Französische Revolution/Frauen in der Französischen Revolution
- Lies die Quellen durch und
- Gib die Forderungen der Frauen am Vorabend der Revolution wieder.
- Lassen sich dabei unterschiedliche Arten von Forderungen erschließen und unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zuordnen?
- Erkläre, was an diesen Forderungen frauenspezifisch ist, und erläutere die Begründungen dieser Forderungen.
- Diskutiere die Forderung: "Frauen können nur durch Frauen vertreten werden".
Forderungen der Frauen 1789 (aus den Cahiers de Doléances[1]9
Die Frauen des Dritten Standes werden fast alle ohne Reichtümer geboren, ihre Erziehung wird sehr vernachlässigt oder ist höchst mangelhaft: besteht daraus, sie in die Schule zu einem Schulmeister zu schicken, der selbst nicht einmal das einfachste Wort der Sprache kennt, die er unterrichtet; sie gehen so lange dorthin, bis sie Messe in Französisch und die Vesper in Latein beten können."
Über die Töchter heißt es:
"Viele werden auch, einzig aus dem Grund, dass sie als Mädchen zur Welt gekommen sind, von ihren Eltern verschmäht, die es ablehnen, ihnen eine Ausstattung zu gewähren, um statt dessen ihr Vermögen einem Sohn zukommen zu lassen.2
"Haben sie die ersten Pflichten der Religion erfüllt, so lehrt man sie zu arbeiten; wenn sie schließlich ein Alter von 15 oder 16 Jahren erreicht haben, können sie 5 oder 6 Sous am Tag verdienen. Wenn die Natur ihnen die Schönheit versagt hat, heiraten sie, ohne Mitgift, einen armseligen Handwerker, fristen im hintersten Winkel der Provinz, unter Mühen und Plagen, ein kümmerliches Dasein und schenken Kindern das Leben, die großzuziehen sie außerstande sind. Wenn sie dagegen von Geburt hübsch, ohne Bildung, ohne Grundsätze und ohne einen Begriff von Moral sind, werden sie die Beute des erstbesten Verführers. und sterben als Opfer der Ausschweifung.
Was ist die Ehe? Sie ist - behauptet die Kirche - die rechtmäßige Verbindung eines Mannes und einer Frau, um sich zu heiligen. ( . .) Denn, wie sagt unser himmlischer Gesetzgeber von der Ehe? (......) Sie werden zwei sein in einem Fleisch. (.....) Ach was! Die Ehe ist eine rechtmäßige Verbindung, und in dieser Verbindung ist der Eine alles und die Andere nichts! Sie sind eins, und eine Hälfte dieser Einheit befehlt, die andere dient! Eine unterdrückt, die andere wird unterdrückt und kann diesen Zustand nicht beenden ! Und dieser Vertrag ist geheiligt!"
Bittschrift der Frauen des dritten Standes
"Wir bitten um Ausbildung und Beruf nicht, um uns die Befugnisse der Männer anzueignen, sondern, um höher von ihnen geachtet zu werden, und damit wir imstande sind, vor dem Elend geschützt zu leben. (. . .) Wir bitten Sie inständig, Sire, kostenlose Schulen einzurichten, wo wir unsere Sprache von Grund auf erlernen können, die Religion und die geistigen und sittlichen Werte, und eins wie das andere soll uns in seinem ganzen Umfang dargeboten werden.
Wir bitten darum, aus der Unwissenheit herauszutreten, um unseren Kindern eine vernünftige und angemessene Erziehung zukommen zu lassen und sie dadurch zu Untertanen heranzubilden, die würdig sind, Euch zu dienen. (. . .) In der gleichen Bittschrift verlangen die Frauen: "Dass die Männer, unter welchem Vorwand auch immer, nicht die Berufe ausüben können, die das Auskommen der Frauen sind, sei es Näherin, Stickerin, Putzmacherin etc. . . . Dass Ihr uns Stellungen zuweist die ausschließlich von uns bekleidet werden können . . ., nachdem wir eine strenge Prüfung abgelegt haben.
In einem anderen Beschwerdeheft heißt es: "Die Männer sollten Mädchen auch ohne Mitgift heiraten, uneheliche Kinder sollten anerkannt werden, Junggesellen sollten doppelt so hoch wie ledige Frauen besteuert werden; bestimmte Berufe sollten unverheirateten Mädchen, Witwen und Ehefrauen von armen Männern vorbehalten bleiben.
Ein anonymes, mit "Madame B*** B***" unterzeichnetes Beschwerdeschreiben an die Generalstände: "Wir trachten durchaus nicht nach den Würden des Regierungsamtes, noch nach dem Vorzug, in die Kabinettsgeheimnisse eingeweiht zu sein. Aber wir glauben, dass es den Frauen, den Witwen und Töchtern, die Ländereien oder anderes Vermögen besitzen, billigerweise gestattet sein muss, dem Thron ihre Beschwerden zu Füßen zu legen und dass es ebenso nur gerecht ist, ihre Stimmen zu zählen, da sie doch, wie die Männer, dazu verpflichtet sind, die königlichen Abgaben zu zahlen und den Verpflichtungen des Handels nachzukommen. Man wird eventuell vorbringen, alles, was man ihnen gewähren könne, sei, ihnen zu gestatten, sich durch Bevollmächtigte in den Generalständen vertreten zu lassen.
