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Benutzer:Ukalina/Funktionen/Quadratische Funktionen/QF07 Quadratische Gleichungen: Unterschied zwischen den Versionen

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* Bei verschiedenen mathematischen Fragestellungen kommt es immer wieder mal vor, dass eine quadratische Gleichung der Form <math>ax^2 +bx +c = 0</math> mit <math>a \not= 0 </math> zu lösen ist. Das ist zwar mit dem schon beschriebenen Verfahren zur Bestimmung der Nullstellen einer quadratischen Funktion möglich, indem man deren Normalform zuerst mithilfe einer quadratischen Ergängzung in die Scheitelpunktform und diese anschließend mit der 3. binomischen Formel in die Linearfaktorform überführt. Aber dieses Verfahren ist ziemlich aufwendig und langwierig. Eine schnellere Methode besteht darin, entweder die so genannte '''pq-Formel''' oder die '''abc-Formel''' (auch bekannt als "Mitternachtsformel") anzuwenden.
* Bei verschiedenen mathematischen Fragestellungen kommt es immer wieder mal vor, dass eine quadratische Gleichung der Form <math>ax^2 +bx +c = 0</math> mit <math>a \not= 0 </math> zu lösen ist. Das ist zwar mit dem schon beschriebenen Verfahren zur Bestimmung der Nullstellen einer quadratischen Funktion möglich, indem man deren Normalform zuerst mithilfe einer quadratischen Ergängzung in die Scheitelpunktform und diese anschließend mit der 3. binomischen Formel in die Linearfaktorform überführt. Aber dieses Verfahren ist ziemlich aufwendig und langwierig. Eine schnellere Methode besteht darin, entweder die so genannte '''pq-Formel''' oder die '''abc-Formel''' (auch bekannt als "Mitternachtsformel") anzuwenden.
* Allerdings gibt es auch einige Sonderfälle unter den quadratischen Gleichungen, die man sogar noch schneller ganz ohne eine dieser Formeln lösen kann. Mit diesen Sonderfällen startet dieser Lernschritt.
* Allerdings gibt es auch einige Sonderfälle, in denen man eine quadratische Gleichung sehr einfach und ganz ohne eine dieser Formeln lösen kann.  
|Lernpfad}}
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====Quadratischen Gleichungen, die man sehr schnell auch ohne Formel lösen kann====
====Quadratischen Gleichungen, die man sehr schnell auch ohne Formel lösen kann====
Bevor man die pq-Formel oder die abc-Formel zur Lösung einer quadratischen Gleichung <math>ax^2 +bx +c = 0</math> anwendet, sollte man erst mal prüfen, ob es nicht noch einen einfacheren Lösungsweg gibt. Dies trifft in folgenden besonderen Fällen zu:
Bevor man die pq-Formel oder die abc-Formel zur Lösung einer quadratischen Gleichung <math>ax^2 +bx +c = 0</math> anwendet, sollte man erst mal prüfen, ob nicht einer der folgenden Sonderfälle vorliegt, bei denen man ganr keine Formel benötigt:
# Fall: <math>c = 0</math><br />In einer Gleichung wie z.B. <math> x^2 -7,63\; x = 0 </math> kann man auf der linken Seite einfach ein <math>x</math> ausklammern und erhält dadurch die Aufspaltung in zwei Linearfaktoren: <math>x \cdot (x -7,63) = 0 </math>. Der eine Faktor ist <math>x</math>, der andere die Klammer <math>(x -7,63)</math>. Nach der Nullprodukt-Regel ist daher entweder <math>x =0</math> oder <math>x -7,63 =0</math>, also <math>x =7,63</math>. Die Nullstellen lauten <math>x_1 =0</math> und <math>x_2 =7,63</math>.  
# <math>c = 0</math><br />In einer Gleichung wie z.B. <math> x^2 -7,63\; x = 0 </math> kann man auf der linken Seite einfach ein <math>x</math> ausklammern und erhält dadurch die Aufspaltung in zwei Linearfaktoren: <math>x \cdot (x -7,63) = 0 </math>. Der eine Faktor ist <math>x</math>, der andere die Klammer <math>(x -7,63)</math>. Nach der Nullprodukt-Regel ist daher entweder <math>x =0</math> oder <math>x -7,63 =0</math>, also <math>x =7,63</math>. Die Nullstellen lauten <math>x_1 =0</math> und <math>x_2 =7,63</math>.  
# Fall: <math>b = 0</math> <br />Eine Gleichung wie z.B. <math> x^2 - 2 = 0 </math> kann man direkt mit der 3. binomischen Formel umformen zu <math> (x +\sqrt{2}) \cdot (x -\sqrt{2}) = 0 </math> und darin mit der Nullprodukt-Regel die beiden Lösungen <math> x_1 = -\sqrt{2} </math> und <math> x_2 = +\sqrt{2} </math> ablesen. <br />Alternativ kann man auch die Gleichung <math> x^2 - 2 = 0 </math> umformen zu <math> x^2 = 2 </math>. Hier kann man auf beiden Seiten der Gleichung die Wurzel ziehen, muss dabei aber bedenken, dass man damit erst einmal nur die ''positive'' Lösung <math> x = +\sqrt{2} </math> erhält und die zweite, negative Lösung noch hinzugefügt werden muss (siehe Kapitel [[Benutzer:Ukalina/Funktionen/Quadratische Funktionen/QF01 Normalparabel|QF01 Normalparabel]]).
# <math>b = 0</math> <br />Eine Gleichung wie z.B. <math> x^2 - 2 = 0 </math> kann man direkt mit der 3. binomischen Formel umformen zu <math> (x +\sqrt{2}) \cdot (x -\sqrt{2}) = 0 </math> und darin mit der Nullprodukt-Regel die beiden Lösungen <math> x_1 = -\sqrt{2} </math> und <math> x_2 = +\sqrt{2} </math> ablesen. <br />Alternativ kann man auch die Gleichung <math> x^2 - 2 = 0 </math> umformen zu <math> x^2 = 2 </math>. Hier kann man auf beiden Seiten der Gleichung die Wurzel ziehen, muss dabei aber bedenken, dass man damit erst einmal nur die ''positive'' Lösung <math> x = +\sqrt{2} </math> erhält und die zweite, negative Lösung noch hinzugefügt werden muss (siehe Kapitel [[Benutzer:Ukalina/Funktionen/Quadratische Funktionen/QF01 Normalparabel|QF01 Normalparabel]]).
# Fall: 1. oder 2. binomische Formel direkt anwendbar<br />Eine Gleichung wie z.B. <math> x^2 +10x +25 = 0 </math> kann man direkt mit der 1. binomischen Formel in ein Produkt von Linearfaktoren zerlegen und darin die Nullstellen ablesen: <br /><math> x^2 +10x +25 = 0 </math> <math> \Leftrightarrow (x + 5)^2 = 0 </math> <math> \Leftrightarrow (x + 5) \cdot (x +5) = 0 </math>. Hier ist <math> x_1 = x_2 = -5 </math> eine (doppelte) Nullstelle der Funktion <math> f(x) = (x + 5)^2 </math> und damit die Lösung dieser quadratischen Gleichung.  
# 1. oder 2. binomische Formel direkt anwendbar<br />Eine Gleichung wie z.B. <math> x^2 +10x +25 = 0 </math> kann man direkt mit der 1. binomischen Formel in ein Produkt von Linearfaktoren zerlegen und darin die Nullstellen ablesen: <br /><math> x^2 +10x +25 = 0 </math> <math> \Leftrightarrow (x + 5)^2 = 0 </math> <math> \Leftrightarrow (x + 5) \cdot (x +5) = 0 </math>. Hier ist <math> x_1 = x_2 = -5 </math> eine (doppelte) Nullstelle der Funktion <math> f(x) = (x + 5)^2 </math> und damit die Lösung dieser quadratischen Gleichung.  


