Romantik: Unterschied zwischen den Versionen
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Friedrich Schlegel: Athenäums-Fragment 116 (1798) | {{Zitat|1= | ||
Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegnem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen und durch die Schwingungen des Humors beseelen. Sie umfasst alles, was nur poetisch ist, vom größten ... System der Kunst, bis zu dem Seufzer, dem Kuss, den das dichtende Kind aushaucht in kunstlosen Gesang. ... Die Kunst ist der höchsten und allseitigsten Bildung fähig; nicht bloß von innen heraus, sondern auch von außen hinein. ... Andre Dichtarten sind fertig und können nun vollständig zergliedert werden. Die romantische Dichtart ist noch im Werden, ja das ist ihr eigentlichstes Wesen, dass sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann. ... Sie allein ist unendlich, weil sie allein frei ist, und das als ihr erstes Gesetz anerkennt, dass die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide. Die romantische Dichtart ist die einzige, die mehr als Art, und gleichsam die Dichtkunst selbst ist: denn in gewissem Sinn ist oder soll alle Poesie romantisch sein. | |||
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Novalis (Friedrich v. Hardenberg): Logologische Fragmente, Vorarbeiten 1798, Fragment 105 | Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Romantisieren ist nichts, als eine qualitative Potenzierung. Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identifiziert. So wie wir selbst eine solche qualitative Potenzreihe sind. ... Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe so romantisiere ich es - Umgekehrt ist die Operation für das Höhere, Unbekannte, Mystische, Unendliche - dies wird durch diese Verknüpfung logarithmisiert - Es bekommt einen geläufigen Ausdruck. | ||
|2=[[Novalis]] ([[Friedrich v. Hardenberg]]): Logologische Fragmente, Vorarbeiten 1798, Fragment 105}} | |||
==Klassik und Romantik== | ==Klassik und Romantik== |
Version vom 24. Juni 2009, 21:24 Uhr
Die Romantik ist eine der Epochen der deutschen Literatur und der Kunstgeschichte.
Kunst der Romantik
Unterrichtsideen
ROMANTIK - Sieben Einstiege in die Epoche - für Arbeitsgruppen:
- Malen / verfertigen Sie ein romantisches Bild (=> Plakat und Erläuterung)
- Verfassen Sie ein romantisches Gedicht (=> Plakat mit Vortrag)
- Werbung: Untersuchen Sie, in welchen Kontexten der Begriff „romantisch“ verwendet wird und welches Versprechen er enthält? (=> Plakat und Kurzvortrag)
- Begriffsklärungen: Recherchieren Sie die Begriffe „Roman“ und „Romanze“ (=> Kurzvortrag und Hefteintrag)
- Begriffsklärung: Erarbeiten Sie eine Kurzcharakteristik des Epochenbegriffs „(Deutsche) Romantik“ (=> Kurzvortrag und Hefteintrag)
- Romantik in der (deutschen) Musik-Geschichte: Namen, Themen, Gattungen, Beispiele
- Stellen Sie ein Gemälde von Caspar David Friedrich vor (=> Kurzvortrag mit Bildbeschreibung)
Zeit: Eine Doppelstunde
Literatur der Romantik
Romantik, im Rahmen der dt. Literaturgeschichte Epochenbegriff für den Zeitraum von etwa 1795 bis 1830/40. Das Wort ›romantisch‹ war im 18. Jh. vorwiegend im Sinn des Phantastischen, Romanhaften, Märchenhaften gebraucht worden. In der R. erhielten diese Bedeutungen nicht nur einen positiven Sinn; sie wurden auch um neue Nuancen erweitert. ›Romantisch‹ erscheint als eine Sehweise, die das Gewöhnliche, Alltägliche überhöht: »Die Welt muss romantisiert werden« (Novalis).
Zugleich wurde ›romantisch‹ als Epochenbezeichnung und Gegenbegriff zum Klassischen, d. h. Antiken eingesetzt: ›Romantisch‹ in diesem Sinn heißt ›nicht-klassisch‹, ›modern‹ und bezieht sich auf die Dichtung des christlichen MA, die Literaturen Italiens und Spaniens (Dante, Petrarca, Calderón, Cervantes) und nicht zuletzt auf Shakespeare und Goethe.
Volker Meid: Sachwörterbuch zur Deutschen Literatur, Reclam, [Jahr ???], S. 945
Behandlung auf einem Blog
- Romantische Schule - ein Blog, der Kommentare von Lesern aus dem Netz einlädt. Nicht nur der Titel enthält romantische Ironie.
