Lernpfade Ethik/Beruf und Arbeit

Aus ZUM-Unterrichten

Beruf und Arbeit
Elektriker bei der Arbeit

Selbstentfaltung oder funktionieren? Bedeutungen von Beruf und Arbeit und deren Gestaltungsmöglichkeiten.

  • Zeitbedarf: ca. 6 Schulstunden
  • Material: Computer, Zettel, Stift
  • Schultyp: Berufsbildende Schulen


Du und Dein Beruf

Du besuchst die Berufsschule und stehst mitten in der Ausbildung? Oder Du strebst bald die Ausbildung in einem bestimmten Beruf an? Hier hast Du die Möglichkeit Dich zunächst rund um mit dem Thema Beruf und Arbeit zu befassen. Wie Du deine Arbeit/ deinen Beruf empfindest und ausübst kann eng damit zusammenhängen, was Du generell unter Beruf und Arbeit verstehst. Nutzt Du die Arbeit als Lernfeld, in welchem Du deine Ideen, Kräfte und Fähigkeiten umsetzen kannst und willst? Genießt Du es selbst Verantwortung zu übernhemen? Oder siehst Du in der Arbeit eher eine lästige Notwendigkeit, die den Gegensatz zu Deiner Freizeit darstellt? Vielleicht gelingt es Dir, Arbeit im Zuge der Bearbeitung dieses Kurses aus neuen Perspektiven zu betrachten!!! Viel Spaß!!!

Vorüberlegungen:

Aufgabe

Beantworte zunächst auf einem Zettel für Dich selbst die folgenden Fragen:

Fragen2.jpg

Vielfältige Dimensionen der Berufs- und Arbeitswelt:

Beruf und Arbeit.JPG

Aufgabe
Ordne die unterschiedlichen mit Arbeit und Beruf verbundenen Aspekte übergreifenden Dimensionen zu:
Theoretiker Karl Marx Martin Luther Oswald von Nell-Breuning
Arbeitsfelder Hausarbeit Erwerbsarbeit Ehrenamt
Kompetenzen Wissen Fähigkeiten Können Handeln
Einflussfaktoren Wirtschaft Politik

Theorien

Wie Du dem obigen Quiz entnehmen kannst, gibt es Theoretiker, die sich dem Thema Beruf und Arbeit widmen. Dazu gehören auch Karl Marx, Martin Luther und Oswald von Nell-Breuning. Die Arbeits- und Berufsauffassungen der drei sind zum einen durch deren Weltanschauung bzw. deren Religion geprägt, sie sind ferner durch den zeitlichen und gesellschaftlichen Kontext, in welchem die drei jeweils lebten geprägt.

Aufgabe

zu den Theoretikern:

Informiere dich unter den folgenden Links grob über das Leben Marx`, Luthers und Nell-Breunings:

Überprüfe nun, ob Du dir die wesentlichen Elemete der drei Biographien gemerkt hast:

  

Klicke auf den richtigen Theoretiker

Marx Nell-Breuning Luther
... schrieb im Jahr 1517 95 Thesen vor allem gegen die Ablasspraxis
... überlebte zwei Weltkriege
... verbrachte aufgrund der über ihn verhängten Reichsacht einige Jahre auf der Wartburg
... lebte zur Zeit der Industrialisierung
... erlebte großes Arbeiterelend und zunehmene Liberalisierung
... war Jesuit
... zu seinen wesentlichen Schriften zählen u.a. "das Kapital" und die "ökonomisch-
... schrieb die mehrbändige Ausgabe "Wirtschaft und Gesellschaft"
... ihm sagt man die Gewitterlegende nach
... war bedeutender Vertreter der Katholischen Soziallehre
... seine Familie konvertierte vom Juden- zum evangelischen Christentum
... verfasste die Sozialenzyklika "Quadragesimo anno"
... machte sich für interkonfessionelle Gewerkschaften stark
... übersetzte die Bibel in die deutsche Sprache
... heiratete die aus dem Kloster geflohene Katharina von Bora
... beriet bedeutende Politiker der SPD und CDU
... ging in späten Jahren nach London ins Exil
... lehrte an der Hochschule St. Georgen
... wurde 101 Jahre alt
... gilt als wesentliche Person der Reformation
... steht in der Tradition der Linkshegelianer
... ist Vertreter des historischen Materialismus
... entwickelte im Alter einen ausgeprägten Judenhass
... formulierte erstmalig das Subsidiaritätsprinzip
... lebte 1483 bis 1546
... 1818 bis 1883
... lebte 1890 bis 1991

Üben

Übertrage die wesentlichen Daten auch in deinen Hefter!