Im Folgenden wird zuerst die pq-Formel vorgestellt und dann an zwei Beispielen gezeigt, wie man sie benutzt. Die pq-Formel ist etwas einfacher als die abc-Formel, leistet letztlich aber nicht weniger. Anschließend wird der Vollständigkeit halber auch die abc-Formel vorgestellt. Beiden Formeln liegt die Idee zu Grunde, dass man (irgendwann mal vorab) einmalig den Weg über die quadratische Ergänzung und die 3. binomische Formel durchlaufen hat - und zwar ganz allgemein mit den Koeffizienten der quadratischen Gleichung als Variablen. Dadurch erhält man die Lösungen <math> x_1 </math> und <math> x_2 </math> als Ausdrücke, die auch wieder diese Koeffizienten enthalten. Das sind die Formeln. Um sie anzuwenden, muss man dann nur noch in ihnen für die Koeffizienten die Zahlenwerte aus der Aufgabenstellung einsetzen.  
Im Folgenden wird zuerst die pq-Formel vorgestellt und dann an zwei Beispielen gezeigt, wie man sie anwenden kann. Die pq-Formel ist etwas einfacher als die abc-Formel, leistet letztlich aber nicht weniger. Beiden Formeln liegt die Idee zu Grunde, dass man (irgendwann mal vorab) einmalig den Weg über die quadratische Ergänzung und die 3. binomische Formel durchlaufen hat - und zwar ganz allgemein mit den Koeffizienten der quadratischen Gleichung als Variablen. Dadurch erhält man die Lösungen <math> x_1 </math> und <math> x_2 </math> als Ausdrücke, die auch wieder diese Koeffizienten enthalten. Das sind die Formeln. Um sie anzuwenden, muss man dann nur noch in ihnen für die Koeffizienten die Zahlenwerte aus der Aufgabenstellung einsetzen.  


