Koran

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Die erste Sure al-Fatiha in einer Handschrift vom Kalligraphen Aziz Efendi. (Transkription und Übersetzung auf der Bildbeschreibungsseite)

Der Koran oder Qur'an („die Lesung, Rezitierung, Vortrag“) ist die Heilige Schrift des Islam. Nach dem Glauben der Muslime ist sie die wörtliche Offenbarung Gottes (arab. Allah), die dem an Propheten Mohammed ins Herz geschrieben wurde und ihm nach und nach durch den Engel Gabriel bewusst gemacht wurde.

Er ist in 114 Suren (Abschnitte) gegliedert, die nach Ort und Zeit der Offenbarung in mekkanisch und medinensisch unterteilt werden. Ihre Anordnung ist weder chronologisch noch inhaltlich begründet, sondern aufgrund der Länge gewählt. (Die ersten[1] sind die längsten, die letzten die kürzesten.)

Mohammed konnte vermutlich weder lesen noch schreiben und hat die Texte diktiert. Als in der schriftlichen Überlieferung Textvarianten auftraten, ließ der dritte Kalif, Uthman ibn Affan (644–656), alle Schriftfassungen vernichten und fertigte eine neue grundlegende an, die auf mündlicher Überlieferung beruhte. D.h. jeder Vers sollte von zwei Kennern des Koran übereinstimmend erinnert werden. Nur bei wenigen Versen wurde ein Diener Mohammeds, der diesem als besonders vertrauenswürdig galt, als einziger Textzeuge akzeptiert.

Da der Wortlaut des Koran Mohammed auf Arabisch offenbart wurde, ist streng genommen nur diese Fassung korrekt, eine Übersetzung des Textes also unmöglich.[2] Die Fassung, die der Zentralrat der Muslime ins Internet gestellt hat, wird deshalb als "Übersetzung seiner Bedeutungen" bezeichnet.

Da der arabische Text - besonders die Suren aus der Zeit in Mekka - in sehr emphatischer Reimprosa abgefasst ist, entfernen sich an Wortbedeutungen orientierte Übersetzungen sehr von der emotionalen Wirkung des arabischen Textes, die stark an den mündlichen, klangvollen Vortrag gebunden war. Von deutschen Übersetzungen kommt in der ästhetischen Wirkung die (Teil-)Übersetzung Friedrich Rückerts dem Urtext noch am nächsten.

Textbeispiele

(vgl. Koran/Textbeispiele)

Aus der vollständigen Ausgabe

Sure 112

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

1 Sag: Er ist Allah, Einer,

2 Allah, der Überlegene.

3 Er hat nicht gezeugt und ist nicht gezeugt worden,

4

und niemand ist Ihm jemals gleich.
Sure 112

Sure 19 : Maryam

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

[...]

16 Und gedenke im Buch Maryams, als sie sich von ihren Angehörigen an einen östlichen Ort zurückzog.

17 Sie nahm sich einen Vorhang vor ihnen. Da sandten Wir Unseren Geist zu ihr. Er stellte sich ihr als wohlgestaltetes menschliches Wesen dar.

18 Sie sagte: „Ich suche beim Allerbarmer Schutz vor dir, wenn du gottesfürchtig bist.“

19 Er sagte: „Ich bin nur der Gesandte deines Herrn, um dir einen lauteren Jungen zu schenken.“

20 Sie sagte: „Wie soll mir ein Junge gegeben werden, wo mich doch kein menschliches Wesen berührt hat und ich keine Hure bin.“

21 Er sagte: „So wird es sein. Dein Herr sagt: ‚Das ist Mir ein leichtes, und damit Wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen‘. Und es ist eine beschlossene Angelegenheit.“

22 So empfing sie ihn und zog sich mit ihm zu einem fernen Ort zurück.

23 Die Wehen ließen sie zum Palmenstamm gehen. Sie sagte: „O wäre ich doch zuvor gestorben und ganz und gar in Vergessenheit geraten!“

24 Da rief er ihr von unten her zu: „Sei nicht traurig; dein Herr hat ja unter dir ein Bächlein geschaffen.

25 Und schüttle zu dir den Palmenstamm, so läßt er frische, reife Datteln auf dich herabfallen.

26 So iß und trink und sei frohen Mutes. Und wenn du nun jemanden von den Menschen sehen solltest, dann sag: Ich habe dem Allerbarmer Fasten gelobt, so werde ich heute mit keinem Menschenwesen sprechen.“

27 Dann kam sie mit ihm zu ihrem Volk, ihn (mit sich) tragend. Sie sagten: „O Maryam, du hast da ja etwas Unerhörtes begangen.

