Prinzipat des Augustus/Historische Simulation

Aus ZUM-Unterrichten

Krise der Republik und Errichtung der Prinzipatsherrschaft

Die folgenden Arbeitsblätter haben sich v.a. in Klassen mit einer hohen Schülerzahl gut bewährt. Bei leistungsstärkeren Gruppen sollte man auf die Vorgabe der Argumente (AB 1 und 2) verzichten. Ggf. könnte nach einer Reflektionsphase auch eine zweite Diskussion - diesmal ohne Arbeitsblätter / Unterlagen und mit eigener Meinung - zu der Problematik geführt werden.

AB3 sollte erst in der nachfolgenden Stunde eingesetzt werden.


Intro

Wir befinden uns im Jahre 27 v. Chr. Die Römische Republik ist jetzt seit fast 100 Jahren Schauplatz erbitterter Machtkämpfe rivalisierender Parteien. Viele Menschen ersehnen wieder einen dauerhaften Frieden. Du bist Mitglied des Römischen Senats, der über diese wichtige Frage berät. Ein Senator hat den Antrag gestellt, dass dem erfolgreichen Feldherrn Oktavian die Aufgabe der Friedenssicherung dauerhaft übertragen werden sollte.

AB Gruppe 1 Pro

Du bist in der folgenden Diskussion des Senats für diesen Antrag. Du willst Oktavian bitten, die alleinige Verantwortung für und Gewalt über den Staat zu übernehmen.

Denn: Oktavian ist der rechtmäßige Erbe des ermordeten Julius Cäsars. Außerdem ist er im Besitz eines beträchtlichen Vermögens, so dass er kein Interesse haben kann, die neue Macht zu seiner persönlichen Bereicherung zu missbrauchen.

Oktavian wird durch sein riesiges Vermögen auch die Ernährung der Bevölkerung sicherstellen. Nur in einem dauerhaften Frieden können die zerstörten Häuser und Tempel in Rom wieder aufgebaut werden. Dies schafft Arbeitsplätze und Wohlstand.

Da er ordnungsgemäß die zeitlich beschränkte Befehlsgewalt über die römischen Truppen in diesem Jahr niedergelegt hat, ist er unbedingt vertrauenswürdig und ehrbar. Er hat bewiesen: Sein Interesse ist das Interesses des Römischen Staates. Um die drängenden außenpolitischen Probleme in den aufständischen Provinzen Spanien, Syrien und Gallein zu lösen, reicht es nicht, den Feldherren zeitlich beschränkte Kommandos zu erteilen. Die Erfahrung der Bürgerkriege hat gezeigt, dass dies unweigerlich zu Rivalitäten unter den einzelnen Feldherrn führt - beispielsweise zwischen Cäsar und Pompeius. Nur ein mächtiger Herrscher kann dauerhaft den Frieden sichern, da sich nur ihm alle bereitwillig unterordnen werden. Am besten sollte Oktavian gleich der Titel "Augustus" (der Erhabene) verliehen werden.


Aufgabe
Überlege dir weitere Argumente und notiere dann stichwortartig, was für den Antrag des Senators spricht. In der gleich folgenden Sitzung sollst du (als Senator) diesen Standpunkt vertreten.

AB Gruppe 2 Contra

Du bist in der folgenden Diskussion des Senats gegen diesen Antrag. Du willst auf keinen Fall, dass allein Oktavian die Verantwortung für den Staat übernimmt!

Denn: Wenn sich zu große Macht in der Hand einer einzigen Person konzentriert, entfällt das wichtige Prinzip der gegenseitigen Kontrolle im Staat. Die Macht kann leicht missbraucht werden, wie man in den aktuellen Bürgerkriegen gesehen hat und bringt dann immer größeres Elend über das römische Volk.

Es wäre leichtsinnig, wichtige Entscheidungen nur einer einzelnen Person zu übertragen und diese nicht verbindlich an die Meinung vieler erfahrener Senatoren zu binden.

