Benutzerin:Sabine Häcker/Weihnachtswissen/EpocheAufklärung/Weihnachten um 1700 Aberglauben Einkehrbräuche Umzugsbräuche: Unterschied zwischen den Versionen
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All diese Dinge wurden immer wieder verboten, denn Weihnachten war damals eine - für uns heute kaum vorstellbare - wilde Angelegenheit, bei der ausgelassen gefeiert wurde! | All diese Dinge wurden immer wieder verboten, denn Weihnachten war damals eine - für uns heute kaum vorstellbare - wilde Angelegenheit, bei der ausgelassen gefeiert wurde! | ||
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=== Ängste und Aberglauben === | |||
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Mit der Winterzeit war die Angst vor Hunger, Kälte, Krankheit und Tod verbunden, insbesonere bei den armen Leuten. Weil man die Ursachen für Krankheiten und extremes Wetter nicht kannte, gab es viel Aberglauben. Für die besonders dunklen Nächten nach der Wintersonnenwende sind so viele gemeinschaftliche Rituale gegen böse Geister entstanden. Im Folgenden werden einige vorgestellt - es gab aber noch viel mehr und es war regional sehr unterschiedlich! | Mit der Winterzeit war die Angst vor Hunger, Kälte, Krankheit und Tod verbunden, insbesonere bei den armen Leuten. Weil man die Ursachen für Krankheiten und extremes Wetter nicht kannte, gab es viel Aberglauben. Für die besonders dunklen Nächten nach der Wintersonnenwende sind so viele gemeinschaftliche Rituale gegen böse Geister entstanden. Im Folgenden werden einige vorgestellt - es gab aber noch viel mehr und es war regional sehr unterschiedlich! | ||
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Elstern, die in diesen zwölf Nächten geschossen sodann vollständig in Kohle verbrannt werden, geben ein unfehlbares Mittel gegen Epilepsie. (S. 108) | Elstern, die in diesen zwölf Nächten geschossen sodann vollständig in Kohle verbrannt werden, geben ein unfehlbares Mittel gegen Epilepsie. (S. 108) | ||
=== Einkehr- und Umzugsbräuche === | ==== Einkehr- und Umzugsbräuche ==== | ||
Bei den Umzugsbräuchen zog man gemeinsam durch die Gassen, bei den Einkehrbräuchen trat man ins Haus und bekam gegen einen Segensspruch etwas zu essen oder zu Alkohol zu trinken. Für die jungen Leute, insbesondere die Knechte und Mägde, die kein eigenes Geld und keinen eigenen Wohnraum hatten, war das die einzige Möglichkeit, unabhängig von den Älteren oder der Dientsherrschaft zu feiern. Bei den Einkehr- und Umzugsbräuchen verkleidete man sich, als Knecht Ruprecht, Nikolaus, St. Martin, Christkind und dergleichen mehr. Die einfachste Art der Maskierung war, sich das Gesicht mit Ruß schwarz zu machen. | Bei den Umzugsbräuchen zog man gemeinsam durch die Gassen, bei den Einkehrbräuchen trat man ins Haus und bekam gegen einen Segensspruch etwas zu essen oder zu Alkohol zu trinken. Für die jungen Leute, insbesondere die Knechte und Mägde, die kein eigenes Geld und keinen eigenen Wohnraum hatten, war das die einzige Möglichkeit, unabhängig von den Älteren oder der Dientsherrschaft zu feiern. Bei den Einkehr- und Umzugsbräuchen verkleidete man sich, als Knecht Ruprecht, Nikolaus, St. Martin, Christkind und dergleichen mehr. Die einfachste Art der Maskierung war, sich das Gesicht mit Ruß schwarz zu machen. | ||
Version vom 27. Juli 2025, 15:00 Uhr
Wie war Weihnachten früher, bevor es in durch den Zeitgeist der Aufklärung völlig neu ausgerichtet wurde? (für Jhg. 10-12)
Einleitung
Heute bedeutet Weihnachten für die meisten Menschen
- ein Fest mit Weihnachtsbaum und Geschenken zu Hause im privaten Rahmen
- vielleicht zur Kirche gehen und einen Gottesdienst besuchen
- außerdem gibt es vorher vielleicht einen Adventskalender, Adventskranz, Nikolaus, Weihnachtsfeiern in der Schule oder Sportverein u. v. m.
Die meisten dieser Traditionen stammen aus dem 19. Jahrhundert, als Weihnachten völlig neu ausgerichtet wurde. Das war die Folge eines neuen Lebensgefühls, das die Epoche der Aufklärung bewirkt hatte. In der Aufklärung waren - unter anderem - neue Konzepte von Kindheit, Erziehung, Beziehungen, Familie und Religion entwickelt worden. Sie führten dazu, dass das häusliche Weihnachtsfest mit Weihnachtsbaum und Geschenken entstand. Aber wie wurde Weihnachten begangen, bevor das Familienfest entstand?
Weihnachten um 1700 bedeutete
- mehrmals zur Kirche gehen oder beten
- viele Ängste in den dunklen Wintertagen und viel Aberglauben
- Einkehr- und Umzugsbräuche
All diese Dinge wurden immer wieder verboten, denn Weihnachten war damals eine - für uns heute kaum vorstellbare - wilde Angelegenheit, bei der ausgelassen gefeiert wurde!
Weihnachten um 1700
Kirchgänge
Ängste und Aberglauben
Mit der Winterzeit war die Angst vor Hunger, Kälte, Krankheit und Tod verbunden, insbesonere bei den armen Leuten. Weil man die Ursachen für Krankheiten und extremes Wetter nicht kannte, gab es viel Aberglauben. Für die besonders dunklen Nächten nach der Wintersonnenwende sind so viele gemeinschaftliche Rituale gegen böse Geister entstanden. Im Folgenden werden einige vorgestellt - es gab aber noch viel mehr und es war regional sehr unterschiedlich!
