Aralsee - ein See ohne Wasser

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Aralsee- 1989 - 2008

Im Jahre 1960 war der Aralsee noch der viertgrößte Binnensee mit seinen beiden Zuflüssen dem Amu-Darja und dem Syr–Darja, die jährlich reichlich Wasser brachten. In den letzten Jahren hat sich der Aralsee auf 40% seiner ehemaligen Fläche und um 20% seines Volumens verkleinert.

The Aral sea is drying up. Bay of Zhalanash, Ship Cemetery, Aralsk, Kazakhstan.jpg

Was waren die Gründe?

Im Gebiet des Aralsees herrscht arides Klima, die monatlichen Niederschläge liegen bei 20mm, die Temperaturen zwischen –13° im Januar und 26° im Juni/Juli, d.h. man kann hier schon von Wüstenklima sprechen. Unter diesen extremen klimatischen Bedingungen gedeihen nur Xerophyten, d.h. Pflanzen, die sich an lange Dürreperioden angepasst haben.

Dazu haben die Pflanzen im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte verschiedene Anpassungsformen zum Überleben in trockenen Gebieten entwickelt, denn es galt die Devise:

„Wer sich nicht anpasst, hat keine Überlebenschance“

  • Verkleinerung der Blattspreite zu Dornen
  • Ausbildung von Haaren auf der Blattoberfläche → es entsteht Schatten → Verringerung der Verdunstung
  • Verdickung der Blätter → Speicherung von Wasser
  • Größere Anzahl in das Blatt eingesenkte Spaltöffnungen →vermehrte Aufnahme von Sauerstoff
  • Einrollen der Blätter → Einschränkung der Verdunstung
  • Verdickung des Stammes →Einlagerung von Wasser →Stachel schützen vor Tierfraß
  • am Tage Schließen der Spaltöffnungen → Verringerung der Verdunstung, nachts öffnen der Spaltöffnungen zur Aufnahme von Kohlendioxyd.

Zu diesen Pflanzen gehören:

  • Dickblattgewächse (Crassulaceae)
  • Agavengewächse (Agavaceae)
  • Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)

Trotzdem baute die hier lebende Bevölkerung schon seit Jahrhunderten landwirtschaftliche Produkte an, die während ihrer Wachstumsperiode viel Wasser brauchen. Später forcierte die damalige Sowjetregierung den Anbau von Baumwolle und Reis, um das Land von der Einfuhr dieser Produkte frei zu machen. So wurden riesige Baumwollplantagen und Reisfelder angelegt. Für den Anbau von Baumwolle und Reis sind aber bestimmte Vorraussetzungen notwendig: Baumwolle braucht während ihrer Wachstums – und Reifezeit etwa 200 Tage Temperaturen von 20°, Regen während der Reifezeit würde die Ernte verderben. Reis braucht während seines Wachstums viel Feuchtigkeit und Wärme, zum Reifen dagegen Trockenheit.

Klimatisch würden sich dazu die beiden Wüstengebiete „Karakum“ und „Kysylkum“ eignen, die im Gebiet der beiden Flüsse Amu – Darja und Syr – Darja liegen. Diese beiden Flüsse könnten das dazu notwendige Wasser liefern. Aber beide Flüsse sind Fremdlingsflüsse, d.h. sie bekommen ihr Wasser aus niederschlagsreichen Gebirgen, haben aber nach dem Verlassen der Gebirge keine Zuflüsse mehr.

Zur Bewässerung der Plantagen und Versorgung der Bevölkerung und Industriegebiete mit dem notwendigen Trinkwasser wurde der Kara–Kum-Kanal gebaut


Durch diese Maßnahmen wurden in den Jahren 1960-1995 folgende Veränderungen festgestellt:

Jahr Maximale Tiefe (m) Oberfläche (km2) Volumen (km3) Mineralisierung (g/l)
1960 68 67.900 1090 10
1965 63,5 63.900 1030 10,5
1970 60,5 60.400 970 11,1
1975 57 57.200 840 13,7
1980 51 52.500 670 16,5
1985 45 44.400 470 23,5
1990 38 38.000 200 26,5
1995 35,5 35.000 250 29,0

Quelle: Zusammenfassung verschiedener Tabellen aus: Letolle/Maingut“ Der Aralsee“ Springer 1996


