Koran: Unterschied zwischen den Versionen

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Mohammed konnte vermutlich weder lesen noch schreiben und hat die Texte diktiert. Als in der schriftlichen Überlieferung Textvarianten auftraten, ließ der dritte Kalif, Uthman ibn Affan (644–656), alle Schriftfassungen vernichten und fertigte eine neue grundlegende an, die auf mündlicher Überlieferung beruhte. D.h. jeder Vers sollte von zwei Kennern des Koran übereinstimmend erinnert werden. Nur bei wenigen Versen wurde ein Diener Mohammeds, der diesem als besonders vertrauenswürdig galt, als einziger Textzeuge akzeptiert.  
Mohammed konnte vermutlich weder lesen noch schreiben und hat die Texte diktiert. Als in der schriftlichen Überlieferung Textvarianten auftraten, ließ der dritte Kalif, Uthman ibn Affan (644–656), alle Schriftfassungen vernichten und fertigte eine neue grundlegende an, die auf mündlicher Überlieferung beruhte. D.h. jeder Vers sollte von zwei Kennern des Koran übereinstimmend erinnert werden. Nur bei wenigen Versen wurde ein Diener Mohammeds, der diesem als besonders vertrauenswürdig galt, als einziger Textzeuge akzeptiert.  


Da der Wortlaut des Koran Mohammed auf Arabisch offenbart wurde, ist streng genommen nur diese Fassung korrekt, eine Übersetzung des Textes also unmöglich.<ref>Stefan Wild ([http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/2452708_Neue-Koranuebersetzung-Beim-Stern-der-flirrt.html FR vom 22.03.2010]): '' Ein Buch, das man einfach so lesen kann, wird der Koran trotz aller Übersetzungskunst niemals werden. "Am Ende Verehrung" - dürfen wir aber von der neuen, vorbildlichen Übertragung Hartmut Bobzins sagen.''
Da der Wortlaut des Koran Mohammed auf Arabisch offenbart wurde, ist streng genommen nur diese Fassung korrekt, eine Übersetzung des Textes also unmöglich.<ref>Stefan Wild ([http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/2452708_Neue-Koranuebersetzung-Beim-Stern-der-flirrt.html FR vom 22.03.2010]): ''Ein Buch, das man einfach so lesen kann, wird der Koran trotz aller Übersetzungskunst niemals werden. "Am Ende Verehrung" - dürfen wir aber von der neuen, vorbildlichen Übertragung Hartmut Bobzins sagen. [...] Zum ersten ist der Koran nach dem Glauben der meisten Muslime ungeschaffen und existiert von Ewigkeit her neben Gott - eine Parallele zum Logos des Johannes-Evangeliums. Er gilt als sprachlich unüberbietbar vollkommenes Wort Gottes in arabischer Sprache. Er lebt liturgisch aus dem mündlichen Vortrag und sperrt sich nach seinem Selbstverständnis als "arabischer Koran" (Sure 12:2) jeder Übersetzung.''</ref> Die Fassung, die der Zentralrat der Muslime ins Internet gestellt hat, wird deshalb als "Übersetzung seiner Bedeutungen" bezeichnet.  
[...] Zum ersten ist der Koran nach dem Glauben der meisten Muslime ungeschaffen und existiert von Ewigkeit her neben Gott - eine Parallele zum Logos des Johannes-Evangeliums. Er gilt als sprachlich unüberbietbar vollkommenes Wort Gottes in arabischer Sprache. Er lebt liturgisch aus dem mündlichen Vortrag und sperrt sich nach seinem Selbstverständnis als "arabischer Koran" (Sure 12:2) jeder Übersetzung.''</ref> Die Fassung, die der Zentralrat der Muslime ins Internet gestellt hat, wird deshalb als "Übersetzung seiner Bedeutungen" bezeichnet.  


Da der arabische Text - besonders die Suren aus der Zeit in Mekka - in sehr emphatischer Reimprosa abgefasst ist, entfernen sich an Wortbedeutungen orientierte Übersetzungen sehr von der emotionalen Wirkung des arabischen Textes, die sehr stark an den mündlichen, klangvollen Vortrag gebunden war. Von deutschen Übersetzungen kommt in der ästhetischen Wirkung die (Teil-)Übersetzung Friedrich Rückerts dem Urtext noch am nächsten.  
Da der arabische Text - besonders die Suren aus der Zeit in Mekka - in sehr emphatischer Reimprosa abgefasst ist, entfernen sich an Wortbedeutungen orientierte Übersetzungen sehr von der emotionalen Wirkung des arabischen Textes, die sehr stark an den mündlichen, klangvollen Vortrag gebunden war. Von deutschen Übersetzungen kommt in der ästhetischen Wirkung die (Teil-)Übersetzung Friedrich Rückerts dem Urtext noch am nächsten.  

