Benutzerin:Sabine Häcker/Weihnachtswissen/Bibel/zwei unterschiedliche Weihnachtsgeschichten

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Was erzählt die Bibel über Jesu Geburt? (für Jahrgang 5/6)

In der Bibel gibt es zwei Geschichten, die von Jesu Geburt erzählen. Interessant ist, dass sie völlig unterschiedlich sind und sich widersprechen... Der Grund ist, dass es den Verfassern nicht darum ging, eine historisch korrekte Biografie zu schreiben, sondern Jesus als Messias vorzustellen und zu legitimieren. Die beiden unterschiedlichen Weihnachtsgeschichten sind ein gutes Beispiel dafür, dass die Bibel nicht wortwörtlich zu verstehen ist!

In dieser kleinen Sequenz soll es darum gehen, die beiden biblischen Weihnachtsgeschichten kennenzulernen.

Die biblischen Weihnachtsgeschichten

Gespräch zur Aktivierung von Vorwissen und Textvorentlastung:

  • Was feiern die Christen an Weihnachten?
  • Wer war Jesus?
  • Wie und wo wurde Jesus geboren?
  • Woher wissen die Christen von der Geburt Jesu?
  • ...

Die Weihnachtsgeschichte im Evangelium von Matthäus

Die Weihnachtsgeschichte im Matthäusevangelium

„Als Jesus in Bethlehem im Lande Juda geboren war, es war die Regierungszeit des Königs Herodes, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern im Osten gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen“. (…)

Herodes hörte das und erschrak und mit ihm das ganze Jerusalem. Er rief alle führenden Priester im jüdischen Volk und die Lehrer der heiligen Schriften zusammen und fragte sie: „Ist etwas darüber bekannt, wo der Christus, der kommende König Israels, geboren werden soll?“ Sie antworteten: „Im judäischen Bethlehem!“ Wir lesen im Buch des Propheten Micha: Du, Bethlehem im Lande Juda, bist nicht die kleinste unter den Fürstenstädten, denn aus dir wird der Herrscher stammen, der mein Volk Israel führen und behüten soll.

Da empfing Herodes die Sterndeuter in aller Stille und fragte sie aus, zu welcher Zeit der Stern zu leuchten begonnen habe. Danach wies er sie nach Bethlehem und bat sie: „Geht und erkundigt euch sorgsam nach dem Kinde. Wenn ihr’s gefunden habt, lasst es mich wissen, damit auch ich komme und es verehre.“ Die Männer hörten den Wunsch des Königs und gingen. Der Stern, den sie im Osten gesehen hatten, war ihr Wegzeichen, bis er stehen blieb über der Stelle, an der das Kind war.

Als sie ihn aber über ihrem Ziel leuchten sahen, freuten sie sich sehr. Sie traten ins Haus und fanden das Kind mit seiner Mutter Maria, warfen sich vor ihm auf die Knie und huldigten ihm. Sie breiteten ihren Reichtum aus und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe (ein kostbares Harz). Im Traum aber empfingen sie eine Weisung, nicht wieder zu Herodes umzukehren. So reisten sie auf anderem Weg in ihre Heimat zurück.

Während sie aber nach Hause zogen, erschien dem Joseph in einem Traumgesicht ein Bote von Gott: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten! Bleibe dort, bis du neue Weisung empfängst, denn Herodes wird nach dem Kinde suchen, um es umzubringen.“ Da stand er auf, nahm noch in der Nacht das Kind und seine Mutter zu sich und wanderte nach Ägypten, wo er bis zum Tode des Herodes blieb. Damit geschah, was Gott durch den Propheten Hosea hatte sagen lassen: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.

