Migration/Flucht: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 8. März 2019, 05:24 Uhr
Diese Seite, der sich aufgrund der Ausweitung des Artikels Flüchtlinge als notwendig erwiesen hat, behandelt Aspekte, die zur Einordnung der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 wichtig erscheinen.
Unter Flucht wird hier für die Behandlung im Unterricht allein die Massenflucht von Menschen aus bedrohten Räumen, insbesondere vor politischer Verfolgung verstanden. Zum Thema Flucht im allgemeinsten Sinne informiert der Artikel Flucht der Wikipedia.
Genauere Definition von Massenflucht
Unter Massenflucht ist die Flucht "aus einem Kriegs- oder Katastrophengebiet oder aus Furcht vor Massakern, Terroranschlägen oder politischer Verfolgung oder aufgrund unüberwindbarer Armut" (sieh Massenflucht) zu verstehen. Massenflucht kann nicht genau von Vertreibung abgegrenzt werden. Dennoch hat es Sinn, das Phänomen Flucht gesondert zu betrachten. Zum einen ist Migration eine so vielfältige Erscheinung, dass es wichtig erscheint, den gesonderten Fall, dass eine äußerste Notlage Flucht[1] erzwingt, getrennt von anderen zu behandeln. Andererseits ist es wichtig, den speziellen Fall der Vertreibung von dem allgemeineren Phänomen Flucht abzugrenzen. Vertreibung geht immer von menschlichen Tätern aus, während Flucht davon durch ein Element der Entscheidung des Fliehenden abgegrenzt ist, selbst wenn wie bei Naturkatastrophen oder Klimaveränderungen ein elementarer Zwang vorliegt. Ein Sonderphänomen ist die Flucht aus von Menschen unerträglich gestalteten Verhältnissen - wie Flucht vor einem Terrorregime bei wie Völkermord (z.B. Holocaust), Sklaverei und totalitären Systemen (z.B. Nationalsozialismus, Sowjetunion), wobei der, von dem der Zwang ausgeht, die Flucht nicht verursachen, sondern verhindern will, um das von ihm gewünschte Ziel, Vernichtung oder Instrumentalisierung zu seinem Zweck, erreichen zu können.
Dieser Unterschied erklärt auch, weshalb aus großem historischen Abstand meist nur Vertreibungen als Ursache von Massenfluchten erkannt werden können, während spätestens vom 20. Jahrhundert ab Flucht vor Terror, Krieg und Naturkatastrophen weit deutlicher als Fluchtursachen erkennbar sind. Hinzu kommt, dass die Flucht aus Verhältnissen der Unfreiheit wie Sklaverei und Leibeigenschaft/Hörigkeit meist als Unternehmen von Einzelnen oder Kleingruppen bewerkstelligt wurde, die - auch wenn sie massenhaft auftrat - aus großem historischen Abstand nicht genau auszumachen sind.
Zum Thema Flucht in der Geschichte
Das Thema scheint noch sehr unzureichend erschlossen zu sein. Überblickshafte Darstellungen zu einem größeren Zeitraum finden sich meist nur in großer Kürze in älteren Publikationen.
Schon in der vorchristlichen Bronze- und Eisenzeit gab es zwischen verschiedenen Stämmen Auseinandersetzungen um Jagdreviere, Siedlungsorte und Frauen als Fortpflanzungspartner. Die Überlebenden des unterlegenen Stammes mussten danach ihre Heimat verlassen und sich an anderer Stelle niederlassen. Auch in der Bibel spielen Unterdrückung und Flucht eine tragende Rolle. So wird Moses von Gott auserkoren, das Volk Israel von seinem Sklavendasein in Ägypten zu befreien und führt sein Volk ins gelobte Land nach Kanaan. Viele Historiker vertreten die Ansicht, dass der Auszug aus Ägypten im Alten Testament auf wahren historischen Begebenheiten im 13. Jahrhundert vor Christus beruht.
