Geboren 1999
Charlotte Kerner
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Charlotte Kerner: Geboren 1999 - eine Zukunftsgeschichte (1989)
Beltz Verlag 1995
Diese "Zukunftsgeschichte" beginnt damit, dass der 17-jährige Karl im Dezember 2016 im Krankenhaus seiner Heimatstadt Herbeck durch eine Glasscheibe hindurch zum ersten Mal seine Mutter sieht, nach der er ein Jahr lang gesucht hat. Die Begegnung ist ein Schock für ihn, denn diese Mutter ist eine Gebärmaschine, ein hochentwickelter Brutkasten, und Karl war im Jahre 1999 der erste Mensch, der von einer solchen Maschine ausgebrütet und geboren worden war. Nach dieser Begegnung verschwindet Karl, von seinen Kameraden auch der Kalte Karl genannt, spurlos und damit endet die Geschichte.
Die Handlung des Romans ist die Rekapitulation bzw. Rekonstruktion des Weges, der Karl zu dieser Entdeckung geführt hat. Die Journalistin Franziska Dehmel, Mutter eines Klassenkameradens und zunehmend mütterliche Freundin Karls, hilft ihm dabei und dokumentiert diesenProzess in einer Artikelserie, aus der immer wieder zitiert wird. Zugleich liest Franziska über diese Ereignisse im Tagebuch Karls, so dass sich diese Geschichte - zusammen mit Dokumentarmaterial aus den 70er und 80er Jahren wie ein Puzzle aus Einzelstücken zu einem Ganzen zusammensetzt.
Im Januar 2016 will Karl, Adoptivkind nun 16 Jahre alt, erfahren, wer seine leiblichen Eltern sind/waren und was aus ihnen geworden ist. Im Bürgerzentrum seiner Heimatstadt stößt er auf den merkwürdigen Umstand, dass dort zwei verschiedene GEburtsdaten in den Akten auftauchen, Februar und November 1999. Dieses Rätsel führt in zu Franziska Dehmel, die ihn zu in seinen Recherchen unterstützt, udn hierbei auch die Organisation "Anti-Gen" - eine Art Green Peace oder Robin Wood - einschaltet. Verfolgt wird zu allererst die Spur: In-Vitro-Fertilisation (IVF-Kinder) und tatsächlich entdecken sie den Samenspender und die Eispenderin, er tot, sie ausgewandert, wo und wer aber ist die Leihmutter? Mit Hilfe von heimlichen Anti-Gen-Mitarbeitern an der Klinik und einem Computer-Hacker finden sie folgendes heraus: In einer Sonderabteilung für Einnistungsexperimente, geleitet von einem Professor Wald, waren damals aus den Spenden sechs Klone hergestellt worden, wovon nur die Nr. 4 sich in die künstliche Gebärmutter einnistete und zur Welt gebracht wurde: Karl. Er wurde dann zur Adoption freigegeben, der Vorgang selbst und die Existenz der Maschine aber wurde vor der Öffentlichkeit streng geheimgehalten, weswegen auch Karls Adoptiveltern ihm nie die gewünschte Auskunft hatten geben können. Dieser Professor übrigens - längst im Ruhestand - wird von Franziska interviewt und besteht auf der menschheitsbeglückenden Größe seiner Erfindung und sieht nun den Zeitpunkt gekommen, damit an die Öffentlichkeit zu treten.
Karls Wunsch, seine Urprünge zu finden, weitet sich immer mehr zur Besessenheit, er hatte sich ein Wunsch-Bild von seiner leiblichen Mutter geschaffen und wohl gehofft, auf diese Weise ein Stück von seiner unterentwickelten Emotionalität wiedergewinnen zu können. Darum nun wirkt die Begegnung mit dieser Maschine umso erschütternder auf ihn: Er schickt sein Tagebuch an Franziska, damit sie es für ihre Artikelserie auswerten kann, und verschwindet danach im Dezember 2016 für alle Betroffenen spurlos.
Sekundärliteratur: Besprechungen, Unterrichtsvorschläge, Links, Informationen
- Ethik und Unterricht 2/1997 S. 37 ff, Ralf Büttner: Charlotte Kerner, "Geboren 1999" - Skizze einer Unterrichtseinheit zu einer Zukunftsgeschichte
- Günter Lange: Erwachsen werden, Jugendliterarische Adoleszenzromane im Deutschunterricht, Grundlagen - Didaktik - Unterrichtsmodelle. Schneider Verlag 2000. Darin behandelt werden exemplarisch: Myron Levoy: Ein Schatten wie ein Leopard (7.-9. Schuljahr); Charlotte Kerner: Geboren 1999 (9.-11. Schuljahr); Amy M.Homes: Jack (9.-11. Schuljahr) und Torill Eide: Östlich der Sonne - Westlich des Monds (11.-13. Schuljahr)
- Der Roman stand auf der Auswahlliste Jugendliteraturpreis 1990 und wurde unter seinem Titel von Kai Wessel verfilmt.
- "Reproduktionsmedizin - ein kontroverses Thema im Deutschunterricht" - Ein Unterrichtsvorschlag zu "Geboren 1999" von Charlotte Kerner beim Landesbildungsserver Baden-Württemberg
- "In dem Roman "Geboren 1999" werden die unterschiedlichen Möglichkeiten vorgestellt, eine menschliche Eizelle zu befruchten und auch die verschiedenen Möglichkeiten das werdende Kind auszutragen. Invitro-Fertilisation, Retortenbaby, pränatale Diagnostik, genetischer Fingerabdruck u.Ä. sind Begriffe, mit denen Schülerinnen und Schüler immer öfters durch die modernen Biowissenschaften und die Medizin konfrontiert werden. Die Unterrichtseinheit vermittelt Schülerinnen und Schülern über die Lektüre und die sie begleitende Internetrecherche das gesellschaftliche und ethische Konfliktpotential der Reproduktionsmedizin. "