Weihnachtswissen/Traditionen/Wichtel: Unterschied zwischen den Versionen
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== '''Wie haben sich die Wichtel in die Weihnachtstraditionen geschlichen?''' ''(für Jhg. 5/6)'' == | |||
''Autorin: © Sabine Häcker'' | |||
=== Was sind Wichtel? === | === Was sind Wichtel? === | ||
* Sind euch Wichtel bekannt? Woher? Was wisst ihr über Wichtel? | * Sind euch Wichtel bekannt? Woher? Was wisst ihr über Wichtel? | ||
Wichtelsagen gab es zwar auch in Deutschland, doch die weihnachtlichen Wichtelideen sind aus Skandinavien übernommen worden. In Schweden haben die Illustrationen von Jenny Nyström (1854-1946), die die Wichtel hundertfach für Karten, Zeitschriften, Kalender u. v. m. gezeichnet hat, das Bild von Wichteln stark geprägt. | |||
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* Wie kann man die Wichtel, wie Jenny Nyström sie dargestellt hat, beschreiben? | * Wie kann man die Wichtel, wie Jenny Nyström sie dargestellt hat, beschreiben? Suche aus den folgenden Eigenschaften die passenden aus: ''fürsorglich - gemein - geradlinig - hilfsbereit - heimtückisch - böse - hinterhältig - sorgend - ehrlich - fleißig - faul - munter - gut - traurig'' | ||
=== Tomte Tummetott: Bilderbuchkino === | === Tomte Tummetott: Bilderbuchkino === | ||
Auf Schwedisch heißt Wichtel “Tomte” und der Weihnachtswichtel ist der “Jultomte” oder der “Tomtennisse”. In manchen Familien bringt er die Weihnachtsgeschenke (und nicht der Weihnachtsmann). | Auf Schwedisch heißt Wichtel “Tomte” und der Weihnachtswichtel ist der “Jultomte” oder der “Tomtennisse”. In manchen Familien bringt er die Weihnachtsgeschenke (und nicht der Weihnachtsmann). | ||
Die traditionelle Wichtelerzählung in Skandinavien ist, dass Wichtel auf jedem Hof und in jedem Haus wohnen. Sie sind gut zu den Menschen, beschützen sie und helfen ihnen - aber nur, wenn man es ihnen dankt. Sonst treiben sie Schabernack. Zum Weihnachtsfest wird ihnen deshalb ein Schälchen mit Milchbrei oder Hafergrütze hingestellt. | |||
''-'''''>''' ''Tomte Tummetott" oder "Tomte und der Fuchs" von Astrid Lindgren als Bilderbuchkino zeigen (im Internet zu finden)'' ''und besprechen'' | ''-'''''>''' ''Tomte Tummetott" oder "Tomte und der Fuchs" von Astrid Lindgren als '''Bilderbuchkino''' zeigen (im Internet zu finden)'' ''und besprechen'' | ||
=== | === Tomten: Ein Gedicht von Viktor Rydberg === | ||
Das Gedicht " | Das Gedicht "Tomten" von Viktor Rydberg (aus dem Jahr 1881) war die Vorlage für “Tomte Tummetott” von Astrid Lindgren. | ||
Das Gedicht " | Das Gedicht "Tomten" war 1960 mit Illustrationen von Harald Wiberg als Kinderbuch in Schweden erschienen und wurde ein Erfolg. Um das Buch auch auf den internationalen Markt zu bringen, hätte das Gedicht übersetzt werden müssen, was aber als zu schwierig eingeschätzt wurde. So schrieb Astrid Lindgren einen neuen Text zu Wibergs Bildern; das Buch wurde international ein Erfolg und machte Tomte auch in Deutschland bekannt. | ||
Tomten (= Der Wichtel) gehört in Schweden zu den Gedichteklassikern, die jeder kennt. | |||
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1. Die Winternacht ist kalt und hart. / | 1. Die Winternacht ist kalt und hart. / | ||
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Der Wichtel hält hier Wache. | Der Wichtel hält hier Wache. | ||
(...) | |||
4. Vorm Schuppen und Geräteraum, / | 4. Vorm Schuppen und Geräteraum, / | ||
da prüft er alle Schlösser. | da prüft er alle Schlösser. | ||