Beachte ergänzend zu den obigen Daten die folgende Definition und übertrage auch diese in deinen Hefter. Lese im oben angegebenen Link zu Marx und im Dtv-Atlas Philosophie nach, was historischer Materialsmus bei Marx bedeutet und trage auch dieses in deinen Hefter ein!

Subsidiaritätsprinzip: "Wie dasjenige was der Einzelmensch aus eigener Initiative und mit seinen eigenen Kräften leisten kann, ihm nicht entzogen und der Gesellschaftstätigkeit zugewiesen werden darf, so verstößt es gegen die Gerechtigkeit, das, was die kleineren und untergeordneten Gemeinwesen leisten und zum guten Ende führen können, für die weitere und übergeordnete Gemeinschaft in Anspruch zu nehmen (...). Jede Gesellschaftstätigkeit ist ja ihrem Wesen nach sub-sidiär, sie soll die Glieder des Sozialkörpers unterstützen, darf sie aber niemals zerschlagen oder aufsaugen."

Quelle: Pius XI: Quadragesimo anno, in: Bundesverband der katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands (Hrsg.): Texte zur katholischen Soziallehre, Kevelaer 1992, S.91.


Aufgabe

zu den Theorien

Lies die folgenden Zusammenfassungen der Arbeits- und Berufstheorien Marx`, Nell-Breunings und Luthers:
Arbeit bei Marx

Nach Marx ist die Lebensmittelproduktion des Menschen dessen erste geschichtliche Handlung. Indem der Mensch beginnt, die Mittel zu produzieren, welche er zur Befriedigung seiner Bedürfnisse benötigt, produziert er nach Marx materielles Lebens selbst. Die Art, wie der Mensch produziert ist dabei sets Ausdruck seiner Lebensweise. Das was der Mensch ist, fällt somit zusammen mit der Produktion als Tätigkeit.[1] Dass dem Menschen diese Lebenstätigkeit bewusst ist, unterscheidet ihn vom Tier.[2] Die Arbeit an sich ist dabei für Marx der Prozess, in welchem der Mensch durch seine Tat die Natur verändert. Indem er seine leiblichen Kräfte rührt, formt der Mensch den Naturstoff und eignet sich diesen an. [3] dabei versachtlicht er seine Arbeit in einem Gegenstand, so Marx.[4]Der durch die Arbeit veränderte Gegenstand, das fertige Produkt, beendet den Arbeitsprozess.[5] Die Konsumtion dieses Produktes, mittels derer der Mensch sein Bedürfnis befriedigt, vor allem sein Bedürfnis sich physisch zu erhalten ist dabei nach Marx der Endzweck der Produktion. [6]

Voraussetzung der Produktion ist dabei die Existenz von Material und die Existenz von Arbeitswerkzeugen.[7] Die zunächst naturwüchsigen Rohstoffe und Werkzeuge (z.B. Steine) werden durch die menschliche Arbeit zu bearbeiteten Werkzeugen und Rohstoffen weiterentwickelt. Demgemäß charakterisiert Marx den Menschen auch als toolmaking animal.[8] Die jeweiligen Produktionsweisen der Menschen - bedingt durch die Entwicklungsstufe des Werkzeuges und des Materials - gehen dabei stets mit bestimmten Gesellschaftsformen einher, das heißt, nach Marx gehen Staat und Gesellschaft aus Produktionsweise und somit aus dem nach ihm wirklichen Lebensprozess des menschen hervor.[9]

