Lyrik der Romantik und des Expressionismus: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. März 2022, 15:41 Uhr
Gedichte der Romantik und des Expressionismus - Vergleiche
In Danzig - Die Stadt
Joseph von Eichendorff (1788 - 1857)
In Danzig
Dunkle Giebel, hohe Fenster,
Türme tief aus Nebeln sehn,
Bleiche Statuen wie Gespenster
Lautlos an den Türen stehn.
Träumerisch der Mond drauf scheinet,
Dem die Stadt gar wohl gefällt,
Als läg' zauberhaft versteinet
Drunten eine Märchenwelt.
Ringsher durch das tiefe Lauschen,
Über alle Häuser weit,
Nur des Meeres fernes Rauschen -
Wunderbare Einsamkeit!
Und der Türmer wie vor Jahren
Singet ein uraltes Lied:
Wolle Gott den Schiffer wahren,
Der bei Nacht vorüberzieht.
1842
Georg Heym (1887-1912)
Die Stadt
Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein
Zerreißet vor des Mondes Untergang.
Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang
Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein.
Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt,
Unzählig Menschen schwemmen aus und ein.
Und ewig stumpfer Ton von stumpfem Sein
Eintönig kommt heraus in Stille matt.
Gebären, Tod, gewirktes Einerlei,
Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei,
Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei.
Und Schein und Feuer, Fackeln rot und Brand,
Die drohn im Weiten mit gezückter Hand
Und scheinen hoch von dunkler Wolkenwand.
Nov. 1911
- Quelle (und Analyse): Ein exemplarischer Gedichtvergleich: Romantik - Expressionismus (Klaus Dautel)
Winternacht - Ein Winterabend - Im Winter
Joseph von Eichendorff
Winternacht
Verschneit liegt rings die ganze Welt,
ich hab' nichts, was mich freuet,
verlassen steht der Baum im Feld,
hat längst sein Laub verstreuet.
Der Wind nur geht bei stiller Nacht
und rüttelt an dem Baume,
da rührt er seinen Wipfel sacht
und redet wie im Träume.
Er träumt von künft'ger Frühlingszeit,
von Grün und Quellenrauschen,
wo er im neuen Blütenkleid
zu Gottes Lob wird rauschen.
Georg Trakl
Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Land die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.
Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.
Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl
Im Winter
Der Acker leuchtet weiß und kalt.
Der Himmel ist einsam und ungeheuer.
Dohlen kreisen über dem Weiher
Und Jäger steigen nieder vom Wald.
Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt.
Ein Feuerschein huscht aus den Hütten.
Bisweilen schnellt sehr fern ein Schlitten
Und langsam steigt der graue Mond.
Ein Wild verblutet sanft am Rain
Und Raben plätschern in blutigen Gossen.
Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen.
Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain.
Materialien und Unterrichtsmodelle
- "Liebeslyrik der Romantik - Brentano und Goethe im Vergleich" Unterrichtseinheit auf Lehrer-Online
- EinFach Deutsch Unterrichtsmodelle - Romantik Verlag: Schöningh. ISBN 978-3-14-022382-9. 22,45 Euro
- Deutsch: Betrifft uns - Lyrik der Romantik und des Expressionismus (Bergmoser+Höller), 18,50 Euro zzgl. Versand
- Beispielseite: Hinweise zur Gedichtanalyse und –interpretation