Nachricht für neue Nutzer.
Nachricht für engagierte Nutzer.

Benutzerin:Sabine Häcker/Sprachbildung/Sprachwissen/n-Deklination: Unterschied zwischen den Versionen

Aus ZUM-Unterrichten
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(3 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:


=== Warum steht auf einem Brief in der Adresse '''''An Herrn Meier''''', obwohl es doch eigentlich '''''der Herr''''' heißt? ===
=== Warum steht auf einem Brief in der Adresse '''''An Herrn Meier''''', obwohl es doch eigentlich '''''der Herr''''' heißt? ===
Warum bekommt '''''der Nachbar''''' in '''''Ich rede mit dem Nachbarn''''' ein -n angehängt?   
Warum bekommt '''der Nachbar''' in '''"Ich rede mit dem Nachbar''n''."''' ein -n angehängt?   


=== Problem ===
=== Problem ===
Es handelt sich um ein grammatikalisches Phänomen, dass sehr viele unserer Schülerinnen und Schüler nicht kennen bzw. "nicht im Sprachgefühl haben". Sie sagen und schreiben z. B.
Fehler sind beispielsweise:


''“Er trinkt einen Kaffee mit dem Kollege.”    /''    ''“ Der Zirkusdirektor dressierte den Affe.”''    ''/''    ''“Der Wagen des Lieferant steht im Weg.”''
''“Er trinkt einen Kaffee mit dem Kollege.”    /''    ''“ Der Zirkusdirektor dressierte den Affe.”''    ''/''    ''“Der Wagen des Lieferant steht im Weg.”''


→ Deshalb lohnt es sich auch für nicht-Deutschlehrer, die Regel zu kennen, um ihren SuS zu einem richtigem Sprachgebrauch verhelfen zu können!
Richtig ist:


Denn wenn ich als Jugendlicher einen Bewerbungsbrief mit “an Herr Müller” adressiere, mache ich auf der Stelle einen schlechten ersten Eindruck...
''“Er trinkt einen Kaffee mit dem Kollege'''n'''.”    /''    ''“ Der Zirkusdirektor dressierte den Affe'''n'''.”''    ''/''    ''“Der Wagen des Lieferant'''en''' steht im Weg.”''
 
→ Es lohnt sich, die Regel zu kennen - die ist nämlich gar nicht so schwer.
 
Denn wenn ich einen Bewerbungsbrief mit ''“an Herr Müller”'' adressiere, mache ich auf der Stelle einen schlechten ersten Eindruck...  
 
(Richtig ist: ''"an Herr'''n''' Müller"'')


=== Welche Regel steckt dahinter? ===
=== Welche Regel steckt dahinter? ===
Es ist gar nicht so schwer: Es gibt eine Reihe von Nomen (= Substantiven), die im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV ein -n oder -en angehängt bekommen.
Es gibt eine Reihe von Nomen, die im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV ein -n oder -en angehängt bekommen.


Diese Nomen sind immer maskulin (das Phänomen tritt nicht bei femininen oder neutralen Nomen auf!), es betrifft aber keineswegs alle maskulinen Nomen. Letztendlich muss man diese Nomen, die -(e)n bekommen, schlicht auswendig lernen.
Diese Nomen sind immer maskulin (das Phänomen tritt nicht bei femininen oder neutralen Nomen auf!), es betrifft aber keineswegs alle maskulinen Nomen. Letztendlich muss man diese Nomen, die -(e)n bekommen, schlicht auswendig lernen.
Zeile 19: Zeile 25:
Die häufigsten sind wohl: der Herr, der Mensch und der Junge.
Die häufigsten sind wohl: der Herr, der Mensch und der Junge.


Außerdem tritt das Phänomen bei maskulinen Nomen auf, die auf -and / -ant und -ent enden. Bsp.: der Doktorand, der Elefant, der Präsident oder der Student.
Außerdem tritt das Phänomen bei allen maskulinen Nomen auf, die auf -and / -ant und -ent enden (Bsp.: der Doktorand, der Elefant, der Präsident oder der Student); ebenso bei Berufsbezeichnungen, die auf -ist enden (Bsp: der Journalist).


