Gruppenpuzzle

Aus ZUM-Unterrichten

Die Definition

"Die Puzzle-Methode ist eine der etwa 20 Unterrichtsmethoden, die wissenschaftlich fundiert sind. Puzzle-Unterricht ist eine Kombination von Gruppenarbeit und autonomem Lernen: Der zu behandelnde Stoff wird in einzelne, voneinander unabhängige Themen aufgeteilt. Jedes Thema wird von einer Expertengruppe bearbeitet. Anschliessend werden die Expertengruppen aufgelöst und Unterrichtsgruppen gebildet. Jeder Themenbereich wird in der Unterrichtsgruppe von einem Experten den anderen vermittelt. Mehrere didaktische Steuerungselemente sorgen dafür, dass der Lernprozess erfolgreich wird. Die Puzzle-Methode fördert die Eigenaktivität der Lernenden. Alle müssen Verantwortung übernehmen, auch den sonst eher Schwachen kommt eine wichtige Rolle zu."

Mehr dazu bei Didaktik auf educeth, dem Schweizer Bildungsserver:

  • Die wesentlichen Schritte des Gruppenpuzzles
  • Welche Wirkungen erzeugt das Gruppenpuzzle?
  • Woher stammt das Gruppenpuzzle
  • Die Aufgabe der Lehrperson
  • Beispiele, Literatur und Autoren

Das Problem und die Lösung

Gruppenarbeit soll die Eigenständigkeit und Eigenverantwortung des Lerners fördern, läuft aber oft so ab, dass Einzelne in der Gruppe die Arbeit erledigen und die Anderen sich führen lassen. Das geht bis hin zum Präsentieren der Gruppenergebnisse. Das erarbeitete und/oder präsentierte Ergebnis spiegelt folglich nicht den Wissensstand der einzelnen Gruppenmitglieder wieder - davon gehen aber Lehrerin oder Lehrer gerne aus. Die Gruppenarbeit nützt wieder einmal denjenigen am meisten, die auch sonst initiativ, neugierig und zielorientiert sind.

Die Lösung

Im Gruppenpuzzle unterweisen Schüler ihre Mitschüler. Jeder ist Experte und Wissensvermittler zugleich. Experte wird er dadurch, dass er einen Spezialauftrag erhält, als Vermittler seines Expertenwissens betätigt er sich dann, wenn er sein Wissen in eine Gruppe einbringt. Unterschieden wird also zwischen Expertengruppen und Stammgruppen. Aus den Beiträgen der Experten wird dann in den Stammgruppen ein Gesamtbild zusammengesetzt: Das fertige Puzzle! Zur Organisation:

Man stelle sich z.B. drei Großfamilien vor, die Maiers, die Müllers und die Schneiders. In jeder Familie gibt es eine Mutter, einen Vater, einen Sohn, eine Tochter und vielleicht noch einen Großvater, die Zahl der Familienmitglieder ist beliebig erweiterbar. Alle drei Familien haben beschlossen, zusammen in Urlaub zu fahren, wissen aber noch nicht wohin und wollen sich informieren. Sie machen dies arbeitsteilig:
Am ersten Tag setzen sich jeweils alle Mütter, alle Väter, alle Söhne und alle Töchter zusammen und studieren Reiseführer: Die Väter einen Reiseführer über die Toscana, die Mütter über Tenerifa, die Töchter über Mallorca und die Söhne über die Bretagne. Somit sind Väter, Mütter, Söhne und Töchter jeweils Experten für dieses "Gebiet".
Am zweiten Tag halten die Maiers, die Müllers und die Schneiders getrennt ihren Familienrat ab. Vater wird jetzt über die Toscana, Mutter über Teneriffa, die Tochter über Mallorca und der Sohn über die Bretagne informieren; sie werden vergleichen, nachfragen und sich vorläufige Gedanken machen.
Am dritten Tag machen die drei Familien eine Großversammlung (bei Wein, Bier, Sprudel und Cola). Jeder dürfte jetzt über jedes Reiseland gut Bescheid wissen und zusätzlich Teneriffa- oder Mallorca-Experte sein. Jetzt können sie kompetent diskutieren und sich hoffentlich auf ein Reiseziel einigen. Damit sind, kurz gesagt, drei mal vier Leute (=12) gleichzeitig Lernende und Lehrer gewesen.

Organisationsformen

1. Spielkartensatz, bestehend aus 32 Karten:

Vier Farben (Herz/Caro/Kreuz/Blatt) = Stammgruppen,
Bilder (Bube/Dame/König/Ass/...) = Expertengruppen
Bei kleineren Klassen können einzelne Bilder (alle Siebener, Achter oder Neuner) herausgenommen werden, dann gibt es dementsprechend weniger Expertengruppen.

