Parteien in der Weimarer Republik

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Lernpfad:  
In der Weimarer Republik entwickelte sich unter den besonderen Konfliktlagen und sozialen Spannungen einerseits und wegen der Einführung des reinen Verhältniswahlrechts in der Weimarer Verfassung andererseits ein sehr zersplittertes Parteiensystem, das der Entwicklung einer stabilen Demokratie nach dem Ersten Weltkrieg entgegenstand. Das dargestellte Parteienspektrum der Weimarer Republik ist in dieser Form zwischen 1916 und 1920 ausgeprägt worden, wobei die Entstehungsgeschichte der einzelnen Parteien bzw. ihrer Vorläufer z. T. weit ins Kaiserreich zurückreicht.
 
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Aufgabe
  1. Recherchiere und erkläre die untenstehenden Grundbegriffe.
  2. Lies die Personenbeschreibungen.
  3. Überlege dir bei 3 Personenbeschreibungen, …
    1. welche Wahlplakate „für sie“ entworfen worden sind.
    2. welche Parteien sie wohl wählen.

In einem einfachen und eindimensionalen Links-rechts-Schema, das die ideologische Distanz der Parteien zueinander und den Grad der Polarisierung des Parteiensystems nicht wiedergibt, lässt sich das Parteiensystem der wichtigen Parteien in der Weimarer Republik wie folgt darstellen:

KPD
Große Koalitionen
1923; 1928-1930)
Weimarer Koalition
(1919-1920; 1921-22)
SPDDDP Zentrum
DVP

DNVP

NSDAP

Parteienspektrum im Links-Rechts-Schema[1]
(Klicke auf die Felder, um mehr Informationen zu erhalten.)

Dabei stehen die Parteien am äußeren rechten bzw. linken Rand des Parteienspektrums in einem äußerst gegensätzlichen, polaren Gegensatz zueinander. Ihre Zielvorstellungen im Bereich von allgemeiner Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gehen am weitesten auseinander (ideologische Distanz).

So verfolgt die KPDHistStw.svg als Partei auf der äußersten Linken das Ziel der Abschaffung des Kapitalismus und die Errichtung eines sozialistischen Gesellschaftssystems (Diktatur des Proletariats). Die NSDAP auf der äußersten Rechten zielt unter anderem auf die Schaffung eines gleichgeschalteten autoritären Staates, der jede Opposition unterdrückt. Auch wenn beide Parteien eine Diktatur anstreben, bestehen doch ganz erhebliche Unterschiede zwischen einer „roten“ (KPD) und „braunen“ (NSDAP) Diktatur.

Die Akteure in den Parteien verspielten wegen ihrer mangelnden Kompromissfähigkeit, die sich u. a. darin äußerte, dass Regierungskoalitionen „schon bei relativ geringfügigen Anlässen“[2] verlassen wurden, immer mehr die Bereitschaft und Fähigkeit zur Koalitionsbildung und beförderten damit den Aufstieg der NSDAP, die dem Vielparteiensystem der Weimarer Republik mit der Errichtung der Diktatur im Jahr 1933 ein Ende setzte.

Einer pragmatischeren Ausrichtung des politischen Handelns der Parteien standen dabei vor allem zwei wichtige Punkte entgegen:

  1. Die meisten Parteien waren entlang von sozialen Konfliktlinien entstanden, die die Gesellschaft durchzogen und in voneinander mehr oder weniger klar abgegrenzte Interessengruppen mit vergleichsweise festgefügten sozialen Milieus trennten (Cleavage-TheorieWikipedia-logo.png).
  2. Dementsprechend waren die Parteien an bestimmte "festgefügte sozial und kulturell definierte Gruppen gebunden, deren Interessen man zuvörderst im Auge hatte - der Sozialdemokraten an die Facharbeiterschaft, der DNVP an das protestantisch-agrarisch-konservative Milieu, des Zentrums an den katholischen Bevölkerungsteil, der DVP an die Schwerindustrie."[3]

Die starke weltanschauliche Bindung der Parteien, die sich daraus ergab, hatte aber auch damit zu tun, dass sie in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs jahrzehntelang völlig abhängig von der Regierung waren und nur ganz begrenzte Mitwirkungsrechte besaßen.

