Bodenhistorie/Justus von Liebig: Mineralstofftheorie und Bodendüngung: Unterschied zwischen den Versionen
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{{Datei:Minimum-Tonne.svg|thumb|200 px|left|Veranschaulichung: eine Tonne, in der eine Daube nicht ganz so lang ist wie die restlichen, lässt sich nur bis zur Höhe dieser Latte füllen, genauso kann ein Organismus sich nur dementsprechend entwickeln, wie es der am geringsten vorhandene Stoff erlaubt. Dieser Stoff wird als Minimumfaktor bezeichnet}} | |||
Version vom 17. Mai 2009, 14:45 Uhr
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Die Liebigsche Mineralstofftheorie
Waren die Forschungen und Versuche zur Ermittlung des Stoffes, der die Fruchtbarkeit des Bodens ausmachen sollte, bis Anfang des 19.Jahrhunderts noch recht monokausal gewesen, so kamen die Forscher über chemisch - analytische Methoden ein gutes Stück voran. Dabei war der Ausgangspunkt weniger die Aufschlüsselung der Bodensubstanz, sondern die Aufschlüsselung der pflanzlichen Substanz in ihre Grundteile Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor, Schwefel etc., woraus sich der Umkehrschluß anbot, dass das, woraus die Pflanzen bestehen, auch ihr Wachstum fördern müsse. Es war eindeutig erwiesen, dass eine Pflanze, wenn sie keine Nährstoffe enthielt, wenn sie in chemisch reinem Wasser aufgezogen wurde, dass dann die Antriebskräfte sehr bald versagten, sobald die Nährstoffvorräte des Samens erschöpft waren. Aber welche Bedeutung hatten dann die Bestandteile der Luft, insbesondere der Luftstickstoff und der Kohlenstoffdioxidgehalt? Die Wissenschaft tat sich schwer.
Justus von Liebig (1803-1873 [1] stellte vorhandene und eigene Versuchsergebnisse zu einer Theorie zusammen, die mit seinem Namen gekennzeichnet wurde und in ihren Grundzügen auch heute noch gültig ist. Liebigs These:
"Im Gegensatz zu den unorganischen Nahrungsstoffen, welche die Pflanzen aus der Luft empfangen, bedürfen sie zur Bildung und Entwicklung ihres Leibes gewisser unorganischer Substanzen (aus dem Boden)."
Justus von Liebig/ Agrikulturchemei/8. Auflage 1865
Liebigs Leistung lag in der Differenziertheit seiner Aussagen und seiner Folgeschlüsse. Er trennte ganz klar die "atmosphärischen Nährstoffe," den "Kohlenstoff, den Wasserstoff und den Stickstoff", von den mineralischen Nährstoffen des Bodens, den "Phosphaten, den Kali - und Magnesiumsalzen, dem Kalk, den Sulfaten, den Ammaoniaksalzen und Nitraten." Aus den analytischen Ergebnissen zog Liebig zahlreiche theoretische und praktische Schlüsse.
Beispiele:
a)"Ein Boden ist fruchtbar für eine gegebene Pflanzengattung, wenn er die für diese Pflanze notwendigen mineralischen Nahrungsstoffe in gehöriger Menge, in dem richtigen Verhältnis und in der zur Aufnahme geeigneten Beschaffenheit enthält."
Justus von Liebig/ Agrikulturchemei/8. Auflage 1865
c)Das Gesetz vom Minimum: "Das Wachstum und der Ertrag einer Pflanze wird von dem Nährelement oder Wachstumsfaktor bestimmt, der ihr in geringster Menge (Minimum) zur Verfügung steht.
Justus von Liebig/ Agrikulturchemei/8. Auflage 1865
Es waren über 50 Thesen, die Liebig formulierte. Seine wichtigste und in ihren Konsequenzen weitreichendste Schlußfolgerung lautete, es müsste möglich sein, fehlende mineralische Nährstoffe im Boden durch eine gezielte Mineraldüngung zu ersetzen. Liebig errechnete für eine Reihe von Pflanzen die günstigste Zusammensetzung eines Mineraldüngers und übertrug
die Herstellung dieses Düngers der Firma Muspratt und Co. in Liverpool. Er ließ den sog. "Patentdünger" wasserunlöslich aufbereiten, damit der Dünger nicht ausgewaschen werden konnte. Das Ergebnis war für den Erfinder niederschmetternd, denn der Patentdünger versagte in der Praxis . Es dauerte Jahre, bis Liebig seinen Fehler einsah, dass die Pflanzen Nährstoffe nur in gelöster Form aufnehmen können und dass der Dünger dementsprechend aus leicht löslichen Salzen bestehen musste. Liebig:
"Ich hatte mich an der Weisheit des Schöpfers versündigt und dafür meine gerechte Strafe empfangen. Ich wollte sein Werk verbessern, und in meiner Blindheit glaubte ich, daß in der wundervollen Kette von Gesetzen ein Glied vergessen worden sei, was ich, der schwache ohnmächtige Wurm, ersetzen müsse Die Alkalien, bildete ich mir ein, müsse man unlöslich machen, weil sie der Regen sonst entführe.. . und so verlieh der große Baumeister den Trümmern dieser Krume das Vermögen, alle diejenigen Elemente, welche zur Ernährung der Pflanzen und damit der Tiere dienen, anzuziehen und festzuhalten..."...
Justus von Liebig/ Agrikulturchemei/8. Auflage 1865
- ↑ Justus von Liebig / Agrikulturchemie/ 8, Auflage 1865