Sturm und Drang: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Sturm und Drang''' ist die Bezeichnung für eine Epoche der deutschen Literatur.
'''Sturm und Drang''' ist die Bezeichnung für eine Epoche der deutschen Literatur.


==Motti==
''"Tolles Herz! du sollst mirs danken! Ha! tobe und spanne dich dann aus, labe dich im '''Wirrwar'''!"''
:aus: Friedrich Maximilian Klingers Drama „Sturm und Drang", 1. Szene, zit. nach [http://gutenberg.spiegel.de/buch/sturm-und-drang-2713/2 Projekt Gutenberg]
''"Pfui! pfui über das schlappe Kastraten-Jahrhundert, zu nichts nütze, als die Thaten der Vorzeit wiederzukäuen und die Helden des Alterthums mit Commentationen zu schinden und zu verhunzen mit Trauerspielen."''
:aus: Friedrich Schiller: Die Räuber, 2. Szene, zit. nach [http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3339/3 Projekt Gutenberg]
''<poem>Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu nicht mehr in Worten kramen.</poem>''
:J.W.Goethe: Faust I, 'Nacht' (V. 376-385), zit. nach [http://gutenberg.spiegel.de/buch/faust-eine-tragodie-3664/4 Projekt Gutenberg]
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== Definition ==
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literarische Bewegung von der Mitte der 60er- bis zur Mitte der 80er-Jahre des 18. Jh.s. Ihren Höhepunkt erreichte sie, nach der Begegnung Johann Gottfried Herders und Goethes 1770 in Straßburg, in den 70er-Jahren. Die Bezeichnung Sturm und Drang geht auf Friedrich Maximilian Klingers gleichnamiges Drama von 1777 zurück, das eigentlich Wirrwarr heißen sollte. Der Sturm und Drang war eine Jugendbewegung, deren Gemeinsamkeiten u. a. in der Forderung nach einer größeren Autonomie und Freiheit, nach Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung und den daraus resultierenden sozialkritischen und [[Utopie|utopischen]] Tendenzen bestanden. Dabei ergibt sich ein Zusammenhang zwischen der Rebellion gegen die Welt der Väter und gesellschaftliche Unfreiheit und dem Bruch mit der herrschenden Ästhetik und Poetik.
literarische Bewegung von der Mitte der 60er- bis zur Mitte der 80er-Jahre des 18. Jh.s. Ihren Höhepunkt erreichte sie, nach der Begegnung Johann Gottfried Herders und Goethes 1770 in Straßburg, in den 70er-Jahren. Die Bezeichnung Sturm und Drang geht auf Friedrich Maximilian Klingers gleichnamiges Drama von 1777 zurück, das eigentlich Wirrwarr heißen sollte. Der Sturm und Drang war eine Jugendbewegung, deren Gemeinsamkeiten u. a. in der Forderung nach einer größeren Autonomie und Freiheit, nach Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung und den daraus resultierenden sozialkritischen und utopischen Tendenzen bestanden. Dabei ergibt sich ein Zusammenhang zwischen der Rebellion gegen die Welt der Väter und gesellschaftliche Unfreiheit und dem Bruch mit der herrschenden Ästhetik und Poetik.
:Volker Meid: Elektronisches Sachwörterbuch der deutschen Literatur, Reclam 2000 S.1051
:Volker Meid: Elektronisches Sachwörterbuch der deutschen Literatur, Reclam 2000 S.1051
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Version vom 3. April 2018, 08:01 Uhr

Sturm und Drang ist die Bezeichnung für eine Epoche der deutschen Literatur.

Motti

"Tolles Herz! du sollst mirs danken! Ha! tobe und spanne dich dann aus, labe dich im Wirrwar!"

aus: Friedrich Maximilian Klingers Drama „Sturm und Drang", 1. Szene, zit. nach Projekt Gutenberg

"Pfui! pfui über das schlappe Kastraten-Jahrhundert, zu nichts nütze, als die Thaten der Vorzeit wiederzukäuen und die Helden des Alterthums mit Commentationen zu schinden und zu verhunzen mit Trauerspielen."

aus: Friedrich Schiller: Die Räuber, 2. Szene, zit. nach Projekt Gutenberg

Es möchte kein Hund so länger leben!
Drum hab ich mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Daß ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu nicht mehr in Worten kramen.

J.W.Goethe: Faust I, 'Nacht' (V. 376-385), zit. nach Projekt Gutenberg

Definition

Sturm und Drang

literarische Bewegung von der Mitte der 60er- bis zur Mitte der 80er-Jahre des 18. Jh.s. Ihren Höhepunkt erreichte sie, nach der Begegnung Johann Gottfried Herders und Goethes 1770 in Straßburg, in den 70er-Jahren. Die Bezeichnung Sturm und Drang geht auf Friedrich Maximilian Klingers gleichnamiges Drama von 1777 zurück, das eigentlich Wirrwarr heißen sollte. Der Sturm und Drang war eine Jugendbewegung, deren Gemeinsamkeiten u. a. in der Forderung nach einer größeren Autonomie und Freiheit, nach Selbstverwirklichung und Selbstentfaltung und den daraus resultierenden sozialkritischen und utopischen Tendenzen bestanden. Dabei ergibt sich ein Zusammenhang zwischen der Rebellion gegen die Welt der Väter und gesellschaftliche Unfreiheit und dem Bruch mit der herrschenden Ästhetik und Poetik.

Volker Meid: Elektronisches Sachwörterbuch der deutschen Literatur, Reclam 2000 S.1051

Autoren

Die literarische Strömung des Sturm und Drang ist zu verstehen als gesellschaftskritische Bewegung einer jungen Generation von bürgerlichen Intellektuellen. Dazu gehörten

  • Heinrich Leopold Wagner 1747-79
  • Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832
  • Jakob Michael Reinhold Lenz 1751-1792
  • Friedrich Maximilian Klinger 1752-1831
  • Friedrich Schiller 1759-1805

Motive und Themen

Die zentralen Motive und Themen sind

  • Das Recht auf 'Empfindsamkeit': Die Gefühlswelt des Individuums wird der Rationalität und dem Zweckdenken des aufgeklärten Bürgers entgegengestellt
  • Geniekult: Verabsolutierung der individuellen Begabung, welche sich souverän über die gesellschaftliche Normen und Regeln hinwegsetzt und nur den eigenen Regeln (der >Natur<) folgt.
  • Selbsthelfertum: Die gesellschaftlichen Institutionen haben keine Autorität mehr, ich selbst bin der Maßstab meines Handelns.Beispiele:
Prometheus (der einzelne gegen die Götter)
Goetz von Berlichingen (der Ritter stellt sein persönliches Rechtsempfinden dem kaiserlichen Fehderecht entgegen)
Franz Moor (Räuberhauptmann aus persönlicher Gekränktheit der Außenseiter gegen die Gesellschaft)
Faust (Bund mit den Mächten der Finsternis aus höherem Streben)
  • Soziale Anklage und Gesellschaftskritik: Opposition sowohl gegen die Privilegien und moralische Verderbtheit der höheren Stände als auch gegen den Krämergeist und Rechthaberei des bürgerlichen Standes
  • Sprengung poetischer Normen: Weg mit dem Reim, her mit den freien Rhythmen (Klopstock), weg von den klassizistischen Normen des Theaters (drei Einheiten, Ständeklausel, tragische Fallhöhe), hin zu Shakespeares Dramen und Figuren, 'Bürgerliches Trauerspiel' statt Tragödie

Relevante Werke

Linkliste

Siehe auch