Medienethik
Das Thema Medienethik wird in vielen Klassenstufen auf unterschiedlichen Niveaus unterrichtet. Im Folgenden sind die Unterrichtsideen nach bisherigen Erfahrungen mit diesem Thema nach Jahrgangsstufen geordnet. Das Thema beinhaltet ganz unterschiedliche Themengebiete - von Bildmanipulation über Fake News bis hin zu Big Data und Persönlichkeitsrechten.
Sekundarstufe 1
Datenspuren
- Diskutiert in der Klasse die Vorteile und Nachteile von öffentlichen Profilen im Internet.
- Erstellt eine Mindmap, wer über Daten von euch verfügt. Denkt dabei auch an solche, die ihr nicht direkt eingegeben habt.
- Schaut euch das Video an und ergänzt eure Liste aus Aufgabe 1.
Vor über 10 Jahren erreichte der Politiker Malte Spitz die Herausgabe seiner Daten. Durch die Aufbereitung und Zusammenstellung lässt sich ein recht umfassendes Bild seiner Aktivitäten, Kontakte, Hauptbezugsorte, etc. herstellen.
- Verfolgt die Spur von Malte Spitz über einige Tage.
- Erstellt eine Liste, welche Informationen von ihm selbst veröffentlicht wurden und welche indirekt oder beiläufig veröffentlich wurden.
- Recherchiert nach dem aktuellen Stand der Vorratsdatenspeicherung. Wer darf was speichern?
- Diskutiert Vor- und Nachteile der Datenspeicherung.
- Gedankenexperiment: Beschreibe deinen Tagesablauf, wenn alle immer alles über dich wüssten. (Modifikationen: Beschreibe den Tagesablauf, wenn nur öffentliche Stellen an alle deine Daten heran kämmen.)
Sekundarstufe 2
„Ein Intellektueller zu sein ist eine Berufung für jedermann: Es be- deutet, den eigenen Verstand zu gebrauchen, um Angelegenheiten voranzubringen, die für die Menschheit wichtig sind. Einige Leute sind (...) mächtig (...) genug, um ihren Weg in die Öffentlichkeit zu nehmen. Das macht sie keineswegs intellektueller als einen Taxifahrer, der zufällig über die gleichen Dinge nachdenkt und das möglicherweise klüger und weniger oberflächlich als sie. Denn das ist eine Frage der Macht.“ Noam Chomsky, Interview vom 3.5.2002, in Common Send: The Intercollegiate Journal of Humanism and Freethought
- Was bedeutet es nach Chomsky, ein Intellektueller zu sein?
- Nenne konkrete Beispiele für „Angelegenheiten, die für die Menschheit wichtig sind.“
- Welches gravierende Problem spricht Chomsky an und inwiefern betrifft dies die Medien?
Avram Noam Chomsky (* 7.12.1928 in Philadelphia, Pennsylvania, USA) ist emeritierter Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT), einer der weltweit bekanntesten linken Intellektuellen und seit den 1960er Jahren einer der prominentesten Kritiker der US-amerikanischen Politik. Chomsky ist einer der bekanntesten US- amerikanischen Sprachwissenschaftler (Linguisten) der Gegenwart, der – durch die Verbindung der Wissenschaftsdisziplinen Linguistik, Kognitionswissenschaften und Informatik – vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts starken Einfluss auf deren Entwicklung ausübte. Seine Beiträge zur allgemeinen Sprachwissenschaft sowie seine Modelle der generativen Transformationsgrammatik veränderten den bis dahin vorherrschenden US-amerikanischen Strukturalismus. (Quelle)
- Ein Propagandamodell
Die Massenmedien dienen als System zur Übermittlung von Symbolen und Botschaften an die breite Masse. Sie sollen amüsieren, unterhalten und informieren, und sie sollen jedem diejenigen Werte, Glaubenssätze und Verhaltensregeln einflößen, die ihn in die institutionellen Strukturen der Gesellschaft integrieren. In einer Welt konzentrierten Reichtums und heftiger Klassenkämpfe bedarf es zu dieser Rolle einer systematischen Propaganda. Solange die Macht über ein Land in der Hand einer staatlichen Bürokratie liegt, wird schon durch die monopolistische Medienkontrolle - häufig noch durch eine offizielle Zensur verstärkt - deutlich, daß die Medien den Zielen der herrschenden Elite dienen. Wo aber die Medien sich in Privatbesitz befinden und es keine formelle Zensur gibt, da ist das Wirken eines Propagandasystems viel schwieriger zu verfolgen - ganz besonders, wenn die Medien miteinander konkurrieren, in regelmäßigen Abständen Mißstände in der Regierung oder im Big Business anprangern, sich also massiv als Vorkämpfer für das Recht der freien Rede und überhaupt für die Interessen der Gemeinschaft in Szene setzen. Dabei bleibt verborgen (und wird in den Medien auch nie angesprochen), daß dieser Kritik enge Grenzen gezogen sind und daß die Mittel, durch deren Einsatz man Zugang zu den Privatmedien gewinnen und ihr Verhalten beeinflussen kann, extrem ungleich verteilt sind. Ein Propagandamodell faßt diese ungleiche Verteilung von Macht und Reichtum ins Auge und ebenfalls die vielfältigen Auswirkungen dieser Ungleichheit auf die Interessengebiete und die Themenauswahl der Massenmedien. Das Modell zeichnet die Wege nach, über die Kapital und Macht in die Lage versetzt werden, das jeweils Druckbare herauszusieben, abweichende Meinungen an den Rand zu drängen und es der Regierung und den vorherrschenden Privatinteressen zu ermöglichen, ihre Botschaft an den Mann und an die Frau zu bringen. Quelle: Noam Chomsky: Wege zur intellektuellen Selbstverteidigung. Medien Demokratie und die Fabrikation von Konsens. Grafenau: Trotzdem Verlagsgenossenschaft 2001, S. 51.
(Einzel- oder Partnerarbeit)
- Benenne die Aufgabe der Massenmedien nach Chomsky.
- Welche Parteien mit welchen Interessen stellt er einander gegenüber und wie verteilt sich die Macht unter ihnen Formuliere Chomskys Kritik daran.
- Markiere die Schlüsselbegriffe im letzten Abschnitt und erläutere das Propagandamodell.
- Was meint Chomsky mit „Filter“? Erkläre anhand von konkreten Beispielen, welche Filter er in seinem Modell gibt. Finde eigene Beispiele, auf die das Propagandamodell angewendet werden kann.
- Wie kann man diese Filter erkennen? Entwickle Kriterien zur Aufdeckung der Filter.
- Kann man sich deiner Ansicht nach als Bürger gegen die mediale Manipulation wehren? Beziehe begründet Stellung zu dieser Frage.
Chomsky macht folgenden Vorschlag: „Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können.“
- Überlegt, was in diesen Selbstverteidigungskursen gelehrt werden sollte.
- Gestaltet ein Handout, ein Plakat, einen Flyer, gern auch einen Artikel für die Schülerzeitung, in dem die relevanten Erkenntnisse kreativ präsentiert werden.