Planet Wissen.de
Vertreibung und Flucht vor dem 20. Jahrhundert
- Vertreibungen in der Antike, Exil#Geschichte
- Vertreibungen im Mittelalter
- Vertreibung der Juden und deren Aufnahme in Polen und im Osmanischen Reich (Mittelalter/16. Jahrhundert)
- Vertreibungen bis 1900
- Wohin mit all diesen Deutschen? ZEIT online 13.1.16
"Das fragte sich 1709 der britische Schriftsteller Daniel Defoe. Was sich damals in London abspielte, erinnert in vielem an die heutige Flüchtlingskrise."
Flucht im 20. Jahrhundert (noch im Aufbau)
- “Umsiedlung” nach dem 1. Weltkrieg (z.B. Türkei/Griechenland oder Oberschlesien)
Flucht von Juden aus NS-Deutschland
Die geringe Bereitschaft der Staaten der Welt, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen, manifestierte sich besonders deutlich auf der Konferenz von Évian.
Flucht und Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten zum Ende des Zweiten Weltkriegs
- Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Ostgebieten zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Flucht und Integration von deutschen Flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg
- "Ankunft nach Flucht 1945" (alphabetische Anordnung nach Verfassernamen)
Flucht aus der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR
Ungarische Flüchtlinge nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstandes von 1956
Nach dem ungarischen Volksaufstand von 1956 flohen etwa 180 000 Ungarn nach Österreich.
Ich war im Alter von 27 Jahren auch ein politischer Flüchtling, einer von den 180.432 Ungarn, die von Oktober 1956 bis März 1957 in Österreich ohne Rücksicht auf Herkunft und Vergangenheit mit offenen Armen aufgenommen wurden. [...] Dass ein Land nach sieben Jahren "Anschluss" und Krieg, nach zehn Jahren Besatzung und so kurz nach dem Abzug der letzten fremden Soldaten, aber noch ohne eine eigene Armee die ungarischen Flüchtlinge derart natürlich, unerschrocken und großzügig aufgenommen hat, bleibt für eine ganze Generation ausschlaggebend und hat nicht wenig zum Selbstverständnis der Zweiten Republik beigetragen.
Paul Lendvai: Seid willkommen! ZEIT online 3.1.16
Fluchtursachen
- Konflikte als Fluchtursache 20.10.2016 by Ulrike Krause
Anmerkungen
- ↑ Eine klare Abgrenzung dieser Art von Flucht von Emigration nimmt Bertolt Brecht in seinem Gedicht "Über die Bezeichnung Emigranten" (1937) vor.
Literatur
- Flucht historisch Aus Politik und Zeitgeschichte 26/27 2016
- Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen, München 2015 (Roman) - Rezensionen und Leseprobe
- Gaziel: Nach Saloniki und Serbien, Berlin 2016 (Berichte in der katalanischen Zeitung Vanguardia über Flucht im 1. Weltkrieg)
- Simon Goebel: Politische Talkshows über Flucht: Wirklichkeitskonstruktionen und Diskurse. Eine kritische Analyse, transcript ISBN 978-3-8376-3716-8
- "Realität ist immer konstruiert und diskursabhängig" Interview mit Simon Goebel 11.4.2017
- Julian Nida-Rümelin: Über Grenzen denken - Ethik der Migration, Hamburg 2017
Siehe auch
Linkliste
- Flucht
- Texte zu Flucht bei der Bundeszentrale für politische Bildung
- Flucht nach Europa. Migration in historischer Perspektive Beiträge zu einer historischen Debatte, Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung
- Richtlinie 2001/55/EG (Massenzustrom-Richtlinie) Mechanismus einer EU-weit koordinierten Aufnahme einer großen Zahl von Flüchtlingen jenseits des individuellen Asylverfahrens
- Kategorie:Migrationsgeschichte
- Auszug aus Ägypten<metakeywords>ZUM2Edutags,ZUM-Wiki,ZUM.de,OER,Flucht,Flüchtlinge,Flüchtling,Politik,Sozialwissenschaften</metakeywords>