Unten- und nebenstehend findet sich eine Liste von maskulinen Nomen, die dieser n-Deklination unterliegen.
Unten findet sich eine Liste von maskulinen Nomen, die dieser n-Deklination unterliegen.
[[Datei:Liste von Nomen, die ein -(e)n bekommen, wenn sie im Genitiv, Dativ oder Akkusativ stehen.pdf|mini|363x363px]]
[[Datei:Liste von Nomen, die ein -(e)n bekommen, wenn sie im Genitiv, Dativ oder Akkusativ stehen.pdf|mini|363x363px|Liste der Nomen, die ein -(e)n angehängt bekommen]]


==== Woher weiß ich, in welchem Fall das Nomen steht? ====
==== Woher weiß ich, in welchem Fall (Kasus) das Nomen steht? ====
Das '''Subjekt''' eines Satzes steht immer im NOMINATIV steht (von dieser Regel gibt es keine Ausnahme!). D. h., dass das Nomen, welches das Subjekt eines Satzes darstellt, nie ein -(e)n angehängt bekommt.  
Das '''Subjekt''' eines Satzes steht immer im NOMINATIV (von dieser Regel gibt es keine Ausnahme!). D. h., dass das Nomen, welches das Subjekt eines Satzes darstellt, nie ein -(e)n angehängt bekommt.  


'''Die Objekte''' eines Satzes stehen immer im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV.
'''Die Objekte''' eines Satzes stehen immer im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV.


(Davon gibt es 2 Ausnahmen und zwar bei den Prädikaten ''sein'' und ''werden''. ''Sein'' und ''werden'' sind (so gut wie) die einzigen Verben, die den Nominativ nach sich ziehen, z. B. ''“Sein Freund ist ein berühmter Junge.'' oder ''“Der Präsident wird ein Tyrann.'')
(Davon gibt es drei Ausnahmen und zwar bei den Prädikaten ''sein,'' ''werden'' und ''bleiben''. Sie sind (so gut wie) die einzigen Verben, die den Nominativ nach sich ziehen, z. B. ''Sein Freund ist ein berühmter Junge.'' oder ''Der Präsident wird ein Tyrann.'' oder ''Er bleibt der berühmteste Mann der Stadt.'')


D. h. mit (fast) allen anderen Prädikaten (= Verben) außer ''sein'' und ''werden'' stehen die Objekte immer im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV – und in welchem Fall ist im Hinblick auf die n-Deklination egal, denn es wird immer das gleiche -(e)n angehängt.
D. h. mit (fast) allen anderen Prädikaten (= Verben) außer ''sein,'' ''werden''  und ''bleiben'' stehen die Objekte immer im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV – und in welchem Fall ist im Hinblick auf die n-Deklination egal, denn es wird immer das gleiche -(e)n angehängt.


=== Liste der Nomen, die ein -(e)n angehängt bekommen ===
=== Liste der Nomen, die ein -(e)n angehängt bekommen ===
Zeile 66: Zeile 72:


Und ein Nomen mit dem Artikel ''das'' fällt auch darunter, bekommt jedoch keine Endung im AKKUSATIV: das Herz (GENITIV: des Herzens, DATIV: dem Herzen, AKKUSATIV: das Herz)
Und ein Nomen mit dem Artikel ''das'' fällt auch darunter, bekommt jedoch keine Endung im AKKUSATIV: das Herz (GENITIV: des Herzens, DATIV: dem Herzen, AKKUSATIV: das Herz)
.
''Hinweis zum Anliegen der geschlechtergerechten Sprache: Es wird die generische Variante in ihrer genderneutralen Definition verwendet. Das grammatikalische Geschlecht von Sprache ist dabei keinesfalls mit dem biologischen oder sozialen Geschlecht von Menschen gleichzusetzen!''

Aktuelle Version vom 25. September 2025, 07:09 Uhr

Warum steht auf einem Brief in der Adresse An Herrn Meier, obwohl es doch eigentlich der Herr heißt?

Warum bekommt der Nachbar in "Ich rede mit dem Nachbarn." ein -n angehängt?

Problem

Fehler sind beispielsweise:

“Er trinkt einen Kaffee mit dem Kollege.” / “ Der Zirkusdirektor dressierte den Affe.” / “Der Wagen des Lieferant steht im Weg.”

Richtig ist:

“Er trinkt einen Kaffee mit dem Kollegen.” / “ Der Zirkusdirektor dressierte den Affen.” / “Der Wagen des Lieferanten steht im Weg.”

→ Es lohnt sich, die Regel zu kennen - die ist nämlich gar nicht so schwer.

Denn wenn ich einen Bewerbungsbrief mit “an Herr Müller” adressiere, mache ich auf der Stelle einen schlechten ersten Eindruck...

(Richtig ist: "an Herrn Müller")

Welche Regel steckt dahinter?

Es gibt eine Reihe von Nomen, die im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV ein -n oder -en angehängt bekommen.

