Petrarkismus
Inhaltsverzeichnis
Materialien
Drei Beispiele
Johann Georg Greflinger (ca.1620 – ca.1677)
An eine vortreffliche,
schöne und tugendbegabte Jungfrau
Gelbe Haare, güldne Stricke,
Taubenaugen, Sonnenblicke,
Schönes Mündlein von Korallen;
Zähnlein, die wie Perlen fallen,
Lieblichs Zünglein in dem Sprachen,
Süßes Zürnen, süßes Lachen,
Schnee- und lilienweiße Wangen,
Die voll roter Rosen hangen,
Weißes Hälslein gleich dem Schwanen,
Ärmlein, die mich recht gemahnen
Wie ein Schnee, der frisch gefallen,
Brüstlein wie zween Zuckerballen,
Lebensvoller Alabaster,
Große Feindin aller Laster,
Frommer Herzen schöner Spiegel,
Aller Freiheit güldner Zügel,
Ausbund aller schönen Jugend,
Aufenthaltung aller Tugend,
Hofstatt aller edlen Sitten:
Ihr habt mir mein Herz bestritten!
Martin Opitz
Ach Liebste, laß uns eilen (1624)
Ach Liebste, laß uns eilen,
Wir haben Zeit:
Es schadet das Verweilen
Uns beiderseit.
Der edlen Schönheit Gaben
Fliehn Fuß für Fuß,
Daß alles, was wir haben,
Verschwinden muß.
Der Wangen Zier verbleichet,
Das Haar wird greis,
Der Augen Feuer weichet,
Die Brunst wird Eis.
Das Mündlein von Korallen
Wird ungestalt,
Die Händ als Schnee verfallen
Und du wirst alt.
Drum laß uns jetzt genießen
Der Jugend Frucht,
Eh als wir folgen müssen
Der Jahre Flucht.
Wo du dich selber liebest,
So liebe mich,
Gib mir, daß, wenn du gibest,
Verlier' auch ich.
Christian von Hofmannswaldau (1617-1679)
Vergänglichkeit der Schönheit
Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand
Dir endlich mit der Zeit um deine Brüste streichen,
Der liebliche Korall der Lippen wird verbleichen;
Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand.
Der Augen süßer Blitz, die Kräfte deiner Hand,
Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen,
Das Haar, das itztund kann des Goldes Glanz erreichen,
Tilgt endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band.
Der wohlgesetzte Fuß, die lieblichen Gebärden,
Die werden teils zu Staub, teils nichts und nichtig werden,
Dann opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht.
Dies und noch mehr als dies muß endlich untergehen,
Dein Herze kann allein zu aller Zeit bestehen,
Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht.
Übung
Linkliste
- Literaturwissenschaft-online
Die folgenden Ausführungen zur Liebeslyrik des 17. Jahrhunderts berücksichtigen auch die Rolle von Francesco Petrarca und des Petrarkismus:
Deutsche Liebeslyrik des 17. Jahrhunderts - Zusammenfassung (Albert Meier, Literaturwissenschaft-online)
Liebesdichtung des 17. Jahrhunderts - Folien (Albert Meier, 17.06.2003, Literaturwissenschaft-online)