Namen und Orte
Wer-Wann-Wo:Eine Übersicht zum Vervollständigen
- Clemens Brentano - Achim von Arnim - Friedrich von Hardenberg
- Joseph von Eichendorff - E.T.A. Hoffmann - Adelbert von Chamisso
- Heinrich von Kleist - Heinrich Heine
Texte
Lyrik
Romantik als Krise der Aufklärung
Vor- und Zwischenstufen:
- Jean-Jacques ROUSSEAUS´ Zivilisationskritik,
- die Empfindsamkeit des Sturm & Drang (Vernunftkritik, Geniekult)
- und die erniedrigenden Folgen der Französischen Revolution für Deutschland (Besetzung und militärische Niederlage)
führen bei vielen Intellektuellen zu Zweifeln und zur Absage an die Ideale der Aufklärung:
- Kritik an der völligen Reglementierung 'bürgerlichen Lebens' durch (ökonomischen) Zweckrationalismus und Erfolgsdenken (Kritik des Krämergeistes und des “Philistertums”)
- Kritik an der aufklärerischen Naturbetrachtung: Natur = Objekt, d.h. Gegenstand des Mach- und Berechenbaren, dem der Mensch sich nicht zugehörig oder verpflichtet fühlen muss.
- Kritik an einem Vernunftbegriff, der alle Phantasie und Intuition als Schwärmerei verwirft.
Diese Aufklärung führt in den Augen der Romantiker zur
=> ENTZAUBERUNG DER WELT,
demgegenüber will die Romantik den im Menschen und in der Natur verborgenen Zauber wieder aufspüren:
- "Eben auf dem Dunkel, worin sich die Wurzel unseres Daseins verliert, ... beruht der Zauber des Lebens, dies ist die Seele aller Poesie." (August Wilhelm Schlegel)
Für die Romantiker gilt:
- Der MENSCH ist Teil der Natur: einer unergründlichen, unbegreifbaren Natur (irrational, weil nicht ausrechenbar) Folglich ist auch
- die SEELE des Menschen ist voller Abgründe und Tiefe, welche sich im Traum, im Wahnsinn, im Somnambulismus manifestieren
- auch ein VOLK hat eine (kollektive) Seele: Zeugnisse dieser Volksseele sind Volkspoesie, Volksmärchen und Volkslieder (-> Nationalismus, Deutschtümelei, Mittelaltersehnsucht )
Programmatisches
Die romantische Poesie ist eine progressive Universalpoesie. Ihre Bestimmung ist nicht bloß, alle getrennten Gattungen der Poesie wieder zu vereinigen, und die Poesie mit der Philosophie und Rhetorik in Berührung zu setzen. Sie will, und soll auch Poesie und Prosa, Genialität und Kritik, Kunstpoesie und Naturpoesie bald mischen, bald verschmelzen, die Poesie lebendig und gesellig, und das Leben und die Gesellschaft poetisch machen, den Witz poetisieren, und die Formen der Kunst mit gediegnem Bildungsstoff jeder Art anfüllen und sättigen und durch die Schwingungen des Humors beseelen. Sie umfasst alles, was nur poetisch ist, vom größten ... System der Kunst, bis zu dem Seufzer, dem Kuss, den das dichtende Kind aushaucht in kunstlosen Gesang. ... Die Kunst ist der höchsten und allseitigsten Bildung fähig; nicht bloß von innen heraus, sondern auch von außen hinein. ... Andre Dichtarten sind fertig und können nun vollständig zergliedert werden. Die romantische Dichtart ist noch im Werden, ja das ist ihr eigentlichstes Wesen, dass sie ewig nur werden, nie vollendet sein kann. ... Sie allein ist unendlich, weil sie allein frei ist, und das als ihr erstes Gesetz anerkennt, dass die Willkür des Dichters kein Gesetz über sich leide. Die romantische Dichtart ist die einzige, die mehr als Art, und gleichsam die Dichtkunst selbst ist: denn in gewissem Sinn ist oder soll alle Poesie romantisch sein.
Friedrich Schlegel: Athenäums-Fragment 116 (1798)
Die Welt muß romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder. Romantisieren ist nichts, als eine qualitative Potenzierung. Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identifiziert. So wie wir selbst eine solche qualitative Potenzreihe sind. ... Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe so romantisiere ich es - Umgekehrt ist die Operation für das Höhere, Unbekannte, Mystische, Unendliche - dies wird durch diese Verknüpfung logarithmisiert - Es bekommt einen geläufigen Ausdruck.