Version vom 28. Oktober 2010, 04:51 Uhr

Die erste Sure al-Fatiha in einer Handschrift vom Kalligraphen Aziz Efendi. (Transkription und Übersetzung auf der Bildbeschreibungsseite)

Der Koran oder Qur'an („die Lesung, Rezitierung, Vortrag“) ist die Heilige Schrift des Islam. Nach dem Glauben der Muslime ist sie die wörtliche Offenbarung Gottes (arab. Allah), die dem an Propheten Mohammed ins Herz geschrieben wurde und ihm nach und nach durch den Engel Gabriel bewusst gemacht wurde.

Er ist in 114 Suren (Abschnitte) gegliedert, die nach Ort und Zeit der Offenbarung in mekkanisch und medinensisch unterteilt werden. Ihre Anordnung ist weder chronologisch noch inhaltlich begründet, sondern aufgrund der Länge gewählt. (Die ersten[1] sind die längsten, die letzten die kürzesten.)

Mohammed konnte vermutlich weder lesen noch schreiben und hat die Texte diktiert. Als in der schriftlichen Überlieferung Textvarianten auftraten, ließ der dritte Kalif, Uthman ibn Affan (644–656), alle Schriftfassungen vernichten und fertigte eine neue grundlegende an, die auf mündlicher Überlieferung beruhte. D.h. jeder Vers sollte von zwei Kennern des Koran übereinstimmend erinnert werden. Nur bei wenigen Versen wurde ein Diener Mohammeds, der diesem als besonders vertrauenswürdig galt, als einziger Textzeuge akzeptiert.

Da der Wortlaut des Koran Mohammed auf Arabisch offenbart wurde, ist streng genommen nur diese Fassung korrekt, eine Übersetzung des Textes also unmöglich.[2] Die Fassung, die der Zentralrat der Muslime ins Internet gestellt hat, wird deshalb als "Übersetzung seiner Bedeutungen" bezeichnet.

Da der arabische Text - besonders die Suren aus der Zeit in Mekka - in sehr emphatischer Reimprosa abgefasst ist, entfernen sich an Wortbedeutungen orientierte Übersetzungen sehr von der emotionalen Wirkung des arabischen Textes, die sehr stark an den mündlichen, klangvollen Vortrag gebunden war. Von deutschen Übersetzungen kommt in der ästhetischen Wirkung die (Teil-)Übersetzung Friedrich Rückerts dem Urtext noch am nächsten.

Textbeispiele

(vgl. Koran/Textbeispiele)

Sure 112

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

1 Sag: Er ist Allah, Einer,

2 Allah, der Überlegene.

3 Er hat nicht gezeugt und ist nicht gezeugt worden,

4

und niemand ist Ihm jemals gleich.
Sure 112

Sure 19 : Maryam

1 Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen

[...]

16 Und gedenke im Buch Maryams, als sie sich von ihren Angehörigen an einen östlichen Ort zurückzog.

17 Sie nahm sich einen Vorhang vor ihnen. Da sandten Wir Unseren Geist zu ihr. Er stellte sich ihr als wohlgestaltetes menschliches Wesen dar.

18 Sie sagte: „Ich suche beim Allerbarmer Schutz vor dir, wenn du gottesfürchtig bist.“

19 Er sagte: „Ich bin nur der Gesandte deines Herrn, um dir einen lauteren Jungen zu schenken.“

20 Sie sagte: „Wie soll mir ein Junge gegeben werden, wo mich doch kein menschliches Wesen berührt hat und ich keine Hure bin.“

21 Er sagte: „So wird es sein. Dein Herr sagt: ‚Das ist Mir ein leichtes, und damit Wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen‘. Und es ist eine beschlossene Angelegenheit.“

22 So empfing sie ihn und zog sich mit ihm zu einem fernen Ort zurück.

23 Die Wehen ließen sie zum Palmenstamm gehen. Sie sagte: „O wäre ich doch zuvor gestorben und ganz und gar in Vergessenheit geraten!“

24 Da rief er ihr von unten her zu: „Sei nicht traurig; dein Herr hat ja unter dir ein Bächlein geschaffen.

25 Und schüttle zu dir den Palmenstamm, so läßt er frische, reife Datteln auf dich herabfallen.

26 So iß und trink und sei frohen Mutes. Und wenn du nun jemanden von den Menschen sehen solltest, dann sag: Ich habe dem Allerbarmer Fasten gelobt, so werde ich heute mit keinem Menschenwesen sprechen.“

27 Dann kam sie mit ihm zu ihrem Volk, ihn (mit sich) tragend. Sie sagten: „O Maryam, du hast da ja etwas Unerhörtes begangen.

