SPEAR-SPIELE – Eine Familie schreibt Spielegeschichte
1879 gründet Jacob Wolf Spear in Fürth ein Import- und Exportgeschäft für Kurzwaren. Es spezialisiert sich bald auf die Herstellung und den Vertrieb von Spielen. Allen Rückschlägen zum Trotz – ein Großbrand zerstört die Fabrik, der Gründer begeht Selbstmord – wird J. W. Spear & Söhne in den folgenden Jahrzehnten zu einem der größten Spielehersteller Deutschlands. Ab 1899 produziert die Firma in zweiter Spear-Generation am neuen Standort in Nürnberg-Doos klassische Brettspiele wie
Mühle, Dame und Halma sowie zahlreiche Gesellschafts-, Geschicklichkeits- und Beschäftigungsspiele. Sie verkaufen sich aufgrund der hochwertigen Ausstattung und intensiven Vermarktung hervorragend. Mit dem Magnetischen Angelspiel und den beliebten Tisch-Tennis-Sets gelingt es Spear, neue Klassiker zu etablieren.
Das dunkle Kapitel
Die Weltwirtschaftskrise von 1929 übersteht J. W. Spear & Söhne dank geschickter Produktpolitik und der Gründung einer britischen Tochterfirma relativ unbeschadet. Mit der Machtübergabe an Adolf Hitler 1933 ist das jüdische Familienunternehmen aber zunehmend antisemitischer Hetze und Kaufboykotten ausgesetzt. Im Zuge der „Arisierung“ muss Firmendirektor Hermann Spear 1939 das Unternehmen weit unter Wert zwangsverkaufen. Von der vereinbarten Kaufsumme erhält die Familie keinen Pfennig. Profiteur der „Arisierung“ und neuer Firmenleiter ist der Nürnberger Vorzeigeunternehmer Hanns Porst. Bis zur kriegsbedingten Zerstörung der Fabrik verlegt er als „Euer Onkel Hanns“ weiterhin Spear-Klassiker, aber auch Propaganda-Versionen beliebter Brettspiele, etwa Bomben auf England oder Im Fluge durch Großdeutschland. Hermann Spear und elf weitere Familienmitglieder werden im Konzentrationslager ermordet.
Von Nürnberg und London in die ganze Welt
Ein Teil der Familie Spear kann rechtzeitig nach Großbritannien fliehen und das Geschäft in dem 1930 gegründeten Filialbetrieb in Enfield bei London
fortführen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs muss Hanns Porst der Familie Spear die zerstörte Fabrik zurückgeben. Die Produktion in Nürnberg läuft nur langsam wieder an, Enfield wird zum Hauptstandort des Unternehmens. Mit dem Erwerb der Scrabble-Lizenz für Europa kann das Familienunternehmen in den 1950er Jahren wieder an seine Vorkriegserfolge anknüpfen. Spear’s Games gelingt in der Folge ein viel beachteter Börsengang, die Absatzzahlen steigen.
Als sich das Unternehmen 1968 die weltweiten Vermarktungsrechte für Scrabble sichert, gehört Spear wieder zu den ganz großen Namen in der
Spielebranche.
aus Presseinformation der Stadt Nürnberg