Fremd in Franken/Die Exulanten: Unterschied zwischen den Versionen

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== Quellen  ==
== Quellen  ==
Die vorliegende Seite wurde von Bernhard Heim, Rothenburg 2004 verfasst und in der [http://www.zum.de/bheim/frankenhoehe/geslau/html/zu-_und_abwanderung.html ZUM-Classic] veröffentlicht. 2022 wurde sie mit seiner Genehmigung überarbeitet und ins ZUM-Unterrichten-Wiki übernommen.
Die vorliegende Seite wurde von Bernhard Heim, Rothenburg, 2004 verfasst und in der [http://www.zum.de/bheim/frankenhoehe/geslau/html/zu-_und_abwanderung.html ZUM-Classic] veröffentlicht. 2022 wurde sie mit seiner Genehmigung überarbeitet und in ''ZUM-Unterrichten'' übernommen.


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Aktuelle Version vom 4. August 2024, 17:44 Uhr

Unter Exulanten versteht man Zuwanderer, die wegen ihres evangelischen Glaubens aus ihren Herkunftsgebieten flücheteten, weil sie dort den katholischen Glauben wieder annehmen sollten. Dabei kamen die Exulanten im Dekanat Leutershausen sowohl aus Bayern, Böhmen und aus österreichischen Gebieten.[1] [2] [3]

Aufgabe
  1. Erkläre den Begriff „Exulant“.
    1. Nenne Herkunft und Religion. Finde Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den „Altbürgern“.
  2. Erkläre, welchen Nutzen man sich von der Aufnahme der Exulanten versprach.
  3. Überlege, warum die Integration so problemlos verlief.
Boecklin Salzburger.png

"Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind viele Bewohner Frankens aus Ober- und Niederösterreich zugewandert. Für sie hat sich, wie oben beschrieben der Begriff "Exulanten" eingebürgert. In den alten Kirchenbüchern werden sie auch "Ländler", als Leute aus dem Land "ob der Enns" bezeichnet.

Die Exulanten machten nach dem Dreißigjährigen Krieg in vielen Orten Ober- und Mittelfrankens zwischen 25% und 50% der Bevölkerung aus. Die Gesamtzahl der Exulanten kann mit Sicherheit auf mehr als 100.000 geschätzt werden. Für die damalige Zeit eine ungeheuer große Zahl.

Wie konnten so viele Menschen eine neue Heimat, wie konnten sie Haus und Hof, Arbeit und Brot finden? Die Antwort liegt in den Greueln und Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, liegt in dem großen Menschenverlust, der gerade Franken getroffen hat. Durch Krieg, Flucht, Plünderung, Hungersnöte und Seuchen wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Einige kleine Dörfer waren völlig menschenleer. Dazu zwei Zahlen: Um 1634 wurden von den 421 zum Ansbacher Gumbertusstift gehörenden Gütern nur noch 123 bewirtschaftet. Um Weißenburg konnten 78% der bäuerlichen Betriebsflächen nicht mehr bewirtschaftet werden. Es war also genügend Land für Neusiedler vorhanden, und diese Neusiedler waren den Grundherrschaften sehr willkommen, waren es doch die zukünftigen Steuerzahler.

Österreicher in Franken - in wenigen Jahren sind sie echte Franken geworden. Schon in der zweiten, spätestens in der dritten Generation verbanden sich Franken und Österreicher. Die Integration war so vollständig, daß die eigene Herkunft völlig vergessen werden konnte, obwohl bis heute in Franken die typischen Exulantennamen wie Wagenhöfer, Weberndörfer, Zellfelder, Stürzenhofecker und viele andere vorkommen. Die Integration vollzog sich ohne größere Probleme. Man sprach ja die gleiche Sprache, hatte den gleichen lutherischen Glauben, übte in den meisten Fällen den gleichen Beruf aus, den eines Bauern, für den genügend Land zur Verfügung stand."
gf-franken.de [4]


Sendbrief von Joseph Schaitberger.jpg


Geslau in Mttelfranken, Katasterkarte 1636
Von den insgesamt  rund 30 archivalisch belegten Hofstellen im Jahr 1635/1636 waren 10 verlassen oder verfallen.



Alleine im Evangelischen  Dekanat Leutershausen  werden  in der unten angegebenen Quelle  ca. 1370 Exulanten namentlich genannt, darunter für Binzwangen-Stettberg  25  und Geslau 70.  Diese kamen aus 14 verschiedenen Regionen des österreichischen Herrschaftsgebietes.

