Benutzerin:Sabine Häcker/Weihnachtswissen/EpocheAufklärung/FriedrichSchleiermacher1806/Geschenke und Besinnlichkeit: Weihnachten feiert die Ideale der Aufklärung
Die Entstehung der häuslichen Weihnachtsfeier: Ein Fest der Aufklärung?!
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Warum entsteht um 1800 die häusliche, private Weihnachtsfeier?
Ende des 18. Jahrhunderts entsteht in den aufklärerisch gebildeten und wohlhabenden Schichten ein neuer Brauch, nämlich eine private Weihnachtsfeier - die Weihnachtsfeier mit Geschenken und Weihnachtsbaum, die heute noch am 24. Dezember gefeiert wird. Mit der neuen Art Weihnachten zu feiern wollte man sich von dem abergläubischen Mummenschanz, der damals zu Weihnachten üblich war, abgrenzen.
Wir sind dieses Weihnachtsfest so gewöhnt, dass uns gar nicht bewusst ist, dass es darin der Zeitgeist der Aufklärung spiegelt. Inwiefern? Das ist das Thema dieser Unterrichtssequenz.
Die neuen Werte in der Epoche der Aufklärung: Mit welchen neuen Ideen und Idealen machte sich der neue Zeitgeist bemerkbar?
Als die Naturwissenschaften die Welt immer besser erklären konnten und damit einhergehend das humanistische Menschenbild davon ausgeht, dass jeder Mensch lern- und entwicklungsfähig ist, führte das dazu, dass viele Menschen das politische und gesellschaftliche System in Frage stellten. Das politische System war gekennzeichnet von einem Herrscher mit absoluter Macht und einer Ständegesellschaft, in der jeder mit seiner Geburt einen festen Platz zugewiesen bekam, an dem er zu bleiben hatte. Die Menschen nahmen dieses System nicht mehr als "gottgewollt" hin, sondern insbesondere das Bürgertum kämpfte für gleiche Rechte. Politisch führte das zu einer Demokratie in den USA und zu einer Revolution in Frankreich (1789) - sensationelle Ereignisse, die viel in Bewegung brachten.
Die Intellektuellen machten sich Gedanken darüber, wie man die neuen Wissenschaften mit der Religion verbinden könnte. Für die Erklärung der Welt war Religion immer weniger notwendig, denn das tat die Wissenschaft. Auch Fragen der Moral wollte man nicht mehr der Religion oder den Traditionen überlassen, sondern durchdenken und mit Vernunft beantworten. Vernunft und Gefühl wurden zwei bewusste, getrennte Kategorien. Beziehungen wurden völlig neu gestaltet, denn das wohlhabende Bürgertum hatte das Privatleben erfunden. Die Familien lebten nicht mehr in Haushalts- und Produktionsgemeinschaften, sondern in städtischen Kleinfamilien. Der Ehemann ging einer Erwerbsarbeit außerhalb des Hauses nach, Arbeit und Wohnen waren dadurch getrennt. So entstand die Frage, wie man innerhalb der Familie und auch in Geselligkeit mit anderen miteinander sein wollte, denn man wollte keinesfalls so steif und unauthentisch sein wie der Adel, bei dem es stets vor allem um die Wahrung der Etiquette und Äußerlichkeiten ging. Man wollte persönliche Freiheit, und das hieß keine starren gesellschaftlichen Strukturen und die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Es galt als Errungenschaft, dass die Frauen sich nicht um das Geldverdienen kümmern mussten, sondern sich ganz auf die Kinder und das Familienleben konzentrieren konnten. Man hatte die Bedeutung einer starken persönlichen Mutter-Kind-Beziehung erkannt und wollte Kinder nicht mehr nur den Dienstboten überlassen. Und Kinder sollten um ihrer selbst geliebt werden, und das brachte vor allem für Mädchen einen neuen Stand. (Früher hatten oft die Jungen als Erben und Nachfolger im Vordergrund gestanden, die bei der Familie blieben, und weil die Mädchen mit der Heirat die Familie verlassen hatten und Teil einer anderen Famiie geworden waren, waren sie oft zweitrangig gewesen.) Kinder sollten liebevoll im geborgenen Rahmen der Familie aufwachsen. Es war erkannt worden, welchen prägenden Einfluss die Kindheit auf die Persönlichkeitsentwicklung hat. Bildung wurde nun für Jungen und Mädchen wichtig, schließlich verlief das Leben nicht mehr in tradierten, vorbestimmten Bahnen, sondern jeder sollte seinen Weg suchen und sein Glück machen. Glück war ebenfalls ein neues Ziel, man wollte im irdischen Leben glücklich werden und sich nicht mehr auf das Leben nach dem Tode vertrösten lassen. Dazu gehörte auch, dass man aus Liebe heiraten wollte - ebenfalls ein neues Konzept des 18. Jahrhunderts, dass so überzeugend war, dass es seitdem in unzähligen Liebesromanen und Liebesliedern transportiert wird.