Novalis (Friedrich v. Hardenberg): Logologische Fragmente, Vorarbeiten 1798, Fragment 105
Klassik und Romantik
Klassik | Romantik |
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Alleiniges Zentrum: WEIMAR | mehrere städtische Zentren: Berlin, Jena, Heidelberg |
Hauptsächliche Protagonisten: Goethe und Schiller | Vielfalt von unabhängigen Autoren, Zirkeln und „Schulen“: Heidelberger und Jenaer Romantik, Berliner Romantik, Schwäbische Schule |
Affinität zum Adel (geadelte Bürger: v. Goethe) Veredelung des Bürgerlichen durch die Lebensart des Adels siehe Goethes „Wilhelm Meister“ |
Bürgerlicher Hintergrund bzw. verbürgerlichter Adel Antibürgerliche Haltung: Philister-Kritik und Beschäftigung mit >Volkshaftem<: Märchen, Liedern, Sagen, Volksglauben (Grimms Märchen, Des Knaben Wunderhorn, Hauffs Märchen) |
Vorbildwirkung der Antike | Mittelaltersehnsucht (Deutsches Kaiserreich) |
religiöse Skepsis | Hinwendung zur Religion (Katholizismus) |
Rationalisierung des Mythos | Wiedergewinnung eines >neuen Mythos<: Volksseele, Nationalidee, Fernöstliches (Sanskrit) |
Programm: Verstand und Gefühl harmonisieren | Die Kräfte der Phantasie und Intuition freisetzen: Entdeckung der >dunklen Seele<, der Nachtseiten des Daseins (das „Unbewusste“ z.B. bei E.T.A. Hoffmann) |
geschlossene literarische Formen: Klassisches Drama, antike Versmaße und Formen (Elegie, Distichon, Blankvers) |
offene Formen, Experimente, Fragmente, Satire, frei-rhythmische Gesänge (Novalis: Hymnen an die Nacht) aber auch volkstümliche-einfache Liedformen (Eichendorff, Wilhelm Müller, Brentano, Uhland) |
(Nach „Deutsche Literaturgeschichte“, Verlag J.B. Metzler 1992, S.174ff)
Material im Web
- Die Epoche der Romantik - zu erarbeiten in sechs Schritten.
- Die Reihe "Epochen" auf dem Landesbildungsserver Ba-Wü gibt Anregungen für das selbstständige Erarbeiten einer literarischen Epoche. Die Epochen Barock, Aufklärung, Sturm und Drang, Romantik können in mehreren Arbeitsschritten und dank systematisch geordneter Materialien (vorrangig Primärtexte) erarbeitet und präsentiert werden.
- Frühromantik (Schlegel, Novalis, Wackenroder) - Thesen und Zitate - Material zur Vorlesung: Die Literatur des 18. Jahrhunderts von Prof. Dr. Albert Meier Uni Kiel Sommersemester 2001
- www.romantisieren.de - Kunstprojekt Hildesheimer Schülerinnen und Schüler
- "„Die Welt muß romantisiert werden“, meinte zumindest der Schriftsteller Novalis vor mehr als 200 Jahren. Romantisch ist heute vieles und meist ein Synonym für Liebe und Kitsch. Novalis wollte mehr, beispielsweise „dem Gemeinen einen hohen Sinn und dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehn“ geben. So wie die Schülerinnen und Schüler der BOS 13. Sie habe ... die gleichen Fragen gestellt, die sich einst die Romantiker in Jena, Dresden, Berlin und Heidelberg stellten: Wie ist unser Verhältnis zur Natur, wie zu unserer Arbeit? Gibt es Möglichkeiten des politischen Protestes? Welche Sehnsüchte bestimmen unser gegenwärtiges Leben? In der Gegenwart gilt: Auf schwierige Fragen gibt es keine einfachen Antworten.
- Die Schülerinnen und Schüler der BOS 13 betreten mit diesem Kunstprojekt den Raum des Möglichen und gestalten ihn mit ihren eigenen Ausdrucksmöglichkeiten." (Okt. 08)
Unterrichtsmaterialien
- [http://www.buhv.de/schule/Deutsch-betrifft-uns/Schriftstellerinnen-der-Romantik.html Schriftstellerinnen der Romantik, Deutsch betrifft uns, 06/2003, Bergmoser + Höller Verlag AG, ISSN 0178-0417