28 O Schwester Hārūns, dein Vater war doch kein sündiger Mann, noch war deine Mutter eine Hure.“

29 Da zeigte sie auf ihn. Sie sagten: „Wie können wir mit jemandem sprechen, der noch ein Kind in der Wiege ist?“

30 Er sagte: „Ich bin wahrlich Allahs Diener; Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht.

31 Und gesegnet hat Er mich gemacht, wo immer ich bin, und angeordnet hat Er mir, das Gebet (zu verrichten) und die Abgabe (zu entrichten), solange ich lebe,

32 und gütig gegen meine Mutter zu sein. Und Er hat mich weder gewalttätig noch unglücklich gemacht.

33 Und der Friede sei auf mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag da ich wieder zum Leben auferweckt werde.“

34 Das ist ʿĪsā, der Sohn Maryams: (Es ist) das Wort der Wahrheit, woran sie zweifeln.

35 Es steht Allah nicht an, Sich ein Kind zu nehmen. Preis sei Ihm! Wenn Er eine Angelegenheit bestimmt, so sagt Er dazu nur: ‚Sei!‘, und so ist es.

36 (ʿĪsā sagte:) „Und gewiß, Allah ist mein Herr und euer Herr; so dient Ihm. Das ist ein gerader Weg.“


Koran Sure 19, Vers 16 -36

Thematisch geordnete Textauswahl

Isa

Isa ist auserwählt

Unser Herr, wir glauben an das, was du uns herabgeschickt hast, und wir folgen dem Gesandten. Zeichne uns auf in der Reihe der Zeugen. Sie schmiedeten einen Plan. Und auch Gott schmiedete einen Plan. Gott ist der Beste derer, die Pläne schmieden. Damals sprach Gott: «Isa, ich werde deine Lebenszeit ablaufen lassen, dich zu mir erheben und dich von denen reinigen, die ungläubig sind, und diejeni­gen, die dir gefolgt sind, werde ich bis zum Tag der Aufer­stehung über all die stellen, die ungläubig sind. Dann kehrt ihr zu mir zurück, und ich werde darüber richten, worüber ihr verschiedener Meinung wart.» [3:53-55] Ihre Aus­sage lautete: «Wir haben Isa, den Sohn Maryams, den Ge­sandten Gottes, getötet.» Aber sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, doch kam es ihnen so vor. Diejenigen, die über ihn uneins sind, zweifeln an ihm. Sie haben kein Wis­sen über ihn, sondern gehen Vermutungen nach. Sie haben ihn ganz sicher nicht getötet. Nicht doch, Gott hat ihn zu sich erhoben. Gott ist immer mächtig und weise. Es gibt nie­manden unter den Schriftbesitzern, der nicht vor seinem Tod an ihn glaubt. Am Tag der Auferstehung wird er Zeuge in ihrer Sache sein.[3] [4:157-159]
Der Koran für Kinder und Erwachsene, S.163