Das 16. bis 18. Jahrhundert gilt dabei für Marx als Manufakturperiode.<Das Arbeitsprodukt innerhalb dieser Form des Arbeitsprozesses ist kein individuelles Produkt eines Arbeiters mehr, sondern es durchläuft einen gemeinschaftlichen Arbeitprozess gekennzeichnet durch die Arbeitsteilung.[10] Jder Arbveiter verrichtet nur noch einen Teilprozess des gesamten Arbeitsprozesses, wobei die Produktivkraft als ganzes jedoch gesteigert wird. Alle Arbeiter einer Manufaktur unterstehen dabei dem Kommando eines Kapitalisten.[11] Diesbezüglich richtiet sich Marx`Kritik vor allem gegen den Zustand, dass sich der Arbeiter selbst wie eine Ware dem Kapitalisten verkaufen muss, um mit Hilfe des Lohnes für seine Arbeit überleben zu können. Dieser Lohn ist jedoch so niedrig, dass der Arbeiter keine menschenwürdige Existenz mehr führen kann [12]}}

Beruf und Arbeit nach Nell-Breuning

Das Wort Beruf bedeutet nach Oswald von Nell-Breuning "Kundgabe des göttlichen Willens, die den Menschen zu einer bestimmten Lebensaufgabe und Lebensarbeit ruft"[13] Diese Berufung wird dem einzelnen Menschen dabei durch seine Neigungen und Begabungen zuteil. Die Rufung Gottes erhöht den weltlichen Beruf nach Nell-Breuning zu einem heiligen Amt.[14] Nach der christlichen Lehre sind Rangunterschiede zwischen den Beruf ausschließlich anhand beruflicher Inhalte und Leistungen festzumachen. Nicht sollen Berufe gesellschaftlich-sozial voneianander abgestuft werden.[15] Der berufstätige Mensch soll demgemäß entsprechend seiner Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt in der Berufsausübung anerkannt werden, nicht soll er nach dem gesellschaftlichen Prestigerang seines Berufes beurteilt werden.[16] Ferner dient der Beruf nach Nell-Breuning dem Erwerb des Lebensunterhalts. [17] Aber auch die Pflichten als Familienvater/ Familienmutter, die Verantowrtung gegenüber der eigenen Familie, gelten nach christlicher Berufsauffassung als Beruf.[18]

Während der Arbeit regt der Mensch Nell-Breuning zufolge seine Kräfte. Nur durch das Regen seiner körperlichen und geistigen Kräfte kann sich der Mensch entfalten. Somit soll der Mensch auch in der Arbeit seine Personenhaftigkeit entfalten. [19] Aufgabe des Betriebs soll es daher sein, dem Menschen diese Persönlichkeitsentfaltung in der Arbeit zu ermöglichen. Niemals soll der arbeitende mensch zum bloßen Mittel für die Errreichung des Betriebszwecks werden. Stattdessen soll der arbeitende Mensch mitbestimmen und mitdenken können, um so entsprechend seiner Menschenwürde zu arbeiten. Dabei entfaltet sich der Mensch vor allem durch die Verantwortung die er trägt. [20]}}

Der Beruf nach Luther

Das Wort Beruf im Sinne einer von Gott gestellten Aufgabe ist gemäß Weber erstmalig in der Lutherischen Bibelübersetzung zu finden.[21] "Bleibe in deinem Beruf" lautet seine Übersetzung der Stelle Sir 11,20.[22] Weber zufolge schwingt in Luthers Übersetzung die Auffassung von einer unabänderlich göttlich gewollten weltlichen Ordnung mit, in welche sich der einzelne Mensch einzufügen hat. Die weltliche Arbeit wird zum Beruf und damit zur Fügung.[23]


Aufgabe

Äußere unter der folgenden Rubrik Meinung reflektiert und begründet deine Meinung zu mindestens einer, am besten zu zwei bis drei der Berufs- bzw. Arbeitsauffassungen. Beziehe möglichst den jeweiligen zeitlichen und biographischen Kontext der drei Autoren in deine Überlegungen mit ein.

