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Geschichte des Reisens: Unterschied zwischen den Versionen
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* Wolfgang Schivelbusch: Geschichte der Eisenbahnreise. Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19.Jahrhundert. Fischer (Tb.), Frankfurt 2000 | * Wolfgang Schivelbusch: Geschichte der Eisenbahnreise. Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19.Jahrhundert. Fischer (Tb.), Frankfurt 2000 | ||
* Gabriele M. Knoll; Kulturgeschichte des Reisens. Von der Pilgerfahrt zum Badeurlaub. Stuttgart 2005. 160 Seiten, 120 Abb. meist in Farbe, geb. | |||
:"Der reich bebilderte Band gibt einen informativen und unterhaltsamen Überblick über rund 600 Jahre Kulturgeschichte des Reisens. Die Darstellung beginnt im Mittelalter und reicht von der Pilgerreise über die Geschäftsreise und die Kavalierstour im 18. Jahrhundert bis zum Pauschalurlaub. Historische Reiseziele und Hotelbauten werden ebenso berücksichtigt wie die Entwicklung neuer Verkehrsmittel, die Reisen in weit entfernte Länder erst möglich machten. Nicht zuletzt kommen berühmte Reisende zu Wort, von Goethe bis zu Charles de Gaulle." | |||
:Rezension dazu: [http://www.sehepunkte.de/2007/11/12013.html www.sehepunkte.de] | |||
* Philipp Prein: Bürgerliches Reisen im 19. Jahrhundert. Freizeit, Kommunikation und soziale Grenzen (= Kulturgeschichtliche Perspektiven; Bd. 3), Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2005, 297 S. | |||
:"Wenn jemand eine Reise tut, | So kann er was verzählen". Mit diesen Versen beginnt Mathias Claudius sein 1786 erschienenes Gedicht "Urians Reise um die Welt". Im 19. Jahrhundert bekam das Verspaar Flügel, da die dialogische Struktur des Liedes im Sprichwort auf den inneren Zusammenhang von Reise und Erzählung zugespitzt, das Selbstverständnis bürgerlichen Reisens in kongenialer Weise spiegelte. Kaum ein anderes Medium ermöglichte die Verständigung über soziale und nationale Zugehörigkeit so wie der Reisebericht. In ihm konnte gleichermaßen Fremd- und Selbsterfahrung, historische Tiefe und soziale Distinktion zur Sprache gebracht und vergleichend verhandelt werden. Nicht die Mitteilung etwaiger Neuigkeiten dominiert daher die Reiseberichte des 19. Jahrhunderts, sondern die diskursive Verständigung über Erlebnisse und Eindrücke steuert Auswahl und Darstellung. [...] | |||
:Die Hauptthese der Studie, nach der Reisen im Sinne eines rite de passage Alltagsroutinen vorübergehend außer Kraft setzte und dadurch einen Gegen-Alltag schaffte, wird im dritten Kapitel diskutiert. Die Imagination eines Gegen-Alltags wurde, wie Prein überzeugend ausführt, nicht erst durch den Exotismus einer Weltreise ermöglicht, sondern auch durch spielerische, sportliche oder religiöse Praktiken auf kleineren Ausflügen. Prein zeigt, wie sich die unterschiedlichen Typen etwa der Bildungs- und Bäderreise oder der Städtetour und der Alpenbesteigung unter dem gemeinsamen Aspekt der Suche nach Alltagsalternativen integrieren lassen." (Aus der Besprechung in [http://www.sehepunkte.de/2006/03/8935.html www.sehepunkte.de]) | |||
==Linktipps== | ==Linktipps== |
Version vom 17. Juli 2017, 16:06 Uhr
Überblick
Eine kleine Weltgeschichte des Reisens | ||||
Wann | Warum | Wohin | Wer | Womit |
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Mittelalter | Kreuzzüge, Pilgerreisen, Wallfahrten, Handelsreisen Bettlerzüge | Jerusalem, Rom, Santiago de Compostella | Ritter, Abenteurer Gläubige Kaufleute landloses Volk | zu Fuß, zu Pferd, zu Schiff |
15.-17. Jh. | Entdeckung, Eroberung, Bereicherung | El Dorado (Gold), China (Seide), Indien (Tee, Gewürze) | Abenteurer (adlig, verarmt), Missionare, Seefahrer | zu Fuß, zu Pferd, mit dem Schiff |
