Vokabeln lernen/Wie funktioniert das Gedächtnis?: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 26. März 2018, 12:17 Uhr
Gedächtnis
Heute lerne ich alle Vokabeln auf einmal!
So gut dieser Vorsatz auch ist, er ist zum Scheitern verurteilt!
Unser Gedächtnis ist wie ein großer Computer, der viele Informationen verarbeiten kann. Neue Informationen erreichen das Gehirn über die Sinnesorgane und werden im sensorischen Gedächtnis zwischengespeichert. Die Fähigkeit, in einem Gespräch etwas zuvor Gesagtes zu wiederholen, obwohl gerade nicht hingehört wurde, ist ein Beispiel für das auditive sensorische Gedächtnis. Allerdings zerfallen diese Informationen auch schon nach wenigen Zehntelsekunden.
Grundlage bewusster Informationsverarbeitung ist das Kurzzeitgedächtnis, ein Speicher, der eine eng begrenzte Menge von Information in einem unmittelbar verfügbaren Zustand bereithält. Kommt eine neue Information dazu, löscht es den ältesten Eintrag sofort! Die genaue Größe des Kurzzeitgedächtnisses ist mittlerweile umstritten (→Chunking) und das Modell wurde mittlerweile erweitert:
- Der räumlich-visuelle Notizblock zur kurzfristigen Speicherung visueller Eindrücke.
- Die artikulatorische oder phonologische Schleife zur Speicherung von verbalen Informationen, welche durch ein inneres Wiederholen relativ lange verfügbar bleiben können.
- Die zentrale Exekutive verwaltet die beiden Teilsysteme und verknüpft Informationen aus diesen mit dem Langzeitgedächtnis.
Das Langzeitgedächtnis ist das dauerhafte Speichersystem des Gehirns. Informationen können im Langzeitgedächtnis von Minuten bis zu Jahren gespeichert werden (sekundäres Gedächtnis) oder sogar ein Leben lang (tertiäres Gedächtnis). Über Begrenzungen der Kapazität des Langzeitgedächtnisses ist nichts bekannt.
Zu unterscheiden sind verschiedene Prozesse des Langzeitgedächtnisses:
- Lernen/Enkodierung: Neues Einspeichern von Information
- Erinnern/Abrufen: Bewusstwerden von Gedächtnisinhalten
- Konsolidieren/Behalten: Festigung von Information durch wiederholten Abruf
- Verknüpfen von neuen und alten Informationen
- Vergessen: Zerfall von Gedächtnisinhalten oder Abänderung durch konkurrierende Information
Lernen
Lernen ist mehr als das reine Abspeichern von Informationen. Lernen beinhaltet die Wahrnehmung und Bewertung der Umwelt, die Verknüpfung mit Bekanntem (Erfahrung) und das Erkennen von Regelmäßigkeiten (Mustererkennung).
Deshalb ist es wichtig, das unbekannte Vokabeln an ähnliche und schon vorher bekannte Wörter "andocken" können. Diese bekannten Wörter sind schon im Langzeitgedächtnis verankert und helfen uns, die neuen Wörter besser zu behalten. In der Lernpsychologie spricht man von Assimilation (französisch für ‚Angleichung‘), wenn z.B. ein Kind ein kleines, weißes, wuscheliges, bellendes Wesen sieht und die Mutter dazu „Wauwau“ sagt. Später sieht das Kind ein großes, braunes, glatthaariges, bellendes Wesen und die Mutter sagt dazu „Wauwau“. Durch weitere solche Erfahrungen entsteht ein Wauwau-Schema. Dieses enthält die für alle Hunde typischen Merkmale und schließt die untypischen aus.
Sobald ein neuer Begriff wie eine Kuh auftaucht und sich von einem Hund unterscheidet, wird ein neues Wahrnehmnungsschema gebildet. Neben der Kategorie Wauwau gibt es nun eine Oberkategorie Tiere, die Wauwaus und Kühe enthält.
Als ein weiteres Beispiel, hier für das Greifschema, ist der Schaum in der Badewanne zu nennen, den ein Kind anfangs als Objekt versucht zu greifen. Doch wenn der Schaum immer wieder durch die Finger rinnt, entwickelt das Kind ein neues Schema, ein Schöpfschema.
Wie oben schon gesagt, werden ungenutzte Informationen wieder vergessen. Dagegen hilft der wiederholte Gebrauch neuer Informationen. Mehrfache Verwendung hilft die neuen Vokabeln aus dem Kurz- in das Langzeitgedächtnis zu überführen. Gegen das Vergessen hilft nur dauerndes Wiederholen, am Besten mit einem Lernprogramm oder einer Vokabelkasten.
7x gehört ist wie 1x gelesen,
7x gelesen ist wie 1x geschrieben
7x geschrieben ist verstanden
Dabei kann man sich neben dem reinen Lernen von geschriebenen Wörtern und ihrem Schriftbild auch die vielfältigen Kanäle des sensorischen Registers zunutze machen. Je mehr Sinneseindrücke von einem Wort im Gehirm ankommen, desto mehr Verknüpfungen werden angelegt und desto besser bleibt es dann im Gedächtnis.
- Lest Wörter laut vor! Sowohl das Sprechen als auch das Hören wirkt im Gehirn!
- Malt eine kleine Skizze und schaut sie euch an!
- Eine "Eselsbrücke" z.B. kitchen - Gefängnis kann bei schwierigen Wörtern helfen.
- Schreibt das Wort mit dem Füller! (Das Gehirn merkt sich auch Bewegungsabläufe, beim Tippen mit dem Computer geht dieser Effekt allerdings verloren, da alle Tasten gleich angeklickt werden.)
Lösungshinweise