Bedeutsam waren u. a. diese Aspekte. Recherchiere, was es damit auf sich hat und erläutere dann!
- Religion ist Privatsache
- ein neues Bibelverständnis, das sogenannte "historisch-kritische" Bibelverständnis entwickelte sich
- Rolle der Musik: Inwieweit wurde Musik in der Epoche der Aufklärung ein Mittel, um die Ebenbürtigkeit des Bürgertums gegenüber dem Adel unter Beweis zu stellen?
- gegen Aberglauben
Du hast in diesem Text einiges über die Epoche der Aufklärung erfahren. Sortiere dir die Informationen, indem du eine Mindmap anlegst!
Wie spiegelten sich diese Ideale in dem neue entstandenen häuslichen Weihnachtsfest wider?
Dazu untersuchen wir ein Buch aus dem Jahr 1806: "Die Weihnachtsfeier" von Friedrich Schleiermacher.
Friedrich Schleiermacher und sein Buch "Die Weihnachtsfeier"
Friedrich Schleiermacher (1768-1834) war ein evangelischer Theologe, Philosoph, Staatstheoretiker und Kirchenpolitiker. Er war im 19. Jahrhundert eine sehr einflussreiche Persönlichkeit.
Schleiermacher machte sich Gedanken um die Themen seiner Zeit und hatte ein starkes Sendungsbewusstsein. Er war sehr religiös, hielt es aber für falsch, die Bibel wortwörtlich zu nehmen. In der Bibel erzählen Menschen davon, wie sie Gott und ihren Glauben verstehen, aber sie ist keine Richtschnur für die Gegenwart. Auch hielt er nicht viel von dem Konzept der Sünde und der Hölle, mit dem die Kirche ihre Gläubigen im Mittelalter verängstigt und gehorsam gemacht hatte. Er dachte auch darüber nach, welche Rolle für den Glauben eigentlich die Institution Kirche spielen sollte.
Zu Schleiermacher Zeit entstand die häusliche Weihnachtsfeier mit Geschenken und Weihnachtsbaum. Er war offensichtlich begeistert von dieser neuen Mode und schrieb ein Buch darüber, wie und warum man dieses neue Fest feiern kann. Er beschreibt, wie eine kleine Gruppe miteinander den Heiligabend feiert. Gastgeber sind Ernestine und Eduard mit ihrer Tochter Sophie. Zu Besuch sind die schwangere Agnes mit ihrem Mann Ernst und den beiden Söhnen sowie Friederike, Caroline und Leonhardt. Sie gehören zum wohlhabenden Bildungsbürgertum.
Zusammenfassung des Buches: Die Weihnachtsfeier
Ernestine, die Gastgeberin, hat zur Bescherung alles hübsch arrangiert: Die Geschenke liegen für jeden an einem Platz, hübsch mit Efeu dekoriert und in weißen oder bunten Tüchern verhüllt. Die kleinen Gaben liegen auf dem Tisch, die größeren stehen unter der Tafel. An den Namensschildchen sind essbare Süßigkeiten angebracht.
