Historische Stichworte/Investiturstreit
Der Investiturstreit war der Höhepunkt des politischen Konfliktes im mittelalterlichen Europa zwischen Papst und König um die Macht über die Kirche. Den Namen bekam die Auseinandersetzung, weil sie sich im Zusammenhang mit der Amtseinsetzung (Investitur) von Bischöfen besonders verschärfte. Obwohl das kirchliche Recht vorsah, dass Bischöfe von den Geistlichen wie Äbten und Klostergemeinschaften gewählt werden sollten, traf trotzdem der König die Entscheidung, wer Bischof oder Abt wurde.
Nachdem König Heinrich IV. einen neuen Bischof gegen den Willen des Papstes Gregor VII. eingesetzt hatte, entstand ein Streit zwischen den beiden. Dieser Streit veranlasste Papst Gregor dazu, Heinrich aus der Kirche auszuschließen (zu 'exkommunizieren'). Das bedeutete für den König, dass seine Herrschaft in Gefahr war.
Nach mittelalterlichem Verständnis vertraten nämlich sowohl der Papst als auch König den Willen Gottes auf Erden. Wenn beide im Streit lagen, musste daher jeder den Gegner beschuldigen, gegen des Willen Gottes zu handeln. Hinzu kam, dass Heinrich unter den Adligen viele Gegner hatte, die Gelegenheit nutzten, ihm zu drohen: Sollte er sich nicht innerhalb eines Jahres von der Exkommunikation befreien, würden sie einen neuen König wählen.
Folglich machte sich Heinrich 1077 zum Gang nach Canossa auf und erschien an drei Tagen in einem schlichten Büßergewand vor dem Tor der Burg Canossa, in der sich der Papst aufhielt. Das verpflichtete den Papst, Heinrich vom Bann zu lösen und ihn somit wieder in die Kirche aufzunehmen. Eine Ende des Streites bedeutete das jedoch nicht. Erst unter König Heinrich V. (Sohn von König Heinrich IV.) und Papst Calixt II. kam es mit dem "Wormser Konkordat" 1122 zu einem Kompromiss.