Fremd in Franken/Die Exulanten: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 4. August 2024, 17:44 Uhr
Unter Exulanten versteht man Zuwanderer, die wegen ihres evangelischen Glaubens aus ihren Herkunftsgebieten flücheteten, weil sie dort den katholischen Glauben wieder annehmen sollten. Dabei kamen die Exulanten im Dekanat Leutershausen sowohl aus Bayern, Böhmen und aus österreichischen Gebieten.[1] [2] [3]
- Erkläre den Begriff „Exulant“.
- Nenne Herkunft und Religion. Finde Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den „Altbürgern“.
- Erkläre, welchen Nutzen man sich von der Aufnahme der Exulanten versprach.
- Überlege, warum die Integration so problemlos verlief.
"Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind viele Bewohner Frankens aus Ober- und Niederösterreich zugewandert. Für sie hat sich, wie oben beschrieben der Begriff "Exulanten" eingebürgert. In den alten Kirchenbüchern werden sie auch "Ländler", als Leute aus dem Land "ob der Enns" bezeichnet.
Die Exulanten machten nach dem Dreißigjährigen Krieg in vielen Orten Ober- und Mittelfrankens zwischen 25% und 50% der Bevölkerung aus. Die Gesamtzahl der Exulanten kann mit Sicherheit auf mehr als 100.000 geschätzt werden. Für die damalige Zeit eine ungeheuer große Zahl.
Wie konnten so viele Menschen eine neue Heimat, wie konnten sie Haus und Hof, Arbeit und Brot finden? Die Antwort liegt in den Greueln und Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, liegt in dem großen Menschenverlust, der gerade Franken getroffen hat. Durch Krieg, Flucht, Plünderung, Hungersnöte und Seuchen wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Einige kleine Dörfer waren völlig menschenleer. Dazu zwei Zahlen: Um 1634 wurden von den 421 zum Ansbacher Gumbertusstift gehörenden Gütern nur noch 123 bewirtschaftet. Um Weißenburg konnten 78% der bäuerlichen Betriebsflächen nicht mehr bewirtschaftet werden. Es war also genügend Land für Neusiedler vorhanden, und diese Neusiedler waren den Grundherrschaften sehr willkommen, waren es doch die zukünftigen Steuerzahler.
Österreicher in Franken - in wenigen Jahren sind sie echte Franken geworden. Schon in der zweiten, spätestens in der dritten Generation verbanden sich Franken und Österreicher. Die Integration war so vollständig, daß die eigene Herkunft völlig vergessen werden konnte, obwohl bis heute in Franken die typischen Exulantennamen wie Wagenhöfer, Weberndörfer, Zellfelder, Stürzenhofecker und viele andere vorkommen. Die Integration vollzog sich ohne größere Probleme. Man sprach ja die gleiche Sprache, hatte den gleichen lutherischen Glauben, übte in den meisten Fällen den gleichen Beruf aus, den eines Bauern, für den genügend Land zur Verfügung stand."
gf-franken.de [4]
Alleine im Evangelischen Dekanat Leutershausen werden in der unten angegebenen Quelle ca. 1370 Exulanten namentlich genannt, darunter für Binzwangen-Stettberg 25 und Geslau 70. Diese kamen aus 14 verschiedenen Regionen des österreichischen Herrschaftsgebietes.
Ortsteile von Geslau | genannte Namen, Beruf in Geslau nach unten angegebener Quelle - Nennung nicht vollständig |
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Aidenau |
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Dornhausen |
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Geslau |
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Gunzendorf |
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Hürbel | |
Kreuth |
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Lauterbach |
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Oberndorf | * Brein (Breun/Braun/Prinn/Bräun), Georg (1657 (Leinweber))
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Oberbreitenau | |
Schwabsroth | * Eberlein, Carolus <D>
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Reindswinden | * Vorlaufer, Adam <E?A> Köbler |
Stettberg |
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Steinach am Wald |
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Schwabsroth | |
Unterbreitenau |
Abkürzungen
E Exulant
E? fraglicher Exulant
EBö Exulant aus Böhmen
EBy Exulant aus Bayern
EKä Exulant aus Kärnten und Krain
EMI Exulant aus Mähren
EM Exulant aus Mühlviertel
EN Exulant aus Niederösterreich
EÖ Exulant aus Oberösterreich
ES Exulant aus Salzburg (Stadt und Land)
ESt Exulant aus Steiermark
EW Exulant aus Waldviertel
A in Österreich verblieben
CV Verzeichnis der Neubekehrten im Waldviertel 1652-1654
(Codex Vindobonensis 7757 der Nationalbibliothek Wien)
IoE I. und ob der Erms (Oberösterreich ohne Innviertcl)
MS Manuskript
Nö Niederösterreich
OG Ortsgemeinde
Oö Oberösterreich
Quellen
Die vorliegende Seite wurde von Bernhard Heim, Rothenburg, 2004 verfasst und in der ZUM-Classic veröffentlicht. 2022 wurde sie mit seiner Genehmigung überarbeitet und in ZUM-Unterrichten übernommen.
- ↑ Eberhard Krauß: Exulanten im Evang.Luth. Dekanat Leutershausen - Eine familiengeschichtliche Untersuchung von Eberhard Krauß, (gf-franken.de) Rezension: "Dieser Band berichtet über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und über die Zuwanderung der evangelischen Christen, die aus Österreich vertrieben wurden, in die Kirchengemeinden des Dekanatsbezirks Leutershausen. Darüber hinaus sind Beobachtungen zur wirtschaftlichen und sozialen Situation der Exulanten festgehalten. Auch das Kapitel "Erinnerungen an die Exulanten: Ihr Weg und ihre Bedeutung - Orte und Familien" wird grosses Interesse finden. Es führt die Zuwanderer und uns den Weg durch die Jahrhunderte bis heute. Natürlich sind in einem Verzeichnis Namen und Daten der Exulanten (ca. 1300 Exulanten, ihre Ehepartner und Kinder, insgesamt ca. 2000 Personen) zusammengestellt und durch ausführliche Register erschlossen." 479 Seiten, mit zahlreichen Bildern und Karten.
- ↑ Kuhr, Georg: Österreichische Exulanten: Gründe der Auswanderung, Orte der Zuwanderung und Bedeutung für Franken nach dem Dreißigjährigen Krieg (frankenland.de, 1987)
- ↑ Geschichte der Reformation und der Gegenreformation im Lande unter der Enns von Theodor Wiedemann, Leseprobe von books.google.de
- ↑ Exulantenforschung gf-franken.de
1987 Fränkische Art und Geschichte (frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de)