Aufgabe
Nimm deinen zu Beginn erstellten Zettel zur Hand. Reflektiere deine Erfahrungen in der Arbeitswelt sowie deine Fähigkeiten vor dem Hintergrund passender Aspekte der theoretischen Ansätze. Möglicherweise kannst Du nun genauer begründen, warum dir gerade die Aspekte die Du aufgeschrieben hast an deiner Arbeit besonders gefallen oder dich am meisten stören bzw. Du sie dir am meisten wünschst. Wenn Du willst kannst Du deine Statements auch in der Diskussion ausführen. Ansonsten halte Notizen in deinem Hefter fest.


Kompetenzen

Auf dem zu Beginn ausgefüllten Zettel hast Du aufgeschrieben, was Du in Hinsicht auf deinen Beruf noch lernen willst, sei es Wissenserwerb, bestimmte Fähigkeiten wie Gitarre spielen, Ausdauer oder selbstbewusstes Auftreten.

Aufgabe
  1. Überlege nun, wo außerhalb der Arbeit Du diese Fähigkeiten erwerben kannst. Z.B. Wissensaneignung über das Internet, Ausdauer in Sportkursen, Auftreten durch Referatehalten in der Schule usw. usw.
  2. Notiere an der Tafel mindestens eine "Wunschfähigkeit". Ziel ist es, eine gemeinsame Ideensammlung für unseren Kurs anzulegen.
  3. Diskutiere die Liste mit deinem Sitznachbarn: Welche der Fähigkeiten können wirklich erreicht werden, was muss man dafür tun, wie lange dauert es?
Sortiert die Liste der Fähigkeiten neu, sodass die, die am leichtesten zu erlernen sind ganz oben stehen.
  1. Vgl. Marx, Karl: Die deutsche Ideologie, in: ders.: Die Frühschriften, Stuttgart 2007, S. 410f. und 422.
  2. Vgl. Marx, Karl: Ökonomisch-philosophische Manuskripte (MEW Ergänzungsband 1), Berlin 1968, S. 516.
  3. Vgl. Marx, Karl: Das Kapital (Mew 23), Berlin 1962, S. 192.
  4. Vgl. Marx, Karl: Ökonomisch-philosophische Manuskripte, S. 516.
  5. Marx, Karl: Das Kapital (MEW 23), S.195.
  6. Vgl. Marx, Karl: Ökonomisch-philosophische Manuskripte, S. 516.
  7. Marx, Karl: Das Kapital, S. 193f.
  8. Vgl. ebd., S. 194ff.
  9. Marx, Karl: Die deutsche Ideologie, S. 412ff.
  10. Vgl. Marx, Karl: Das Kapital, S. 356ff.
  11. Vgl. ebd., S. 357f.
  12. Vgl. Marx, Karl: Ökonomisch-philosophische Manuskripte, S. 474f.
  13. Nell-Breuning, Oswald von: Art. Beruf, in: StL 1 (1926), Sp. 816.
  14. Vgl. ebd.
  15. Nell-Breuning, Oswald von: Christliche Berufsauffassung, in: Christlich-soziale Werkbriefe 5 (1953), S. 105f.
  16. Vgl. Nell-Breuning, Oswald von: Christliche Berufsauffassung, in: Wirtschaft und Gesellschaft I, Freiburg 1956, S. 189.
  17. Vgl. ebd., S.193.
  18. Nell-Breuning, Oswald von: Christliche Berufsauffassung, in: Christlich-soziale Werkbriefe 5, S. 109.
  19. Nell-Breuning, Oswald von: Welcher Platz gebührt der Wirtschaft in unserem Weltbild, München/ Wien 1975, S. 26.
  20. Nell-Breuning, Oswald von: Vermenschlichung der Arbeitswelt, S.63.
  21. Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, S. 63.
  22. Sir 11,20, in: EKD (Hrsg.): Die Bibel. Nach der Übersetzung Martin Luthers, Stuttgart 1985, S. 56.
  23. Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, S. 67f.