Als Herodes merkte, dass die Sterndeuter ihn hintergangen hatten, fasste ihn der Zorn. Er gab Befehl, alle Kinder (wohl alle Knaben) in Bethlehem und im ganzen umgebenden Lande, die zwei Jahre alt und jünger waren, zu töten. Denn in diesem Zeitraum, so hatten die Sterndeuter ihm dargelegt, musste das Kind geboren sein. Jeremia, der Prophet, hatte die Worte gesprochen, die sich hier erfüllten: Auf dem Gebirge bei Rama hört man Geschrei, Klage und Jammer. Rahel beweint ihre Kinder, und niemandes Trost will sie hören, denn sie sind tot. (Rahel, deren Grab bei Bethlehem liegt, gilt als die Urmutter des jüdischen Volks.)

Als Herodes gestorben war, erschien Gottes Bote in Ägypten dem Joseph wieder im Traum und befahl ihm: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und geh zurück nach Israel. Die das Kind töten wollten, sind tot.“ Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter zu sich und kehrte nach Israel zurück. Als er aber hörte, in Judäa sei Archelos, der Sohn des Herodes, König, fürchtete er sich, dorthin zu gehen, und wandte sich, im Traum gewiesen, nach Galiläa und ließ sich in Nazareth nieder. So wurde wahr, was die Propheten gesprochen hatten. Man wird ihn den Nazarener heißen.“

(Matthäus 2, Vers 1–23; zitiert aus: Das Neue Testament. Übertragen von Jörg Zink, 1982. Weiter unten findet sich auch eine sprachlich vereinfachte Fassung.)

  • Was bedeutet "eine Weisung empfangen"? Was bedeutet "Wir wollen ihm huldigen."?
  • Drei Mal bezieht der Autor dieser Geschichte sich auf etwas, was frühere Propheten gesagt haben. Die Worte dieser Propheten stehen im Alten Testament - Matthäus bezieht sich also auf das Alte Testament. Was ist das Alte Testament?
  • Skizziert die Geschichte bildlich an der Tafel, dann erzählt sie mündlich nach!

Die Weihnachtsgeschichte im Evangelium von Lukas

Die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Befehl von dem Kaiser Augustus ausging, alle Welt sollte sich für die Steuer eintragen lassen. Diese Eintragung (…) geschah zur Zeit, als Quirinius Statthalter in Syrien war. Und alle gingen hin, um sich eintragen zu lassen, jeder in seine Stadt.

Da ging auch Josef aus Galiläa aus der Stadt Nazaret nach Judäa hinauf zur Stadt der Familie Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlechts David war, um sich eintragen zu lassen mit Maria, seiner Braut; die war schwanger.

Als sie aber dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Platz in der Herberge.

Es waren aber Hirten in derselben Gegend auf dem Felde, die hüteten nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen (...) und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk widerfahren wird; denn euch ist heute in der Stadt Davids der Heiland geboren, das ist Christus, der Herr. Und das nehmt zum Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“

Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Und als die Engel (...) zum Himmel fuhren, sagten die Hirten zueinander: „Lasst uns nun nach Bethlehem gehen und sehen, was geschehen ist, wie es uns der Herr verkündet hat.“ Und sie gingen eilends und fanden Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.“

(Lukas 2, Vers 1–20, zitiert aus: Rat der Evangelische Kirche in Deutschland (Hrsg.): Die Bibel (nach einer Übersetzung Martin Luthers). 1978. (Zur besseren Lesbarkeit wurden Anführungsstriche eingefügt und die Rechtschreibung der gegenwärtigen Norm angepasst; S. H.) Weiter unten findet sich auch eine sprachlich vereinfachte Fassung.)

  • Was bedeuten diese Wörter oder Wortverbindungen? "Es begab sich ..." / "er war der "Statthalter in Syrien" / sie sollte gebären / die Herberge / widerfahren / der Heiland / Christus / "sie gingen eilends" / ...
  • "Und plötzlich war bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, ..." - Ein Heer ist eine Armee. Was symbolisiert der Auftritt der himmlischen Armee in der Geschichte?
  • Skizziert die Geschichte bildlich an der Tafel und erzählt sie nach!

