Lernpfad Umwelt und Konsum/Bedeutung Konsum

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Version vom 24. September 2018, 20:51 Uhr von FrauSchütze (Diskussion | Beiträge)
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Aufgabe
Lies dir den folgenden Text genau durch. (Zeitvorgabe: 30 min.)

Der Ökologische Fußabdruck

Über den Ökologischen Fußabdruck

Ob Lebensmittel, Kleidung, Energie und Baumaterial oder schlicht die Luft zum Atmen – unser ganzes Leben hängt davon ab, was die Natur uns zur Verfügung stellt. Aber wie viel können die Ökosysteme uns zur Verfügung stellen? Und wie viel nutzen wir? Was müssen wir tun, damit alle Menschen auf dieser Erde gut leben können? Bei der Beantwortung dieser Fragen hilft der „Ökologische Fußabdruck“.

Lebensstile messbar machen

Die Idee für den Ökologischen Fußabdruck hatten die Wissenschaftler Mathis Wackernagel und William Rees in den 90er Jahren. Sie haben ein Buchhaltungssystem für die Umweltressourcen unserer Erde entwickelt.

Auf der Angebotsseite wird gemessen, welche Flächen der Planet hat: Wälder, Felder, Seen, Meere, Wüsten, Weiden, Steppen, Straßen und Städte. Dabei wird auch die unterschiedliche „biologische Produktivität“ der Erdoberfläche berücksichtigt. Das Ergebnis entspricht der Biokapazität der Erde.

Auf der Nachfrageseite wird berechnet wie viel Biokapazität die Menschen nutzen. Energiegewinnung, Bauland, Viehzucht: Jedes Wirtschaften beansprucht Fläche. Auch Abfälle und Abgase muss die Umwelt verarbeiten. Mit dem Ökologischen Fußabdruck kann man Angebot und Nachfrage vergleichen. Wie viel Natur haben wir? Wie viel brauchen wir? Und wer nutzt wie viel? Die Einheit in diesem Buchhaltungssystem ist die biologisch produktive Fläche – dargestellt in der Maßeinheit „globale Hektar“ (gha).

Leben auf Pump

Die längste Zeit in der Menschheitsgeschichte haben die Menschen nur einen Bruchteil der Naturressourcen genutzt, die unsere Erde schadlos zur Verfügung stellen konnte. Das änderte sich in den 80er Jahren. Seitdem verbraucht die Weltbevölkerung mehr Biokapazität als die Ökosysteme dauerhaft bereit stellen können. Wir leben bei der Natur auf Pump. Die pro Erdenbürger verfügbare Biokapazität beträgt derzeit 1,8 gha. Dabei ist die Biokapazität noch nicht berücksichtigt, die benötigt wird, um die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt zu erhalten. Der sinnvoll zu nutzende Fußabdruck liegt also eigentlich deutlich unter 1,8 gha. Der ökologische Fußabdruck beträgt im Weltdurchschnitt aber 2,7 gha.Wir nutzen so viel Natur als hätten wir 1,5 Planeten Erde. Diesen überhöhten Verbrauch kann man schon heute beobachten. So sind beispielsweise in vielen Meeren die Fischbestände fast ganz vernichtet und es gibt nichts mehr zu fangen. Während die Nachfrage steigt, nimmt das Angebot ab.Wir müssen also schnell lernen auf kleinerem Fuße zu leben.

Verschieden große Fußabdrücke

In Deutschland wird über ein Drittel des durchschnittlichen Fußabdrucks für Ernährung benötigt. Davon stehen rund 80 Prozent für tierische Lebensmittel. Im Bereich Wohnen ist der größte Anteil die Heizenergie. Im Mobilitätsbereich sind eine Mäßigung der Mobilitätsansprüche und eine Bevorzugung klimaschonender Verkehrsmittel die Hauptansatzpunkte. Beim Konsum bieten Modelle des Teilens und langlebige, umweltverträgliche Produkte die Möglichkeit den Fußabdruck zu verkleinern.

