Musik im Kalten Krieg

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Vorlage:Kurzinfo-1 Musik im Kalten Krieg meint hier Musik, die in der Zeit des Kalten Krieges geprägt wurde von dem Systemkonflikt in dieser Zeit bzw. diesen direkt oder indirekt thematisierte. Dabei geht es naheliegender Weise vorwiegend um Liedtexte, weniger um musikalische Ausdrucksformen.

Dass dabei die westliche Sicht auf die Musik-Kultur zu Zeiten des Konfliktes überwiegen muss, liegt zum einen ín der Herkunft und dem Erfahrungshorizont der Autoren dieses Artikels. Vermutlich aber auch daran, dass das musikalische Schaffen im Westen nicht den Restriktionen ausgesetzt war, die es in der sozialistischen Staatenwelt erfuhr. Dadurch wurde in der westlichen Musikszene das Thema vermutlich wesentlich umfangreicher, freier und intensiver behandelt.

Es wäre in einer weitergehenden Auseinandersetzung mit dem Gegenstand interessant zu untersuchen, inwiefern die populäre Musik-Kultur des Westens die Auseinanderssetzung nicht nur begleitet, sondern sie eventuell auch beeinflusst hat.


Der Konflikt in den 50er Jahren in den USA: Lob der Nation und ihrer Bombe

Das Lied von The Kavaliers "Get That Communist, Joe", 1954 komponiert von Richard Dorney und Bernhard Weinman gehört zu den "Novelty Songs", in denen der rechtsradikale Senator Joe McCarty als Retter der amerikanischen Mannbarkeit gefeiert wurde.

  • Carson Robinson "I'm No Communist" (1952)
  • Doris Day "Tic Tic Tic" (1949) (Geigerzählersong?)
  • Jackie Doll & His Pickle Peppers "When They Drop the Atomic Bomb" (1951)


"Atomic Platters - Cold War Music from the Golden Age of Homeland Security" 4 CDs, eine DVD, 292 Seiten Dokumentation bei Bear Family Records

Die Atom-Mode - von den Amerikanern eigentlich entwickelt, um den Horror der Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki herunterzuspielen (der "Atomic Coctail" als In-Drink) - wurde mehr und mehr durch die Angst vor den "Roten" beeinflusst.

Der Dokumentar "The Atomic Café" aus dem Jahr 1982 des US-Regisseurteams Jayne Loader, Kevin und Pierce Rafferty zeigt die öffentliche Darstellung der Atombombe in den USA der 40er und 50er Jahre auch in den Bereichen der populären Musik.

Atomkrieg und atomare Bedrohung in der Popmusik

Besonders in den 80er Jahren nimmt die Auseinandersetzung der von den USA und der UdSSR beherrschten Staaten-Blöcke einen relativ breiten Raum ein. Vor allem die Themen Atomkrieg und atomare Bedrohung tauchen in vielen Pop-Texten auf:

  • OMD: "Enola Gay" Die Band "Orchestral Manoeuvres in the Dark" besingt das gleichnamige Flugzeug, aus dem die US-Atombombe auf Hiroshima abgeworfen wurde. 1986 brachte die deutsche Metal-Band "Grave Digger" auf dem Album "War Games" ein Lied gleichen Titels und Themas heraus. (Auf ihrer offiziellen Homepage geben sie den Titel heute mit "Drop The Bomb" an.)
  • Nena: In "99 Luftballons" beschreibt der Neue Deutsche Welle(NDW)-Song, wie aus Versehen und durch den Ehrgeiz von Militärs ein Atomkrieg ausgelöst wird. (Als Nena 2002 eine neue Versin des Songs aufnimmt, bleibt der Text gleich, aber besonders im Video voller schöner Menschen verschwimmt die Aussage in der neuen Beliebigkeit der Zeit nach dem Kalten Krieg, fast nach dem Motto: Alles geht, wir sind bunt - ja und?)
  • Fisher-Z: "Cruise Missiles" 1981 auf "Red Skies Over Paradise"
  • Karat: "Der blaue Planet"-Text hält sich DDR-spezifisch unbestimmt-metaphorisch und beschwört das Ende der Welt hinauf: "Tanzt unsere Welt mit sich selbst schon im Fieber? Liegt unser Glück nur im Spiel der Neutronen?..."
  • Die Zeilen "heaven can wait/we're only watching the skies/hoping for the best/but expecting the worst/are you gonna drop the bomb or not" in "Alphavilles" Welthit "Forever Young" deuten die für die 80er typische Angst vor dem nuklearen Holocaust an.
  • Anspielungen nutzt auch Heinz Rudolf Kunzes "Willkommen in meiner Lagune", in dem ein Aussteiger so tut, als könne er am Ende der Welt vielleicht den Atomkrieg überleben - auch wenn er zweifelt: "Für den Fall eines Falles hab ich uns ein paar Särge besorgt."
  • Mit "Neutron" macht sich dagegen US-Folksänger Donavan viel direkter lustig über Ronald Reagans Plan zum Bau der Neutronen-Bombe, die eher durch Strahlung als durch Druckgewalt töten sollte: "Neutron, you're a realistic bomb, the property stays, but the people have gone." (Mit seinem "Universal Soldier" hatte Donavan bereits einen bedeutenden Friedenssong geschrieben, der auch gerne im Schulunterricht durchgenommen wurde.)
  • 1982, in den Hochzeiten der Friedensbewegung, griffen die Kölner Rock-Gruppe BAP und der Künstler Joseph Beuys den US-Präsidenten und andere "Kalte Krieger" mit "Sonne statt Reagan" an. Besonders das Video, damals noch ein neues Medium zur Verbreitung von Musik, zeigt den anarchischen Spaß des Künstlers an der Provokation.
  • Mit "Was wollen wir trinken" hatte die niederländische Gruppe "Bots" einen großen Friedensbewegungshit,der auf Demos wohl ebenso oft gespielt und gesungen wurde wie das ebenfalls von ihr aufgenommene "Das weiche Wasser bricht den Stein" von Dieter Dehm.
  • Boy George: The War Song

