David und Goliath in Bibel und Koran
Erarbeitung
- zuerst die biblische Fassung lesen (evtl. aus einer Kinderbibel)
- die Geschichte auf dem Schulhof nachspielen
- die Erzählung im Koran lesen (Ggfs. vorher abklären, ob alle muslimischen Familien einverstanden sind, mit auf Deutsch übersetzten Korantexten zu arbeiten?!)
- Textvergleich (s. u.)
- evtl. zur Vertiefung in eine andere Darstellungsform bringen (Hörspiel, Collage, Flussdiagramm, ...)
- Interpretierendes Gespräch: “Schwach siegt über stark – Habt ihr das auch schon mal erlebt? Warum konnte sich die vermeintlich schwächere Seite durchsetzten? Hatte sie besser Argumente? War sie im Recht? War eine helfende Instanz dabei, wie Eltern, Lehrer, Polizei o. ä.? Welche Rolle spielt Gott in dieser Geschichte? ...”
Textvergleich
Lege eine Tabelle an und notiere:
- Was steht nur in der Bibel ?
- Was steht sowohl in de rbibel als auch im Koran?
- Was steht nur im Koran?
für Lehrerinnen und Lehrer
Ziel
Im Sinne einer interkulturellen Pädagogik und eines interreligiösen Dialogs sollten sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten von Religionen thematisiert werden. Für Schülerinnen und Schüler kann es interessant und verbindend sein, dass viele Erzählungen aus den jüdischen und christlichen Schriften sich im Koran wiederfinden.
Hintergrundwissen
Über Davids Kampf gegen Goliath wird im jüdischen Tanach in den Neviin, im Alten Testament im 1. Buch Samuel 17 und im Koran in der 2. Sure, Vers 249–252 erzählt.
Das gemeinsame Motiv ist: Schwach besiegt Stark. In der älteren jüdisch-christlichen Erzählung kämpft David im Zweikampf gegen Goliath, im Koran kämpft ein schwaches Heer gegen ein starkes und David und Goliath sind Teil dieses Heeres. In diesem Rahmen erschlägt „David den Goliath“. Dass die vermeintlich schwache Seite trotzdem gewinnt, liegt in beiden Varianten daran, dass sie ihre Überlegenheit von Gott bezieht.
Im jüdisch-christlichen Text wird die Geschichte ausführlicher erzählt und die Individuen werden hervorgehoben. Den Korantext kann man nur verstehen, wenn man die biblische Geschichte kennt.
Auch die Belohnung für den Sieg ist in der Bibel sehr konkret dargestellt: Saul hatte demjenigen, der Goliath erschlägt, seine Tochter und Steuerfreiheit versprochen. In der koranischen Fassung gibt Allah als Belohnung „das Königreich und die Weisheit“.
Zu Beginn des Koranverses 249 in Sure 2 ist die Rede von einem Bach, mit dem Gott die Soldaten prüfen will. Hier wird im Koran die Erzählung von Saul mit der von Gideon (Altes Testament, Richter 7, 5) vermischt: Gideon war im Krieg gegen die Midianiter und hatte ein großes Heer, doch Gott wollte Gideons Heer verkleinern (denn nur mit einem zahlenmäßig unterlegenem Heer konnte er durch dessen Sieg seine Macht demonstrieren) und führte eine Trinkprobe an einem Bach durch. Gideon blieben nur 300 Mann und mit diesen (sowie Gottes Unterstützung) siegte er.
Die Geschichte erzählt, dass Gott König Saul und David im Krieg unterstützt. Der jüdische Tanach bzw. das christliche Alte Testament handeln davon, dass Gott sein Volk belohnt, wenn es sich an die Gesetze hält. Und Gesetze wurden in dieser Zeit, als die alten Schriften entstanden, immer wichtiger: Nach und nach wurden die Menschen sesshaft und lebten in immer größeren Gemeinschaften, und dafür brauchte es allgemeingültige Gesetze. Zum Funktionieren einer Gemeinschaft trug die Überwachung dieser Gesetze durch einen allmächtigen und allwissenden Gott entscheidend bei – und die Aussicht auf Belohnung (hier in Form von Gottes Loyalität vorgestellt).