28 O Schwester Hārūns, dein Vater war doch kein sündiger Mann, noch war deine Mutter eine Hure.“

29 Da zeigte sie auf ihn. Sie sagten: „Wie können wir mit jemandem sprechen, der noch ein Kind in der Wiege ist?“

30 Er sagte: „Ich bin wahrlich Allahs Diener; Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht.

31 Und gesegnet hat Er mich gemacht, wo immer ich bin, und angeordnet hat Er mir, das Gebet (zu verrichten) und die Abgabe (zu entrichten), solange ich lebe,

32 und gütig gegen meine Mutter zu sein. Und Er hat mich weder gewalttätig noch unglücklich gemacht.

33 Und der Friede sei auf mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag da ich wieder zum Leben auferweckt werde.“

34 Das ist ʿĪsā, der Sohn Maryams: (Es ist) das Wort der Wahrheit, woran sie zweifeln.

35 Es steht Allah nicht an, Sich ein Kind zu nehmen. Preis sei Ihm! Wenn Er eine Angelegenheit bestimmt, so sagt Er dazu nur: ‚Sei!‘, und so ist es.

36 (ʿĪsā sagte:) „Und gewiß, Allah ist mein Herr und euer Herr; so dient Ihm. Das ist ein gerader Weg.“


Koran Sure 19, Vers 16 -36

Anmerkungen

  1. mit Ausnahme der Sure 1, sie besteht aus der Eingangsformel: Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen. (Alles) Lob gehört Allah, dem Herrn der Welten, dem Allerbarmer, dem Barmherzigen, dem Herrscher am Tag des Gerichts. Dir allein dienen wir, und zu Dir allein flehen wir um Hilfe. Leite uns den geraden Weg, den Weg derjenigen, denen Du Gunst erwiesen hast, nicht derjenigen, die (Deinen) Zorn erregt haben, und nicht der Irregehenden!
  2. Stefan Wild (FR vom 22.03.2010): Ein Buch, das man einfach so lesen kann, wird der Koran trotz aller Übersetzungskunst niemals werden. "Am Ende Verehrung" - dürfen wir aber von der neuen, vorbildlichen Übertragung Hartmut Bobzins sagen. [...] Zum ersten ist der Koran nach dem Glauben der meisten Muslime ungeschaffen und existiert von Ewigkeit her neben Gott - eine Parallele zum Logos des Johannes-Evangeliums. Er gilt als sprachlich unüberbietbar vollkommenes Wort Gottes in arabischer Sprache. Er lebt liturgisch aus dem mündlichen Vortrag und sperrt sich nach seinem Selbstverständnis als "arabischer Koran" (Sure 12:2) jeder Übersetzung.

Siehe auch

Literatur

Tilman Nagel: Der Koran. Einführung – Texte – Erläuterungen. Beck, München 1998, ISBN 3-406-43886-5.

weitere Einführungen

  • Michael Celler: Der Koran für Nichtmuslime. Neu formuliert und kommentiert von Michael Celler. Hans-Jürgen Maurer, Frankfurt am Main, www.verlaghjmaurer.de, Frankfurt 2009, ISBN 978-3-929345-45-2.
  • Hartmut Bobzin: Der Koran. Eine Einführung. In: Beck'sche Reihe. 2109, Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-43309-2.
  • Michael Cook: Der Koran. Eine kleine Einführung. In: Reclams Universal-Bibliothek. 18652, Reclam, Ditzingen 2009 (übersetzt von Matthias Jendis), ISBN 978-3-150-18652-7.
  • Arthur Jeffery: The Qur’ān as scripture. Books for Libraries, New York 1980, ISBN 0-836-99263-6.
  • Theodor Nöldeke, Friedrich Schwally (Bearb.): Geschichte des Qorāns. Drei Teile in einem Band. Olms, Hildesheim, Zürich, New York 2005, ISBN 3-487-00105-5.
  • John Edward Wansbrough, Andrew Rippin (Bearb.): Quranic studies. Sources and methods of scriptural interpretation. Prometheus Books, Amherst (New York) 2004, ISBN 1-591-02201-0.

Text

Übersetzung der Bedeutungen des Korans in die deutsche Sprache

Linkliste