Isas Eigenschaften

Damals sagten die Engel: «Maryam, Gott verkündet dir mit seinem Wort frohe Botschaft. Sein Name ist der Messias Isa, der Sohn Maryams>. Er wird auf der Erde und nach dem Tod sehr nahe bei mir sein. Er wird in der Wiege und als Erwachsener zu den Menschen sprechen und einer von den Rechtschaffenen sein.» Sie sagte: «Mein Herr, ich soll ein Kind bekommen, obwohl ich von keinem Mann be­rührt worden bin?» Er sprach: «Auf diese Weise erschafft Gott, was er will. Wenn er eine Sache beschlossen hat, dann sagt er: <Sei!>, und dann existiert sie. Er wird ihn die Schrift, die Weisheit, die Tora und das Evangelium lehren. Er ist ein Gesandter für das Volk Israel.» So sagt er: «Ich bin bereits zu euch mit Zeichen von eurem Herrn gekommen. Ich erschaffe euch aus Lehm einen Vogel. Dann hauche ich darin hinein, und es wird mit Gottes Erlaubnis tatsäch­lich ein Vogel sein. Ich heile Blinde und Leprakranke und erwecke Tote mit Gottes Erlaubnis wieder zum Leben. Ich gebe euch Auskunft darüber, was ihr esst und in euren Häusern speichert. Darin liegen wirklich Zeichen für euch, wenn ihr gläubig seid. Ich bestätige, was schon vor mir von der Tora vorlag. Ich will euch einiges erlauben, was euch zuvor verboten war. Ich bin zu euch mit einem Zei­chen von eurem Herrn gekommen. Also achtet Gott, und gehorcht mir. Gott ist mein Herr und euer Herr, also ver­ehrt ihn. Das ist der rechte Weg.» Als Isa aber den Unglau­ben einiger gespürt hatte, sagte er: «Wer sind meine Helfer bei Gott?» Die Jünger sagten: «Wir sind die Helfer Gottes. Wir glauben an Gott. Sei Zeuge dafür, dass wir aufrich­tig glauben!» [3:45-52] Isa ist für Gott wie Adam. Er erschuf ihn aus Erde, dann sprach er: «Sei!», und er exis­tierte. [3:59] Ihr Leute der Schrift, übertreibt es nicht in Sachen Religion, und sagt nichts über Gott außer die Wahr­heit. Der Messias, Isa, der Sohn Maryams, ist nur sein Ge­sandter und sein Wort, das er Maryam überbringen ließ, und er ist Geist von ihm. Also glaubt an Gott und seine Ge­sandten, und sagt nicht: «Dreifaltigkeit!» Hört auf damit. Es ist besser für euch. Gott ist ein einziger Gott. Gepriesen sei er! Dass er ein Kind haben sollte! Ihm gehört doch alles, was im Himmel und auf der Erde ist. Gott genügt als Sachwalter. Der Messias wird es nicht ablehnen, ein Diener Gottes zu sein, und auch die Engel nicht, die Gott nahestehen. Wenn einer es ablehnt, Gott zu dienen, und überheblich ist, so wird er sie alle um sich versammeln. [4:171-172]
Der Koran für Kinder und Erwachsene, S.163-167

Literatur

Zum Koran für Kinder und Erwachsene

Der Koran für Kinder und Erwachsene ist nicht als eine Ausgabe des Koran, sondern nur als Lesehilfe für einen besseren Zugang zum Koran selbst gedacht. Daher ist er thematisch geordnet, umfasst nur eine relativ beschränkte Auswahl und übersetzt des öfteren nur sinngemäß und damit wenig wortgetreu. Für nicht-muslimische Schüler und Erwachsene dürfte er besonders hilfreich sein. Es folgt eine Erläuterung ihrer Intention durch die Übersetzerinnen selbst.

Der Koran nimmt immer wieder in unterschiedlichen Zusammenhängen auf bestimmte Erzählungen Bezug, die in der Regel als bekannt vorausgesetzt werden. Auch theologische Themen werden in unterschiedlichen Zusammenhängen immer wieder aufge­griffen. Es ist daher für Anfänger nicht leicht, das kunstvolle Gewebe des Korans mit seinen vielen Geschichten und Leh­ren zu überblicken. Wer den Koran so, wie er ist, von der längsten bis zur kürzesten Sure liest, muss sich viele Zu­sammenhänge selbst erschließen. Wer einen thematischen Zugang sucht, muss viel hin und her blättern und nach­schlagen oder eine Zusammenfassung lesen, die sich vom Korantext entfernt. Solche Zusammenfassungen sind zu­dem meist nicht in deutscher Sprache verfasst. Daher ha­ben wir uns für eine thematische Gliederung des Korans für Kinder und Erwachsene entschieden. Geschichten von der Schöpfung und von Propheten oder Vorstellungen von Gott und vom Jenseits werden so in einen Zusammenhang ge­bracht, der auch jüngeren Lesern verständlich ist. Einer sinn­gemäßen Übersetzung wurde an einigen Stellen vor einer wortgetreuen der Vorzug gegeben.
Der Koran für Kinder und Erwachsene, S.226

