Weihnachtswissen/Traditionen/Wichtel
Wie haben sich die Wichtel in die Weihnachtstraditionen geschlichen? (für Jhg. 5)
Wichtel haben mit dem christlichen Feiern von Jesu Geburt nichts zu tun, sie gehen auf einen vorchristlichen skandinavischen Glauben zurück – und stellen ein Beispiel dafür dar, wie Traditionen unterschiedlichster Herkunft miteinander verbunden werden und sich gegenseitig bereichern.
Dass Wichtel zu Weihnachten überall als Deko auftauchen, die herzig, drollig oder schrullig wirken, ist bei uns in Deutschland ein sehr junger Brauch. Erst Ende des 20. Jahrhunderts sind diese Figuren zu Weihnachten bei uns aufgetaucht, weil die Kinder sie aus den Büchern von vor allem schwedischen Autoren (und Filmen dazu) kannten und liebten. Neuerdings haben die Wichtel bei Familien mit Kindern in der Vorweihnachtszeit auch über der Fußleiste einen Eingang ins Wohnzimmer.
Auf Schwedisch heißt Wichtel “Tomte” und der Weihnachtswichtel ist der “Jultomte” oder der “Tomtennisse”. In manchen Familien bringen sie die Weihnachtsgeschenke (was eine Verknüpfung der Wichteltradition mit der Geschenke- und Weihnachtsmanntradition darstellt).
Zeit: 90 min
Was sind Wichtel?
Die traditionelle Wichtelerzählung in Skandinavien ist, dass Wichtel auf jedem Hof und in jedem Haus wohnen. Sie sind gut zu den Menschen, beschützen sie und helfen ihnen - aber nur, wenn man es ihnen dankt. Sonst treiben sie Schabernack. Zum Weihnachtsfest wird ihnen deshalb ein Schälchen mit Milchbrei oder Hafergrütze hingestellt.
- Sind euch Wichtel bekannt? Woher? Was wisst ihr über Wichtel?
In Schweden haben die Bilder von Jenny Nyström (1854-1946), die die Wichtel hundertfach für Karten, Zeitschriften, Kalender u. v. m. gezeichnet hat, die Vorstellung von Wichteln stark geprägt.
Tomte Tummetott: Bilderbuchkino
- "Tomte Tummetott" oder "Tomte und der Fuchs" von Astrid Lindgren als Bilderbuchkino zeigen (im Internet zu finden)
- und besprechen
Buchtipps: Wer hat diese vier Bücher geschrieben? Ordne zu!
Tomte: Ein Gedicht von Viktor Rydberg
Das Gedicht "Tomte" von Viktor Rydberg (aus dem Jahr 1881) war die Vorlage für “Tomte Tummetott” von Astrid Lindgren.
(Das Gedicht "Tomte" war 1960 mit Illustrationen von Harald Wiberg in Schweden erschienen und wurde ein Erfolg. Um das Buch auch auf den internationalen Markt zu bringen, hätte das Gedicht übersetzt werden müssen, was aber als zu schwierig eingeschätzt wurde. So schrieb Astrid Lindgren einen neuen Text zu Wibergs Bildern; das Buch wurde international ein Erfolg und machte Tomte auch in Deutschland bekannt.)
Tomte (= Der Wichtel) gehört in Schweden zu den Gedichteklassikern, die jeder kennt.
Der Wichtel (von Viktor Rydberg,Übersetzung: Lukas Börner)
1. Die Winternacht ist kalt und hart. Die Sterne glitzern, funkeln. Zu dieser Stund ruht alles zart im stillen Hof im Dunkeln.
Der Mond geht seine leise Bahn. Der Schnee glänzt weiß auf dunklem Tann. Der Schnee glänzt weiß am Dache. Der Wichtel hält hier Wache.
2. Er steht am dunklen Scheunentor vergraut vor dem Geschneibe und schaut wie dutzendfach zuvor hinauf zur Mondenscheibe,
schaut zu den Föhrn und Fichten hin, die wandgleich um den Hof sich ziehn. Das Rätsel aller Wesen sucht er indes zu lösen.
3. Fährt mit der Hand durch Bart und Haar, doch schüttelnd mit dem Haupte spricht er: „Solch Rätsel – welch ein Narr, der es zu lösen glaubte!“
Der Wichtelmann erhebt sich nun, um seine Pflicht wie stets zu tun, stapft los – und sucht indessen, das Rätsel zu vergessen.
4. Vorm Schuppen und Geräteraum, da prüft er alle Schlösser. Am Krippchen einen Sommertraum erträumen Küh und Rösser.
Vergessen Zug und Peitschenknall träumt Pålle tief in ihrem Stall mit Speichel auf den Lippen von kleegefüllten Krippen.
5. Er geht zum Stall von Lamm und Schaf, die träumen auch schon lange. Im Hühnerstall schläft alles brav, der Hahn auf höchster Stange.
Der Karo in dem Hundehaus schläft sich im warmen Strohbett aus. Der Wichtel mag ihn leiden – Vertraute sind die beiden.
6. Dann stapft er still zum Bauernhaus. Er lässt sich’s nicht verwehren und schaut auch nach den Menschen aus, die allesamt ihn ehren.
Zum Kinderzimmer schleicht entzückt der Wichtel stumm und still beglückt und stellt sich auf die Zehen, die Kinderlein zu sehen.
7. So sah er alle, Vater, Sohn, und sieht noch heut verschwommen wohl jegliche Generation. Woher sind sie gekommen?
Die Ahnen blühten, welkten in den Jahren, gingen – doch wohin? Und wie vom Wind getragen kam eine jener Fragen.
8. Er klettert auf das Scheunendach zum Grübeln allenthalben. Dort hat er Wohnung und Gemach ganz nah dem Nest der Schwalben.
Ach, leer steht ihre Wohnung jetzt – doch hat der Lenz erst eingesetzt, lässt sich die Schwalbe wieder mit ihrem Mann hier nieder.
9. Dann singt sie lieblich vor sich hin, von ihren weiten Reisen. Indes lässt jener seinen Sinn, erneut ums Rätsel kreisen.
Die Scheunenbretter sind nicht dicht, auf seinen Bart fällt Mondenlicht und glitzert dort recht heiter, er aber grübelt weiter.
10. Der Wald und die Umgebung liegt gefangen dort im Eise. Der Wasserfall, der nie versiegt, rauscht stetig, leise, leise.
Der Wichtel, davon ganz betört, beschließt, dass er das Leben hört. Fragt sich, wohin es ginge und wo der Quell entspringe.
11. Die Winternacht ist kalt und hart. Die Sterne glitzern, funkeln. Am Morgen noch ruht alles zart im stillen Hof im Dunkeln.
Der Mond geht seine leise Bahn. Der Schnee glänzt weiß auf dunklem Tann. Der Schnee glänzt weiß am Dache. Der Wichtel hält hier Wache.
Literatur:
Lukas Börner:
