Ohne den Klimawandel in Europa anzweifeln zu wollen, ist es doch fraglich, ob die scheinbar zunehmendene Häufigkeit des Auftretens von Tornados in Mitteleuropa ein Beweis für den Klimawandel ist:
historische Dokumente, die zunehmend erschlossen werden, belegen das Phänomen von Wirbelstürmen in Europa bereits seit Jahrhunderten
die stark zugenommene Bevölkerungsdichte und damit die Besiedlungsichte seit 1800 bewirkten eine zunehmende Betroffenheit durch Wirbelstürme
die zunehmende Dokumentation durch Zeitungen, seit den 90-er Jahren auch durch das Internet dokumentieren das Auftreten von Wetterphänomenen
Es wird auch in den Geowissenschaften ernsthaft diskutiert, ob das Phänomen Tornado zugenommen hat oder nur dessen Dokumentation.
Rüdiger Glaser (2001) beschreibt in seiner Klimageschichte Mitteleuropas eine Tornado in Mecklenenburug vom 19. Juni 1753. Auch das unten dargestellte Dokument belegt einen Tornado im Jahr 1869 ebenso wie zahlreich andere Dokumente aus anderen Jahren.
Thomas Sävert dokumentiert nicht nur die in den letzten Jahrzenten und aktuell auftretenden bestätigten und vermutlichen Tornados in Deutschland, sondern dokumentiert auch vermutliche Tornadas seit dem Jahr 700 durch historische Quellenangaben
Neben den heute gebräuchlichen Begriffen Tornado oder Wirbelsturm gibt es zahlreiche ältere Bezeichnungen, die aber oft nicht eindeutig definiert sind und deren Einordnung nur durch ihre Wirkungen möglich ist: Windteufel, Windsbraut, Windsbraus, Staubteufel
(unvollständig) ---> Thomas Säverts Tornadoliste
1758 - St. Annaberg
Umständliche und zuverläßige Nachricht von einem ungewöhnlichen Wirbelwind und Winsbraut zu Land in Frohnau, einem Dorfe bei St. Annaberg, den 15. Juni des ietztlaufenden Jahres 1758 entstanden, und eine wunderliche Zerstörung in den Gebäuden angerichtet.
Am 19. Juny, Abends gegen 5 Uhr, zeigte sich bay dem ziemlich hoch gelegenen Oertchen Hasseroth im Großherzogthume Hessen , eine seltene Naturerscheinung. Unmittelbar vor dem Ausbruche eines, übrigens gar nicht bedeutenden Gewitters, entstand ein außerordentlich heftiger Wirbelwind (Windsbraut), welcher nicht nur in wenigen Minuten die meisten Gebäude abdeckte, [...]
Furchtbare Stürme haben am 22. und 23. Juni 1842 am Genfer See und in den französischen Dapartements der Loire, der Saone und Loire und der Rhohne gewüthet, und besonders ein Wirbelwind in der Gegend von Lyon große Verwüstungen angerichtet. In der kleinen Pfarre Cubans alleine wurden 130 Häuser nicht umgestürtzt, sondern fortgetragen. […] Lastwagen auf Dächer hinaufgeschleudert […] Ziegeln und Schindeln flogen wie Feder in der Luft umher, die Bäume wurden wie Rohr geknickt und aus gerissen. Dies war nur auf dem Nebenwege der Windhose. In dem Hauptwege wüthete sie noch ganz anzders. Sie hat ganze Wälder entwurzelt, einzelne Bäume in die Lüfte geführt [...]
Bayerischer neuer Volkskalender für den Bürger und Bauersmann für das Jahr 1848 Quelle: BSB
"München, 27. Aug. Das gestrige Unwetter hat, wie bereits erwähnt arge Zerstörungen angerichtet , wie dies wohl bei dem Zusammenwirken einer Windhose, eines Wolkenbruchs und gewaltigen Hagelschlages nicht anderes zu erwarten war. […] In der inneren Stadt regnete es nur , und am südwestlichen Ende der Stadt hatte man zu derselben Zeit den schönsten Sonnenschein. Die äußere Maxvorstadt, Schwabing, der engliche Garten, Brunntal, Bogenhausen und kurz vor Bruck, Olching, Maisach u. s. w. Haben außerordentlich gelitten. […] Heute Vormittag war der englische Garten sehr von Neugierigken belebt, welche die außerordentlichen Zerstörungen des Sturmes, die wie ein südamerikanisher Tornado unter den Bäumen gehaust, betrachteten. "
Dass Schilderungen über Wirbelwinderscheinungen alleine der Phantasie entstammen, erscheint unmöglich. Die genaue Schilderung der Vorgänge die bei der Beobachtung der Windsbraut erfolgen müssen reale Erlebnisse zugrunde liegen, auch wenn deren Auftreten zeitlich meist nicht bestimmt werden kann. So sind Windsbrautsagen unterschiedlicher Art aus vielen Regionen Deutschlands bekannt.
Windsbraut - Wandgemälde in der Walpurgishalle]]
Einige Beispiele:
Bayern
Des Teufels Windsbraut
En alter Häcker hat mer e G´schicht derzelt, wu sein Vater begegent is. Der is e mol in Summer drauß sein Wengert (Weinberg) gewest. Neba sein Wengert war a großer Kleeacker, und doa hat grad a Meed (Magd) en Kleea zammgerechent und auf Haufa gemacht. Mei Vater war grad an so en Kleeahaufa ander Owella (Pfad zwischen zwei Feldern) g´seßa und hat e Käs und Broad ess´well. Auf e mol is a Windsbraut kumma und hat alla Kleehaufa aus enaner gejagt. Doa hat die Meed g´flucht: „Doa sell aber glei der Teifel neischlag!“ - Und in den Augeblick is die Meed vom Wind aufg´hoba worn und is in die Luft verschwunda. Mein Vater aber hat die Windsbraut sein Käs mit samm en Paier mit forgenumma. Ueber a Weil is sei leers Käspapier wieder runterg´floga. Doa hat er g´sagt: „Hast en Käs g´fressa, kannst a es Papier behalt.“ - Über a Weil sen dera Meed ihr Schlappa (Pontoffel) wieder runter g´falla, von ihr hat mer aber nix mehr g´sena, und ke Mensch weß, wu sie hi kumma is.
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