Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus
Die Erzählung Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus (1995) von Friedrich Christian Delius handelt von einem Kellner in der DDR, der sieben Jahre damit verbringt, seinen Plan, auf Johann Gottfried Seumes Spuren nach Syrakus zu reisen, zu verwirklichen.
Der vorliegende Artikel ist bei der Behandlung der Erzählung im Unterricht entstanden und gibt Hinweise, wie bei der Arbeit an einer Erzählung ein Wiki eingesetzt werden kann.
Siehe auch: Ausführliche Inhaltsangabe, die von Schülern erarbeitet und durch Kurzartikel erläutert wurde.
Zur Behandlung der Erzählung im Unterricht
Hinweise zu den Kurzdialogen
Die Kurzdialoge am Anfang der Kapitel, wo jeweils der Leser den Erzähler zum Geschehen befragt, sind jeweils kurze Expositionen.
- Kap.1: Warum Irrealis? - Warum sollte die Geschichte früher schwerer zu erzählen gewesen sein? - Weshalb konnte der reale Klaus Müller die Geschichte nicht erzählen, obwohl er doch Bücher schreibt?
- Kap.2: Einführung in DDR-Gegebenheiten für die, die sie noch nicht kennen.
- Kap.4: Wieso lässt sich Gompitz nicht einschüchtern? Wie sieht Helga den Vorgang?
- Kap.5: Was soll hier das "Nein" des Erzählers? Man könnte die Geschichte doch aus Helgas Sicht erzählen. Warum tut er es nicht?
- Kap.6: "Wer will das wissen?" Der Erzähler fragt gewiss nicht den fiktiven Leser. Vielmehr betont er hier, dass er kein allwissender Erzähler ist.
- Kap.8: Er imponiert mir schon, dieser Gompitz. Aber es kann doch nicht sein, daß er Tag und Nacht an nichts anderes als an seinen großen Plan denkt.
- Doch, außer seiner Reise beschäftigt ihn nichts.
Hier kann man erkennen, wie wichtig Paul die Reise nach Syrakus ist und vor allem, wie wichtig es ist, alles für den Ausbruch genauestens geplant zu haben, um der STASI zu entwischen.
Das Kapitel nimmt nur in sofern direkteren Bezug darauf, indem Gompitz sich einen Arbeitsplatz auf Hiddensee sucht, wobei er genug Zeit hat um zu segeln, Karten zu lesen und zu lernen, sowie Stellen ausfindig zu machen, von denen aus er fliehen kann. Generell gesehen passt dieser Eingangsdialog nur weniger zum Kapitel, da es dort auch z.B. um seine letzten West-Mark geht.
Hauptfragen
Wie ist die Grenze zu durchbrechen? Gelingt eine Grenzüberschreitung? Kann Gompitz Freiheit erfahen?
Weitere Fragen
1. Weshalb möchte Gompitz nach seiner Italienreise wieder zurück in die DDR?
2. Wieso ist die Italienreise so wichtig für ihn?
3. Woran liegt es, dass die Leute aus dem Westen ihm nicht helfen?
Bedeutung des Reisens
Vergleich mit anderen literarischen Texten:
Benn: Reisen (Reisen sinnlos?)
Gompitz dagegen schreibt: "... ich komme als glücklicher, ausgeglichener Mensch zu Dir zurück."
Gibt es aber nicht Situationen in der Erzählung, wo Gompitz dieselbe Erfahrung wie Benn macht?
Kafka: Aufbruch (Weg von hier als Ziel)
Gompitz hat das Ziel Syrakus und Italien schon seit Jahrzehnten.
Gibt es aber nicht Situationen in der Erzählung, wo er wie der Erzähler aus Kafkas "Aufbruch" denkt?
Gompitz' Erfahrungen bei seiner Italienreise
„Die Grenztruppen zu überlisten, überlegt er, das ist eigentlich relativ einfach gewesen, [...] Schwieriger ist es schon, seit du es gepackt hast, mit der Furcht, die Frau und die Freunde und die Heimat zu verlieren. Tag und Nacht von der Frage belästigt zu werden: Wie kommst du wieder zurück? Das ist anstrengender, als du dachtest, aber damit war zu rechnen. [...] dich immer weiter von dir selbst zu entfernen, das alles war nicht geplant!“ (S.122)
Gompitz in Rom
"Ich! Bin! Jetzt! Hier!" (S.119)
"all das geht dem DDR-Bürger, der selbst einige Gebote übertreten hat, um bis Rom zu kommen, entschieden zu weit." (S.119)
"... immer tiefer verstrickt er sich in seine Sehnsucht nach Helga." (S.120)
"er ist frei wie nie" (S.121)
"vom Wunsch geplagt [...], möglichst schnell wieder zu Hause zu sein, wird ihm die Ewige Stadt ein Alptraum." (S.121)
"Wir sind getrennt durch die Umstände unserer Zeit [...] wie die klassischen Liebespaare der Geschichte" (S.121)
„Die Grenztruppen zu überlisten, überlegt er, das ist eigentlich relativ einfach gewesen, [...] Schwieriger ist es schon, seit du es gepackt hast, mit der Furcht, die Frau und die Freunde und die Heimat zu verlieren. Tag und Nacht von der Frage belästigt zu werden: Wie kommst du wieder zurück? Das ist anstrengender, als du dachtest, aber damit war zu rechnen. [...] dich immer weiter von dir selbst zu entfernen, das alles war nicht geplant!“ (S.122)
"Erst abends in einem langen Brief an die Freunde vermag er seine Gedanken über Wohlstand und Armut, Staat und Vorsorge wieder zu ordnen." (S.123)
Weblinks
- Friedrich Christian Delius: Spaziergang von Rostock nach Syrakus (Webseite des Autors)