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Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel hält hier Wache.| }} | Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel hält hier Wache.| }} | ||
''(Das Einstellen dieser Übersetzungsauszüge auf unterrichten.zum.de ist vom Übersetzer Herrn Börner genehmigt.)'' | |||
Das Gedicht ist gekürzt. Hier findest du die vollständige Fassung: https://www.boerner-literatur.de/%C3%BCbersetzungen/der-wichtel/ | Das Gedicht ist gekürzt. Hier findest du die vollständige Fassung: https://www.boerner-literatur.de/%C3%BCbersetzungen/der-wichtel/ | ||
* Welche Worte sind euch unbekannt? | * Welche Worte sind euch unbekannt? | ||
* Wie kannst du den Wichtel aus dem Gedicht beschreiben? | * Wie kannst du den Wichtel aus dem Gedicht beschreiben? | ||
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* Markiere in der ersten Strophe die Reimwörter! | * Markiere in der ersten Strophe die Reimwörter mit Farben! (Wörter, die sich reimen, werden in derselben Farbe unterstrichen.) | ||
* Das Reimschema ist: ababccdd. Was könnte damit gemeint sein? | * Das Reimschema ist: ababccdd. Was könnte damit gemeint sein? | ||
* Welche Funktionen haben Reime? Lies diese Variante der ersten Strophe, die umgeschrieben wurde: | * Welche Funktionen haben Reime? Lies diese Variante der ersten Strophe, die umgeschrieben wurde und sich jetzt nicht mehr reimt: | ||
Die Winternacht ist kalt und hart. /Die Sterne glitzern, leuchten. | ''Die Winternacht ist kalt und hart. /Die Sterne glitzern, leuchten.'' | ||
Zu dieser Stund ruht alles ruhig / im stillen Hof im Dunkeln. | ''Zu dieser Stund ruht alles ruhig / im stillen Hof im Dunkeln.'' | ||
Der Mond geht seine leise Bahn. / Der Schnee glänzt weiß auf dunklen Tannen. | ''Der Mond geht seine leise Bahn. / Der Schnee glänzt weiß auf dunklen Tannen.'' | ||
Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel passt hier auf. | ''Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel passt hier auf.'' | ||
* Was ist anders? Und wie wirkt der Text auf dich mit und ohne Reime? | * Was ist anders? Und wie wirkt der Text auf dich mit und ohne Reime? | ||
* Bevor | * Bevor das Fernsehen und das Internet erfunden wurde, waren Gedichte eine beliebte Textsorte. In Zeitungen und Zeitschriften wurden oft neue Gedichte veröffentlicht. Manche "gingen viral", wie man heute sagen würde - z. B. das Gedicht von Viktor Rydberg. Warum waren Gedichte früher so beliebt? | ||
=== Fazit === | === Fazit === | ||
* Was hast du über Wichtel und den Hintergrund der weihnachtlichen Wichtel gelernt? | * Was hast du über Wichtel und den Hintergrund der weihnachtlichen Wichtel gelernt? | ||
* Traditionen verändern sich. Wie | * Traditionen verändern sich. Wie sind die Wichtel in die Weihnachtstraditionen gekommen? | ||
* Wie sind die neuen Wichtelbräuche aus kultureller und religiöser Sicht einzuordnen? | * Spielen Wichtel bei dir (und in deiner Familie) in der Weihnachtszeit eine Rolle? | ||
* Wie sind die neuen weihnachtlichen Wichtelbräuche aus kultureller und religiöser Sicht einzuordnen? | |||
=== Ergebnissicherung === | |||
* Erstelle über Wichtel auf https://learningapps.org/ einen Quiz namens "Millionenspiel" für Mitschüler/innen, andere Lehrer/innen, Freund/innen oder deine Familie ! Dafür müssen 6 Fragen + Antwortoptionen entwickelt werden. | |||
== ''Zusatzmaterial:'' Wichtel in deutschen Sagen - die Heinzelmännchen == | |||
Auch in deutschen Sagen gab es Wichtel. Mit den vielfältigen Weihnachtsbräuchen wurden sie nicht verbunden. In den deutschen Sagen tauchen Wichtel mit unterschiedlichen Namen auf, einer war Heinzelmännchen. Die Heinzelmännchen von Köln sind wohl (neben den Zwergen bei Schneewittchen) die bekanntesten Wichtel in Deutschland gewesen, und das lag auch an einem Gedicht von August Kopisch aus dem Jahr 1836, das früher viele Kinder kannten. Dieses Gedicht lesen wir nun - ihr findet es in diesem Kinderbuch von 1880: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000 | |||
{{Box||'''Die Heinzelmännchen''' | |||
Wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem! | |||
Denn, war man faul, man legte sich hin auf die Bank und pflegte sich; | |||
Da kamen bei Nacht - ehe man's gedacht, | |||
Die Männlein, und schwärmten - und klapperten und lärmten | |||
Und rupften und zupften und trabten und putzten und schabten. | |||
Und eh' ein Faulpelz noch erwacht, war all sein Tagwerk bereits gemacht.|}} | |||
* Besprecht diese Wörter: vordem / sich pflegen / ehe / (aus)schwärmen / traben / schaben / der Faulpelz / das Tagwerk | |||
* Wovon erzählt diese erste Strophe? Fasse den Inhalt in deinen eigenen Worten zusammen! | |||
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* Wie werden die Heinzelmännchen beschrieben? | |||
* Welche Wirkung hat das Aufzählen der vielen Tätigkeiten in jeder Gedichtstrophe? Was wollte der Autor damit verdeutlichen? | |||
* Ein sprachlicher Hinweis zum Gedicht: Beim Bäcker ''backten'' die Heinzelmännchen das Brot -> Das Verb ''backen'' kann im Präteritum in zwei Varianten benutzt werden: sowohl ''"er backte''" als auch "''er buk"'' ist richtig! | |||
* Eine Eigenschaft der Wichtel in deutschen Sagen war, dass sie es gar nicht mochten, wenn die Menschen zu unbescheiden oder zu neugierig wurden. Warum haben die Heinzelmännchen Köln verlassen? | |||
* Eigentlich ist es erstaunlich, dass die Heinzelmännchen nicht mit Weihnachten in Verbindung gebracht wurden, oder? Kannst du dir eine weihnachtliche Heinzelmännchengeschichte ausdenken? Oder ein Gedicht? | |||
== Infos für Lehrerinnen und Lehrer == | |||
Wichtel haben mit dem christlichen Feiern von Jesu Geburt nichts zu tun, sie gehen auf Vorstellungen des Volksglaubens zurück – und stellen ein Beispiel dafür dar, wie Traditionen unterschiedlichster Herkunft zu Weihnachten miteinander verbunden werden. (Diese Erkenntnis ist eines der '''Ziele''' dieser kleinen Unterrichtssequenz.) | |||
Dass Wichtel, die herzig, drollig oder schrullig wirken, weihnachtliche '''Dekoration''' darstellen, ist bei uns in Deutschland ein recht junger Brauch. Erst Ende des 20. Jahrhunderts sind diese Figuren zu Weihnachten bei uns aufgetaucht, weil die Kinder sie aus den Büchern (und Filmen) von vor allem schwedischen Autoren kannten und liebten. Ein anderer Grund ist, dass die Raunächte ein Stück weit wieder in Mode kamen. | |||
Neuerdings ziehen in der Vorweihnachtszeit bei Familien mit Kindern Wichtel ins Wohnzimmer ein, sie haben über der Fußleiste eine magische '''Wichteltür'''. Die Wichtel können nachts heimlich in die Wohnung kommen und im Sinne eines interaktiven Adventskalenders Geschenke bringen, Briefe hinterlassen, Aufgaben verteilen oder Streiche spielen, beispielweise steht dann morgens blaue Milch im Kühlschrank. Diese Idee ist in den letzten Jahren entstanden und wird durch das Internet derzeit immer bekannter und beliebter. | |||