Anmerkungen

  1. mit Ausnahme der Sure 1, sie besteht aus der Eingangsformel: Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. (Alles) Lob gehört Allah, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tag des Gerichts. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden!
  2. Stefan Wild (FR vom 22.03.2010): Ein Buch, das man einfach so lesen kann, wird der Koran trotz aller Übersetzungskunst niemals werden. "Am Ende Verehrung" - dürfen wir aber von der neuen, vorbildlichen Übertragung Hartmut Bobzins sagen. [...] Zum ersten ist der Koran nach dem Glauben der meisten Muslime ungeschaffen und existiert von Ewigkeit her neben Gott - eine Parallele zum Logos des Johannes-Evangeliums. Er gilt als sprachlich unüberbietbar vollkommenes Wort Gottes in arabischer Sprache. Er lebt liturgisch aus dem mündlichen Vortrag und sperrt sich nach seinem Selbstverständnis als "arabischer Koran" (Sure 12:2) jeder Übersetzung.
  3. "Nach der islamischen Überlieferung (d.h. nach Hadithen, die jedoch nicht von allen Muslimen als absolut zuverlässig eingeschätzt werden) wird Jesus am Ende der Zeit zunächst einmal vom Himmel ins heilige Land herabkommen. Er wird sich auch als vollkommener Muslim verhalten: Er wird den Antichristen vernichten und in Jerusalem das vorgeschriebene Morgengebet verrichten, wobei er sich hinter den Vorbeter in den Reihen der muslimischen Gläubigen hinstellt. Er wird sodann alles abschaffen, was gegen das Gesetz des Islam verstößt, das Schwein töten, und Zeichen, Dinge und Gebäude beseitigen, die nicht zum strengen orthodoxen Islam passen (wie Kreuze, Kirchen und Synagogen). Er wird gegen die Juden und die Christen Zeugnis ablegen und alle Christen, die den Islam nicht angenommen haben, töten. Dann wird er über ein vollkommen geeintes Reich herrschen, als gerechter König regieren und der ganzen Schöpfung einen vierzig Jahre währenden Frieden schenken. Damit er den anderen Propheten in allem ähnlich wird, wird er auch heiraten und Kinder zeugen. Dann wird er sterben und in Medina neben Muhammad und den ersten Kalifen Abu Bakr und Umar beigesetzt werden. Schließlich kommt die Stunde des Gerichts. Gott wird als Weltenrichter sitzen und in seiner Allmacht bestimmen, wem er erlauben will, für die Menschen Fürsprache einzulegen. Unter diesen begnadeten Menschen findet sich Jesus, denn der Koran zählt ihn zu denen, die Ansehen bei Gott im Diesseits und Jenseits besitzen (3,45), d h. prophetische Sendung auf Erden und Fürspracherecht am Tage des Gerichts. Zudem wird Jesus bei der Auferstehung und dem Gericht über die Leute des Buches Zeugnis abgeben (4,159). [also nicht über die Muslime und nicht über die Menschen, die nicht zu den Leuten des Buches gehören]. (Zu den Hadithen, die sich auf die Wiederkunft Jesu am Ende der Zeit beziehen, siehe Ibn Kathïr, Tafsïr al-Qur’an, I, S. 547-552.)" (Christus als Weltenrichter im Islam)
  4. mehr dazu: Jesus und der Islam A. Widmann, FR 11.12.15
  5. sieh auch Mitschrift zur Sendefolge von arte zum Thema Jesus und der Koran.

Siehe auch

Literatur

Tilman Nagel: Der Koran. Einführung – Texte – Erläuterungen. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43886-5.

weitere Einführungen

  • Hamed Abdel-Samad: Der Koran. Botschaft der Liebe Botschaft des Hasses, Droemer 2016
  • Michael Celler: Der Koran für Nichtmuslime. Neu formuliert und kommentiert von Michael Celler. Hans-Jürgen Maurer, Frankfurt am Main, www.verlaghjmaurer.de, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-929345-45-2.
  • Hartmut Bobzin: Der Koran. Eine Einführung. In: Beck'sche Reihe. 2109, Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-43309-2.
  • Michael Cook: Der Koran. Eine kleine Einführung. In: Reclams Universal-Bibliothek. 18652, Reclam, Ditzingen 2009 (übersetzt von Matthias Jendis), ISBN 978-3-150-18652-7.
  • Arthur Jeffery: The Qur’ān as scripture. Books for Libraries, New York 1980, ISBN 0-836-99263-6.
  • Theodor Nöldeke, Friedrich Schwally (Bearb.): Geschichte des Qorāns. Drei Teile in einem Band. Olms, Hildesheim, Zürich, New York 2005, ISBN 3-487-00105-5.
  • John Edward Wansbrough, Andrew Rippin (Bearb.): Quranic studies. Sources and methods of scriptural interpretation. Prometheus Books, Amherst (New York) 2004, ISBN 1-591-02201-0.

Text

Linkliste