2. Fußballmannschaften:

Hertha BSC Berlin, VfB Stuttgart, FC Bayern, HSV Hamburg ... = Stammgruppen
Torwart, rechter/linker Verteidiger, Mittelstürmer, Libero ... = Expertengruppen
Auch hier können beliebig viele Expertengruppen gebildet werden, je nach Klassengröße.

3. Familien:

Familie Mayer, Familie Müller, Familie Zimmermann, die Albertis, ... = Stammgruppen
Vater, Mutter, Tochter, Sohn, Tante, Großvater ... = Expertengruppen
Die Stammgruppen sollen sich die Namen selbst geben! Achtung, ältere Schüler finden diese Familiengeschichte eher albern und wollen nicht Opa oder Tante sein.

Einigermaßen einleuchtende grafische Darstellungen findet man unter

www.lehrerfortbildung-bw.de/themen/doppelklick/bausteine/puzzle.htm
oder auch bei Selbstorganisiertes Lernen (www.sol-mlf.de)

Beispiele

Inhaltssicherung zu B. Brechts "Leben des Galilei" im Gruppenpuzzle

1. Schritt:

Die Inhaltserfassung der Bilder 1 bis 3 findet gemeinsam im Klassenverband statt und zwar indem exemplarisch folgendes Schema ausgefüllt wird (Arbeitsblatt):

Bild |  Ort  |  Zeit  | Personen |    Handlung       | Motive | Thema | Bemerk.
-----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
1    |       |        |          |                   |        |       |
     |       |        |          |                   |        |       |
-----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
2    |       |        |          |                   |        |       |
     |       |        |          |                   |        |       |
-----|-------|--------|----------|-------------------|--------|-------|--------
3    |       |        |          |                   |        |       |


2. Schritt: Jetzt wird das Gruppenpuzzle organisiert.

Bilden Sie Stammgruppen zu je vier Teilnehmern. Diese sollen sich kurz zusammensetzen und sich einen Namen geben. Wie wäre es mit Namen von berühmten Naturwissenschaftlern: Kopernikus, Kepler, Brahe, Bruno, Newton, Gauß. In jeder Gruppe werden nun die selben vier Rollen verteilt: z.B. Meister, Meisterin, Sohn und Tochter, oder auch nur die Nummern 1, 2, 3 und 4, das ist schön wissenschaftlich-abstrakt. Dieser ganze Vorgang sollte nicht länger als 10 Minuten dauern, führt aber zu klaren Zuordnungen und zu Identifikationen mit berühmten Namen: Ich Kepler 1, du Newton 3, sie Kopernikus 2.

Daraufhin bilden sich die Expertengruppen: Alle Meister (oder Einser), Meisterinnen (Zweier) usw. treffen sich, erhalten ein leeres Formblatt (wie oben) und dazu folgenden Arbeitauftrag: Gruppe 1: Tragen Sie für die Bilder 4 bis 6 alle wichtigen Informationen ein Gruppe 2: Tragen Sie für die Bilder 7 bis 9 alle wichtigen Informationen ein Gruppe 3: Tragen Sie für die Bilder 10 bis 12 alle wichtigen Informationen ein Gruppe 4: Tragen Sie für die Bilder 13 bis 15 alle wichtigen Informationen ein

3. Schritt:

Schließlich treffen sich die Experten in Stammgruppen und tragen sich dort gegenseitig ihre Zusammenfassungen vor. Es gibt so viele Stammgruppen, wie es Teilnehmer in den Expertengruppen gab. Dadurch können Sie flexibel auf die Klassengröße reagieren. Jetzt müsste jeder über jedes Bild informiert worden sein und jeder Schüler hat sich als Spezialist betätigt.

4. Schritt:

Formen der Auswertung und Weiterarbeit? a) Die Stammgruppen fügen ihre vier Formblätter - eventuell überarbeitet und verschönert - zu einem Poster zusammen und hängen dies auf.

b) Jeder einzelne Schüler füllt jetzt für sich das obige Struktur-Diagramm aus (als Hausaufgabe). In der Stunde wird dann verglichen und ergänzt, entweder im Plenum oder wieder in den Stammgruppen.

c) Eine Leistungsmessung findet nicht statt

Klaus Dautel)

Beispiele aus dem Internet

Dieses Internet-Projekt entstand im Anschluss an die Lektüre des Jugendbuches "Behalt das Leben lieb" von Jaap ter Haar in der Klasse 7b des Otto-Hahn-Gymnasiums in Böblingen. Hier finden sich die Ergebnisse, die von den einzelnen Gruppen während der Unterrichtseinheit erarbeitet wurden. Die Methode, die dabei angewandt wurde, war ein Gruppenpuzzle. ...
  1. Gruppenpuzzle Edelgase" (vor dem PSE Klasse 9)
  2. Gruppenpuzzle Erdalkalimetalle" (vor dem PSE Klasse 9)
  3. Gruppenpuzzle Wirkung von Alkohol" (Klasse 10))