Auch '''im deutschen Raum''' gab es '''Wichtelsagen'''. Ihre Bezeichnungen waren unterschiedlich: In Hessen wurden sie Wichtel genannt, in Süddeutschland Bergmännchen, in Mecklenburg Zwerge und im Kölner Raum Heinzelmännchen (vgl.: Schäfer, Pisarek und Gritsch, 2024, S. 74.) Der erste schriftliche Beleg für die Kölner Heinzelmännchensage findet sich 1826 in dem Werk "Cölns Vorzeit" von dem Kölner Schriftsteller Ernst Weyden (1805-1869). Bekannt wurden die Heinzelmännchen vor allem durch das Gedicht von August Kopisch (1799-1853): ''"Wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem!"'' Das Gedicht erzählt die Sage. Sehr hübsch wird das Gedicht vorgestellt in diesem Kinderbuch von 1880: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000 (August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch Staatsbibliothek zu Berlin.) | |||
In den deutschen Sagen wurden Wichtel nicht in die vielfältigen abergläubischen Vorstellungen und Traditionen der Weihnachtszeit eingebunden. Sie brauchten also nicht wie in Schweden ein Schälchen Brei zu Weihnachten. Die Wichtel hierzulande traten immer gemeinschaftlich auf, die Arbeit erledigten sie ungesehen und heimlich in der Nacht. Was sie aber gar nicht schätzten: Wenn die Menschen in ihren Wünschen maßlos oder wenn sie neugierig wurden. Dann zogen die Wichtel für immer fort (so war es auch bei den Heinzelmännchen). | |||
'''Die Mainzelmännchen''', Werbefiguren des ZDF, sind übrigens eine Anspielung auf die Heinzelmännchen (und auf Mainz, den Sitz des ZDFs). | |||
'''Heinrich Heine''' ließ in seinen Reisebildern eine Bergmannstochter von frechen Wichteln erzählen: ''Kleines Völkchen, Wichtelmännchen, stehlen unser Brot und Speck; abends liegt es noch im Kasten, und des morgens ist es weg.'' (Aus: Peter Johann Lyser: Abendländische Tausend und eine Nacht oder: die schönsten Märchen und Sagen aller europäischen Völker. 1838, S. 135. Digitalisiert durch Staatsbibliothek Berlin.) | |||
''' | |||
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== Literatur == | |||
Lukas Wolfgang Börner: Das Christkindl im Walde. | * Sabine Häcker: Wem gehört Weihnachten? Brauchtum, Glaube und Politik. (2025) | ||
* Gedichtübersetzung von Lukas Wolfgang Börner: Das Christkindl im Walde. 2023. (Abdruck vom Autor genehmigt.) | |||
* Florian Schäfer, Janin Pisarek und Hannah Gritsch (Hrsg.: Zeitsprünge e. V.): Hausgeister! Fast vergessene Gestalten der deutschsprachigen Märchen- und Sagenwelt. 2024. | |||
Weitere historische Darstellungen finden sich z. B. in diesen Werken: | |||
* August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000 | |||
* Lothar Meggendorfer: Die Wichtel-Männchen: Ein lustiges Bilderbuch für Groß und Klein. 1890. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0003084C00000000 | |||
* Münchner Bilderbogen 10 (Nro 217-240): Heinzelmännchen 1857. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00022BC000000000 | |||
* Humoristische Monatshefte: aus Lothar Meggendorfer's lustiger Bildermappe, 1890, Heft 3: https://doi.org/10.11588/diglit.3065#0033 | |||
* Kinder- und Hausmärchen, Band 2. 1843. (Dat Erdmänneken; S. 35) Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN1765905230&PHYSID=PHYS_0007 | |||
* Karsten Brand und Elsa Beskow: Hänschen im Blaubeerwald. Ein neues Bilderbuch. 1903 (Übersetzung, schwedische Wichtelgeschichte). Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00030AF200000000 | |||
''Hinweis zum Anliegen der geschlechtergerechten Sprache: Es wird die generische Variante in ihrer genderneutralen Definition verwendet. Das grammatikalische Geschlecht von Sprache ist dabei keinesfalls mit dem biologischen oder sozialen Geschlecht von Menschen gleichzusetzen!'' | |||
Aktuelle Version vom 12. November 2025, 19:18 Uhr
Wie haben sich die Wichtel in die Weihnachtstraditionen geschlichen? (für Jhg. 5/6)
Autorin: © Sabine Häcker
Was sind Wichtel?
