Texterschließung: Unterschied zwischen den Versionen
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Eine '''Texterschließung''' als Arbeitsform zielt im Unterschied zur [[Textwiedergabe]] nicht darauf ab, einen Text so klar und übersichtlich wie möglich vorzustellen, sondern aufzuzeigen, was man von einem vorliegenden schwierigen Text verstanden hat. | Eine '''Texterschließung''' als Arbeitsform zielt im Unterschied zur [[Textwiedergabe]] nicht darauf ab, einen Text so klar und übersichtlich wie möglich vorzustellen, sondern aufzuzeigen, was man von einem vorliegenden schwierigen Text verstanden hat. | ||
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Dies kann man an unterschiedlich schwierigen Texten üben. Für den Test empfiehlt sich ein etwas einfacherer Text, für den nur '''drei''' Schritte ausformuliert werden sollen: Thema (Worum geht es?), Textwiedergabe und roter Faden. | Dies kann man an unterschiedlich schwierigen Texten üben. Für den Test empfiehlt sich ein etwas einfacherer Text, für den nur '''drei''' Schritte ausformuliert werden sollen: Thema (Worum geht es?), Textwiedergabe und roter Faden. | ||
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''In diesem Entwurf zu einem Vorwort versucht Lessing im {{wpde|Fragmentenstreit|Fragmentenstreit}} sein Plädoyer für ein aufgeklärtes Verhältnis zu Religionen als einen Versuch der Vermittlung zwischen {{wpde|Orthodoxie|orthodoxem}} Bibelverständnis und radikaler {{wpde|Religionskritik|Religionskritik}} zu beschreiben. Insofern kann man den Text als eine rationale Rechtfertigung der Intention seines im selben Jahre erschienenen Theaterstücks | ''In diesem Entwurf zu einem Vorwort versucht Lessing im {{wpde|Fragmentenstreit|Fragmentenstreit}} sein Plädoyer für ein aufgeklärtes Verhältnis zu Religionen als einen Versuch der Vermittlung zwischen {{wpde|Orthodoxie|orthodoxem}} Bibelverständnis und radikaler {{wpde|Religionskritik|Religionskritik}} zu beschreiben. Insofern kann man den Text als eine rationale Rechtfertigung der Intention seines im selben Jahre erschienenen Theaterstücks [[Nathan der Weise]] verstehen.'' | ||
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Lessing schreibt, er habe viele Schriften über Religion gelesen, weil sie in Mode waren. Da er so viele davon gelesen habe, habe er auch Interesse für die Schriften der Gegenseite entwickelt und sich bei der Lektüre um ein gerechtes Urteil bemüht. Dabei sei er, je mehr Schriften er gelesen habe, desto mehr durch die Schriften ''für'' das Christentum gegen das Christentum eingenommen worden, dagegen von den Schriften ''gegen'' das Christentum darin | Lessing schreibt, er habe viele Schriften über Religion gelesen, weil sie in Mode waren. Da er so viele davon gelesen habe, habe er auch Interesse für die Schriften der Gegenseite entwickelt und sich bei der Lektüre um ein gerechtes Urteil bemüht. Dabei sei er, je mehr Schriften er gelesen habe, desto mehr durch die Schriften ''für'' das Christentum gegen das Christentum eingenommen worden, dagegen von den Schriften ''gegen'' das Christentum darin bestärkt worden, am Christentum festzuhalten. Das müsse auch mit der Art, wie in diesen Schriften argumentiert worden sei, zusammenhängen. | ||
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Es ist ''nicht'' ganz einfach zu erkennen, dass Lessing mit dieser Vorrede zu seiner geplanten Schrift über Bibelverehrung zu verstehen gibt, dass seiner Meinung nach die eifrigsten Verteidiger des Christentums dem Christentum den größten Schaden antun. Und das, obwohl er es in den letzten Sätzen ganz deutlich ausspricht. | Es ist ''nicht'' ganz einfach zu erkennen, dass Lessing mit dieser Vorrede zu seiner geplanten Schrift über Bibelverehrung zu verstehen gibt, dass seiner Meinung nach die eifrigsten Verteidiger des Christentums dem Christentum den größten Schaden antun. Und das, obwohl er es in den letzten Sätzen ganz deutlich ausspricht. | ||