{{Box
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# Schritt: Dieses Zwischenergebnis zu <math> (-1)^2 =1</math> quadrieren und davon <math>q=-15</math> subtrahieren, um D zu berechnen. Dabei ist zu beachten, dass hier mit <math>q = -15</math> eine negative Zahl subtrahiert werden muss, was zur Addition von 15 führt: <math>D = 1-(-15) = 1 + 15 = 16 </math>
# Schritt: Dieses Zwischenergebnis zu <math> (-1)^2 =1</math> quadrieren und davon <math>q=-15</math> subtrahieren, um D zu berechnen. Dabei ist zu beachten, dass hier mit <math>q = -15</math> eine negative Zahl subtrahiert werden muss, was zur Addition von 15 führt: <math>D = 1-(-15) = 1 + 15 = 16 </math>
# Schritt: Die Wurzel aus D ziehen: <math> \sqrt{D} = \sqrt{16} = \boldsymbol{4} </math>
# Schritt: Die Wurzel aus D ziehen: <math> \sqrt{D} = \sqrt{16} = \boldsymbol{4} </math>
# Schritt: Die Ergebnisse aus dem 2. und dem 4. Schritt einmal addieren und einmal subtrahieren, um die Lösungen der quadratischen Gleichung zu erhalten: <math> x_1 = -1 +4 = 3 </math> und <math> x_1 = -1 -4 = -5 </math>.
# Schritt: Die Ergebnisse aus dem 2. und dem 4. Schritt einmal addieren und einmal subtrahieren, um die Lösungen der quadratischen Gleichung zu erhalten: <math> x_1 = -1 +4 = 3 </math> und <math> x_2 = -1 -4 = -5 </math>.
|3=Lösung}}
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: <math>x^2 - x_1 \cdot x - x_2 \cdot x + x_1 \cdot x_2 = 0</math>  &nbsp;&nbsp;&nbsp; {{!}} Zusammenfassen:
: <math>x^2 - x_1 \cdot x - x_2 \cdot x + x_1 \cdot x_2 = 0</math>  &nbsp;&nbsp;&nbsp; {{!}} Zusammenfassen:
: <math>x^2  - (x_1 + x_2) \cdot x + x_1 \cdot x_2 = 0</math>  
: <math>x^2  - (x_1 + x_2) \cdot x + x_1 \cdot x_2 = 0</math>  
In dieser quadratischen Gleichung gilt also für die Koeffizienten <math> p = - (x_1 + x_2) </math> und <math>q = x_1 \cdot x_2</math>.
Die quadratische Gleichung besitzt also die Koeffizienten <math> p = - (x_1 + x_2) </math> und <math>q = x_1 \cdot x_2</math>.
|2= Lösung anzeigen
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|3= Lösung verstecken}}
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|1=3. Aufgabe - pq-Formel herleiten
|1=3. Aufgabe - pq-Formel herleiten
|2=Man muss die pq-Formeln nicht unbedingt erst selber hergeleitet haben, bevor man sie anwenden kann - schließlich findet man sie ja in jeder Formelsammlung. Aber vielleicht reizt es dich ja, diese Herleitung auch selbstständig hinzubekommen?
|2=Man muss die pq-Formeln nicht unbedingt erst selber hergeleitet haben, bevor man sie anwenden kann - schließlich findet man sie in jeder Formelsammlung. Aber vielleicht reizt es dich ja, diese Herleitung auch selbstständig hinzubekommen?


