Medienbildungskonzept/Informationsmanagement

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Version vom 16. September 2019, 18:48 Uhr von FrauSchütze (Diskussion | Beiträge) (Übernommen von https://www.medienbildungskonzept.de/buch/informationsmanagement)
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Kommunikation und Zusammenarbeit organisieren

Zentraler Kalender

An Schulen sind unzählige Termine zu organisieren. Um Kollisionen zu vermeiden, ist eine sorgfältige Jahresplanung notwendig. Angesichts der Komplexität dieser Aufgabe - gerade an sehr großen Schulen - verwundert es mich als Berater immer wieder, warum eine solche Planung oft immer noch auf Papier oder wahlweise sehr fragmentiert in verschiedensten Systemen erfolgt. Wenn Koordinatoren an Gymnasien z.B. untereinander keine Zugriff auf die Terminplanungen der anderen Koordinatoren haben, sind bei Planungen sehr aufwändige und komplexe persönliche Abstimmungen notwendig.

Damit sind Fehlplanungen vorprogrammiert, die einer Schulleitung im Kollegium durchaus erhebliche Autoritätsverluste einbringen können. Für einen elektronischen Kalender - ganz gleich in welcher Form, sollten folgende Aspekte unabdinglich sein:

  1. Plattformübergreifende Verwendung (z.B. mit CalDAV-Standard)
  2. Plattformübergreifende Import- und Exportmöglichkeiten (z.B. per ics)
  3. Möglichkeit der Rechtevergabe (z.B. Lese- oder Schreibrechte)
  4. Abonnierbarkeit (der Nutzer entscheidet später, welche Termine für ihn relevant sind)
  5. Mit verschiedensten Geräten nutzbar (Handy, Computer, Tablet etc.)

Wenn man es hier von vornherein richtig macht, können zentral eingegebene Termine problemlos in verschiedenste System übernommen werden - etwa auf die Homepage oder die Schulserverlösung. Im Idealfall muss sich die Schulleitung gar nicht groß umstellen, wenn etwa für die benutzte Officesuite entsprechende Plugins für den Terminabgleich bereitstehen.

Zentrales Mitteilungsbuch

Pläne online bereitstellen

Formulare und Hinweise digital organisieren

Räume und Geräte digital buchen

Das digitale Klassenbuch

Wir alle kennen und lieben sie mehr oder weniger: Die grünen oder blauen Bücher, in denen offiziell Dinge des Schulalltags wie Unterrichtsinhalte, Hausaufgaben, Fehlzeiten u.v.m. zu dokumentieren sind. Das Pendant der Oberstufe heißt bei uns dann Kursheft. Beide Schriftstücke wollen vor allem aus juristischen Gründen geführt sein und dienen im Falle von Auseinandersetzungen vor Gericht als Beweismittel. Diese Art der Unterrichtsdokumentation hat so ihre Tücken:

  1. Klassenbücher werden in der Regel von Schülern verwaltet. Sie enthalten neben allgemeinen Angaben wie Unterrichtsinhalten oder Hausaufgaben auch sensible Daten wie z.B. Fehlzeiten, Angaben zu Unterrichtsausfällen u.v.m.
  2. Eine systematische Auswertung von Klassenbüchern ist umständlich. So müssen bei uns z.B. an einem Stichtag Fehltage ausgezählt werden, wenn man nicht intensiv die dafür eigentlich gedachten Listen vorne im Buch nutzt – was jeder Kollege natürlich akribisch macht, wie jeder Klassenlehrer weiß.
  3. Das Schönste, was ich mit einem Klassenbuch erlebt habe, war ein Schüler, der sich sein Frühstück noch einmal auf das Klassenbuch hat durch den Kopf gehen lassen. Andere Katastrophen wie der Totalverlust dieses Dokuments sind auch denkbar.

Die Lösung ist nach Aussage diverser Anbieter das elektronische Klassenbuch. Es wird auf unterschiedliche Art und Weise geführt, z.B. durch Eingaben an einem Tablet über eine App oder eine Webseite. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  1. Es sind nur Daten sichtbar, die für die unmittelbare Eingabe erforderlich sich. Sensible Daten lassen sich effizient von harmlosen trennen.
  2. Die Bücher sind zentral auswertbar. Insbesondere für die Schulleitung ergeben sich dadurch Entlastungen, da die (behördlich vorgeschriebene) Kontrolle nicht zu einem festen Termin, sondern eben jederzeit stattfinden kann.
  3. Über eine Schnittstelle zum Zeugnisdruck können z.B. Dinge wie Fehlzeiten schnell und unkompliziert erfasst werden.
  4. Fehlenden Eintragungen muss niemand mehr hinterher rennen. Das System könnte z.B. nach dem Login über fehlende Daten jammern oder per SMS bzw. Mail herumstressen.
  5. Auch Dinge wie Verwarnungen wegen unerledigter Hausaufgaben können automatisiert erfolgen.
  6. Es ist darüberhinaus denkbar, auch Eltern Zugriff auf bestimmte Daten zu gewähren, so dass eine effizientere Hausaufgabenbetreuung und Vorbereitung auf Klassenarbeiten möglich wird. Nicht jedes Kind erzählt üppig viel über diese Dinge am häuslichen Abendbrotstisch.
  7. [ to be continued … ]

