Hexenverfolgung

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Version vom 28. Juni 2022, 01:30 Uhr von Matthias Scharwies (Diskussion | Beiträge) (+l)
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Während der Reformation stieg das Interesse an Religion und damit auch die Verfolgung von Glaubensabweichlern. Da es für Naturphämonene und Unglücke keine Erklärung gab, wurden Menschen der Hexerei verdächtigt und angeklagt. Sie mussten dann beweisen, keine Hexe zu sein. Viele wurden gefoltert, also so lange gequält, bis sie ihr „Verbrechen“ zugaben.

Aufgabe
  1. Versuche anhand des Protokolls eine sachliche Beschreibung der Lebensumstände der Frau vor ihrer Verhaftung abzugeben und stelle vor dem Hintergrund des Textes Überlegungen an, welche realen Umstände wohl zu der Anklage führten.
  2. Welche für eine Hexe „typischen“ Vergehen werden Frau Fineisen in dem Protokoll vorgeworfen? Welche fehlen?
  3. ÜBerlege, was man sich unter einem „Hexenhammer“ vorstellen muss (Entstehung, Funktion usw.)
  4. Erläutere unter Bezugnahme auf die im Mittelalter geltenden Frauenbilder, welche rechtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Gründe zu den Hexenverfolgungen führten.
  5. Wann und durch welche Maßnahmen / Umstände endeten die Pogrome[1].

Protokoll des Hexenprozesses gegen Ursula Fineisen aus Mühlheim/Donau

„Den 13. September ist Ursula Fineisen von Mühlheim gefänglich eingebracht, befragt und examiniert worden“.

Vor etwa acht Jahren bekam sie wegen der Stiefkinder Streit mit ihrem Mann. Er schlug sie und drohte ihr an, die Lenden abzuschlagen, wenn sie noch länger im Hause bliebe. Daraufhin ging sie vor das obere Tor und setzte sich an das Haag bei den Junkeren Gärten an Wasserschapfen und beklagte ihren Jammer. Da kam ein Mann in schwarzen Kleidern des Weges und erkundigte sich nach ihrer Betrübnis. Er sprach ihr mit schönen Worten Mut zu und versprach, ihr zu helfen, wenn sie ihm zu Willen sei und Gott und alle Heiligen verleugne. Auf dieses Ansinnen rief sie aus: “Ei behüt mich Gott und das heilige Kreuz“. Sofort verschwand der böse Geist, und sie eilte zur Mühle hinab, um durch das untere Tor wieder in die Stadt zu gelangen. Das Tor war aber schon verschlossen. Als sie wieder zur Mühle zurückging, „sei ihr der böse Geist wiederum erschienen und sie obgemeldter Maßen[2] angeredet. Da habe sie ihm eingewilligt, Gott und seine Heiligen verleugnet. Auf solches er sie beschlafen, sei alles kalter Natur gewesen.“

Um ihre Einwilligung zu beurkunden, raufte er ihr am Ohr Haare aus und gab ihr Geld. Nachträglich stellte sich heraus, daß es kein Geld, sondern Ziegelscherben waren. Nach 14 Tagen kam der böse Geist, Hans Federle mit Namen, erneut zu ihr in den Stall und begehrte, sie zu beschlafen. Als sie sich weigern wollte, drohte er, sie zu schlagen, worauf sie einwilligte. Wenig später begegnete sie dem Federle bei der äußeren Gerbe. Er überreichte ihr einen Stecken[3] mit dem Befehl, des „Hezelmenndle“ Roß zu Stetten in seinem Namen zu schlagen. Da sie sein Ansinnen ablehnte, schlug er sie. Den Stecken warf sie in die Donau.

Einmal war sie in Stetten. Dort erschien ihr der böse Geist und forderte sie auf, mit zum Tanze zu gehen. Sie setzte sich hinter ihn auf einen Stecken. Sie mußte rufen: „Aus und ab, stoß nimmer an“, und in aller Teufels Namen ging es ab auf den Heuberg zu des “Unhold Bömle“. Dort traf sie neben vielen Weibern und Gespielinnen die Margreth, die Frau des Pfeiffers in der Halden, Trauta, die Frau des Seilers bei der Kirche, die Frau des Veit Hören von Stetten, des Hezelmenndlins Tochter und die alte Haffnerin. Zusammen aßen, tranken und tanzten sie. Der böse Geist spielte auf einer Schwegelpfeifen[4] zum Tanz auf. [...] Nachdem sie genug getanzt hatten, schüttete eine jede verschiedene Salben in einen Topf, den dann Martins Ursel umstieß, worauf über Böttingen ein Unwetter niederging. Auf dem Heimweg beschlief sie der Federle auf der Stettener Allmend. Ein ähnlicher Tanz fand auf dem Bräunlisberg statt.

Diesmal spielte der Böse auf einer Zwerchpfeife zum Tanz auf. [...] Vor etwa vier Jahren schlug sie mit einem Stecken, den sie vom Federle erhalten hatte, in dessen Namen des Hezelmenndeles Tochter zu Stetten. Bald darauf erkrankte das Kind und starb. In der Altstadt schlug sie mit demselben Stecken des Mesmers Kalb, das darauf verendete. In ihrem eigenen Stall schlug sie ein Schaf, das ebenfalls einging.

Siebenmal empfing sie das hochwürdigste Sakrament[5] in der Kirche. Nachdem sie es empfangen hatte, ließ sie es in ihren Schleier fallen, um es zuhause im Stall auf ein Klötzlein zu legen. Überhaupt war sie so häufig auf der Unholden Tänze und machte so viele Hagelschläge, daß sie die genaue Zahl nicht mehr nennen konnte.

Ist auf diese Punkte [...] [gerichtet] worden den 16. September 1608.
Quelle: Elmar Blessing, Mühlheim a.d. Donau, Geschichte und Geschichten einer Stadt. Sigmaringen 1985; hier zitiert nach: Hermann Wilmes. Materialien zum Kursunterricht. Teil 2. Köln 1999


Kapitel 2

Aufgabe
  1. Schau den Film.
  2. Überprüfe in den Quizzen, ob Du alles verstanden hast.


Hexen reiten auf einem Besen durch die Luft. Hexen kochen einen Zaubertrank aus Kräutern und Pilzen.

Als Haustier haben Hexen eine schwarze Katze oder einen schwarzen Raben auf der Schulter.

Lückentext

Hexen fliegen auf einem Besen() durch die Luft. Hexen kochen einen Zaubertrank() aus Kräutern und Pilzen.

Als Haustier haben Hexen eine schwarze Katze() oder einen schwarzen Raben() auf der Schulter.

Einbindung von LearningApps

Siehe auch

Weblinks

  1. Pogrom: Verfolgung, Ausschreitung gegen politische, ethnische od. religiöse Minderheiten
  2. Obgemeldter Maßen: (etwa) wie oben berichtet (gemeldet)
  3. Stecken: (hier) Besen, Stock
  4. Schwegel: einfaches Rohrblasinstrument, zylindrische Holzröhre (ebenso Zwergpfeife); v.a. in Volksmusik; Kuhreigen (beim Treiben der Kühe) wird auf ihnen geblasen
  5. Sakrament: religiöse Handlung, durch die die Gnade Gottes weitergegeben wird. (Katholische Kirche = 7 Sakramente; ev. Kirche 2 Sakramente)