{{Lösung versteckt
{{Lösung versteckt
|1=Ausgangspunkt ist die Normalform der quadratischen Funktion <math> f(x) = x^2 +p\;x +q </math>. Diese kann durch eine quadratische Ergänzung in die Scheitelpunktform überführt werden. Der Koeffizient <math>+p = -(-p)</math> entspricht dabei dem Ausdruck <math> -2\;b </math> in der 2. binomischen Formel. <math> -2\;b = -(-p) \Leftrightarrow b = -\frac{1}{2}\;p </math>. Mit der 3. binomischen Formel wird anschließend die Scheitelpunktform in die Linearfaktorform überführt, aus der die Nullstellen abgelesen werden können.  
|1=Ausgangspunkt ist die Normalform der quadratischen Funktion <math> f(x) = x^2 +p\;x +q </math>. Diese kann durch eine quadratische Ergänzung in die Scheitelpunktform überführt werden. Der Koeffizient <math>p</math> entspricht dabei dem Ausdruck <math> 2\;b </math> in der 1. binomischen Formel. <math> 2\;b = p \Leftrightarrow b = \frac{1}{2}\;p </math>. Mit der 3. binomischen Formel wird anschließend die Scheitelpunktform in die Linearfaktorform überführt, aus der die Nullstellen abgelesen werden können.  
|2= Tipp anzeigen
|2= Tipp anzeigen
|3= Tipp verstecken}}
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: <math> f(x) = x^2 +px +q </math>.  
: <math> f(x) = x^2 +px +q </math>.  
Um ihre Nullstellen zu bestimmen, wird diese Normalform zunächst mithilfe einer quadratischen Ergänzung in die Scheitelpunktform überführt:
Um ihre Nullstellen zu bestimmen, wird diese Normalform zunächst mithilfe einer quadratischen Ergänzung in die Scheitelpunktform überführt:
: <math> f(x) = x^2 -(-p)\;x + \left( -\frac{1}{2}\;p \right)^2 - \left( -\frac{1}{2}\;p \right)^2 +q </math>
: <math> f(x) = x^2 +p\;x + \boldsymbol{\left( \frac{1}{2}\;p \right)^2} - \boldsymbol{\left( \frac{1}{2}\;p \right)^2} +q </math>
: <math> f(x) = \left( x - (-\frac{1}{2}\;p) \right)^2 - \frac{1}{4}\;p^2 +q </math>
: <math> f(x) = \boldsymbol{\left( x + \frac{1}{2}\;p \right)^2} - \frac{1}{4}\;p^2 +q </math>
: <math> f(x) = \left( x + \frac{1}{2}\;p \right)^2 - \left( \frac{1}{4}\;p^2 -q \right)</math>
: <math> f(x) = \left( x + \frac{1}{2}\;p \right)^2 - \left( \frac{1}{4}\;p^2 -q \right)</math>
Um nun die 3. binomische Formel anwenden zu können, wird die hintere Klammer zu einem Quadrat umgeformt:
Um nun die 3. binomische Formel anwenden zu können, wird die hintere Klammer zu einem Quadrat umgeformt:
: <math> f(x) = \left( x + \frac{1}{2}\;p \right)^2 - \left( \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} \right)^2 </math>
: <math> f(x) = \left( x + \frac{1}{2}\;p \right)^2 - \boldsymbol{\left( \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} \right)^2 } </math>
Anwendung der 3. binomischen Formel mit  <math> a^2 = \left( x + \frac{1}{2}\;p \right)^2 </math> und <math> b^2 = \left( \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} \right)^2  </math>
Anwendung der 3. binomischen Formel mit  <math> a^2 = \left( x + \frac{1}{2}\;p \right)^2 </math> und <math> b^2 = \left( \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} \right)^2  </math>
: <math> f(x) = \left( x + \frac{1}{2}\;p + \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} \right) \cdot \left( x + \frac{1}{2}\;p - \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} \right)  </math>
: <math> f(x) = \left( x + \frac{1}{2}\;p \boldsymbol{+} \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} \right) \cdot \left( x + \frac{1}{2}\;p \boldsymbol{-} \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} \right)  </math>
Setzt man diese Linearfaktorform von <math>f</math> gleich Null, so erhält man die Nullstellen:
Setzt man diese Linearfaktorform von <math>f</math> gleich Null, so erhält man die Nullstellen:
: <math>x_1 = -\frac{1}{2}\;p + \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} </math> und
: <math>x_1 = -\frac{1}{2}\;p \boldsymbol{-} \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} </math> und
: <math>x_2 = -\frac{1}{2}\;p - \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} </math>.
: <math>x_2 = -\frac{1}{2}\;p \boldsymbol{+} \sqrt{ \frac{1}{4}\;p^2 -q} </math>.
|2= Herleitung der pq-Formel anzeigen
|2= Herleitung der pq-Formel anzeigen
|3= Herleitung der pq-Formel verstecken}}
|3= Herleitung der pq-Formel verstecken}}

