American Revolution/Die verkauften Landeskinder: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 21. Oktober 2023, 10:58 Uhr
Als verkaufte Landeskinder wurden die im sogenannten Soldatenhandel überlassenen deutschen Soldaten genannt, die gegen Geldzahlungen an die Landesfürsten im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpfen mussten.
- Was sagt Q1 aus über die Bedeutung des Soldatenhandels für die deutschen Fürsten?
- Überlege, welches Schicksal die Mehrzahl der verkauften jungen Männer erlitt (Q2)
- In dem Theaterstück von Friedrich Schiller werden politische und gesellschaftliche Zustände des Absolutismus angeklagt. Welche?
- Versuche, die Berechtigung der Kritik aufgrund Deiner Kenntnisse über den Absolutismus zu beurteilen.
Q1: Eine neue Einnahmequelle
Der Minister des Fürstentums Ansbach über den Verkauf von 2 353 "Landeskindern" als Söldner:
"Sobald die Leute sehen, wie fremdes Geld in unser armes Land fließen wird, sobald sie sehen, dass dessen Schulden bezahlt werden mit den Mitteln, die uns jetzt zufließen, so werden sie entzückt sein und anerkennen, dass die Truppen, deren Pflicht es ist, die Feinde des Landes zu bekämpfen, den schlimmsten Feind besiegt haben, nämlich - unsere Schulden."
Q2: Truppenlieferungen
Zwischen 1775 und 1783 erfolgten folgende Truppenlieferungen an England:
Herkunft | Preis (in Pfund) | Mann | Tote |
---|---|---|---|
Hessen-Kassel | 273 257 | 16 992 | 6 500 |
Braunschweig | 172 696 | 5 723 | 3 015 |
Hessen-Nassau | 173 174 | 2 422 | 981 |
Waldeck | 66 444 | 1 225 | 720 |
Schiller: Kabale und Liebe (1784)
Kammerdiener: Seine Durchlaucht der Herzog empfehlen sich Mylady zu Gnaden und schicken Ihnen diese Brillanten zur Hochzeit. Sie kommen soeben erst aus Venedig.
Lady (hat das Kästchen geöffnet und fährt erschrocken zurück): Mensch! Was bezahlt dein Herzog für diese Steine?
Kammerdiener (mit finsterem Gesicht): Sie kosten ihn keinen Heller.
Lady: Was? Bist du rasend? Nichts? [. ..] nichts kosten ihn diese unermesslich kostbaren Steine?
Kammerdiener: Gestern sind siebentausend Landskinder nach Amerika fort - die zahlen alles.
Lady (setzt den Schmuck plötzlich nieder und geht rasch durch den Saal, nach einer Pause zum Kammerdiener): Mann! Was ist dir? Ich glaube, du weinst?
Kammerdiener (wischt sich die Augen, mit schrecklicher Stimme, alle Glieder zitternd): Edelsteine, wie diese da - ich hab' auch ein paar Söhne drunter.
Lady (wendet sich bebend weg, seine Hand fassend): Doch keinen Gezwungenen?
Kammerdiener (lacht fürchterlich): Oh Gott! -nein - lauter Freiwillige. Es traten wohl so etliche vorlaute Bursch' vor die Front heraus und fragten den Obersten, wie teuer der Fürst das Joch Menschen verkaufe? -Aber unser gnädigster Landesherr ließ alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmarschieren und die Maulaffen niederschießen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn auf das Pflaster spritzen, und die ganze Armee schrie: Juchhe! Nach 'Amerika! -
[...]
Lady (steht auf, heftig bewegt): Weg mit diesen Steinen - sie blitzen Höllenflammen in mein Herz.
(Sanfter zum Kammerdiener.)
Mäßige dich, armer, alter Mann. Sie werden wiederkommen. Sie werden ihr Vaterland wiedersehen.
'Kammerdiener: (warm und voll): Das weiß der Himmel. Das werden sie! - Noch am Stadttor drehten sie sich um und schrieen: Gott mit Euch, Weib und Kinder! -Es leb' unser Landesvater - am jüngsten Gericht sind wir wieder da! -
Friedrich Schiller: Kabale und Liebe (1784)
Weblinks
- “Verkaufte Landeskinder” (akg-images) Holzstich nach Aquarell, 1893, von Ferdinand Leeke (1859–1923)
- Deutsche Söldner in Amerika – Einsatz fern der Heimat (militär und geschichte.de)
- "Juchhe nach Amerika!" - Der Einsatz fränkischer Truppen im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von Jochen Seidel (web.archive.org)