Um die drängenden außenpolitischen Probleme in den aufständischen Provinzen Spanien, Syrien und Gallien zu lösen, reicht es auch heute noch, den Feldherrn zeitlich beschränkte Kommandos zu erteilen. Aus der Erfahrung der Bürgerkriege haben wir gelernt, dass diese Feldherrn nur erheblich besser kontrolliert werden müssen. Ein Fall wie Cäsar kann und muss in Zukunft vermieden werden.

Gibt es erst eine Person, die über dem Senat steht, so endet auch die Kontrolle der Senatoren über die Quellen ihres Reichtums und Wohlstand.


Aufgabe
Überlege dir weitere Argumente und notiere dann stichwortartig, was gegen den Antrag des Senators spricht. In der gleich folgenden Sitzung sollst du (als Senator) diesen Standpunkt vertreten.

Arbeitsblatt 3

Zehn Jahre nach der legendären Sitzung im Jahre 27 v. Chr. treffen in einem römischen Dampfbad zwei Senatoren zusammen, die damals an der Abstimmung beteiligt waren:

Senator Julius: Maximus, mein Freund, ich grüße dich von ganzem Herzen. Du machst aber einen gar schlechten Eindruck! Welche Sorgen plagen dich?

Senator Maximus: Auch ich grüße meinen alten Freund und Mitstreiter im Senat. Ach, weißt du, dein Eindruck täuscht gar nicht. Seit Tagen mache ich mir Gedanken, ob die Entscheidung, die wir vor vielen Jahren trafen, wirklich zum Wohle der Republik war. Ich glaube, dass die Republik nur noch der Form nach besteht. In Wirklichkeit haben wir einen furchtbaren Fehler gemacht.

Senator Julius: Ich verstehe deine Sorgen nicht. Durch die vielen Ämter und Ehrentitel, die es seitdem gibt, geht es uns doch sehr gut. Das musst du mir besser erklären!

Senator Maximus: Indem wir damals einwilligten, uns mit der Verwaltung der befriedeten senatorischen Provinzen zufriedenzugeben, haben wir jeden Einfluss auf wichtige politische Entscheidungen verloren. Mit seiner Herrschaft über die unbefriedeten Provinzen kommandiert, bezahlt und befördert jetzt nur noch Augustus die Soldaten. Das gesamte Militär steht auf seiner Seite.

Senator Julius: Eigentlich war mir noch gar nicht bewusst, dass die Unterteilung in kaiserliche und senatorische Provinzen eine so weitreichende Folge haben könnte.

Senator Maximus: Viel schlimmer noch finde ich, dass Augustus jetzt für sich beansprucht hat, die 600 Mitglieder des Senats alleine zu bestimmen. Er wird in Zukunft nur noch Personen auswählen, die seine Politik noch bedingungsloser unterstützen.

Senator Julius: Leider haben wir Augustus auch alle Rechte zugestanden, um alleine über Gesetze und Steuern (Fiscus) zu entscheiden. Auch erfolgt die ganze Finanzverwaltung durch seine Beamten. Wir dürfen außer der Provinzverwaltung nur noch den Staatsschatz (aerarium populum romani) hüten.

Senator Maximus: Obwohl die Volksversammlung weiter regierende Beamte (Konsuln) wählen darf, haben diese praktisch keine Rechte mehr. Die neue Regierungsform heißt Prinzipat. Augustus nennt sich Princeps, was in seiner Deutung soviel bedeutet wie "der Erste" in der Römischen Republik. Das ist eine wohltätige Lüge. Wir haben in Wirklichkeit eine Monarchie, d.h. eine Alleinherrschaft.


Aufgabe
  1. Auf welchen Säulen ruht die Macht des Augustus? (Unterstreiche mit rot)
  2. Welche Aufgaben darf der Senat im Prinzipat noch ausüben? (Unterstreiche mit grün)
  3. Welche Rechte übt die Volksversammlung noch aus? (Unterstreiche mit blau)
  4. Warum spricht Maximus von einer "wohltätigen Lüge"? Was ist damit gemeint? Erkläre!