Historische Stichworte/Gottesgnadentum: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Juni 2009, 07:25 Uhr
Als Gottesgnadentum bezeichnet man die Vorstellung, der Herrscher habe einen göttlichen Auftrag.
Rechtfertigung durch die Bibel
Im christlichen Bereich wurde als biblische Begründung Römer 13, 1 herangezogen:
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet
Brief des Apostels Paulus an die Römer 13, 1 in der Übersetzung Martin Luthers
In Europa wurde sie durch die Salbung Pippins I. begründet und fand schon in der Karolingerzeit in der Formel dei gratia rex ihren Ausdruck.
Gottesgnadentum beim Soldatenkönig
Beim Soldatenkönig trifft man nach der Darstellung Jochen Kleppers ein Gottesgnadentum an, das von einer starken persönlichen Glaubenserfahrung und Gottesbeziehung geprägt ist.
Ihn schauderte davor, ein König zu sein und, richtend und fordernd, als irdischer, sündiger Mensch das Gleichnis des verborgenen Gottes aufrichten zu müssen, der keine andere Offenbarung von sich zuließ als das Kreuz.
Die Könige sah er am tiefsten gebeugt unter Gottes Gericht. (S.13)
Graf Zinzendorf aber weiß nach seiner Begegnung mit König Friedrich Wilhelm nun auf dem verderbten Erdteil, den er nur noch dem schuldhaften „Generalkrieg" entgegentreiben sieht, „einen Potentaten, der mehr als einmal sagte: es könne kein großer Herr selig werden". Aber bis zu seinem Sterbetag, der gerade ein „Dienstjahr" beendete, entzog dieser Potentat sich nicht dem, was ihm von Gott, auch als so furchtbarer Zwiespalt, auferlegt war. Für seinen Sohn schrieb er, der Herr des am reichsten gefüllten Schatzes und des stärksten Heeres, als das wichtigste Vermächtnis eines Fürsten schon frühe nieder: „Bedenket, wie scharf Gottes Gericht ist. Vor Gott Rechenschaft tun, das ist eine harte Sache." (S. 14)
Jochen Klepper: Der König und die Stillen im Lande, Witten und Berlin, 1956
Als oberster Bischof teilt er an seine katholischen Soldaten Rosenkränze aus, und er verflucht seinen Sohn für den Fall, dass er nicht strikt die Toleranz zwischen der Religionen wahre.
„Ich recommendiere ihm ... beide Evangelische — Reformierte und Lutherische — Religionen und gebe ihm meinen Fluch, wofern er (der reformierte Brandenburger) die Lutherische Religion unterdrücken wird. Sondern er soll sie so halten, wie ich es tue, und keinen Unterschied machen, denn es eins ist mit der Reformierten. Und Gott ihn verfluche, wo er es nit so mache!" Und für den Minister von Ilgen, der das Testament zu redigieren hat, fügt er hinzu: „so starke expression, als er mit der Feder schreiben kann!" (S.7)
Jochen Klepper: Der König und die Stillen im Lande, Witten und Berlin, 1956
Als Kind hatte er den Teufel sehen wollen und so lange darauf bestanden, bis man ihm einen Raben brachte, der ihm auf die Finger und ins Gesicht hackte.(S.12)
Jochen Klepper: Der König und die Stillen im Lande, Witten und Berlin, 1956
Ludwig II. von Bayern
König Ludwig II. von Bayern griff im 19. Jahrhundert auf die Vorstellung vom Gottesgnadentum zurück, als er im Schloss Neuschwanstein den Thronsaal nach der Form einer byzantinischen Kirche errichten ließ und anstelle eines Altares einen Thron setzen wollte, der jedoch nie fertiggestellt wurde.
Gottesgnadentum, Wikipedia – Die freie Enzyklopädie, 28.6.2009 - Der Text ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar; zusätzliche Bedingungen können anwendbar sein. Siehe die Nutzungsbedingungen für Einzelheiten. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |
Britische Münzen
Auf britischen Münzen steht hinter dem Königsnamen D G, was für dei gratia steht.