Die Gesellschaft, die ein eng verbundener Kreis, wartet ungeduldig nebenan. Dann öffnet Ernestine die Tür und schaut auf ihre Familie und Freunde. Sofie umfasst ihre Mutter liebevoll, ihr Mann Eduard küsst sie auf das Augenlid und alle bedanken sich herzlich, dass sie es dieses Jahr übernommen hatte, die Feier auszurichten. (S. 3 ff.)
Die Bescherung beginnt und jeder muss bei seinem Geschenk raten, wer es wohl ausgesucht hat und warum. Die Frauen können treffsicher den jeweiligen Geber ausmachen, die Männer irren sich oft. „So ist es wohl“, sagt Leonhardt, „dass die Frauen uns in diesen kleinen Dingen an Scharfsinn übertreffen.“ Friederike entgegnet, dass den Frauen dabei eine gewisse Ungeschicktkeit von Männern in die Hände spiele. „Ihr liebt die geraden Wege und könnt weniger gut um die Ecke denken.“ „Beides ist notwendig und ergänzt sich!“, fügt Caroline hinzu. (S. 5 f.)
Sofie widmet sich zuerst den süßen, gebackenen Namenszeichen und erbettelt sie von den anderen, denn sie liebt Süßigkeiten. Am meisten freut das Mädchen sich über die Klaviernoten, die sie von ihren Eltern geschenkt bekommen hat. Es sind religiöse Kompositionen über Weihnachten und sie läuft begeistert zum Vater hin, um in leidenschaftlicher Dankbarkeit ihn mit Küssen zu überdecken.
Sofie hatte befürchtet, Muster zum Stricken und Sticken zu bekommen, denn sie hat eine Abneigung gegen weibliche Arbeiten – Musik hingegen liebt sie, und ganz besonders Musik im Kirchenstil. Wie nun Weihnachten eigentlich das Kinderfest ist, so konnte ihr kein lieberes Geschenk scheinen als dieses.
Dann ruft sie die anderen, um ihnen das Spielwerk zu zeigen, welches sie gereinigt und in Stand gesetzt und in ihrer Kammer aufgestellt hat. Der Mechanismus setzt Figuren in Gang, was Anton seinem jüngeren Bruder mit pathetischer Eitelkeit erklärt, und es sind Geschichten aus dem Christentum dargestellt. Ein kleines verborgenes Licht bestrahlt die Heilige Familie mit dem Jesuskind. (S. 6 ff.)
Da wendet Sofie sich von der Krippenszene zu ihrer Mutter und fragt innig bewegt: „O Mutter, ist es nicht wegen des göttlichen Kindleins, dass die Mütter Knaben lieber haben?“ Die Mutter hebt sie auf und küsst sie. (S. 10 f.) Etwas später sagt Ernestine zu dieser Frage, dass dem nicht so sei, weil sie in der Tochter die gleiche Offenbarung des Göttlichen verehren könne wie Maria in dem Sohn. (S. 13)
Auf Sofies Drängen hin werden sodann einige Choräle am Klavier gesungen. Die Musik bewirkt eine stille Befriedigung und Zurückgezogenheit des Gemüts. Es gab einige stumme Augenblicke, in denen aber alle wussten, dass eines jeden Gemüts liebend auf die übrigen und auf etwas noch Höheres gerichtet war. (S. 11)
Die Gesellschaft versammelte sich zum Tee. Ernst spricht darüber, wie dankbar er ist, dass er und Agnes ein drittes Kind erwarten und sagt zu seiner Frau: „Ich schließe dich aufs Neue wie ein Geschenk des heutigen Tags in meine Arme, du Geliebte!“ Ernst spricht über die Liebe und meint, dass die Liebe, wie jede echte Begeisterung, nie veraltet. Er verweist auf Ernestines Gefühl gegenüber Sofie. Ernestine gesteht, wie sehr sie ihre Tochter liebt: Sie fühle sich überschüttet mit der Fülle des Schönen und Liebenswürdigem. (S. 11 ff.)