Denn er hütet sich - wie auch in seiner Schrift "Über den Beweis des Geistes und der Kraft" - ''offen'' auszusprechen, dass er einen vernunftwidrigen Glauben an Wunder für ein Zeichen von Unverstand hält. Vielmehr verteilt er in dieser Vorrede die Kritik noch gleichmäßig auf Verteidiger und Kritiker des Christentums. Dass er als | Denn er hütet sich - wie auch in seiner Schrift "Über den Beweis des Geistes und der Kraft" - ''offen'' auszusprechen, dass er einen vernunftwidrigen Glauben an Wunder für ein Zeichen von Unverstand hält. Vielmehr verteilt er in dieser Vorrede die Kritik noch gleichmäßig auf Verteidiger und Kritiker des Christentums. Dass er als [[Aufklärung|Aufklärer]] aber kein Befürworter von Bibelverehrung ohne vernünftige Kritik sein kann, das kann man sich denken, auch wenn er aus Rücksicht auf die orthodoxe buchstabengläubige Mehrheit es vermeidet, das ganz deutlich auszusprechen. | ||
Er kündigt also keine Schrift für oder gegen das Christentum an, sondern eine Schrift über Bibelverehrung. Und dass diese kritisch ausfallen wird, rechtfertigt er in diesem Vorwort. | Er kündigt also keine Schrift für oder gegen das Christentum an, sondern eine Schrift über Bibelverehrung. Und dass diese kritisch ausfallen wird, rechtfertigt er in diesem Vorwort. | ||
== Unterrichtsreihen == | == Unterrichtsreihen == | ||
* [[DSB | * [[DSB/Erschließung poetischer Texte – Kurzprosa|Erschließung poetischer Texte – Kurzprosa]] ([[Digitale Schule Bayern/Deutsch]]) | ||
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== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Arbeitstechniken]] | * [[Arbeitstechniken]] | ||
* [[ | * [[Methoden im Deutschunterricht]] | ||
* [[Reziprokes Lesen]] | * [[Reziprokes Lesen]] | ||
* [[Unterrichtsmethoden]] | * [[Unterrichtsmethoden]] | ||
[[Kategorie:Methoden für Deutsch]] | [[Kategorie:Methoden für Deutsch]] |
Version vom 18. Juni 2009, 18:34 Uhr
Vorlage:Kurzinfo-1 Eine Texterschließung als Arbeitsform zielt im Unterschied zur Textwiedergabe nicht darauf ab, einen Text so klar und übersichtlich wie möglich vorzustellen, sondern aufzuzeigen, was man von einem vorliegenden schwierigen Text verstanden hat.
Das ist besonders interessant bei naturwissenschaftlichen Texten, kann im Deutschunterricht aber auch sinnvoll an überdurchschnittlich schwierigen Texten geübt und getestet werden.
Zur Texterschließung gehören die Schritte:
- Orientierung im Text
- Bildung von Verstehensinseln (Heraussuchen der Stellen, wo man etwas versteht)
- Verbindungen zwischen Verstehensinseln suchen
- den roten Faden suchen
- abschließend über das Verstandene reflektieren
Dies kann man an unterschiedlich schwierigen Texten üben. Für den Test empfiehlt sich ein etwas einfacherer Text, für den nur drei Schritte ausformuliert werden sollen: Thema (Worum geht es?), Textwiedergabe und roter Faden.
Beispiel eines Tests zur Texterschließung
Lessing in der Vorrede zu einem Entwurf einer Abhandlung über »Bibliolatrie« (Bibelverehrung) aus dem Jahre 1779:
Einordnung des Textes
In diesem Entwurf zu einem Vorwort versucht Lessing im Fragmentenstreit sein Plädoyer für ein aufgeklärtes Verhältnis zu Religionen als einen Versuch der Vermittlung zwischen orthodoxem Bibelverständnis und radikaler Religionskritik zu beschreiben. Insofern kann man den Text als eine rationale Rechtfertigung der Intention seines im selben Jahre erschienenen Theaterstücks Nathan der Weise verstehen.
Text
Aufgabenstellung
- Worüber schreibt Lessing im vorliegenden Text?
- Geben Sie den Text mit Ihren eigenen Worten wieder.
- Stellen Sie kurz den „roten Faden“ dar.
Beispiel für eine Lösung
Reflexion zur Aufgabenstellung
Es ist nicht ganz einfach zu erkennen, dass Lessing mit dieser Vorrede zu seiner geplanten Schrift über Bibelverehrung zu verstehen gibt, dass seiner Meinung nach die eifrigsten Verteidiger des Christentums dem Christentum den größten Schaden antun. Und das, obwohl er es in den letzten Sätzen ganz deutlich ausspricht.
Denn er hütet sich - wie auch in seiner Schrift "Über den Beweis des Geistes und der Kraft" - offen auszusprechen, dass er einen vernunftwidrigen Glauben an Wunder für ein Zeichen von Unverstand hält. Vielmehr verteilt er in dieser Vorrede die Kritik noch gleichmäßig auf Verteidiger und Kritiker des Christentums. Dass er als Aufklärer aber kein Befürworter von Bibelverehrung ohne vernünftige Kritik sein kann, das kann man sich denken, auch wenn er aus Rücksicht auf die orthodoxe buchstabengläubige Mehrheit es vermeidet, das ganz deutlich auszusprechen.
Er kündigt also keine Schrift für oder gegen das Christentum an, sondern eine Schrift über Bibelverehrung. Und dass diese kritisch ausfallen wird, rechtfertigt er in diesem Vorwort.