- Sind euch Wichtel bekannt? Woher? Was wisst ihr über Wichtel?
Wichtelsagen gab es zwar auch in Deutschland, doch die weihnachtlichen Wichtelideen sind aus Skandinavien übernommen worden. In Schweden haben die Illustrationen von Jenny Nyström (1854-1946), die die Wichtel hundertfach für Karten, Zeitschriften, Kalender u. v. m. gezeichnet hat, das Bild von Wichteln stark geprägt.
- Wie kann man die Wichtel, wie Jenny Nyström sie dargestellt hat, beschreiben? Suche aus den folgenden Eigenschaften die passenden aus: fürsorglich - gemein - geradlinig - hilfsbereit - heimtückisch - böse - hinterhältig - sorgend - ehrlich - fleißig - faul - munter - gut - traurig
Tomte Tummetott: Bilderbuchkino
Auf Schwedisch heißt Wichtel “Tomte” und der Weihnachtswichtel ist der “Jultomte” oder der “Tomtennisse”. In manchen Familien bringt er die Weihnachtsgeschenke (und nicht der Weihnachtsmann).
Die traditionelle Wichtelerzählung in Skandinavien ist, dass Wichtel auf jedem Hof und in jedem Haus wohnen. Sie sind gut zu den Menschen, beschützen sie und helfen ihnen - aber nur, wenn man es ihnen dankt. Sonst treiben sie Schabernack. Zum Weihnachtsfest wird ihnen deshalb ein Schälchen mit Milchbrei oder Hafergrütze hingestellt.
-> Tomte Tummetott" oder "Tomte und der Fuchs" von Astrid Lindgren als Bilderbuchkino zeigen (im Internet zu finden) und besprechen
Tomten: Ein Gedicht von Viktor Rydberg
Das Gedicht "Tomten" von Viktor Rydberg (aus dem Jahr 1881) war die Vorlage für “Tomte Tummetott” von Astrid Lindgren.
Das Gedicht "Tomten" war 1960 mit Illustrationen von Harald Wiberg als Kinderbuch in Schweden erschienen und wurde ein Erfolg. Um das Buch auch auf den internationalen Markt zu bringen, hätte das Gedicht übersetzt werden müssen, was aber als zu schwierig eingeschätzt wurde. So schrieb Astrid Lindgren einen neuen Text zu Wibergs Bildern; das Buch wurde international ein Erfolg und machte Tomte auch in Deutschland bekannt.
Tomten (= Der Wichtel) gehört in Schweden zu den Gedichteklassikern, die jeder kennt.
Der Wichtel (von Viktor Rydberg, Übersetzung: Lukas W. Börner)
1. Die Winternacht ist kalt und hart. / Die Sterne glitzern, funkeln.
Zu dieser Stund ruht alles zart / im stillen Hof im Dunkeln.