Das ist alles verführerisch und es ist vor allem modern. Es braucht aber leider einige Voraussetzungen.

Das zeitnahe Eintragen der Daten muss niederschwellig sein, weil das System darauf maßgeblich basiert. Ideal wäre eine Ausstattung mit flächendeckendem WLAN und Tablets für jede Lehrkraft. Ich setze mich nach dem Unterricht eher ungern noch an einen Schul-PC, um Eintragungen nachzuholen. Die geltenden Datenschutzgesetze des jeweiligen Bundeslandes müssen geeignet sein, juristische Störfeuer einzelner wirksam zu unterbinden. Wenn man auch nur für einige Schülerinnen und Schüler bzw. Kolleginnen und Kollegen doppelte Datenhaltung betreiben muss, bricht das gesamte System komplett zusammen. Die technische Verlockung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass man mit einer ganzen Reihe von Ängsten bei den Betroffenen umgehen muss. Nimmt man die Beteiligten nicht von Anfang an mit ins Boot, sieht man sich u.U. netten Fragestellungen und Herausforderungen gegenüber.

Die Illusion eines kompletten digitalen Managements von Schule sollte man sich nicht machen. Schulen sind immer individuelle Systeme mit spezifischen Anforderungen, die sich niemals komplett digital mit endlichen Ressourcen abbilden lassen. Das ist bedingt durch die politisch gewollte Profilierung, gleichwohl aber auch durch ständige, teilweise recht kurzfristige Reformen – das kann kein Anbieter leisten. Von einer mehr philosophischen Warte aus gedacht, drängen die mir weitere Fragen auf:

  1. Fehlzeiten und Verspätungen von Schülerinnen und Schülern, ggf. auch unerledigte Hausaufgaben lassen sich recht einfach zusammenzählen – durchaus auch über Jahre. Es trägt Züge bzw. Merkmale von Überwachung. Im Arbeitsleben mag das längst üblich sein (Arbeitszeiterfassungskarten etc.). Die meisten Schüler sind vor dem Gesetz aber Kinder. Ich kann diese Maßnahmen damit begründen, dass sie von ihren Arbeitgebern später auch in die Weise kontrolliert werden werden und das schon einmal lernen sollen. Ich frage mich aber dann, was Kindheit heute für einen Wert hat, wenn ich das so begründe. Und ich frage mich, wo da irgendwann die Grenze ist. Mit den Zuständen in angelsächsischen Schulen (z:b. Einlass- und teilweise Waffenkontrollen) mag ich mich nicht so anfreunden. Mit RFID-Bezahlchips für die Mensa laufen ja schon einige Schülerinnen und Schüler durch die Gegend. Was da alles möglich und denkbar wäre …
  2. Die Arbeit von Kolleginnen und Kollegen wird ggf. inhaltlich (Themeneinträge, Hausaufgabenstellung) als auch von der Sorgfalt her (Quantität und Zeit der Eintragungen) leicht und recht niederschwellig überprüfbar. Das mag ja auch in dem einen oder anderen Fall eine Ursache irrationaler Ängste vor Technik darstellen. Da werden genau wie in der Wirtschaft auch die Personalräte gefordert sein.
  3. Es gibt u.U. Gründe, warum jemand für eine gewisse Zeit Verpflichtungen jedweder Art nicht nachkommt. Mit einer automatisierten Erfassung nehme ich mir u.U. pädagogische Freiräume. Die Zahlen bestimmen ja die von der Schulgemeinschaft als angemessen empfundene Reaktion – nicht das individuelle Schicksal.
  4. Man könnte auch in Versuchung kommen, statt digitaler Verwaltung menschliche Ressourcen für z.B. die wichtige Eltern- und Schülerarbeit zur Verfügung zu stellen, anstatt bestehende Systeme durch technische Lösungen zu stabilisieren.

Schulinterne Arbeitspläne kollaborativ gestalten