Die Freundesgruppe kommt nun auf Kindererziehung zu sprechen und ist sich einig darin, dass man mit Kindern liebevoll und zärtlich umgehen soll. Betont wird, dass die Mütter eine engere Bindung zu Kindern haben. Kritisiert wird, dass die Väter oft mehr auf Tapferkeit und Tüchtigkeit, besonders bei den Jungen, achten, verbunden mit Anstrengung und Versagung; sie können sich aber an dem mütterlichen Tun fleißig orientieren, um eine unrichtige Ansicht zu korrigieren. Eduard betont, dass die Frauen dazu bestimmt seien, sich um die Kinder zu kümmern und dass es ein heiliger Dienst sei. (S. 14)
Leonhardt kommt nun auf die religiöse Erziehung von Kindern zu sprechen und sagt, dass ihn Sofies kindliche Frömmigkeit rührt und besorgt. Man ist sich einig, dass Frömmigkeit positiv zu sehen ist, Frömmlinge jedoch werden kritisch gesehen. Doch Religion solle nichts Förmliches sein, kein Gebet zu bestimmten Zeiten, keine festen Andachtsstunden – sondern dem Gefühl folgen, wenn es jemandem so zu Mute ist. Frömmigkeit muss ein Innerliches sein, kein kaltes Formelwesen mit leeren Worten und eingedorrten Gebräuchen. Leonhardt, der sich bewusst ist, dass die anderen ihn wohl einen Ungläubigen nennen, kritisiert die katholische Kirche, weil sie sich an ganz äußerlichen frommen Werken übernehme und die Protestanten, weil sie sich leicht um eine engherzig ausschließende Meinung versammeln. In Bezug auf Sofies Beziehung zur Religion beruhigt Eduard Leonhardt mit dem Argument, dass das Mädchen gar nicht gern zur Kirche geht. (S. 14–20)
Leonhardt ist nicht überzeugt und kritisiert, dass die Eltern ihrer Tochter sogar die Bibel zu lesen geben: Wunderlich verworrene Bilder (S. 20) könnten sich festsetzen und das Mirakulöse könnte den Aberglauben nähren. Die Bibel den Kindern in die Hände zu geben, für welche sie niemals gemacht war, dies ist das Ärgste, meint Leonhardt. Wieder beruhigt Eduard ihn und erzählt, dass Sofie die Weihnachtsgeschichte wie ein Märchen sieht und die Bibelgeschichten keinesfalls buchstäblich glaubt.
Caroline fügt hinzu, dass Sofie gern malt, von Kunst im Protestantismus aber oft nicht viel gehalten wird. Ein Kunstverständnis fehle im Protestantismus leider, wird beklagt. Dem Katholizismus wird zu Gute gehalten, dass dort die Künste auf die Religion angewendet werden. (S. 20–22) Zum Thema Kunst vertritt Leonhardt eine andere Meinung: Die Künste sollen unabhängig für sich leben, sich ihre eigene Welt bildend. „Ich bin als Christ sehr unkünstlerisch, und als Künstler sehr unchristlich.“, erklärt er. (S. 23)
Eduard kommt auf Weihnachten zu sprechen: „Was ist die schöne Sitte der Wechselgeschenke wohl anderes als reine Darstellung der religiösen Freude?“ Der Weihnachtsabend erzeuge das Zurückgehen in das Gefühl der Kindheit, die heitere Freude an der neuen Welt, die wir dem gefeierten Kinde verdanken. Der Wert der Geschenke liege darin, dass die Absicht zu erfreuen darin liegt, bestätigt Caroline. Das religiöse Gefühl könne nicht durch Worte erzeugt werden, sondern durch das Erlebnis reiner Heiterkeit. (S. 25) Agnes erzählt von der Geburt und Taufe eines Kindes am Weihnachtsfest und meint, dass jede heitere Freude Religion ist. (S. 39 ff.)