Version vom 16. Dezember 2025, 08:37 Uhr


Lernschritt Quadratische Gleichungen lösen
  • Bei verschiedenen mathematischen Fragestellungen kommt es immer wieder mal vor, dass eine quadratische Gleichung der Form mit zu lösen ist. Das ist zwar mit dem schon beschriebenen Verfahren zur Bestimmung der Nullstellen einer quadratischen Funktion möglich, indem man deren Normalform zuerst mithilfe einer quadratischen Ergängzung in die Scheitelpunktform und diese anschließend mit der 3. binomischen Formel in die Linearfaktorform überführt. Aber dieses Verfahren ist ziemlich aufwendig und langwierig. Eine schnellere Methode besteht darin, entweder die so genannte pq-Formel oder die abc-Formel (auch bekannt als "Mitternachtsformel") anzuwenden.
  • Allerdings gibt es auch einige Sonderfälle, in denen man eine quadratische Gleichung sehr einfach und ganz ohne eine dieser Formeln lösen kann.

Quadratischen Gleichungen, die man sehr schnell auch ohne Formel lösen kann

Bevor man die pq-Formel oder die abc-Formel zur Lösung einer quadratischen Gleichung anwendet, sollte man erst mal prüfen, ob nicht einer der folgenden Sonderfälle vorliegt, bei denen man ganr keine Formel benötigt:


  1. In einer Gleichung wie z.B. kann man auf der linken Seite einfach ein ausklammern und erhält dadurch die Aufspaltung in zwei Linearfaktoren: . Der eine Faktor ist , der andere die Klammer . Nach der Nullprodukt-Regel ist daher entweder oder , also . Die Nullstellen lauten und .

  2. Eine Gleichung wie z.B. kann man direkt mit der 3. binomischen Formel umformen zu und darin mit der Nullprodukt-Regel die beiden Lösungen und ablesen.
    Alternativ kann man auch die Gleichung umformen zu . Hier kann man auf beiden Seiten der Gleichung die Wurzel ziehen, muss dabei aber bedenken, dass man damit erst einmal nur die positive Lösung erhält und die zweite, negative Lösung noch hinzugefügt werden muss (siehe Kapitel QF01 Normalparabel).
  3. 1. oder 2. binomische Formel direkt anwendbar
    Eine Gleichung wie z.B. kann man direkt mit der 1. binomischen Formel in ein Produkt von Linearfaktoren zerlegen und darin die Nullstellen ablesen:
    . Hier ist eine (doppelte) Nullstelle der Funktion und damit die Lösung dieser quadratischen Gleichung.

Im Folgenden wird zuerst die pq-Formel vorgestellt und dann an zwei Beispielen gezeigt, wie man sie anwenden kann. Die pq-Formel ist etwas einfacher als die abc-Formel, leistet letztlich aber nicht weniger. Beiden Formeln liegt die Idee zu Grunde, dass man (irgendwann mal vorab) einmalig den Weg über die quadratische Ergänzung und die 3. binomische Formel durchlaufen hat - und zwar ganz allgemein mit den Koeffizienten der quadratischen Gleichung als Variablen. Dadurch erhält man die Lösungen und als Ausdrücke, die auch wieder diese Koeffizienten enthalten. Das sind die Formeln. Um sie anzuwenden, muss man dann nur noch in ihnen für die Koeffizienten die Zahlenwerte aus der Aufgabenstellung einsetzen.

pq-Formel

Die quadratische Gleichung besitzt die zwei Lösungen

und ,

wenn der Ausdruck unter der Wurzel (die so genannte "Diskriminante") ist. In einer abgekürzten Schreibweise fasst man die beiden Formeln für und auch so zu einer Formel zusammen:

Wenn ist, gibt es genau eine Lösung .

Wenn ist, besitzt die quadratische Gleichung keine Lösung.

