Lernpfad Umwelt und Konsum/Alltäglicher Konsum
Inhaltsverzeichnis
Was ist Konsum?
In diesem Abschnitt werden wir uns weiter mit dem Thema "alltäglicher Konsum" beschäftigen und hinterfragen das Konsumverhalten unserer Gesellschaft..
Konsum ist eine Voraussetzung für das Funktionieren des Wirtschaftskreislaufes. Kritiker beklagen die schädlichen Wirkungen unreflektierten Ressourcenverbrauchs für Gesellschaft und Umwelt; Befürworter weisen den impliziten Vorwurf der Lüge zurück. Neben den Gebrauchswert sei ein Fiktionswert getreten.
Konsum - der Kauf von auf dem Markt angebotenen Waren und Dienstleistungen - ist eine Voraussetzung für das Funktionieren des Wirtschaftskreislaufes. Um diesen in Gang zu halten, gilt es, beständig (neue) Interessen, Bedürfnisse und Wünsche zu wecken. Die Finanzkrise bzw. die Anstrengungen von Politik und Wirtschaft, diese zu bewältigen, führen es vor Augen: Damit die Menschen weiter konsumieren können, pumpt der Staat Geld in einen Kreislauf, der ins Schlingern oder Stocken zu geraten droht.
Die "Konsumgesellschaft" ist immer auch eine "Wegwerfgesellschaft", in der Müllberge ebenso schnell wachsen, wie sich Warenlager füllen. Kritiker beklagen die schädlichen Wirkungen unreflektierten Ressourcenverbrauchs für Gesellschaft und Umwelt; sie sprechen von einer Täuschung der Käufer: Je weniger die produzierten Waren noch für die Befriedigung der Grundbedürfnisse erforderlich seien, desto mehr werde auf ihren Imaginations- und Inszenierungswert gesetzt. Befürworter des Konsumismus weisen den impliziten Vorwurf der Lüge zurück. Neben den Gebrauchswert sei ein Fiktionswert getreten: in Gestalt von Angeboten, die auf die Gefühlswelt der Konsumenten zielten, sie von Stress befreiten oder "fitter" machten.
Doch es gibt auch eine Käufergruppe, die eher den moralischen Wert von Gütern schätzt und auf nachhaltigen Konsum setzt. Dabei geht es idealerweise nicht darum, die Konsumfreiheit einzuschränken, sondern diese verantwortlich(er) auszugestalten. Eine solche Haltung kann nur entwickeln, wer gut informiert ist. Bessere Verbraucherinformationen sind daher ein Schritt in die richtige Richtung. Der Markt hat diese Gruppe längst im Blick. Moral und Verantwortung sind ebenso zu Marktfaktoren geworden wie die Psyche der Konsumenten. (Quelle: [www.bpb.de])
Containern
Foodsharing
- ISS' DOCH MAL MÜLL!
Es ist noch früh am Morgen, als Heinz-Dieter Alpert die Berliner Markthalle 9 betritt und fürchtet, dass er wieder mit leeren Händen heimkehren wird. Seit 1974 wohnt der Rentner in Kreuzberg und hat miterlebt, wie sich der Stadtteil seither veränderte. Auch die Produkte auf den Märkten sind deutlich edler und teurer geworden: "Das Zeug hier ist nicht in meiner Preisklasse."
Und dennoch hat er Aussicht, seinen Hunger zu stillen. Seit Anfang diesen Jahres leistet die neu gegründete Plattform Foodsharing Hilfe. In einem dafür aufgestellten Kühlschrank kann übrig gebliebenes Essen hinterlegt und von anderen wieder abgeholt werden. Ziel ist es, der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.
- Bio-Eier und Tomaten zu verschenken
Alpert, der auf einem Hof aufgewachsen ist, auf dem öfter geschlachtet wurde, hat wenig Verständnis dafür, dass heute viel genießbares Essen weggeworfen wird: "Wären wir damals nach Verfallszahlen gegangen, hätten wir das ganze Jahr nichts zu essen gehabt." Heute dagegen hat er Glück und findet im Kühlschrank Bio-Eier und Tomaten, die andere Leute dort vor 30 Minuten hinterlassen haben.