Die religiöse Freude, so Eduard und thematisiert nun die Musik, kann am besten mit Musik ausgedrückt werden. Musik macht, sehr viel besser als Worte, Religion erlebbar. Und Musik braucht keine Worte, um verstanden zu werden. Es ist auch gewiss wahr, was jemand gesagt hat, dass die Kirchenmusik nicht des Gesanges, wohl aber der Worte entbehren könnte. Sie ist verständlich genug durch ihren Charakter. (S. 23–26) Friederike beteiligt sich weniger mit Worten an dem Gespräch, sondern begleitet die Erzählungen gekonnt improvisierend auf dem Klavier. (S. 38, 44)
Das reine Gefühl, wie es Kindersinn ist, lässt den Menschen in das Reich Gottes kommen, kommt Caroline wieder auf die Religion zu sprechen. Wer in der Kindheit unbefangene Freude erlebt hat, wird sie auch später erleben können. (S. 31 f.)
Die Frauen und Mädchen werden als die Seele von Festen wie Weihnachten bezeichnet, denn sie halten die Tradition hoch. (S. 35) Es wird von der besonderen Mutterliebe und dem besonderen Mutterschmerz gesprochen. Caroline erzählt von einer Freundin, deren Kind sterbenskrank war und welchen Trost die sehr religiöse Mutter in dem Glauben fand, dass ihr kleiner Sohn in den Himmel kommen würde. (S. 43-47)
Das Gespräch wird unterbrochen, als einige Bekannte vorbeischauen, die sich als Weihnachtsknechte verkleidet habe. Sie bringen Kleinigkeiten für die Kinder, bekommen von Sophie deren Spielwerk gezeigt und dann einen kleinen Imbiss. (S. 48)
Nun wird der Vorschlag gemacht, dass, nachdem zuvor die Frauen Situationen von vergangenen Weihnachtsfesten erzählt haben, jetzt die Männer sprechen, und zwar über das Weihnachtsfest. „Hat das Fest doch so viele Seiten, dass jeder es verherrlichen kann, wie er am liebsten will.“, meint Friederike. (S. 49)
Leonhardt stellt in seiner Rede über das Fest heraus, dass durch gewisse zu bestimmten Zeiten wiederkehrende Handlungen und Gebräuche das Andenken großer Begebenheiten gesichert und erhalten werde. Das Andenken an die Geburt Christi werde durch das Fest besser erhalten als durch die Schrift. Ein Fest kann sinnlich erlebt werden und stärkt den Glauben mehr als die Bibelworte, denn die Handlung ist kräftiger als das Wort. Leonhardt spricht von Zweifeln an der Auferstehung Jesu und dass es eine Verschiedenheit der Meinungen dazu gäbe. Ein Fest wie Weihnachten hingegen sei der Grund für einen gleichmäßig erhaltenden Glauben, weil durch solche Gebräuche nämlich bisweilen die Geschichte erst gemacht wird. (S. 50-55)
Ernst entgegnet Leonhardt, dass er über die Funktion des Festes, des Andenkens, gesprochen habe, nicht aber, welchem Andenken das Fest gewidmet sei. Es würde nämlich nur dann ein Fest entstehen, wenn etwas oder jemand eine Gemütsstimmung und Gesinnung ausgelöst hat. Die Stimmung aber, welche das Weihnachtsfest hervorbringen soll, ist die Freude; und dass es diese weit verbreitet und lebhaft anregt, liegt so klar vor Augen, dass nicht darüber zu sagen wäre, als was jeder selbst sieht. (S. 58) Man könne zwar entgegnen, dass nicht das Wesentliche, die Geburt Jesu, diese Wirkung hat, sondern die Geschenke. Aber das sei falsch, meint er und vergleicht die Geschenke, die ein Kind zum