Vergleich der beiden Geschichten

  • Arbeitet Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus. Legt eine Tabelle o. ä. an: Was steht nur bei Matthäus, was steht nur bei Lukas und was steht bei beiden?
  • Vergleicht diese Aspekte:
    • Worum geht es?
    • Welche Personen kommen vor?
    • Wie handeln die Personen?
    • Warum handeln die Personen?
    • Wo findet das Geschehen statt?
    • Wann findet das Geschehen statt?



Auswertung

  • Warum gibt es zwei so völlig verschiedene Geschichten über Jesu Geburt? Ist eine richtig und eine falsch? Warum wurden beide in das Neue Testament aufgenommen?
  • Bilder von Krippendarstellungen auswerten: Wer ist abgebildet? Wie wird mit den beiden unterschiedlichen Weihnachtsgeschichten umgegangen?

für Lehrer/innen

Differenzierungsangebot: sprachlich vereinfachte Textversionen

Die Weihnachtsgeschichte im Evangelium von Matthäus

Als Jesus in Bethlehem geboren wurde, regierte König Herodes. Weise Männer aus dem Osten kamen nach Jerusalem und fragten: "Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und wollen ihn anbeten." Herodes hörte das und erschrak. Er fragte die Priester und Schriftgelehrten, wo der Christus geboren werden sollte. Sie sagten: "In Bethlehem." Herodes rief die Weisen heimlich zu sich und fragte sie, wann der Stern erschienen war. Er schickte sie nach Bethlehem und sagte: "Sucht das Kind und berichtet mir, damit ich es auch anbeten kann." Die Weisen folgten dem Stern, bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. Sie freuten sich, gingen ins Haus, fanden das Kind mit seiner Mutter Maria und brachten ihm Geschenke: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Im Traum wurden sie gewarnt, nicht zu Herodes zurückzukehren, und reisten auf einem anderen Weg nach Hause. Ein Engel erschien Joseph im Traum und sagte: "Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten. Herodes will das Kind töten." Joseph gehorchte und blieb in Ägypten, bis Herodes starb. Herodes war wütend, weil die Weisen ihn getäuscht hatten, und ließ alle Jungen in Bethlehem, die zwei Jahre alt und jünger waren, töten.

Nach Herodes' Tod sagte ein Engel zu Joseph: "Geh zurück nach Israel." Joseph kehrte zurück, aber weil Herodes' Sohn Archelos in Judäa regierte, ging er nach Galiläa und ließ sich in Nazareth nieder. So erfüllte sich die Prophezeiung, dass Jesus ein Nazarener genannt wird.

Die Weihnachtsgeschichte im Evangelium von Lukas

Kaiser Augustus gab einen Befehl, dass sich alle Menschen für die Steuer eintragen lassen sollten. Kaiser Augustus war Kaiser des großen Römischen Reiches. Auch Josef ging mit Maria, die schwanger war, von Nazaret nach Bethlehem, weil seine Familie (er stammte von der Familie Davids ab) aus Bethlehem stammte.

Als sie in Bethlehem angekommen waren, brachte Maria ihren Sohn zur Welt. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil sie keinen Platz in der Herberge fanden.

In der Nähe waren Hirten auf dem Feld, die nachts ihre Herde hüteten. Plötzlich erschien den Hirten ein Engel. Die Hirten hatten Angst, aber der Engel sagte: "Fürchtet euch nicht! Ich bringe euch große Freude: Heute ist in der Stadt Davids der Retter geboren, Christus, der Herr. Ihr werdet ein Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt."

Plötzlich waren viele Engel da, die Gott lobten: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden." Nachdem die Engel verschwunden waren, beschlossen die Hirten, nach Bethlehem zu gehen. Dort fanden sie Maria, Josef und das Kind, das in der Krippe lag.