Der Mond geht seine leise Bahn. / Der Schnee glänzt weiß auf dunklem Tann.
Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel hält hier Wache.
(...) 4. Vorm Schuppen und Geräteraum, / da prüft er alle Schlösser.
Am Krippchen einen Sommertraum / erträumen Küh und Rösser.
Vergessen Zug und Peitschenknall / träumt Pålle tief in ihrem Stall
mit Speichel auf den Lippen / von kleegefüllten Krippen.
5. Er geht zum Stall von Lamm und Schaf, / die träumen auch schon lange.
Im Hühnerstall schläft alles brav, / der Hahn auf höchster Stange.
Der Karo in dem Hundehaus / schläft sich im warmen Strohbett aus.
Der Wichtel mag ihn leiden – / Vertraute sind die beiden.
6. Dann stapft er still zum Bauernhaus. / Er lässt sich’s nicht verwehren
und schaut auch nach den Menschen aus, / die allesamt ihn ehren.
Zum Kinderzimmer schleicht entzückt / der Wichtel stumm und still beglückt
und stellt sich auf die Zehen, / die Kinderlein zu sehen.
(...) 11. Die Winternacht ist kalt und hart. / Die Sterne glitzern, funkeln.
Am Morgen noch ruht alles zart / im stillen Hof im Dunkeln.
Der Mond geht seine leise Bahn. / Der Schnee glänzt weiß auf dunklem Tann.
Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel hält hier Wache.(Das Einstellen dieser Übersetzungsauszüge auf unterrichten.zum.de ist vom Übersetzer Herrn Börner genehmigt.)
Das Gedicht ist gekürzt. Hier findest du die vollständige Fassung: https://www.boerner-literatur.de/%C3%BCbersetzungen/der-wichtel/
- Welche Worte sind euch unbekannt?
- Wie kannst du den Wichtel aus dem Gedicht beschreiben?
- Lest euch das Gedicht laut vor. Besprecht die Betonung: Worauf müsst ihr achten, damit die Zuhörerinnen und Zuhörer gut folgen können?
Über Reime nachdenken
- Markiere in der ersten Strophe die Reimwörter mit Farben! (Wörter, die sich reimen, werden in derselben Farbe unterstrichen.)
- Das Reimschema ist: ababccdd. Was könnte damit gemeint sein?
- Welche Funktionen haben Reime? Lies diese Variante der ersten Strophe, die umgeschrieben wurde und sich jetzt nicht mehr reimt:
Die Winternacht ist kalt und hart. /Die Sterne glitzern, leuchten.
Zu dieser Stund ruht alles ruhig / im stillen Hof im Dunkeln.
Der Mond geht seine leise Bahn. / Der Schnee glänzt weiß auf dunklen Tannen.
Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel passt hier auf.
- Was ist anders? Und wie wirkt der Text auf dich mit und ohne Reime?
- Bevor das Fernsehen und das Internet erfunden wurde, waren Gedichte eine beliebte Textsorte. In Zeitungen und Zeitschriften wurden oft neue Gedichte veröffentlicht. Manche "gingen viral", wie man heute sagen würde - z. B. das Gedicht von Viktor Rydberg. Warum waren Gedichte früher so beliebt?
Fazit
- Was hast du über Wichtel und den Hintergrund der weihnachtlichen Wichtel gelernt?
- Traditionen verändern sich. Wie sind die Wichtel in die Weihnachtstraditionen gekommen?
- Spielen Wichtel bei dir (und in deiner Familie) in der Weihnachtszeit eine Rolle?
- Wie sind die neuen weihnachtlichen Wichtelbräuche aus kultureller und religiöser Sicht einzuordnen?
Ergebnissicherung
- Erstelle über Wichtel auf https://learningapps.org/ einen Quiz namens "Millionenspiel" für Mitschüler/innen, andere Lehrer/innen, Freund/innen oder deine Familie ! Dafür müssen 6 Fragen + Antwortoptionen entwickelt werden.