Georg Rietschel berichtete 1902:
Die Zeit der zwölf Tage vom 25. Dezember bis 6. Januar, als die Zwölfnächte (...) bezeichnet, war besonders heilig (...). In diesen Tagen und Nächten zog Wuotan mit seinem breiten, tief ins Gesicht gerückten Sturmhut, mit seinem stahlblauen Wettermantel auf seinem achtbeinigen weißen Ross Sleipnir im Sturmesbrausen (...) durch die Lande, begleitet von seiner Gattin Berchte aund gefolgt von einem Wilden Heer. (S. 101 f.) (Damit diese "Wilde Jagd" sich nicht in aufgehängter Wäsche verfängt, durfte in dieser Zeit der Raunächte nicht gewaschen werden, sonst würde ein Unglück geschehen. (S. H.))
Elstern, die in diesen zwölf Nächten geschossen sodann vollständig in Kohle verbrannt werden, geben ein unfehlbares Mittel gegen Epilepsie. (S. 108)
Einkehr- und Umzugsbräuche
Bei den Umzugsbräuchen zog man gemeinsam durch die Gassen, bei den Einkehrbräuchen trat man ins Haus und bekam gegen einen Segensspruch etwas zu essen oder zu Alkohol zu trinken. Für die jungen Leute, insbesondere die Knechte und Mägde, die kein eigenes Geld und keinen eigenen Wohnraum hatten, war das die einzige Möglichkeit, unabhängig von den Älteren oder der Dientsherrschaft zu feiern. Bei den Einkehr- und Umzugsbräuchen verkleidete man sich, als Knecht Ruprecht, Nikolaus, St. Martin, Christkind und dergleichen mehr. Die einfachste Art der Maskierung war, sich das Gesicht mit Ruß schwarz zu machen.
Georg Rietschel:
Vielfach wurden aber solche Umzüge (...) von jungen Burschen ausgeführt, die von Haus zu Haus zogen, allerlei Unfug zu treiben und Gaben zu heischen. Eine um 1670 in Leipzig geschriebene Schrift (...) klagt: "Der heilige Abend wird zum heidnischen Lauf- und Saufabend. Die Gassen sind voll thörichter Irrwische, voll Büberei und Mutwillen, voll Gaukelei und Phantasei, (... wobei) vermummte Personen mit klingenden Schellen herumlaufen, sich für des Christs Knecht, St. Martin oder Niklas ausgeben, die Kinder erschrecken, zum Beten antreiben und mit etwas wenigem beschenken. (...) Die drei letzten Nächte vor Weihnachten heißen in Tübingen und Stuttgart "Knöpflinsnächte". Die Knaben werfen und schießen abends mit einem Rohr Erbsen, Gerste und dergleichen an die Fenster, worauf gewöhnlich mit Schelten und Schlägen geantwortet wird. In Schwäbisch-Hall wurden 1685 die Knöpflinsnächte verboten. (S. 120)
Aus dem Jahr 1702 ist (aus dem Raum Süd-Thüringen/Nord-Bayern) folgende Verordnung für Knecht-Ruprecht-Gestalten überliefert:
"Sollte der Knechte Ruprecht’s dann auf den Nicolausabend nicht mehr als Einer, auf den heiligen Weihnachtsabend aber drei hiermit zugelassen werden, sich einer mehreren Modestie, als bisher, befleißigen, der Peitschen, allen und jeden Tumultierens und Schreiens, auch andern Alfanzereien, unartiger Händel, Gesticulationen und häßlichen Geberden und Kleidungen gänzlich enthalten, als wodurch der dießfalls intendirte Spaß nich allein gehindert, sondern auch allerhand Ärgerniß gegen werden könnte. Sollten nich allein ermeldete Knechte sich nicht unterstehen, bald in dieser in jener Gasse allein herum zu laufen, oder auf die Leute mit Schlägen und sonst ungebührlich zu tractiren, sondern auch Jeder, so zu denselbsen gehöre, sich in Allem dergestalt zu verhalten, damit man hierdurch zu einer scharfen Verordnung nicht Anlaß bekommen möge.“ (aus: Friedrich A. Reimann: Deutsche Volksfeste im 19. Jahrhundert. 1839, S. 216 ff.)
Hinweise für Lehrerinnen und Lehrer
Ziele dieser Unterrichtssequenz
In der Hauptsache geht es darum, einen Eindruck von dem weihnachtlichen Leben der Menschen zu bekommen in einer Zeit, in der der Alltag noch sehr mittelalterlich geprägt war, um (in einem späteren Schritt - vgl. Unterrichtsmaterial zu Friedrich Schleiermacher) die Leistungen der Aufklärung einordnen zu können. Dazu werden mehr oder weniger bearbeitete Quellentexte gelesen, die inhaltlich verstanden werden sollen, was sprachlich eine Herausforderung ist.
Zu den Leistungen der Aufklärung zählt unter anderem:
- naturwissenschaftliche Vernunft hat die Menschen von abergläubischen Ängsten und Vorurteilen befreit
- religiöse Toleranz, weil Religion als individuelle Privatangelegenheit gesehen wird
- Kindheit wird als eine besondere Entwicklungsphase angesehen, in der Kinder geschützt und gefördert werden sollen
- Liebe als Grundlage für Ehe und Familie
- Wohnraum wird als Privatsphäre respektiert
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