Portfolio im Deutschunterricht

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Portfolio - Portefeuille - Dokumentenmappe

Unter einem Portefeuille verstand man früher eine Brieftasche, unter einem Portfolio verstehen heutige Börsianer eine Zusammenstellung von Wertpapieren.

Im Ausbildungsbereich ist das Portfolio oft eine geordnete Sammlung von Dokumenten unterschiedlicher Art (Bescheinigungen, Gutachten, Zeugnisse, persönliche Arbeiten), mit denen sich gegenüber anderen Institutionen nachweisen lässt, was im Laufe der Ausbildung gelernt und geleistet wurde.

Im Ausbildungsprozess ermöglicht das Portfolio die Verbindung von Elementen offenen Unterrichts mit neuen Bewertungskonzepten und Anlässen zur Selbstdiagnose und diagnostischen Begleitung des Lernprozesses.

Portfolio im Deutschunterricht

Ein Portfolio im Zusammenhang mit dem Deutschunterricht ist ebenfalls eine Dokumentenmappe, die für den Besitzer wertvolle Schriftstücke enthält; wertvoll jedoch dadurch, dass sie von ihm selbst sind, weil er sich damit präsentieren, seine persönliche Entwicklung reflektieren und dokumentieren kann.

Idealerweise dokumentiert das Portfolio den Lernprozess des Schülers auf eine für den Schüler, die Eltern und die Lehrkraft sinnhafte Weise. (vgl. G.Eikenbusch: Qualität im Deutschunterricht, Cornelsen 2001, S. 224)

Das Portfolio im Unterricht verlangt schülerorientierte und -aktivierende Unterrichtsformen. Das betrifft

  • die unterrichtlichen Anregungen zum Verfassen von Texten,
  • die Zeitfenster, die zum Schreiben und Kommunizieren über Schreiben gegeben werden (Portfolio-Stunden und Portfolio-Gespräch)
  • die Bereitschaft, den Schülern inhaltliche Frei- bzw. Spielräume zu gewähren und sie in ihrer Individualität zu fördern.

Was gehört mindestens hinein?

Eine Portfolio wird vom Schüler über einen bestimmten Zeitraum hin weitgehend selbstständig geführt und sollte (mindestens) enthalten:

  1. eine Selbstdarstellung des Schülers als Schreibender
  2. eine Auswahl eigener Texte (Pflichttexte und Kür)
  3. eine Selbstbewertung dieser Texte (eventuell mit Hilfe eines Fragebogens)
  4. mindestens einen Lehrerkommentar bzw . Feedback.

Von einer herkömmlichen Schreib- oder Dokumentenmappe unterscheidet sich das Portfolio dadurch, dass der Schreibende darin zur Reflexion seines Schreibens (Prozess und Produkt) verpflichtet ist.

Arten von Portfolios

Unterscheidbar sind:

  • Produkt-Portfolio: Darin wer den Endfassungen gesammelt, die beispielhaft die Entwicklung des Schreibenden über einen längeren Zeitraum dokumentieren.
  • Schreibprozess-Portfolio: Darin werden Vorarbeiten, Entwürfe und weitere Fassungen von Texten zusammengestellt, deren Veränderungen auch über Wege beim Schreiben Aufschluss geben können.

Eine andere Typologie unterscheidet:

  1. Arbeitsportfolio
  2. Beurteilungsportfolio
  3. Vorzeigeportfolio
  4. Entwicklungsportfolio
  5. Fächerübergreifendes Portfolio
  6. Themaerschließendes-Portfolio
  7. Bewerbungsportfolio
  8. Präsentationsportfolio

(Genauere Erläuterungen hierzu bei www.teachsam.de/ und Stangl-Taller)

Einsatzbereiche

Viele Beispiele für Portfolio-Arbeit stammen nicht nur aus dem Deutschunterricht, sondern auch aus dem Kunst-, Biologie- oder Englischunterricht (siehe Ilse Brunner/Elfriede Schmidinger).

Der Portfolio-Ansatz kann im Deutschunterricht jedoch besonders fruchtbar gemacht werden.

So sind Portfolios denkbar im Bereich

  • autobiografischen Schreibens: Erzählen, Schildern, Berichten, Stellung nehmen (Klasse 5/6)
  • zur Einübung eines erweiterten Textsortenspektrums: fiktionales, sachliches und argumentierendes Schreiben (Klasse 7-9)
  • als Praktikums-Portfolio (Berufsorientierung in Klasse 9 und 10)
  • als Epochenmappe, Autoren oder Werk-Portrait-Mappe (Kursstufe)
  • als Gleichwertige Feststellung von Schülerleistung (GFS) für einzelne Schüler (Baden-Württemberg)

Entscheidend ist - und darin unterscheidet sich das Portfolio von der Schreibmappe - die Verpflichtung zur Selbstreflexion: Die Sammel-, Schreib- und Auswahlprozesse, die bei der Arbeit am Portfolio ablaufen, sollen mitbedacht und dokumentiert werden.