Aufgabe

1. Stelle die Abnahme des Wasservolumens in einem Säulendiagramm dar.

2. Das Gebiet um den Aralsee wird von der UNO als die größte ökologische Katastrophe bezeichnet.
Erkläre, warum.

  • die Anbauflächen wurden vergrößert
  • viele Kanäle und Gräben zur Verteilung des Wassers waren nicht richtig abgedichtet, so dass kostbares Wasser im Sand der Wüste versickerte
  • der Salzgehalt des restlichen Sees hat sich durch die Verringerung der Seeoberfläche verdreifacht
  • zu viel Wassergaben zur Bewässerung führten zur Versalzung des Bodens, da nicht genügend Entwässerungsgräben vorhanden waren
  • um die Ernteerträge zu steigern, wurden und werden hohe Gaben an Dünger und Schädlingsbekämpfungsmittel auf die Felder gebracht, diese gelangen ins Grundwasser, verseuchen das Trinkwasser und gefährden dadurch auch die Gesundheit der Bevölkerung
  • Wasserflächen haben eine ausgleichende Wirkung auf das Klima. So erwärmt sich das Wasser im Sommer zwar langsam, gibt aber die gespeicherte Wärme im Winter auch langsam an seine Umgebung ab. Durch die kleiner gewordene Wasserfläche des Aralsees kann ein thermischer Ausgleich nicht mehr erreicht werden und das Klima verändert sich. Die im Winter aus Sibirien kommenden kalten und trockenen Winde können ungehindert nach Zentralasien einströmen, sie werden nicht mehr durch eine ausreichend große Wasserfläche erwärmt Dadurch verringert sich die frostfreie Zeit im Amu – Darja -Delta von 200 auf 170 Tage, die durchschnittliche Temperatur im Juli erhöht sich um 2,6°.
  • Für die Menschen wirkt sich der höhere Salzgehalt der Luft besonders negativ aus, Erkrankungen der Atemwege haben zugenommen, Verätzungen der Haut treten vermehrt auf. Von manchen Wissenschaftlern wird für die hohe Zahl der Krebserkrankungen und die hohe Säuglingssterblichkeit von 10% das Ansteigen des Salzgehaltes in der Luft verantwortlich gemacht. Aber auch andere Krankheiten nehmen beängstigend zu, wie Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes, Tbc, Allergien, Blutarmut. Es werden immer mehr Kinder mit Missbildungen geboren.
  • Aber nicht nur die Gesundheit der Menschen ist gefährdet, sondern auch ihre Existenz. Durch die ständig zunehmende Versalzung und Versandung des Aralsees nehmen die Einkünfte aus der Landwirtschaft ab und viele Men-schen, die in der Fischerei und Fischindustrie gearbeitet haben, haben ihren Job verloren.

3. Die im Aralsee liegende Insel Wosroschdenije ist eine tickende Zeitbombe.
Erkläre, warum.

Auf dieser Insel lagern viele Tonnen biochemischer Waffen aus der Zeit der Sowjetunion. Die dort lebenden Mäuse und Ratten, mit denen man Versuche mit biologischen Kampfstoffen, z. B. Milzbrand -und Pesterreger gemacht hat, sind mit den Erregern dieser Krankheiten infiziert. Außerdem wurden auf der Insel große Mengen biologischer Kampfstoffe gelagert. Durch die immer mehr abnehmende Wasserfläche des Aralsees, ist es nur eine Frage von kurzer Zeit, Wissenschaftler schätzen diesen Zeitraum auf etwa zwei Jahre, bis diese Insel zu Fuß zu erreichen ist. Die daraus entstehenden Folgen sind nicht abzusehen. Diese Insel darf weder überflogen, noch betreten werden. Doch die um den Aralsee lebenden Menschen sind arm, viele haben durch die ganze Entwicklung ihre Lebensgrundlage verloren. Forschungslabors und andere auf der Insel errichtete Gebäude sind ausgeplündert. Die Möglichkeit, dass sich Menschen mit den auf der Insel vorhandenen Erregern infiziert haben, ist sehr hoch.


Aufgabe
  1. Warum wird das Volumen des Aralsees seit 1984 immer weniger? Die beiden Flüsse, Amu-Darja und Syr-Darja spielen dabei eine wichtige Rolle.
  2. Die Abnahme des Wasserspiegels des Aralsees hat Folgen für die Umwelt, die Wirtschaft, das Klima und die Gesundheit der dort lebenden Menschen. Stelle Ursache und Wirkung in einer Übersicht dar.
  3. Von welcher großen Gefahr berichtet der Text: "Es war einmal ein See?
  4. Durch welche Mechanismen, bzw. Besonderheiten in ihrem Habitus passen sich die in diesem Text erwähnten Xerophyten den in ihrem Lebensraum herrschenden klimatischen Bedingungen an? Welche Pflanzen gehören dazu? Informiere dich darüber und fertige ein Referat an.
  5. Gibt es auch in anderen Erdteilen Gebiete mit aridem Klima und einem diesem Lebensraum angepassten Pflanzenwuchs? Welche sind das und welche Xerophyten wachsen dort? Wie haben sie sich angepasst?

Ist eine Rettung des Aralsees möglich? Schon, als man das Wasser des Amu–Darja und des Syr–Darja massiv nutzte, wusste man, dass dies dem Aralsee schaden könnte. Aber erst als die Folgen auch sichtbar wurden, nahm man sie ernst und begann zu überlegen, wie man gegensteuern könnte. Dabei wurden verschiedene Maßnahmen erörtert.


  • Dem Aralsee wieder Wasser zuführen: Das aus der Bewässerung abfließende Wasser wird seit Mitte der achtziger Jahre dem Aralsee wieder zugeführt
  • Wasser sparen, das bedeutet:
    • Aufgabe unrentabler landwirtschaftlicher Flächen
    • Stilllegung großer Reis –und Baumwollflächen
    • Verbesserung der Bewässerungskanäle
    • Einführung neuer Bewässerungsverfahren
    • Keine neuen Bewässerungsflächen mehr
    • Besteuerung der Wasserentnahme
    • Verwendung des eingesparten Wassers nach Möglichkeit für den Aralsee

Man entschied, dem Aralsee wieder Wasser zuzuführen. Mit Unterstützung der Weltbank wurde am kleinen Aralsee in Kasachstan ein kleiner Staudamm errichtet und im Jahre 2005 eingeweiht. Seit dieser Zeit fließt wieder Wasser in den Kleinen Aralsee und das Leben kommt zurück

  • Die Fische kamen zurück und mit ihnen auch die auch die ursprünglich vom Fischfang lebenden Menschen
  • Der hohe Salzgehalt der Luft ging zurück
  • Flora und Fauna stellten sich wieder ein,
  • Die Lebensverhältnisse für die Menschen dieser Region besserten sich.

Aber leider nur für den Kleinen Aralsee. Der übrige Aralsee trocknet weiter aus, denn Usbekistan, das an den Aralsee grenzt, will auf die Bewässerung seiner Baumwollfelder nicht verzichten.