Ortsteile von Geslau genannte Namen, Beruf in Geslau
nach unten angegebener Quelle - Nennung nicht vollständig
Aidenau
  • Kratzer (Cratzer) Simon <E-A>
  • Kratzer Simon <E-A> Bauer
Dornhausen
  • Fehler, Hans <D>
  • Fehler Brigitta <D>
  • Waltzauer, Thomas, <E? A> Hutman
Geslau
  • Acher (Ager), Sebastian (1662 Webersknecht)
  • Bauer, Maria
  • Böckler, Hans-Christoph<D>, (1667 Wirt)
  • Binder, Thomas (1662 Hirte)
  • Ebner , Hans <D> (vor 1665 Bauer)
  • Ebner, Appollonia <D> (vor 1665 Bauerntochter)
  • Felsch, Hans <D>
  • Felsch, Barbara
  • Freyberger, Balthasar <E-St>
  • Freyberger, Christiana <D>
  • Freyberger, Magdalena <E-St>
  • Gärtner, Anna Rosina <E-=>
  • Gasseneder, Margaretha
  • Höffel Hans <E-O>
  • Horn Barbara
  • Hüpsch (Hüpsel) Apollonia
  • Ketzel (Kötzel) Hans <E-St>
  • Ketzel , Jörg
  • Kohrbacher, Wendel <E?A>
  • Kratzer Georg <E-A>
  • Kratzer , Anna <E-AY>
  • Krauß
  • Lang Abraham <E-MY> Bettler
  • Löder Elisabeth
  • Ordner (Orttner) <E-W)
  • Petzlinger (Pötzlinger) Thomas <E?A> Hirte
  • Reitmeyer Johann <E-O> Wirt in Geslau
  • Reitzenadler, Gregor <E-?A> Weber, Köbler
  • Rösch, Hans
  • Schwembauer (Schwenbauer) Hans <A>
  • Schwembauer Maria <E-M>
  • Stahl Ursula
  • Steinacher , Blasius <E-Kä>
  • Waldner, Melchior <E-T>
  • Weidner Egidius <E-Opf>
Gunzendorf
  • Kammleidner, Georg <E?W> Tagelöhner
  • Steininger (steiniger) Paul <E-A
  • Steiniger Matthias
Hürbel
Kreuth
  • Bummerl (Bummerlein), Tobias (1663 Strohschneider)
  • Gasseneder, Adam <E-M> ***
  • Lodermüller, Hans <E?,A> Hutmann
  • Mack, Martin Hutmann
  • Mack, magdalena im Dienst in Kreuth
  • Wurtzinger, Adam <E?A> Scharwächter, Schafhirt
Lauterbach
  • Hauf , Leonhard
  • Hauf Andreas (Bauer)
  • Hauf Anna
  • Hautum, Hans Jerg,
Oberndorf * Brein (Breun/Braun/Prinn/Bräun), Georg (1657 (Leinweber))
  • Frühwirth, Maria <E-W> ***
  • Glantz, Georg <D>
  • Hauff Wolfgang, Köbler
  • Hauff Anna
  • Hoppenasel, Peter <E-By>****
  • Obermüller, Thomas < E-A>
  • Schwab, Michael , Bauer
Oberbreitenau
Schwabsroth * Eberlein, Carolus <D>
  • Gasseneder, Marcus <E-M>
  • Rohringer, Abraham <E?A> Hutmann, Büttner
Reindswinden * Vorlaufer, Adam <E?A> Köbler
Stettberg
  • Eder, Wolfgang <E/?A>
  • Eder, Andreas <D> (vor 1705)
  • Eder, Anna Elisabeth <D>
  • Keplinger, Johann Jakob <E? A> , Zimmermann
Steinach am Wald
  • Hirschmann
  • Kratzer (Cratzer) <E-A>
Schwabsroth
Unterbreitenau

Abkürzungen

E   Exulant

E?  fraglicher Exulant

EBö Exulant aus Böhmen

EBy Exulant aus Bayern

EKä Exulant aus Kärnten und Krain

EMI Exulant aus Mähren

EM Exulant aus Mühlviertel

EN   Exulant aus Niederösterreich

EÖ  Exulant aus Oberösterreich

ES   Exulant aus Salzburg (Stadt und Land)

ESt  Exulant aus Steiermark

EW Exulant aus Waldviertel

A    in Österreich verblieben

CV Verzeichnis der Neubekehrten im Waldviertel 1652-1654

(Codex Vindobonensis 7757 der Nationalbibliothek Wien)

IoE I. und ob der Erms (Oberösterreich ohne Innviertcl)

MS  Manuskript

Nö Niederösterreich

OG  Ortsgemeinde

Oö Oberösterreich

Frankenrechen.svg

Fremd in Franken

  1. Die Exulanten
    1. Exulanten im Nürnberger Land
  2. Die Hugenotten
  3. Beutetürken
  4. Landjudentum in Franken

Quellen

Die vorliegende Seite wurde von Bernhard Heim, Rothenburg, 2004 verfasst und in der ZUM-Classic veröffentlicht. 2022 wurde sie mit seiner Genehmigung überarbeitet und in ZUM-Unterrichten übernommen.

  1. Eberhard Krauß: Exulanten im Evang.Luth. Dekanat Leutershausen - Eine familiengeschichtliche Untersuchung von Eberhard Krauß, (gf-franken.de) Rezension: "Dieser Band berichtet über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und über die Zuwanderung der evangelischen Christen, die aus Österreich vertrieben wurden, in die Kirchengemeinden des Dekanatsbezirks Leutershausen. Darüber hinaus sind Beobachtungen zur wirtschaftlichen und sozialen Situation der Exulanten festgehalten. Auch das Kapitel "Erinnerungen an die Exulanten: Ihr Weg und ihre Bedeutung - Orte und Familien" wird grosses Interesse finden. Es führt die Zuwanderer und uns den Weg durch die Jahrhunderte bis heute. Natürlich sind in einem Verzeichnis Namen und Daten der Exulanten (ca. 1300 Exulanten, ihre Ehepartner und Kinder, insgesamt ca. 2000 Personen) zusammengestellt und durch ausführliche Register erschlossen." 479 Seiten, mit zahlreichen Bildern und Karten.
  2. Kuhr, Georg: Österreichische Exulanten: Gründe der Auswanderung, Orte der Zuwanderung und Bedeutung für Franken nach dem Dreißigjährigen Krieg (frankenland.de, 1987)
  3. Geschichte der Reformation und der Gegenreformation im Lande unter der Enns von Theodor Wiedemann, Leseprobe von books.google.de
  4. Exulantenforschung gf-franken.de


1987 Fränkische Art und Geschichte (frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de)