufe von Mäklern und Gastwirthen auf sie, faßt sie am Arme, dringt ihnen dies oder jenes Haus mit lockendem Namen als Absteigequartier auf, schafft die, welche sich den Unvermeidlichen fügen, als gute Beute in eine Droschke, setzt sich auf den Bock und bringt die mit dem ersten Tritte auf den Boden der Handelsstadt zur Waare Gewordenen, ehe sie sich besinnen, wie ihnen geschehen, in ihren Emigrantenspeicher in Sicherheit. Hier werden die Eingefangenen gewöhnlich in einer Weise verköstigt und untergebracht, die dem dafür geforderten Preise nicht entspricht. Dann geht der gefällige Wirth, immer gut gelaunt und zuvorkommend mit den Gästen zum Einkauf der Reisegeräthschaften, die er, der Vermittler, jederzeit, der Käufer aber selten wohlfeil findet. Schließlich stellen sich gute Freunde des Hausherrn ein, um den Auswanderern Passagierscheine für dieses oder jenes Schiff anzubieten, wobei ebenfalls Erkleckliche an der Waare verdient wird. Merkt letztere, daß man ihr zu übel mitgespielt, so ist es gewöhnlich zu spät oder zu weitläufig, um Schadloshaltung zu erlangen. Wer denkt, wenn das Schiff die Anker zu lichten im Begriffe ist, an Advokaten und Gerichte! Wer an die Presse! Und so geschieht es, daß wir zwar häufig Anpreisungen solcher Auswandererschenken in den Blättern lesen, selten aber oder nie das Gegentheil.
Ein Auswandererschiff, aus die Gartenlaube, Heft 38, S. 4448-452[1]

Zwischendeck

„Ein Auswandererschiff.“, Seite 450 in "Die Gartenlaube", 1854


"[…] diese Art menschlicher Wohnstätten [läßt] Vieles, unendlich Vieles zu wünschen übrig. Zwei Haupterfordernisse zum menschlichen Leben, Luft und Licht, sind in zu geringem Grade vorhanden [...] Der Keller sollte niemals und unter keiner Bedingung als Wohn- und Schlafstätte für Menschen dienen. Von der Hitze, dem Dunste und Schmutze daselbst hat man keinen Begriff; man muß Derartiges selbst [...] sehen. - Auch die jetzige Einrichtung des Zwischendecks läßt noch viel zu wünschen übrig. So sind die Bettstellen zu dicht über einander, die Räume fast alle zu dunkel und der Luftzug ist viel zu gering. - Auf dem Verdecke ist auch zu viel Raum durch daliegende Balken, Taue etc. versperrt. Wenn der Kapitän [...] den ihm vor seiner Kajüte zugehörigen Raum absperren läßt, so sind die Reisenden noch übler daran, da sie dann nur fast auf das Zwischendeck angewiesen sind."
„... schauerlich-schöne Eindrücke“: Ennemosers Überfahrt nach Amerika"[2]


Quellen