Hintergrundinformationen

Die drei Männer, die aus dem "Morgenland", aus dem Osten, zu dem neugeborenen Jesus kamen und ihm Gold, Weihrauch und Myrre brachten, werden je nach Übersetzung und Interpretation anders genannt: Sternendeuter (= Astronomen), Könige oder Weise. In der Übersetzung von Jörg Zink werden sie als Sternendeuter bezeichnet. Sie verkörpern die Weisheit der damaligen Zeit.

Myrrhe ist ein gut duftender Harz und ein Räuchermittel. Man kann sowohl Myrrhe als auch Myrre schreiben. (Vgl. Wahrig: Universalwörterbuch Rechtschreibung, 2002; S. 733)

Die Bibel hat zwei große Teile: Das Alte Testament, das (teilweise weit) über 2000 Jahre alt ist, und das Neue Testament, das knapp 2000 Jahre alt ist. Das sind ungefähre Zeitangaben, denn die Bibel ist nicht in einem Stück geschrieben worden, sondern stellt eine Sammlung aus verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Schreibern aus verschiedenen Regionen dar. In diesen (alten) Schriften wurde ein Messias angekündigt. Und einige Menschen haben damals vor 2000 Jahren in Jesus den Messias gesehen. Diese Menschen nannten sich später Christen und es entstand mit ihnen eine neue Religion: Das Christentum. Das Neue Testament handelt hauptsächlich von Jesus und von seiner Bedeutung, nämlich dass er als Gottes Sohn zu den Menschen kam. Nach Jesu Tod hatten die Menschen weitererzählt, was sie mit Jesus erlebt oder was sie über ihn gehört hatten. Schließlich – beginnend etwa 50 Jahre nach seinem Tod – wurden die Geschichten gesammelt und aufgeschrieben;  die vier Evangelien entstanden. In zwei Evangelien wird von seiner Geburt erzählt, bei Lukas und bei Matthäus. Interessant ist, dass die beiden Geschichten sehr unterschiedlich sind. Man ist geneigt zu fragen, welche denn nun “richtig” ist, denn sie können nicht beide ein historischer Bericht der Geburt Jesu sein - und ist das ein guter Anlass zu besprechen, dass die Bibel nicht wörtlich zu nehmen ist. Die Autoren des Neuen Testaments wollten ihren Lesern von Jesus als Gottes Sohn erzählen, und das nicht in Form einer historisch korrekten Biografie, sondern in Form von gut erzählten Geschichten. Die Evangelisten wollten ihre Leser von Jesus als Messias überzeugen.

Bei den Krippendarstellungen sind in der Regel ein Ochse und ein Esel dabei - obwohl sie in den Weihnachtsgeschichten nicht erwähnt werden. Das ist eine Tradition, deren Entstehung sich nicht mehr eindeutig zurückverfolgen lässt. (Ein Ochse ist übrigens ein kastrierter Stier. Stiere wurden die Hoden entfernt, weil sie ohne Sexualhormone ruhiger waren. Einen unkastrierten Stier hätte man nicht als Arbeitstier nutzen können.)

Literatur

  • Werner Dahlheim: Die Welt zur Zeit Jesu. München 2017.
  • Hans Förster: Weihnachten. Eine Spurensuche. Berlin 2003
  • Martin Koschorke: Jesus war nie in Bethlehem. Darmstadt 2008.
  • Sabine Rückert und Prof. Johanna Haberer: Unter Pfarrerstöchtern. Podcast der ZEIT; Folge vom 29.12.2023: Ein Schweifkomet erscheint.
  • Sabine Rückert und Prof. Johanna Haberer: Unter Pfarrerstöchtern. Podcast der ZEIT; Folge vom 12.01.2024: Im Tempel: Ein neunmalkluger Teenager.
  • Carel van Schaik und Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit. Hamburg 2016.
  • Konrad Schmid und Jens Schröter: Die Entstehung der Bibel. München 2020.