Geburtstag bekommt, mit den Geschenken, die es zu Weihnachten bekommt: Niemand wird leugnen, dass die Geburtstagsfreude einen ganz anderen Charakter hat als die Weihnachtsfreude: jene Innigkeit eines Gefühls. Nicht die Geschenke seien das Erfreuende, sondern wegen dem Erfreuenden werde geschenkt. Und so geht die Weihnachtsfreude auf die Geschenke über. Deshalb ist jeder mit dem Zubereiten eines Geschenkes beschäftigt, und in diesem Bewusstsein liegt der Zauber. Und dass alle sich überall gleichzeitig beschenken, das gibt den Gaben ihren eigentümlichen Wert. Das alle das Gleiche tun, hat einen inneren Grund, und der ist, dass die Erscheinung des Erlösers die Quelle aller Freude in der christlichen Welt ist. Der Glauben, so Ernst, feiere das Leben – jede Geburt, jedes neue Leben. Durch die Anschauung der Welt lässt sich das wunderbare Gefühl der Freude auslösen, durch die aufgehende wiederkehrende Sonne, den Frühling des Geistes, den König eines besseren Reiches, den Götterboten, den Friedensfürst. Die Welt verdankt Christus sowohl ihre Gestaltung als auch die Wissenschaften und das Fest feiert die Erfahrung des gesteigerten Daseins. (S. 58-61)
Nun ist Eduard an der Reihe. Er meint, dass es nicht darum gehe, wo und wie das Jesuskind geboren wurde, sondern um das Erkennen des Göttlichen in der menschlichen Natur. Was ist der Mensch an sich anderes als der Erdgeist selbst, das Erkennen der Erde in seinem ewigen Sein und in seinem wechselnden Werden? (S. 64) Nur wenn der einzelne die Menschheit als eine lebendige Gemeinschaft der einzelnen anschaut und erbaut, ihren Geist in sich trägt, hat er das höhere Leben und den Frieden Gottes in sich. Und die Gemeinschaft sei die Kirche. Zur Kirche gehöre jeder, der den Frieden Gottes findet. (S. 64-66)
Während die Männer ihre Meinung zur Diskussion gestellt haben, ist noch ein weiterer Gast gekommen, Josef. Ernst fordert ihn auf, auch eine Rede über das Weihnachtsfest zu halten. „Keineswegs“, sagt Josef, „lasst uns heiter sein“. Josef setzt dem Debattieren ein Ende, denn seine Meinung zu Weihnachten ist kurz knapp diese: „Ich bin nicht gekommen Reden zu halten, sondern mich zu freuen mit euch.“ (S. 67 f.)Copyright Zusammenfassung: Sabine Häcker
Anmerkungen zur Zusammenfassung
- Worte und Formulierungen im Originalwortlaut sind kursiv notiert (es sind nicht immer Zitate, manchmal auch Kürzungen).
- Die Rechtschreibung wurde der aktuellen Norm angepasst.
- Dass ein Inhalt, der von 65 Seiten auf so einen kurzen Text verkürzt wird, entsprechend vereinfacht ist und nicht die ursprüngliche Komplexität transportieren kann, versteht sich von selbst.
- Die Seitenzahlen beziehen sich auf diese Auflage: Friedrich Schleiermacher: Die Weihnachtsfeier. Ein Gespräch. 1873. In: Staatsbibliothek zu Berlin, digitalisierte Sammlungen. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001D08800000000 (zuletzt am 25.07.2025).
Literatur
Kurt Nowak: Schleiermacher. Göttingen 2001.
Friedrich Schleiermacher: Die Weihnachtsfeier. Ein Gespräch. 1873. In: Staatsbibliothek zu Berlin, digitalisierte Sammlungen. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001D08800000000 (zuletzt am 25.07.2025).