(Quelle: [1])



Aufgabe

Wie groß ist dein Ökologischer Fußabdruck? Klicke für die Berechnung auf den Link:

Berechne deinen Fußbadruck


Beantwortet die folgenden Fragen dabei schriftlich in eurem Lerntagebuch


Fragenkatalog


  1. Wie groß ist dein Ökologischer Fußabdruck?
  2. Warum ist er kleiner bzw. größer als der deiner MitschülerInnen?
  3. In welchen Bereichen verbrauchst du besonders viel Fläche?
  4. Woran kann es liegen, das dein Abdruck so groß ist?
  5. Was könntest Du in Deinem persönlichen Leben ändern, das Dich zufriedener macht und gleichzeitig Deinen Fußabdruck verkleinert?


Herstellung einer Jeans

Aufgabe

Lies dir den folgenden Text genau durch und schau dir danach das Video an. Anschließend beantworte die Fragen.

Notiere die Antworten in deinem Lerntagebuch!
  1. Fasse den wesentlichen Inhalt des Textes und dem Video in Stichpunkten zusammen.
  2. Erläutere welche Problematiken sich auf das Thema ökologischer Fußabdruck von Kleidunng ergeben? (Zeitvorgabe: 45 min.)


Die Reise (m)einer Jeans

1. Anbau der Baumwolle

Die Baumwollpflanze gehört zu den Malvengewächsen. Ursprünglich gab es mehrjährige Baumwollbäume, heute jedoch werden in mehr als 70 tropischen und subtropischen Ländern „einjährige“ Baumwollsträucher angepflanzt. Das bedeutet, sie müssen Jahr für Jahr neu gepflanzt werden. Hierbei wird oft auf eine Fruchtfolge, also auf eine wechselnde Bepflanzung verzichtet, was zur Verarmung des Bodens führt und mehr Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel erfordert. Die Baumwollsträucher werden zwischen 25 cm und 2 m hoch. Die Hauptanbaugebiete Indien, USA, China, Kasachstan, Usbekistan und Pakistan liefern heute ungefähr 78% der weltweit benötigten Baumwolle. Diese 78% werden auf ca. 320.000 m² Ackerland angebaut. Das entspricht fast der Fläche der Bundesrepublik Deutschland. Insgesamt leben weltweit 200 Millionen Menschen direkt oder indirekt von der Baumwolle. Voraussetzung für den Baumwollanbau sind gute Böden und viel Feuchtigkeit während der Wachstumsphase. Man braucht demnach entweder entsprechende Niederschläge oder Bewässerungsmöglichkeiten. Für 1 kg Rohbaumwolle werden bis zu 30.000 Liter Wasser benötigt. Von der Aussaat bis zur Ernte wird die konventionell angebaute Baumwolle ca.30 Mal mit chemischen Pflanzenschutzmitteln (Pestiziden) gespritzt. Sie ist die am stärksten mit Pestiziden behandelte und vom Menschen kultivierte Nutzpflanze weltweit.

2. Baumwollernte und Verarbeitung

Etwa 75 bis 100 Tage nach der Aussaat blüht die Baumwolle. In einem meist fünf-fächerigen Fruchtknoten entwickeln sich fünf bis zehn Erbsengroße Samen, aus deren Oberhaut 1200 bis 7000 schlauchförmige, sehr dünne Samenhaare wachsen. Im Laufe ihrer achtwöchigen Reife bringen diese Samenhaare die Baumwollkapsel zum Platzen. In Anbaugebieten mit kleineren Parzellen (Anbauflächen), wie z.B. im bäuerlichen Anbau in Afrika oder auch beim biologischen Anbau, wird die Baumwolle nach wie vor von Hand gepflückt. Das erhöht die Qualität der Baumwolle. Die Ernte erfolgt vor allem durch Frauen und Kinder. Beim Plantagenanbau im großen Stil kommen Maschinen zum Einsatz. Hier werden ca. 14 Tage vor der Ernte Entlaubungsmittel, in der Regel vom Flugzeug aus, versprüht. Dadurch reifen grüne Kapseln nach, die vorhandenen Blüten und Blätter werden welk und können leichter abgeschüttelt werden. Die Verunreinigung der Samenhaare hält sich so in Grenzen. Danach wird der Inhalt der aufgeplatzten Baumwollkapseln maschinell abgesaugt. Nach der Ernte werden die Samenhaare von den Samen getrennt. Das nennt man „entkörnen“. Die ölhaltigen Samen werden ausgepresst. Das Baumwollsaatöl wird in der Nahrungsmittelindustrie zur Herstellung von Margarine und Seifen verwendet. Die zu Ballen gepressten Samenhaare kommen zur weiteren Verarbeitung in eine Spinnerei, wo sie zunächst gewaschen werden. Dann wird aus den Samenhaaren Garn hergestellt. Aus diesem Garn wiederum wird mit Web- oder Strickverfahren der Jeansstoff gewonnen. Diese beiden Verarbeitungsschritte erfolgen oftmals in China, Japan, Südkorea oder Hongkong