18. Jh. | Kavalierstour Bildungs- und Geschäftsreise Bildungsreise, Entdeckungsreise Revolutionstourismus (Paris) | Höfe Italiens und Frankreich, Holland, England Mittelmeerraum (Italien), Australien, Amazonas | Adelsnachwuchs (+Hofmeister) Kaufmannsnachswuchs Künstler (u.a. Winkelmann, Moritz, Goethe) James Cook, A. v. Humboldt | zu Fuß, zu Pferd, mit Kutsche |
19. Jh. | Kolonialtourismus, Nationaltourismus, Emigration | Afrika, Galapagos der 'deutsche' Rhein, Amerika, Frankreich | Militär, Abenteurer, Profiteure, Verwaltung deutsche Patrioten Handwerker, Oppositionelle, religiöse Freidenker | Schiff, Eisenbahn |
20. Jh. | "Wandervogel" "Kraft durch Freude" (KDF) Flucht und Vertreibung, Umsiedlung Erholungs-, Freizeit-, Vergnügungs-, Abenteuer-Tourismus Pauschaltourismus Jugendaustausch | Heimat Deutschland von Ost nach West Mittelmeerraum, Übersee | akademische Jugend Arbeiter und Angestellte nationale Minderheiten Mittelstand Schüler | zu Fuß, Eisenbahn, Auto, Bus, Schiff, Flugzeug |
Lektüretipps
- Wolfgang Schivelbusch: Geschichte der Eisenbahnreise. Zur Industrialisierung von Raum und Zeit im 19.Jahrhundert. Fischer (Tb.), Frankfurt 2000
- Gabriele M. Knoll; Kulturgeschichte des Reisens. Von der Pilgerfahrt zum Badeurlaub. Stuttgart 2005. 160 Seiten, 120 Abb. meist in Farbe, geb.
- "Der reich bebilderte Band gibt einen informativen und unterhaltsamen Überblick über rund 600 Jahre Kulturgeschichte des Reisens. Die Darstellung beginnt im Mittelalter und reicht von der Pilgerreise über die Geschäftsreise und die Kavalierstour im 18. Jahrhundert bis zum Pauschalurlaub. Historische Reiseziele und Hotelbauten werden ebenso berücksichtigt wie die Entwicklung neuer Verkehrsmittel, die Reisen in weit entfernte Länder erst möglich machten. Nicht zuletzt kommen berühmte Reisende zu Wort, von Goethe bis zu Charles de Gaulle."
- Rezension dazu: www.sehepunkte.de
- Philipp Prein: Bürgerliches Reisen im 19. Jahrhundert. Freizeit, Kommunikation und soziale Grenzen (= Kulturgeschichtliche Perspektiven; Bd. 3), Münster / Hamburg / Berlin / London: LIT 2005, 297 S.
- "Wenn jemand eine Reise tut, | So kann er was verzählen". Mit diesen Versen beginnt Mathias Claudius sein 1786 erschienenes Gedicht "Urians Reise um die Welt". Im 19. Jahrhundert bekam das Verspaar Flügel, da die dialogische Struktur des Liedes im Sprichwort auf den inneren Zusammenhang von Reise und Erzählung zugespitzt, das Selbstverständnis bürgerlichen Reisens in kongenialer Weise spiegelte. Kaum ein anderes Medium ermöglichte die Verständigung über soziale und nationale Zugehörigkeit so wie der Reisebericht. In ihm konnte gleichermaßen Fremd- und Selbsterfahrung, historische Tiefe und soziale Distinktion zur Sprache gebracht und vergleichend verhandelt werden. Nicht die Mitteilung etwaiger Neuigkeiten dominiert daher die Reiseberichte des 19. Jahrhunderts, sondern die diskursive Verständigung über Erlebnisse und Eindrücke steuert Auswahl und Darstellung. [...]
- Die Hauptthese der Studie, nach der Reisen im Sinne eines rite de passage Alltagsroutinen vorübergehend außer Kraft setzte und dadurch einen Gegen-Alltag schaffte, wird im dritten Kapitel diskutiert. Die Imagination eines Gegen-Alltags wurde, wie Prein überzeugend ausführt, nicht erst durch den Exotismus einer Weltreise ermöglicht, sondern auch durch spielerische, sportliche oder religiöse Praktiken auf kleineren Ausflügen. Prein zeigt, wie sich die unterschiedlichen Typen etwa der Bildungs- und Bäderreise oder der Städtetour und der Alpenbesteigung unter dem gemeinsamen Aspekt der Suche nach Alltagsalternativen integrieren lassen." (Aus der Besprechung in www.sehepunkte.de)