Gewissen

Aus ZUM-Unterrichten

Das Böse

In vielen Interviews mit Hooligans und rechtsradikalen Schlägern sind Psychologen immer wieder auf vier Motive gestoßen, die offenbar Aggression verursachen:


  • Das Schwarz-Weiß-Schema
  • Das Sündenbock-Schema
  • Das Radfahrer-Verhalten
  • Die Projektion


Nähere Erklärungen finden sich in der Präsentation:

Pdf20.gif Psychologische Erklärung der Aggression (5 Karten)




Aufgabe


Wenn du die Karten durchgearbeitet hast, solltest du folgende Fragen diskutieren können:

Diskutiere sie mit deinen Mitschülern:

  • Wer sind für die Anhänger der Nationalmannschaft die "Weißen" - wer die "Schwarzen"?
  • Warum sind Vorurteile gegen Minderheiten in den Gegenden besonders stark, wo diese Minderheiten gar nicht vertreten sind?
  • Wie könnte es dazu kommen, dass Schüler, die schlechte Noten haben, besonders aggressiv sind, wenn sie auf jemanden treffen, der gute Noten hat, aber körperlich unterlegen ist?
  • Wie geht es zu, wenn sich in einer Klasse eine größere Gruppe gegen einen einzigen Mitschüler oder eine einzige Mitschülerin zusammenschließen?



Fremd und Vertraut

Experiment


Stelle sechs Stühle in der Form eines Zugabteils zusammen. Viermal steigen je zwei Schülerinnen oder Schüler mit allem, was sie bei sich haben (Taschen, Jacken, Mäntel) zu.


Wir beobachten, wie sich das Abteil füllt und interviewen die Beteiligten, was sie erlebt haben.


Experiment


An die Tafel kommt ein Sitzplan aus einem Omnibus. Die Mitglieder der Klasse gehen nacheinander an der Tafel vorbei und tragen eine fortlaufende Nummer bei dem Platz ein, auf den sie sich setzen würden.


Variante: Wie würden sich Kindergartenkindern im Bus verhalten?


Merke


Irgendwann zwischen dem vierten und achten Lebensjahr lernen wir den Unterschied zwischen "fremd" und "vertraut". Auch wenn die große Mehrheit der Fremden vermutlich nette und harmlose Leute sind, ergreifen wir viele Maßnahmen, die auf Misstrauen zurückzuführen sind. Zum Beispiel schließen wir ein Fahrrad ab, das wir auf dem Schulhof abstellen.




Strafe

Die härteste Strafe ist die Todesstrafe


Die Einstellung der Menschen zur Todesstrafe verrät viel über die Einstellung zum Leben überhaupt. Die amerikanische Architekturfotografin Lucinda Devlin (geboren 1947 in Ann Arbor, Michigan, USA)hat sich in einer Fotoserie mit den Hinrichtiungsstätten der einzelnen Bundesländer auseinandergesetzt: Lucinda Devlin: The Omega Suites


Aufgabe


  • Sieh dir die Fotos von Lucinda Devlin an.
  • Notiere deine unmittelbaren Reaktionen.
  • Schreibe zwei oder drei Sätze auf die mit den Worten anfangen: Das sieht auch wie ...

Das Gewissen

Definition
Das Gewissen ist die Fähigkeit des Menschen, sich selbst zu beobachten und sein eigenes Verhalten zu bewerten.




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Erläuterungen:

Man kann das Gewissen mit verschiedenen Attributen näher bestimmen. Dabei gibt es vier wesentliche Gegensatzpaare (siehe Grafik!):

  • Wer irgendeine Hinterhältigkeit begangen hat, kann vielleicht nicht gut schlafen: Man denkt über die Möglichkeit nach, dass andere die Gemeinheit entdecken, dass man bloß gestellt und bestraft wird. So wirkt ein schlechtes Gewissen. Denn das Gewissen ist der Vertreter der anderen im eigenen Geist, es lässt uns unsere Handlungen so sehen, wie sie auf andere wirken müssen.
  • Wer sich aber abends sagen kann, dass er im Wesentlichen alle seine Pflichten erfüllt, der schläft mit gutem Gewissen ein. Der Volksmund sagt: Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.
  • Manche Menschen lügen und betrügen, haben aber kein schlechtes Gewissen, sondern geben unter Umständen sogar mit ihrer gesetzwidrigen Handlung an und glauben, jeder, der anders handelt, sei blöd. Besonders Betrügereien, bei denen nicht ein einzelnes Opfer den Schaden hat, sondern eine große Gemeinschaft, werden von manchen als Cleverness betrachtet, zum Beispiel: Hinterziehen von Steuern oder Gebühren für Fernsehen, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel; Versicherungsbetrug, Übertretung von Verkehrsregeln wie Geschwindigkeitsbegrenzung oder Parkverbot, Ladendiebstahl, Datenklau. Diese Menschen haben ihr Gewissen teilweise schlafen gelegt; ein schlafendes Gewissen spielt bei der Bewertung der eigenen Handlungen nicht mehr mit.
  • Wünschenswert ist aber ein waches Gewissen. Wir müssen uns informieren über die Folgen unserer Handlungen, denn keiner von uns kann sich wünschen, dass die Ordnung unserer Gemeinschaft geschwächt wird, so dass am Ende nur noch das Faustrecht des Stärkeren und Gewissenloseren zählt.
  • Von einem zweijährigen Kind kann man nicht erwarten, dass es den Unterschied kennt zwischen "mein" und "dein", von einem achtjährigen schon. Ein zwölfjähriger Jugendlicher wäre mit der Aufgabe überfordert, Bürgermeister zu sein, mit Vierzig kann man sich die entsprechende Lebenserfahrung angeeignet haben. Wir wünschen uns also, dass das Gewissen mit den Lebensjahren auch reif wird.
  • Ein unreifes Gewissen, das Bewusstsein eines Kindes im Körper eines Erwachsenen kann verheerende Folgen haben für die verantwortungsvollen Aufgaben, die ein Erwachsener in Familie und Beruf hat.
  • Manche Menschen tappen immer wieder in dieselbe Falle: Ein Mann fährt so oft betrunken Auto, dass er schließlich nach Führerscheinentzug, Beschlagnahme seines Autos und Geldstrafe ins Gefängnis muss. Natürlich bereut er es nachher immer bitterlich; sein Gewissen wirkt eben nur nachträglich, wenn die Katastrophe schon passiert ist.
  • Menschen, die sich selbst aufmerksam beobachten, entwickeln ein vorausschauendes Gewissen: Sie kennen sich und begeben sich erst gar nicht in die Situationen, in denen sie bislang öfter versagt haben.