3. Veredelung

Das Wort „Veredelung“ hat verschiedene Bedeutungen. In der konventionellen Weiterverarbeitung und Veredelung wird die Baumwolle, die ursprünglich nicht ganz weiß ist, mit Chemikalien wie z.B. Chlor gebleicht oder je nach Bedarf gefärbt. Danach wird der Stoff mit weiteren chemischen Mitteln behandelt, damit er in der Waschmaschine nicht schrumpft, Schmutz besser abweist oder schlechter brennt bzw. weniger leicht entflammt. Bei diesen Veredlungsprozessen werden neben Farbstoffen und Chemikalien ca. 60 bis 100 l Wasser für 1 kg Baumwollstoff gebraucht. Das giftige Bleichen und Färben übernehmen teilweise immer noch Kinder in ärmeren Ländern. Oft tragen sie keine Schutzkleidung und kommen direkt mit den Chemikalien in Berührung. Die gesundheitlichen Folgen für die ArbeiterInnen sind Hautreizungen, Allergien und Organschäden. Bei Jeansstoffen wird zudem häufig das „Stonewash-Verfahren“ angewendet, bei dem der Stoff mit Chlor oder Wasserstoffperoxyd und Bimssteinen gewaschen wird. Der Abbau der Bimssteine führt unter anderem in der Türkei zu Umweltproblemen. Auch der neue „Vintage-Style“ oder „Used-Look“ geht auf Kosten der ArbeiterInnen. Hier sollen die neu gekauften Jeans aussehen, als wären sie schon lange getragen worden. Mithilfe von Sandstrahlern werden die Hosen hauptsächlich von jungen Männern manuell und zumeist ohne Schutzbekleidung abgestrahlt. Durch das Sandstrahlen erkranken rund die Hälfte aller dort arbeitenden Männer an Silikose – einer oftmals tödlich endenden Lungenkrankheit. Textilveredelungsländer sind Polen, Taiwan, Tunesien und Bulgarien.

