Grundherrschaft

Aus ZUM-Unterrichten


Warum werden freie Bauern im Mittelalter unfrei?

Aufgabe
  1. Lies den angegebenen Arbeitstext.
  2. Fasse zusammen, welche Probleme die Bauern durch den Kriegsdienst hatten.
  3. Überlege, wie sie die Existenz ihrer Familie sichern können.


Quelle 1: Schutzvertrag

An den großmächtigen Herrn… Da es allen wohlbekannt ist, dass ich nichts habe, womit ich mich ernähren und bekleiden kann, habe ich mich an eure Mildtätigkeit gewandt und aus freiem Willen die Entscheidung getroffen, dass ich mich in euren Schutz übergebe.

Dies habe ich getan, allerdings unter der Voraussetzung, dass ihr mich mit Nahrung und Kleidung unterstützen und mir helfen müsst in dem Maße, wie ich euch zu dienen und mir damit ein Anrecht zu erwerben vermag. Dementsprechend muss ich, solange ich lebe, im freien Stand euch Dienst und Gehorsam leisten.

Lösung

Armored Knight Mounted on Horse (1).JPG

Helmeted Medieval Knight or Soldier (4).JPG Man in Medieval Dress or Costume (15).JPG Man in Medieval Dress or Costume (23).JPG


Mehrere Bauern bezahlen einen, der für sie in den Krieg zieht.


Aufgabe
  1. Überlege, welche Vorteile diese Lösung für die Bauern und für den König hat.

Vorteil für die Bauern:

  • müssen nicht mehr kämpfen,
  • dürfen arbeiten

Vorteil für den König

  • kampfkräftige, gepanzerte Reiter → Ritter

Die Situation der unfreien Bauern

Aufgabe
  1. Fasse zusammen, welche Abgaben Widrad jedes Jahr zu leisten hat!
  2. Fasse zusammen, welche weiteren Dienste (sogenannte Frondienste) Bauer Widrad zu erledigen hat!


Aus einer Urkunde aus dem Jahre 893
„Widrad gibt jedes Jahr einen Eber, ein Pfund Garn, 3 Hühner und 18 Eier (ab). Er fährt 5 Wagenladungen von seinem Mist auf unsere Äcker, bringt 5 Bündel Baumrinde für die Beleuchtung und (...) 12 Wagenladungen Holz.(...) Eine Woche im Jahr verrichtet er den Hirtendienst bei unserer Schweineherde im Wald. (...) Er bestellt drei Morgen Land, das ganze Jahr hindurch, jede Woche drei Tage. Er muss bei der Einzäunung unserer Äcker und Weiden helfen, zur rechten Zeit pflügen, säen und ernten. (...) Die Frau Widrads muss leinene Tücher aus reichem Flachs anfertigen (...). Sie fertigt daraus Hosen (für die Herrschaft).

Fazit

Grundherrschaft war die Art, wie der Adel sicherstellte, dass sein Land bearbeitet wurde, ohne dass er es selbst tun musste.

Die ehemals freien Bauern werden einem adeligen GRUNDHERRN (zuge-) HÖRIG.

HÖRIGE Bauern müssen …

  • ABGABEN' (Naturalien) abliefern
  • um Erlaubnis fragen, wenn sie heiraten wollen
  • dürfen nicht wegziehen

Interaktive Aufgaben

Eine bestimmte Art und Weise die Menschen einer Gesellschaft in "oben" und "unten" einzuteilen, setzte sich in Europa ab der Zeit von Karl dem Großen im 8. Jh. durch.

Die mittelalterliche Bevölkerung wird in Grafiken häufig in einer Pyramide dargestellt, da die Spitze der Gesellschaft sich aus nur wenigen Adligen und deren Basis sich aus dem Großteil der Menschen zusammensetzte.

In der mittelalterlichen Kirche ging man davon aus, dass jeder Mensch von Gott an eine bestimmte Stelle der Gesellschaft mit entsprechenden Pflichten und Aufgaben gestellt wurde. Ein Aufstieg von Einzelnen aus unteren Schichten durch persönliche Leistungen, Heirat etc. in den oberen Teil der “Gesellschaftspyramide” war nicht vorgesehen.

Der weltliche hohe Adel wie z.B. Herzöge, Grafen und der geistliche hohe Adel wie Bischöfe waren die unmittelbaren Gefolgsleute (Kronvasallen) des Königs. Sie mussten ihm Treue schwören und für ihn Kriegsdienste leisten. Der König wiederum verlieh als Gegenleistung seinen Kronvasallen ein Lehen in Form von Grundbesitz und Ämtern.

Die Kronvasallen verliehen wiederum die vom König erhaltenen Lehen wie z.B. Grundbesitz an ihre Untervasallen - den niederen weltlichen Adel wie Ritter und den niederen geistlichen Adel wie den Äbten mit ihren Klöstern. Die Untervasallen waren wiederum dazu verpflichtet ihre Lehensgeber durch u.a. Hilfe, Rat, Kriegs- und Verwaltungsdienste zu unterstützen.

Die “Abhängigen“ wie leibeigene Bauern und Knechte wurden einerseits durch die Untervasallen vor z.B. feindlichen Rittern und Räubern geschützt. Auf der anderen Seite mussten die Hörigen für ihre Schutzherren arbeiten und Abgaben wie den “Zehent” entrichten. Unter dem Zehnt verstand man, dass die Bauern den zehnten Teil ihrer Erträge wie z.B. Ernte an ihre Grundherren abgeben mussten. Darüber hinaus konnten die Grundherren ihre “Leibeigenen” dazu verpflichten, Arbeiten wie z.B. die Ernte auf den Feldern der Grundherren und als Treiber bei Jagden des Adels sowie im Winter im Straßenbau zu übernehmen - man bezeichnet dies als Fronarbeit.


Zur Differenzierung