Grundbegriffe

Soziale Schichten und Klassen

  • Adel
  • Großbürgertum: Großindustrielle und Bänker
  • Bürgertum
  • Arbeiterklasse
  • Bauernstand

Politische Richtungen

  • sozialistisch fordern Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität, Verstaatlichung der Fabriken und Banken
  • liberal
  • konservativ
  • monarchistisch
  • völkisch

Bürger und Wähler

  1. Karl Müller
    • Beruf: Arbeiter in einer Fabrik
    • Wirtschaftliche Situation: Karl hat einen geringen Stundelohn, der gerade ausreicht, um seine Familie zu unterstützen. Manchmal darf er Überstunden machen und kann so etwas mehr verdienen. Sie leben in einer kleinen Mietwohnung in einem Arbeiterviertel mit einfachen Lebensbedingungen.
    • Politische Ansicht: kämpft für die Rechte der Arbeiterklasse → Mitglied der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands); Plakat 2
  2. Anna Schmidt
    • Beruf: Dienstmädchen in einer wohlhabenden Familie
    • Wirtschaftliche Situation: Anna kommt ursprünglich von einem armen Bauernhof und arbeitet als Dienstmädchen bei einem Direktor und seiner Familie. Sie hat ein Zimmer unter dem Dach und darf mit den anderen Dienstboten in der Küche essen. Dies ermöglicht ein bescheidenes, aber stabiles Leben.
    • Politische Ansicht: unterstützt soziale Reformen und Frauenrechte.
  3. Heinrich Wagner
    • Beruf: Kleiner Geschäftsinhaber (Bäckerei)
    • Wirtschaftliche Situation: Heinrich betreibt eine kleine Bäckerei in einem Vorort. Obwohl er hart arbeitet, macht er sich Sorgen über steigende Rohstoffkosten und die wirtschaftliche Instabilität. Seine Familie lebt über der Bäckerei in einer bescheidenen Wohnung.
    • Politische Ansicht: befürwortet eine liberale Wirtschaftspolitik und ist gegen extremistische Ideologien.
  4. Hans Schuster
    • Beruf: Student, Mitglied einer nationalistischen Studentenverbindung
    • Wirtschaftliche Situation: Hans stammt aus einer wohlhabenden Familie, die seine Ausbildung finanziert. Er lebt in einer geräumigen Wohnung in einem bürgerlichen Viertel und hat Zugang zu allen Annehmlichkeiten. Sein Wohlstand ermöglicht es ihm, seine politischen Aktivitäten ohne finanzielle Sorgen zu verfolgen.
    • Politische Ansicht: Unterstützt nationalistische und revanchistische Ideen, lehnt die Demokratie ab und strebt eine starke Führung an.
  5. Walter Schmidt
    • Beruf: Bankangestellter
    • Wirtschaftliche Situation: erhält jeden Monat sein festes Gehalt, das ihm und seiner Familie bisher ausgereicht hat. Hatte aus einer Erbschaft Sparguthaben, die in der Inflation wertlos wurden.
    • Politische Ansicht: Gemäßigt konservativ, befürwortet politische Stabilität und wirtschaftlichen Fortschritt.
  6. Helga Richter
    • Beruf: Krankenschwester
    • Wirtschaftliche Situation: erhält geringes Gehalt, kann aber im Schwesternwohnheim wohnen. Würde gerne heiraten, ihr Verlobter hat aber kein Geld für eigene Wohnung, da er arbeitslos ist.
    • Politische Ansicht: Neutral und unpolitisch, konzentriert sich auf ihre Arbeit und das Wohl ihrer Patienten, aber besorgt über die politische Unruhe und ihre Auswirkungen auf das Gesundheitswesen.
  7. Friedrich Becker
    • Beruf: Veteran des Ersten Weltkriegs, arbeitslos
    • Wirtschaftliche Situation: Friedrich lebt in prekären Verhältnissen, da er seit seiner Rückkehr aus dem Krieg arbeitslos ist. Er hat Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, was zu finanziellen Problemen und Frustration führt.