Man könnte dem entgegnen, es sei mit Fug und Recht erwiesen, dass weder ein Adliger einen Nichtadligen vertreten kann, noch dieser einen Adligen; ebenso kann, mit größerem Recht, kein Mann eine Frau vertreten, da doch der Vertreter völlig die gleichen Interessen haben muss, wie der Vertretene. Folglich können Frauen nur von Frauen vertreten werden. "
Die Erklärung der Menschenrechte
Dass sich die Erklärung nur auf Männer bezieht, wird im Text nicht ausdrücklich erwähnt, verstand sich jedoch dem Zeitgeist entsprechend nahezu von selbst – nicht jedoch für die französische Rechtsphilosophin und Schriftstellerin Olympe de Gouges
, die 1791 die Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne („Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin
“) veröffentlichte, in der sie die völlige Gleichstellung
der Frau mit dem Mann forderte.
Ludwig XVI., dessen Unterschrift gebraucht wurde, damit die Dekrete der Nationalversammlung in Kraft treten konnten, machte allerlei juristische Vorbehalte geltend und versuchte als Gegenleistung für seine Zustimmung eine möglichst starke Veto-Position in der künftigen Verfassung herauszuschlagen. Zudem beorderte er neuerlich ein auswärtiges flandrisches Regiment nach Versailles, dessen Offiziere bei einem königlichen Bankett am 1. Oktober die blau-weiß-rote Kokarde unter ihren Stiefeln zertraten. Der Vorgang wurde in Paris bekannt und heizte eine bei anhaltend hohem Brotpreis und Versorgungsmängeln ohnehin aufgeladene Stimmung weiter an. Jean-Paul Marat
, der im September 1789 seine Zeitung „Der Volksfreund“
gegründet hatte, hielt mit anderen gemeinsam die Pariser auf dem Laufenden und mit Warnhinweisen auf die „Verschwörung der Aristokraten“ gegen das Volk in revolutionärer Spannung.
Zug der Frauen nach Versailles
Am 5. Oktober versammelte sich vor dem Rathaus eine hauptsächlich aus Frauen (Poissarden) bestehende mehrtausendköpfige Menge in der Absicht, nach Versailles zu ziehen, um ihre Forderungen vor Ort geltend zu machen. Unter dem Geläut der Sturmglocken verließen sie Paris; später folgten ihnen 15.000 Nationalgardisten und zwei Vertreter der Stadtverwaltung mit dem Auftrag, den König nach Paris zu bringen. Ludwig XVI. empfing die Frauen, versprach Lebensmittellieferungen und unterschrieb unter dem Eindruck der Bedrängnis die Dekrete der Nationalversammlung. Die Lage schien entspannt; doch die Frauen blieben über Nacht, bewachten das Schloss und setzten auch der Nationalversammlung mit ihren Brotforderungen und Zwischenrufen zu.
Am darauffolgenden Vormittag drängten sie ins Schloss und erzwangen gemeinsam mit Stadtbeauftragten und Nationalgardisten das Zugeständnis des Königs, nach Paris umzuziehen. Die Nationalversammlung schloss sich an. „Am frühen Nachmittag machte sich der endlose Zug lärmend auf den Weg nach Paris. An der Spitze marschierten Einheiten der Nationalgarde; auf jedem Bajonett steckte ein Brotlaib. Dann folgen die Frauen, mit Piken und Flinten bewaffnet oder Pappelzweige schwingend; sie begleiten die Getreidewagen und die Kanonen. Hinter den entwaffneten königlichen Soldaten mit der Trikoloren-Kokarde der Leibgarde, dem Flandrischen Regiment und der Schweizergarde
rollt langsam wie ein Leichenwagen die Karosse mit der königlichen Familie[…] Daran schließen sich die Wagen der Abgeordneten, und den Schluss bildet die riesige Volksmenge mit dem Hauptteil der Nationalgarde. Als sei die Symbolkraft dieses Zuges noch nicht einleuchtend genug, rufen die Leute: ‚Wir bringen den Bäcker, die Bäckersfrau und den Bäckerjungen!’“[2] Monarch und Nationalversammlung würden fortan den Pressionen des Volkes in der Kapitale Paris ausgesetzt sein.
Lernpfad Französische Revolution
- Ursachen
- Die 3 Revolutionen des Jahres 1789
- Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte
- Frauen in der Französischen Revolution
- Versuch einer konstitutionellen Monarchie
- Tugend und Terror
Weblinks
- ↑ Vorlage:Wepde
- ↑ Furet /Richet 1981, S. 122f.
Materialien
- Freiheit für alle! Frauen in der französischen Revolution ARTE TV (1:32:23)
Frauen waren in der Französischen Revolution treibende Kräfte des Wandels, doch sie verschwanden aus den Geschichtsbüchern. "Freiheit für alle! Die Frauen der Französischen Revolution" haucht ihren Geschichten neues Leben ein. Der Dokumentarfilmzeigt das ganze Räderwerk der Französischen Revolution mitsamt der bisherigen Leerstelle: dem politischen Engagement der Frauen. - Frauen als Akteurinnen der Revolution (historicum.net)