Politischer Kalter Krieg in der Popmusik

  • Ein ganzes Panorama politischer Schlagworte zum Kalten Krieg von den 50ern bis in die späten 80er aus US-amerikanischer Sicht breitet Billy Joel in "We didn't start the fire" 1989 aus. Seine Statements hierzu werden im Video-Clip viel deutlicher. (zu Billy Joel s.a. unten)

Dadaistisch albern dagegen durchstreift Otto Waalkes mit seinem Sprechgesang "Dubcek" die Größen der politischen Szene in Ost und West, mixt dazu Idi Amin mit King Kong und endet - nach Helmut Kohl - bei Stoltenberg (s.a. Unterrichtsvorschläge).

  • Die Teilung Berlins kommt in "Ideals" "Berlin" nur wenig zum Tragen, ohne sie hätte es aber das von der NDW-Band beschriebene West-Berlin-Szene-Gefühl der 80er nicht gegeben. Udo Lindenberg wollte dagegen mit dem "Sonderzug nach Pankow", wo zu DDR-Zeiten viele der DDR-Politiker wohnten, bevor sie in die Wandlitz-Siedlung umzogen. ("Pankow" war daher in Westdeutschland auch das wohl abfällig gemeinte politische Synonym für "Ostberlin" als Hauptstadt der von der Bundesrepublik nie offiziell anerkannten DDR.)
  • In "Nikita" versucht Elton John dagegen, eine sowjetische Grenzbeamtin anzugraben, was besonders penetrant im Video zum Ausdruck kommt, allerdings glaubt der englische Sänger nicht daran, dass die Teilung der Welt aufgehoben werden kann: "Oh Nikita you will never know/anything about my home." Auch Sting, ehemaliger Frontman von "The Police",beschwört 1985 die Kraft der Menschlichkeit in "Russians": "I hope the Russians love their children too." Auf die gleiche Ebene geht Billy Joel mit seiner Ballade "Leningrad", in der er den Lebensweg eines russischen Clowns nachzeichnet und die Begegnung mit ihm als völkerverbindend schildert: "He made my daughter laugh, then we embraced". (1987 ging Joel als erster westlicher Rockstar auf Tournee durch die UdSSR und wurde dadurch zu diesem Lied inspiriert.)
  • 1989 sieht Nina Hagen die Aussichten im Kalten Krieg schon anders. In ihrem "Michail, Michail (Gorbatshev Rap)" sieht sie die Grenzen offen, aber den Putsch gegen Gorbatschow ahnt sie voraus ("Kugel im Genick..."). Vollzogen ist der Wandel dagegen in "Winds of Change" der deutschen Rockgruppe "Scorpions" von 1990. (Gorbatschow lädt die "Scorpions" als erste Rockband 1991 in den Kreml ein.)
  • Auch in der wesentlich späteren Nachbetrachtung taucht das Thema Kalter Krieg auf, zum Beispiel bei der us-amerikanischen Folk-Pop-Sängerin Dar Williams. 1997 veröffentlicht sie den Song "What Do you Hear in These Sounds", worin sie über ihre Pychotherapie-Erfahrungen reflektiert und sagt: "Manchmal frag ich mich, in welchem Zustand ich bin, und ich sage: Ich hab Glück, denn ich bin wie Ost-Berlin: Ich hatte diese Mauer, und was ich von der freien Welt wusste war, dass ich ihre Feuerwerke sehen konnte und ihr Radio hören. (..) Doch die Mauer ist gefallen und wir stammeln und murmeln..."

Unterrichtsvorschläge

Unterrichtsidee

Die SchülerInnen werden mit Hilfe dieser Seite angeregt, eine "Cold War Disco" vorzubereiten und in der Schule durchzuführen, mit lauter Musik, Tanz, Karaoke, vielleicht auch einem selbst erstellen Flyer, der über die Liedertexte und deren Hintergründe informiert.

Das Otto-Stück "Dubcek" lässt sich prima in einer Tanz-Performance von mehreren SchülerInnen vorführen. Man kann es auch als Kanon inszenieren (s. Quellen, Videos).


Quellen

Musik und Videos


Siehe auch