Katholische Religionslehre/Petrus
Jesus hat nichts Schriftliches hinterlassen, kein Kloster und keine Schule gegründet und keine Bauwerke errichten lassen. Als er starb, führten seine Schülerinnen und Schüler fort, was er angefangen hatte. Unter ihnen hatte Jesus zwölf Männer zu einem besonderen Dienst bestimmt. Die zwölf Apostel sind ein Gegenstück zu den zwölf Söhnen Jakobs, der Stammväter des Volkes Israel. Während zum Volk Israel gehört, wer Kind von Israeliten ist, gehört zum neuen Gottesvolk, der Kirche, wer Jesus nachfolgt und seinen Nachfolgern und von ihm in Dienst genommen wird. Unter den Aposteln ist noch einmal Simon Barjona besonders hervorgehoben, der von Jesus den Beinamen Kephas, Petrus, Fels bekommt.
An seiner Lebensgeschichte lässt sich vieles veranschaulichen: Berufung und Nachfolge, Sünde und Versagen, Reue und Neuanfang, wie aus einem einmaligen Auftrag eine dauerhafte Institution wird. Zuordnen lässt sich dieses Themen-"Netz" bestimmten Symbolen, die in der christlichen Geschichte durch tausendfache Darstellung große Bedeutung haben.
Das Netz
Simon, Sohn des Jona, war wie sein Vater und sein Bruder Andreas Fischer von Beruf.
Das kostbare Bild, das Duccio di Boninsegna 1308-1311 für den Dom von Siena gemalt hat, zeigt, wie dieser Simon, den wir als Petrus kennen, Jesus begegnet und von ihm zu einem Berufswechsel bewegt wird. Auch Andreas (rotes Gewand) wird sich Jesus anschließen.
Schau Dir das Bild genau an und beschreibe es in allen Details:
- Achte auf die Farben und denke nach, welche Bedeutung diese Farben haben.
- Achte darauf, wohin die Personen schauen.
- Wo haben die beiden Brüder ihre Hände?
Die Bibelstelle zu Duccios Bild:
Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er Simon und Andreas, den Bruder des Simon, die auf dem See ihr Netz auswarfen; sie waren nämlich Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm. [Markus 1,16-18]
Petrus und das Netz
- Als Simon, Sohn des Jona, ist Petrus Fischer; er fängt mit seinem Netz Fische ein, um sie zu essen oder zu verkaufen.
- Nach der Begegnung mit Jesus erlebt er einen Berufswechsel, er wird Menschenfischer, seine Aufgabe ist es jetzt, Menschen aufzufangen in einem anderen Netz, der Kirche.
Der Fels
Jesus fragte seine Jünger: Für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!
Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. [Matthäus 16,15-19]
Diese Bibelstelle wendet gleich drei Bildworte auf Simon Petrus an:
- Er ist der Fels (hebräisch Kephas, griechisch Petros, mit lateinischer Endung Petrus); das ist der meist gebrauchte Name.
- Er bekommt die Schlüssel des Himmelreiches.
- Er bekommt die Aufgabe, zu binden und zu lösen.
Diese drei Bildgedanken werden wir nacheinander zu erklären versuchen.
Das anschaulichste Beispiel für einen Fels in der Brandung ist wohl Le Mont-Saint-Michel. In der deutschen Wikipedia kannst Du etwas über die Geschichte dieser Siedlung auf einem Felsen vor der normannischen Küste lesen und Dir Bilder ansehen.
Die Schlüssel
Binden und Lösen
Setze Dich so auf deinen Stuhl, als seien deine Hände an deine Füße gefesselt. Verharre in dieser Position 50 Atemzüge lang. Dann richte dich wieder auf, recke und strecke dich und setz Dich wieder hin und schreib etwas über Deine Erfahrung:
- Schildere, wie Du Dich in der gefesselten Position gefühlt hast.
- Beschreibe auch, was das für ein Gefühl war, als Du Dich wieder aufrichten konntest.