    • Politische Ansicht: frustriert über die politische Instabilität und wirtschaftliche Notlage, sucht nach einer starken Führung.
  8. Sophie Lehmann
    • Beruf: Lehrerin an einer Grundschule
    • Wirtschaftliche Situation: Sophie verdient ein bescheidenes Gehalt als Lehrerin, das es ihr ermöglicht, ein einfaches Leben zu führen. Sie lebt in einer kleinen Wohnung nahe der Schule, in der sie arbeitet, und spart sorgfältig, um sich gelegentlich kulturelle Veranstaltungen und Bildungsmaterialien leisten zu können.
    • Politische Ansicht: engagiert sich für katholische Werte und die Förderung von Bildung.
  9. Max Fischer
    • Beruf: Journalist für eine linksgerichtete Zeitung
    • Wirtschaftliche Situation: Max verdient ein durchschnittliches Gehalt als Journalist, aber seine Arbeit ist ihm wichtig, weil er es als eine Möglichkeit sieht, seine politischen Überzeugungen zu verbreiten. Er lebt in einer kleinen Mietwohnung in der Stadt und ist bereit, für seine Überzeugungen finanzielle Opfer zu bringen.
    • Politische Ansicht: Sympathisiert mit den Idealen der SPD und engagiert sich für Pressefreiheit und soziale Gerechtigkeit.
  10. Elisabeth Meier
    • Beruf: Fabrikbesitzerin
    • Wirtschaftliche Situation: Elisabeth ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau und Fabrikbesitzerin, die es geschafft hat, ihr Unternehmen in einer von Männern dominierten Welt aufzubauen. Sie lebt in einer großzügigen Villa am Stadtrand und genießt einen komfortablen Lebensstil, während sie gleichzeitig ihre politischen und sozialen Überzeugungen vertritt.
    • Politische Ansicht:), setzt sich für liberale Wirtschaftspolitik und Frauenrechte ein.
  11. Greta Richter
    • Beruf: Künstlerin (Expressionistin)
    • Wirtschaftliche Situation: Greta lebt ein bohèmisches LebenWikipedia-logo.png in einem Atelier in einem künstlerischen Viertel der Stadt. Obwohl sie gelegentlich Erfolg mit ihren Kunstwerken hat, ist ihr Einkommen unbeständig, und sie muss oft mit finanziellen Unsicherheiten kämpfen.
    • Politische Ansicht: Kritikerin der Weimarer Gesellschaft, engagiert sich für avantgardistische Kunst und steht der Politik skeptisch gegenüber.
  12. Erna Weber
    • Beruf: Studentin an der Universität
    • Wirtschaftliche Situation: Helga lebt in einem Studentenwohnheim und finanziert ihr Studium durch Stipendien, Nebenjobs und Unterstützung von Eltern. Sie hat kaum finanzielle Mittel, aber eine starke Bildungs- und Karriereorientierung.
    • Politische Ansicht: Aktivistin der Frauenbewegung und Befürworterin der Ziele der Weimarer Republik für Gleichberechtigung und Demokratie.

Wahlplakate

Reichstagswahl 1930

Reichstagswahl 1919

ToDo (weitere ToDos)
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Weitere Plakate und Wahlergebnisse

(Ich habe den Text als doppelseitiges Arbeitsblatt und die Plakate als laminierte Collage ausgegeben. --Matthias Scharwies (Diskussion) 08:37, 7. Jan. 2023 (CET)

Quellen

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine überarbeitete Textübernahme aus: Das deutsche Parteiensystem in der Weimarer Republik 1919-1933 von Gert Egle (teachSam)

  1. Parteien in der Weimarer Republik Parteienspektrum im Links-Rechts-Schema (teachSam.de)
  2. Herbert, Ulrich (2014):Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, München 2014, S.220
  3. ebenda, S.220