Diese Nomen sind immer maskulin (das Phänomen tritt nicht bei femininen oder neutralen Nomen auf!), es betrifft aber keineswegs alle maskulinen Nomen. Letztendlich muss man diese Nomen, die -(e)n bekommen, schlicht auswendig lernen.

Die häufigsten sind wohl: der Herr, der Mensch und der Junge.

Außerdem tritt das Phänomen bei allen maskulinen Nomen auf, die auf -and / -ant und -ent enden (Bsp.: der Doktorand, der Elefant, der Präsident oder der Student); ebenso bei Berufsbezeichnungen, die auf -ist enden (Bsp: der Journalist).

Unten findet sich eine Liste von maskulinen Nomen, die dieser n-Deklination unterliegen.

Liste der Nomen, die ein -(e)n angehängt bekommen

Woher weiß ich, in welchem Fall (Kasus) das Nomen steht?

Das Subjekt eines Satzes steht immer im NOMINATIV (von dieser Regel gibt es keine Ausnahme!). D. h., dass das Nomen, welches das Subjekt eines Satzes darstellt, nie ein -(e)n angehängt bekommt.

Die Objekte eines Satzes stehen immer im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV.

(Davon gibt es drei Ausnahmen und zwar bei den Prädikaten sein, werden und bleiben. Sie sind (so gut wie) die einzigen Verben, die den Nominativ nach sich ziehen, z. B. Sein Freund ist ein berühmter Junge. oder Der Präsident wird ein Tyrann. oder Er bleibt der berühmteste Mann der Stadt.)

D. h. mit (fast) allen anderen Prädikaten (= Verben) außer sein, werden und bleiben stehen die Objekte immer im GENITIV, DATIV oder AKKUSATIV – und in welchem Fall ist im Hinblick auf die n-Deklination egal, denn es wird immer das gleiche -(e)n angehängt.

Liste der Nomen, die ein -(e)n angehängt bekommen

(Die Liste ist nicht 100-%ig vollständig, enthält aber die allermeisten Nomen.)

Tiere:

der Affe, der Bär, der Bulle, der Coyote, der Drache, der Hase, der Falke, der Fink, der Löwe, der Ochse, der Rabe, der Schimpanse

Personen, Berufe:

der Architekt, der Bauer, der Bote, der Bube, der Bursche, der Chaot, der Erbe, der Experte, der Favorit, der Gatte, der Genosse, der Heide, der Held, der Herr, der Idiot, der Insasse, der Jude, der Junge, der Junggeselle, der Kamerad, der Knabe, der Kollege, der Kommilitone, der Komplize, der Katholik, der Kunde, der Laie, der Lotse, der Mensche, der Monarch, der Nachbar, der Narr, der Neffe, der Pilot, der Prinz, der Riese, der Satellit, der Sklave, der Soldat, der Zeuge

Nomen mit der Endung -and, -ant, -ent:

der Absolvent, der Agent, der Assistent, der Astronaut, der Demonstrant, der Diamant, der Dirigent, der Doktorand, der Elefant, der Emigrant, der Konsonant, der Konsument, der Lieferant, der Musikant, der Präsident, der Produzent, der Protestant, der Student

Nomen mit der Endung -oge, -ad, -at:

der Automat, der Biologe, der Bürokrat, der Demokrat, der Diplomat, der Fotograf, der Gynäkologe, der Kamerad, der Kandidat, der Pädagoge, der Soldat, der Soziologe.

Nomen mit der Endung -ist:

der Autist, der Christ, der Egoist, der Idealist, der Journalist, der Kapitalist, der Kommunist, der Polizist, der Sozialist, der Spezialist, der Terrorist, der Tourist

Nationalitäten

der Afghane, der Baske, der Brite, der Bulgare, der Chinese, der Däne, der Franzose, der Grieche, der Ire, der Jugoslawe, der Kroate, der Kurde, der Mongole, der Pole, der Russe, der Schotte, der Türke, der Ungar

Ausnahmen

Diese Nomen bekommen im GENITIV ein -(e)ns:

der Name, der Gedanke, der Glaube, der Friede, der Buchstabe

Und ein Nomen mit dem Artikel das fällt auch darunter, bekommt jedoch keine Endung im AKKUSATIV: das Herz (GENITIV: des Herzens, DATIV: dem Herzen, AKKUSATIV: das Herz)

.

Hinweis zum Anliegen der geschlechtergerechten Sprache: Es wird die generische Variante in ihrer genderneutralen Definition verwendet. Das grammatikalische Geschlecht von Sprache ist dabei keinesfalls mit dem biologischen oder sozialen Geschlecht von Menschen gleichzusetzen!