Fremdwörter im Deutschunterricht
Basiswissen
Wir unterscheiden zwischen Lehnwörtern im weiteren Sinn und Lehnwörtern im engeren Sinn.
Von einem LEHNWORT im engeren Sinn spricht man dann, wenn das übernommene Wort in seiner Flexion, Lautung und Schreibung an den Sprachgebrauch der Nehmersprache - also das Deutsche - angepasst ist, wie z.B. vinum – Wein
Zu den Lehnwörtern im weiteren Sinn zählen die FREMDWÖRTER, bei denen eine solche Anpassung nicht oder in geringerem Maße erfolgt und die fremde Herkunft des Wortes deutlicher erkennbar ist.
Der Übergang zwischen Lehnwörtern im engeren Sinn und Fremdwörtern ist fließend, eine eindeutige Abgrenzung ist oft nicht möglich. Dies erklärt auch das parallele Auftreten verschiedener Schreibweisen (Likör/Liqueur, Portmonee/Portemonnaie, Thunfisch/Tunfisch) und mehrerer Pluralformen (Bonus - Bonusse/Boni, Komma - Kommas/Kommata, Konto - Kontos/Konten/Konti) (Genaueres siehe in den Wikipedia-Artikeln zu "Lehnwort" und "Fremdwort").
Es gibt immer auch Bemühungen, den Gebrauch von Fremdwörtern durch die Einführung von Übersetzungen zu vermeiden (oder gar zu verdrängen). Dabei gibt es gelungene und weniger gelungene Verdeutschungen. Welche sich durchsetzen, entscheidet sich im täglichen oder auch amtlichen Sprachgebrauch: Korrespondenz - Briefwechsel, Harddisk - Festplatte, Rendezvous - Verabredung, Mumie - Dörrleiche, Laptop - Klapprechner.
Es ist eine lohnenswerte Übung, im Unterricht selbst solche Verdeutschungsversuche durchführen und an Einzelbeispielen diskutieren zu lassen. Siehe „Übungen“.
Im D-Unterricht
Vorgehensweisen
Das korrekte Verwenden und Schreiben von Fremdwörtern ist ein Lernziel, das spätestens ab Klasse 7 auf der Tagesordnung bzw. in den Lehrplänen steht.
Dies kann auf unterschiedliche Weise geschehen:
- indem Listen von Wörtern erstellt werden, die ähnliche Schreibweisen aufweisen (z.B. -th-, -ph-, -air/eur- ...)
- indem sprachgeografisch orientierte Wortsammlungen erstellt werden (Wörter lateinischer, französischer, griechischer, englischer ... Herkunft)
- indem Lektüre-bezogene Wortlisten erstellt werden (aus aktuellen Zeitungsartikeln, Lesebuchtexten, Gebrauchsanweisungen, Werbebroschüren ...)
Ein anderer Ansatz geht lebenspraktisch vor: Fremdwörter (in wie weit sie als solche erkannt oder klassifiziert werden, ist hier weniger wichtig) haben oft eindeutig umrissene Erfahrungs-Kontexte:
- Im gastronomischen Bereich sind sie französischer, aber auch italienischer, griechischer oder türkischer Herkunft
- Die Sprache des Sports, der Mode, der Unterhaltungselektronik und digitalen Welt ist vorwiegend englisch durchsetzt und dabei unseren Schülern durch Werbeprospekte, Zeitungsberichte, Illustrierte, Fernsehsender (GIGA) gegenwärtig und zugänglich.
Unterrichtsideen
Verfahrensvorschlag: Projekt
Warum nicht aus dieser Erfahrung schöpfen?
- Schritt 1: Sammelaufträge: Mit Hilfe der überall präsenten Materialien und dem Vorwissen Wortfelder erstellen.
- Schritt 2: Textorientierte Arbeitsaufträge: Verfasse einen Phantasietext unter Verwendung möglichst vieler Wörter aus unserer Sammlung. Zum Beispiel eine Speisekarte, einen Werbetext für Kosmetika, eine Sportreportage, ein Gespräch über Rock und Pop im Fachjargon, ein Verkaufsgespräch in der Mode-Boutique ...
- Schritt 3: Produktionsorientierte Arbeitsphase: Gestaltet diesen Text mit Hilfe von Cliparts, gefundenen oder eigenen Bildern so, dass es der Klasse präsentiert werden kann. Das kann als Plakat, als Druckerzeugnis oder als Bildschirmpräsentation geschehen.
- Schritt 4: Präsentation; Erstellung von Wortquizzen und alphabetischen Übersetzungslisten; Klassenzimmergestaltung
BEISPIEL: Projekt: Die multikulturelle Speisekarte
Übungen
Wortlisten erstellen
Mode-Jargon: Branchen-Sprech
Unterstreiche, was Du an Fremdwörtern findest, blau, wenn Du Dir nicht sicher bist, grün. Du kannst im Zweifelsfall auch in einem Fremdwörterbuch nachschlagen. Erstelle dann eine Liste mit den aus Deiner Sicht wichtigsten 15 Fremdwörtern aus der ‚Modebranche‘.
Als Designer zu reüssieren ist für viele Jugendliche das Höchste. Auf dem Modesektor geht es darum, den Publikumsgeschmack korrekt zu antizipieren und gutsitzende Kostüme, bequeme Jogginganzüge oder aktuelle Shirts in bunt bedruckten Dessins oder mit außergewöhnlichen Details auf den Markt zu lancieren.
Es geht darum, wie in der nächsten Saison die Devise in den distinguierten Boutiquen und Fashion-Shops lautet oder was auf den Boulevards der Modemetropolen zum Dernier cri avanciert. Dabei mag es zuweilen schwerfallen, sich mit den ästhetischen Extravaganzen der Schickeria zu arrangieren.
Aber immer wieder gibt es auch die Chance, aparte Modelle für zahlungskräftige Avantgardisten und Individualisten zu kreieren. Wem die Modebranche zu kompliziert scheint oder wer sich für dieses Metier nicht genügend couragiert wähnt, der kann versuchen, im Bereich des Industriedesigns zu arrivieren. Wer sich jedoch auch dort deplaziert fühlt, der kann immer noch Deutschlehrer werden und Diktate entwerfen.
Zur Diskussion gestellt
Dies ist die Einleitung für eine Pro-Kontra (antithetisch!) Erörterung.
- Schon bei einem kurzen Blick in Zeitungen, Zeitschriften oder Werbeprospekte fällt auf, dass eine große Anzahl von Wörtern nicht deutschen Ursprunges sind. Dies gilt nicht nur für Fachausdrücke, wie sie auch in wissenschaftlichen Abhandlungen verwendet werden, sondern auch für Modeartikel, Sportartikel und die Werbung dafür. Viele Menschen beschleicht/erfaßt angesichts dieser Fremdwortflut die Angst, ihre Sprache zu verlieren.
- Ist diese Angst berechtigt?
Sammle Argumente, füge Beispiele hinzu und zieh eine persönliche Schlussfolgerung.