Portfolio im Internet

"Portfolios halten den Lernprozess fest und erlauben damit nicht nur dem/der Lehrenden ein differenzierteres Eingehen auf individuelle Lernfortschritte und eine präzisere Beurteilung. Sie helfen vor allem dem/der Lernenden selbst, mehr Souveränität über den eigenen Lernprozess zu gewinnen. Sie sind damit nicht bloß Grundlage einer alternativen Leistungsbewertung, sondern vor allem ein Medium des Lernens, eine Hilfe für die Reflexion der eigenen Entwicklung." (Wintersteiner, W., Information Deutschdidaktik 1/02, S. 4)
Auf dieser Seite werden Materialien vorgestellt, die sich in der Praxis bewährt haben. Wenn Sie hier Ihre Ideen im Umgang mit Portfolios vorstellen wollen, dann schicken Sie bitte Ihr Material als pdf-Datei an: braeuer@ph-freiburg.de .
Aufsatz der finnischen PISA-Beauftragten Pirjo Linnakylä vom "Institute for Educational Research" an der Universität Jyväskylä.
„Diese Web-Seite ist ein Forum für einzelne Lehrerinnen und Lehrer sowie auch für ganze Schulen, die mit Portfolios arbeiten oder arbeiten wollen. Sie sollen sich hier über Portfolioarbeit informieren können und auch Erfahrungen austauschen. Die Seite soll dazu dienen, die Portfolioarbeit im deutschen Sprachraum bekannter zu machen und zu organisieren. Wir verstehen die Portfoliomethode als ein Instrument zur Reform des Unterrichts und der Leistungsbewertung.“
"In diesem Arbeitsbereich der Arbeitstechniken können Sie sich mit der Entwicklung und Erstellung eines Portfolios befassen: Überblick • Voraussetzungen erfolgreicher Portfolioarbeit • Arbeitsschritte • Einzelne Portfoliotypen • Beurteilungskriterien" (www.teachsam.de)

Portfolio-Literatur

  • Gerd Bräuer: Schreiben als reflexive Praxis - Tagebuch, Arbeitsjournal , Portfolio Freiburg 2000, ISBN 3-931240-15-0, 200 Seiten
„Mit dieser Publikation möchte ich Tagebuch, Arbeitsjournal und Portfolio für die Schulpraxis vorstellen und gleichzeitig Schreiben als Mittel, Mittler und Medium fächerübergreifenden Lernens weiter bekanntmachen. Das vorliegende Buch ist während meiner Unterrichtstätigkeit an Schulen und Universitäten in den USA und in Europa entstanden.“ (aus dem Vorwort)
  • Jürgen Baurmann: Schreiben, Überarbeiten, Beurteilen - Ein Arbeitsbuch zur Schreibdidaktik. Kallmeyer Verlag 2002
  • Ders.: Schulisches Schreiben im Schnittpunkt von Schreibdidaktik und Schreibforschung, in: Kämper - van den Boogaart (Hrsg.): Deutsch-Didaktik, Leitfaden für die Sekundarstufe I und II, Cornelsen 2003 S.249-262
  • Ders.: Schreibprozesse beurteilen - ist das nötig und möglich? in: Der Deutschunterricht 3/2003
  • Shirley-Dale Easley, Kay Mitchell: Arbeiten mit Portfolios - Schüler fordern, fördern und fair beurteilen. Verlag an der Ruhr, Altersstufen: 6 – 19, 153 S.
  • Stephanie Lüthgens: Zu einem Jugendbuch ein Portfolio erstellen, in: Deutschunterricht (Westermann) 1/2005 S. 52-57
  • Ilse Brunner/Elfriede Schmidinger: Leistungsbeurteilung in der Praxis, Der Einsatz von Portfolios in der Sekundarstufe I, Veritas Verlag Linz 2001
  • Gerhard Eikenbusch: Qualität im Deutschunterricht, Cornelsen 2001 S.221 - 230: Portfolio im Deutschunterricht, Journal-Folio, Sammelmappen-Portfolios, Portfolios als gemeinsames Vorhaben
  • Thomas Häcker (2004). Selbstbestimmung fördern. Portfolioarbeit in Schreib- und Lesezentren. In Gerd Bräuer (Hrsg.), Schreiben(d) lernen. Ideen und Projekte für die Schule. (S.144-158). Hamburg: edition Körber-Stiftung.
  • Thomas Häcker (2005). Mit der Portfoliomethode den Unterricht verändern. Pädagogik, 57 (3), 13-18.
  • Margrit Köllbichler: Portfolio im Deutschunterricht. Themenportfolios für das 5. bis 9. Schuljahr. Veritas Verlag Linz 2006
  • Johanna Schwarz: Die eigenen Stärken veröffentlichen, Portfolios als Lernstrategie und alternative Leistungsbeurteilung, Friedrich Jahresheft 2001 Thema: "Evaluieren", S. 24-27
  • Felix Winter: Person - Prozess - Produkt, Das Portfolio und der Zusammenhang der Aufgaben, in: Friedrich Verlag Jahresheft 2003 "Aufgaben" S. 78-81
  • Ders.: Leistungsbewertung - Eine neue Lernkultur braucht einen anderen Umgang mit den Schülerleistungen, Schneider-Verlag 2004,
Kapitel 1.3: "Portfolios verbinden ein offenes Bildungskonzept mit einem neuen Bewertungskonzept." (S.72)
und ausführlich Kapitel 4.1: Das Portfolio-Konzept (S. 187-214)

Portfolios in der Praxis

Der Übergang in eine weiterführende Schule ist für Kinder ein großer Einschnitt in ihrer Schullaufbahn. Mit diesem Portfolio lernen Fünftklässler einander und die neue Schule am PC kennen. (Claudia Mutter)
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Ein Ganzjahres-Schreibprojekt in vier Phasen (K.Dautel)

Siehe auch

Siehe auch

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