1. Beispiel - Anwendung der pq-Formel

Gelöst werden soll die quadratische Gleichung mithilfe der pq-Formel (siehe 1. Beispiel im Kapitel QF06 Linearfaktorform und Nullstellen)

  1. Schritt: p und q identifzieren: und
  2. Schritt:
  3. Schritt: Der vordere Ausdruck innerhalb der Wurzel lautet . Das ist aber nichts anderes als das Quadrat des Terms , den wir im 2. Schritt schon berechnet haben - im vorliegenden Beispiel mit dem Ergebnis 3. Wir müssen also lediglich dieses Zwischenergebnis zu quadrieren und davon subtrahieren, um die gesamte Diskriminante D (den Ausdruck unter der Wurzel) zu berechnen:
  4. Schritt: Die Wurzel aus D ziehen:
  5. Schritt: Die Ergebnisse aus dem 2. und dem 4. Schritt einmal addieren und einmal subtrahieren, um die Lösungen der quadratischen Gleichung zu erhalten: und .

2. Beispiel - Anwendung der pq-Formel

Gelöst werden soll die quadratische Gleichung mithilfe der pq-Formel (siehe Aufgabe 3.3 im Kapitel QF06 Linearfaktorform und Nullstellen).

Vorbereitender Schritt: Da in diesem Beispiel der Koeffizient ist, dividieren wir als erstes die gegebene Gleichung durch diesen Koeffizienten, indem wir mit dem Kehrwert multiplizieren, und erhalten so die Gleichung:

Anwendung der pq-Formel:

  1. Schritt: p und q identifzieren: und
  2. Schritt:
  3. Schritt: Dieses Zwischenergebnis zu quadrieren und davon subtrahieren, um D zu berechnen. Dabei ist zu beachten, dass hier mit eine negative Zahl subtrahiert werden muss, was zur Addition von 15 führt:
  4. Schritt: Die Wurzel aus D ziehen:
  5. Schritt: Die Ergebnisse aus dem 2. und dem 4. Schritt einmal addieren und einmal subtrahieren, um die Lösungen der quadratischen Gleichung zu erhalten: und .

1. Aufgabe - pq-Formel üben

Löse die folgenden quadratischen Gleichungen mithilfe der pq-Formel. Bilde anschließend zur Kontrolle aus den Lösungen die Linearfaktorform und daraus die Normalform der entsprechenden quadratischen Funktion.

  1. ,     Lösungen: und
  2. ,     Lösungen: und
  3. ,     Lösungen: und

2. Aufgabe - Satz von Vieta begründen

Begründe den so genannten "Satz von Vieta", der besagt: Wenn und die Lösungen der quadratischen Gleichung sind, dann gilt:

und

Wenn und die Lösungen einer quadratischen Gleichung sind, dann gilt nach der Nullprodukt-Regel:

    | Ausmultiplizieren der Klammern:
    | Zusammenfassen:
Die quadratische Gleichung besitzt also die Koeffizienten und .

3. Aufgabe - pq-Formel herleiten

Man muss die pq-Formeln nicht unbedingt erst selber hergeleitet haben, bevor man sie anwenden kann - schließlich findet man sie in jeder Formelsammlung. Aber vielleicht reizt es dich ja, diese Herleitung auch selbstständig hinzubekommen?

Ausgangspunkt ist die Normalform der quadratischen Funktion . Diese kann durch eine quadratische Ergänzung in die Scheitelpunktform überführt werden. Der Koeffizient entspricht dabei dem Ausdruck in der 1. binomischen Formel. . Mit der 3. binomischen Formel wird anschließend die Scheitelpunktform in die Linearfaktorform überführt, aus der die Nullstellen abgelesen werden können.

Gegeben ist die quadratische Funktion in der Normalform

.

Um ihre Nullstellen zu bestimmen, wird diese Normalform zunächst mithilfe einer quadratischen Ergänzung in die Scheitelpunktform überführt:

Um nun die 3. binomische Formel anwenden zu können, wird die hintere Klammer zu einem Quadrat umgeformt:

Anwendung der 3. binomischen Formel mit und

Setzt man diese Linearfaktorform von gleich Null, so erhält man die Nullstellen:

und
.

Die folgende abc-Formel leistet im Prinzip das Gleiche wie die pq-Formel und kann auch auf diese zurückgeführt werden.

abc-Formel ("Mitternachtsformel")

Die quadratische Gleichung mit besitzt die zwei Lösungen

,

wenn der Ausdruck unter der Wurzel ist.

Wenn ist, gibt es genau eine Lösung .

Wenn ist, besitzt die quadratische Gleichung keine Lösung.
mit

Division auf beiden Seiten der Gleichung durch :

Setze in der pq-Formel und :