Zusatzmaterial: Wichtel in deutschen Sagen - die Heinzelmännchen
Auch in deutschen Sagen gab es Wichtel. Mit den vielfältigen Weihnachtsbräuchen wurden sie nicht verbunden. In den deutschen Sagen tauchen Wichtel mit unterschiedlichen Namen auf, einer war Heinzelmännchen. Die Heinzelmännchen von Köln sind wohl (neben den Zwergen bei Schneewittchen) die bekanntesten Wichtel in Deutschland gewesen, und das lag auch an einem Gedicht von August Kopisch aus dem Jahr 1836, das früher viele Kinder kannten. Dieses Gedicht lesen wir nun - ihr findet es in diesem Kinderbuch von 1880: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000
Die Heinzelmännchen
Wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul, man legte sich hin auf die Bank und pflegte sich;
Da kamen bei Nacht - ehe man's gedacht,
Die Männlein, und schwärmten - und klapperten und lärmten
Und rupften und zupften und trabten und putzten und schabten.
Und eh' ein Faulpelz noch erwacht, war all sein Tagwerk bereits gemacht.- Besprecht diese Wörter: vordem / sich pflegen / ehe / (aus)schwärmen / traben / schaben / der Faulpelz / das Tagwerk
- Wovon erzählt diese erste Strophe? Fasse den Inhalt in deinen eigenen Worten zusammen!
- Wie werden die Heinzelmännchen beschrieben?
- Welche Wirkung hat das Aufzählen der vielen Tätigkeiten in jeder Gedichtstrophe? Was wollte der Autor damit verdeutlichen?
- Ein sprachlicher Hinweis zum Gedicht: Beim Bäcker backten die Heinzelmännchen das Brot -> Das Verb backen kann im Präteritum in zwei Varianten benutzt werden: sowohl "er backte" als auch "er buk" ist richtig!
- Eine Eigenschaft der Wichtel in deutschen Sagen war, dass sie es gar nicht mochten, wenn die Menschen zu unbescheiden oder zu neugierig wurden. Warum haben die Heinzelmännchen Köln verlassen?
- Eigentlich ist es erstaunlich, dass die Heinzelmännchen nicht mit Weihnachten in Verbindung gebracht wurden, oder? Kannst du dir eine weihnachtliche Heinzelmännchengeschichte ausdenken? Oder ein Gedicht?
Infos für Lehrerinnen und Lehrer
Wichtel haben mit dem christlichen Feiern von Jesu Geburt nichts zu tun, sie gehen auf Vorstellungen des Volksglaubens zurück – und stellen ein Beispiel dafür dar, wie Traditionen unterschiedlichster Herkunft zu Weihnachten miteinander verbunden werden. (Diese Erkenntnis ist eines der Ziele dieser kleinen Unterrichtssequenz.)
Dass Wichtel, die herzig, drollig oder schrullig wirken, weihnachtliche Dekoration darstellen, ist bei uns in Deutschland ein recht junger Brauch. Erst Ende des 20. Jahrhunderts sind diese Figuren zu Weihnachten bei uns aufgetaucht, weil die Kinder sie aus den Büchern (und Filmen) von vor allem schwedischen Autoren kannten und liebten. Ein anderer Grund ist, dass die Raunächte ein Stück weit wieder in Mode kamen.
Neuerdings ziehen in der Vorweihnachtszeit bei Familien mit Kindern Wichtel ins Wohnzimmer ein, sie haben über der Fußleiste eine magische Wichteltür. Die Wichtel können nachts heimlich in die Wohnung kommen und im Sinne eines interaktiven Adventskalenders Geschenke bringen, Briefe hinterlassen, Aufgaben verteilen oder Streiche spielen, beispielweise steht dann morgens blaue Milch im Kühlschrank. Diese Idee ist in den letzten Jahren entstanden und wird durch das Internet derzeit immer bekannter und beliebter.