4. Zuschnitt, Nähen und Design

Das Zuschneiden erfolgt computergesteuert oder manuell mit großen Handsägen. Die Jeans wird aus einem Stück zugeschnitten. Die eigentliche Arbeit, das Nähen der Jeans, erfolgt in sogenannten Billiglohnländern wie Hongkong, Südkorea, China, Taiwan, Philippinen und Indien oder in den „Maquila-Fabriken“ (Textilfabriken) der „freien Produktionszonen“ Mittelamerikas. „Frei“ bedeutet hier, dass die zum großen Teil aus ländichen Firmen kaum Steuern, Abgaben oder Importzölle zahlen und so ihren Gewinn noch vergrößern können. Aber auch in Westeuropa, z.B. in Italien und Holland, ist die Arbeit in illegalen Nähstuben und bei der Heimarbeit billig. Näherinnen sind häufig junge Frauen, die stets nur eine Fertigkeit (z.B. das Zusammennähen des rechten Hosenbeines) in einer festgesetzten Zeit durchführen. Sie arbeiten im Schnitt 60 bis 80 Wochenstunden und bekommen dafür ungefähr 1% des Verkaufspreises einer Jeans. Hinzu kommt, dass sie dieses Geld zu 50 bis 70% für Lebensmittel ausgeben müssen. Im Vergleich dazu gibt eine Person in Deutschland lediglich 8% ihres Gehalts für Lebensmittel aus. Doch wer entwirft die Jeans? Die Jeans wird entweder auf dem Zeichentisch per Hand oder am Computer entworfen. Das Design wird meist in den Industrieländern angefertigt (Frankreich, Italien, Spanien, England und USA). Von den Entwürfen der DesignerInnen werden Probemodelle gefertigt, die dann auf großen Modeschauen einem ausgewählten Publikum vorgeführt werden. Zum Schluss werden noch Knöpfe und Labels aufgenäht, die Jeans gebügelt und dann verschickt. Diese Endverarbeitung erfolgt z.B. in Frankreich oder Griechenland, aber auch in Deutschland. Dann kann es sein, dass die Jeans mit dem Label „Made in Germany“ versehen wird.

5. Verkauf, Second Hand und Altkleider

Viele Jeans werden bei uns zu sehr günstigen Preisen angeboten. Das funktioniert nur, weil die ArbeiterInnen in den Ländern, in denen die Baumwolle angebaut und verarbeitet wird, für wenig Lohn und unter schlechten Arbeitsbedingungen schuften. Sie sind oftmals nicht gegen Krankheit oder gegen Arbeitslosigkeit versichert. Zudem arbeiten sie zum großen Teil ohne Schutzbekleidung, z.B. beim Färben, Bleichen, Stonewashen oder Sandbestrahlen. Auch die Folgekosten, die eigentlich durch den umweltschädigenden Herstellungsprozess der Jeans entstehen, fließen nicht in den Preis einer Jeans ein. Wenn wir keine Lust mehr auf die Kleidungsstücke haben, dann werfen wir diese in den Müll oder bringen sie zur Altkleidersammlung. In Deutschland werden pro Jahr 615.000 Tonnen Altkleider gesammelt. Zum Vergleich: Ein Elefant wiegt gerade mal 7 Tonnen, das heißt, 87.850 Elefanten würden ein solches Gewicht aufbringen. Von den 600.000 Kleidungsstücken werden 17% zu Putzlappen verarbeitet, 22% recycelt, 11% landen im Müll und werden verbrannt. Die anderen 50% werden als Gebrauchtkleidung verwendet. Davon gehen 2 bis 6% an Secondhandshops in Deutschland und Japan, 20 bis 40% nach Osteuropa und 20 bis 60% nach Übersee, vor allem nach Afrika. Dorthin wurden die Kleidungsstücke verstärkt in den Jahren 1995/1996 weiter verkauft und trugen dazu bei, den Textilmarkt vor Ort zu zerstören.

6. Der Ökologische Fußabdruck von Klamotten

12 kg Kleidung werden in Deutschland durchschnittlich pro Person und Jahr neu gekauft, Tendenz steigend! Dabei variiert die Menge von Person zu Person, je nach „Modebewusstsein“, um ein Vielfaches. Der Ökologische Fußabdruck für Kleidung und Schuhe wird mit etwa 300 gm² (0,03 gha) angegeben, kann aber auch 1000 gm² (globale Quadratmeter) betragen. Das sind 0,1 gha (globale Hektar) pro Person und Jahr. Diese Fläche bewegt sich in dem Bereich, den die Menschen in den ärmsten Ländern der Welt als gesamten Ökologischen Fußabdruck beanspruchen (Osttimor 0,4 gha, Afghanistan und Bangladesh 0,6 gha, Malawi 0,7 gha). Natürlich werden auch etwa 12 kg Kleider aussortiert. Viele davon sind noch "tragbar“. Durch längeres Nutzen der Kleider kann man die Fußabdruckfläche auf ca. 150 gm² reduzieren und möglicherweise sehr viel Geld sparen.