Dass der Kühlschrank Leuten wie Alpert neuerdings zur Verfügung steht, ist auch Florian Kliem zu verdanken. Der gelernte Koch ist Mitbegründer der Kantine 9, eines Restaurants, das regionale Bioprodukte verarbeitet. Privat pflegt er enge Kontakte zu den Gründern von Foodsharing, einer Gruppe von Lebensmittel-Aktivisten, die eine Online-Plattform ins Leben gerufen haben. Der 28-Jährige half mit, in der Markthalle 9 eine Stelle für den Essenstausch einzurichten. Anfangs brachten vor allem Tafeln und soziale Einrichtungen übriggebliebene Lebensmittel. Nach und nach lieferten jedoch auch immer mehr Privatpersonen.
- "Das Fleisch meiner Schweine wegzuwerfen, tut in der Seele weh"
Als Projekt für Bedürftige sieht Kliem die Initiative jedoch nicht. Dass die vor der Mülltonne "geretteten" Lebensmittel gratis sind, ist für ihn nur ein Nebeneffekt. Vielmehr geht es ihm um den gewissenhaften Umgang mit Essen, das nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums oft weggeworfen wird, obwohl es noch genießbar ist.
Ähnlich sieht das der Schweinehalter Jan Bartholdy, der einen Fleischstand in der Markthalle betreibt. Weil auch er übriggebliebene Ware nicht wegschmeißen will, legt er Reste immer wieder in den Kühlschrank: "Wir verkaufen hier Produkte von Tieren, die wir lange großgezogen haben. Es tut einfach in der Seele weh, das wegzuwerfen."
- Satt werden für 15 Euro im Monat
Um die vielen Menschen in Deutschland zu erreichen, die ähnliche Schmerzen beim Wegwerfen von Lebensmitteln empfinden, haben die Aktivisten von Foodsharing eine Internetplattform entwickelt. Auf der Webseite foodsharing.de, die Mitte Dezember online ging, kann jeder Mitglied werden und ein Essenspaket als Angebot abgeben. Nutzer können sich dann an einem beliebigen Ort verabreden, um das Paket zu übergeben.
Als die 61-jährige Rita Heisele von der neuen Plattform erfuhr, ist bei ihr "sofort ein Motor angesprungen". Sie war begeistert und nutzt diesess Angebot inzwischen so oft wie möglich. So schafft sie es, sich fast nur noch von übriggebliebenem Essen anderer Mitglieder zu ernähren. Ihre monatlichen Ausgaben für Lebensmittel sanken von 120 Euro auf 15 Euro.
Dafür muss sie auf der Hut sein, denn auf der Plattform gibt es mehr Menschen, die Essen suchen als anbieten. "Wenn mein Computer an ist, habe ich immer die Webseite von Foodsharing offen", sagt Heisele. So gibt es heute einen Wettbewerb um Dinge, die bis vor kurzem noch auf der Müllkippe landeten.
Der Artikel wurde von Robert Fisher im Rahmen des TrenntJugend-Workshops recherchiert und geschrieben. Robert ist 18 Jahre alt und macht seit Herbst 2012 in der Bundesgeschäftsstelle der BundJugend ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ). Er interessiert sich für Musik, Politik und Medien und hat schon einiges an journalistischer Erfahrung im Gepäck – z.B. für den Anti-Nazi-Blog "Störungsmelder" von Zeit online.
(Quelle: [1]
Tiere und Gerechtigkeit
Wenn Lebensmittel weggeworfen werden, sind dafür meist Lebewesen sinnlos gestorben. In diesem Abschnitt soll es um den australischen, utilitaristischen Philosophen Peter Singer gehen, der in seinem Buch "Praktische Ethik" fordert, auch Tiere gerecht zu behandeln.
(Quelle: Peter Singer - Praktische Ethik (Reclam 2013)