Auch im deutschen Raum gab es Wichtelsagen. Ihre Bezeichnungen waren unterschiedlich: In Hessen wurden sie Wichtel genannt, in Süddeutschland Bergmännchen, in Mecklenburg Zwerge und im Kölner Raum Heinzelmännchen (vgl.: Schäfer, Pisarek und Gritsch, 2024, S. 74.) Der erste schriftliche Beleg für die Kölner Heinzelmännchensage findet sich 1826 in dem Werk "Cölns Vorzeit" von dem Kölner Schriftsteller Ernst Weyden (1805-1869). Bekannt wurden die Heinzelmännchen vor allem durch das Gedicht von August Kopisch (1799-1853): "Wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem!" Das Gedicht erzählt die Sage. Sehr hübsch wird das Gedicht vorgestellt in diesem Kinderbuch von 1880: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000 (August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch Staatsbibliothek zu Berlin.)
In den deutschen Sagen wurden Wichtel nicht in die vielfältigen abergläubischen Vorstellungen und Traditionen der Weihnachtszeit eingebunden. Sie brauchten also nicht wie in Schweden ein Schälchen Brei zu Weihnachten. Die Wichtel hierzulande traten immer gemeinschaftlich auf, die Arbeit erledigten sie ungesehen und heimlich in der Nacht. Was sie aber gar nicht schätzten: Wenn die Menschen in ihren Wünschen maßlos oder wenn sie neugierig wurden. Dann zogen die Wichtel für immer fort (so war es auch bei den Heinzelmännchen).
Die Mainzelmännchen, Werbefiguren des ZDF, sind übrigens eine Anspielung auf die Heinzelmännchen (und auf Mainz, den Sitz des ZDFs).
Heinrich Heine ließ in seinen Reisebildern eine Bergmannstochter von frechen Wichteln erzählen: Kleines Völkchen, Wichtelmännchen, stehlen unser Brot und Speck; abends liegt es noch im Kasten, und des morgens ist es weg. (Aus: Peter Johann Lyser: Abendländische Tausend und eine Nacht oder: die schönsten Märchen und Sagen aller europäischen Völker. 1838, S. 135. Digitalisiert durch Staatsbibliothek Berlin.)
Literatur
- Sabine Häcker: Wem gehört Weihnachten? Brauchtum, Glaube und Politik. (2025)
- Gedichtübersetzung von Lukas Wolfgang Börner: Das Christkindl im Walde. 2023. (Abdruck vom Autor genehmigt.)
- Florian Schäfer, Janin Pisarek und Hannah Gritsch (Hrsg.: Zeitsprünge e. V.): Hausgeister! Fast vergessene Gestalten der deutschsprachigen Märchen- und Sagenwelt. 2024.
Weitere historische Darstellungen finden sich z. B. in diesen Werken:
- August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000
- Lothar Meggendorfer: Die Wichtel-Männchen: Ein lustiges Bilderbuch für Groß und Klein. 1890. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0003084C00000000
- Münchner Bilderbogen 10 (Nro 217-240): Heinzelmännchen 1857. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00022BC000000000
- Humoristische Monatshefte: aus Lothar Meggendorfer's lustiger Bildermappe, 1890, Heft 3: https://doi.org/10.11588/diglit.3065#0033
- Kinder- und Hausmärchen, Band 2. 1843. (Dat Erdmänneken; S. 35) Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN1765905230&PHYSID=PHYS_0007
- Karsten Brand und Elsa Beskow: Hänschen im Blaubeerwald. Ein neues Bilderbuch. 1903 (Übersetzung, schwedische Wichtelgeschichte). Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00030AF200000000
Hinweis zum Anliegen der geschlechtergerechten Sprache: Es wird die generische Variante in ihrer genderneutralen Definition verwendet. Das grammatikalische Geschlecht von Sprache ist dabei keinesfalls mit dem biologischen oder sozialen Geschlecht von Menschen gleichzusetzen!
