Konjunktiv: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. Januar 2019, 11:45 Uhr
Basiswissen
Der Konjunktiv ist ein MODUS des Verbs. Mit dem Modus können wir unterschiedliche Einstellungen ausdrücken, wie sich das, was wir sagen, zur Wirklichkeit verhält.
Jedes Verb kann in drei MODI stehen:
a) im Indikativ z.B. Er geht nach Hause. (Der neutrale Aussage-Modus) b) im Imperativ Geh’ jetzt nach Hause! (Befehls- oder Aufforderungsmodus) c) im Konjunktiv Er sagte, er gehe jetzt nach Hause. (Diese Aussage drückt eine distanzierte Haltung zum Gesagten aus. Vielleicht stimmt es ja gar nicht und niemand geht nach Hause.)
Der Konjunktiv wird gern MÖGLICHKEITSFORM genannt. Mit ihm kann man aber viel mehr ausdrücken als nur 'Mögliches'
Der KONJUNKTIV wird verwendet,
a) um indirekte Rede zu kennzeichnen. Hierzu wird üblicherweise Konjunktiv I benutzt. Beispiel: Er meinte, es gehe schon besser.
b) um einen Sachverhalt als bloß möglich oder gedacht zu kennzeichnen. Hier wird normalerweise Konjunktiv II verwendet. Beispiel: Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich mich entschuldigen. Es wäre schön, wenn morgen die Schule ausfiele.
c) um höflich zu sein (ebenfalls Konjunktiv II): Dürfte ich ihnen einen Stuhl anbieten? Könnten sie bitte hier unterschreiben? Ich möchte gerne bezahlen.
Woran man ihn erkennt
Es gibt zwei Arten des Konjunktivs, die der Einfachheit halber Konjunktiv I und II genannt werden.
"Was aber hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne, und nähme doch Schaden an seiner Seele." (Matthäus 16,26 Luther-Bibel 1956)
In diesem so fremd klingenden Bibel-Zitat erkennt man die Konjunktiv-Form des Verbs gleich an den Umlauten ü-ö-ä. Das gilt aber nur für den Konjunktiv II, wie man an dieser Tabelle sehen kann:
Die GRAMMATIK des Konjunktivs:
Indikativ Konjunktiv 1 Konjunktiv II +--------------------------------------------------------------+ | ich habe (keine Zeit) habe hätte | | hast habest hättest | | hat habe hätte | | wir haben haben hätten | | habt habet hättet | | haben haben hätten | + -------------------------------------------------------------+ | ich denke denke dächte | | denkst denkest dächtest | | denkt denke dächte | | denken denken dächten | | denkt denket dächtet | | denken denken dächten | +------------------------------------------------------------- +
Der Konjunktiv I ist durch das >e< in der Endung gekennzeichnet.
Er sagt, er habe keine Zeit. Sie meint, sie halte das für eine Ausrede.
Der Konjunktiv II wird aus dem Präteritum des Verbs abgeleitet und zwar durch Umlautung:
er wusste ... wenn er wüsste / er dachte ... wenn er dächte du halfst ... wenn du hälfest / ich mochte ... wenn du möchtest
Wenn sich Indikativ und Konjunktiv I Formen nicht unterscheiden, wird oft auf die Konjunktiv-II-Form ausgewichen:
Beispiel: Sie sagen, sie denken (!) nicht ans Aufhören. Ersatzform: Sie sagen, sie dächten nicht ans Aufhören.
Weil aber die Konjunktiv-II-Form sich manchmal seltsam veraltet anhört, wird besonders in der Umgangssprache gerne die Ersatzform >würde + Infinitiv< verwendet. Beispiel:
Wenn ich mehr Geld hätte, flöge (!) ich nach Tahiti. Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich nach Tahiti fliegen.
Stilfragen
Mit der würde-Ersatzform sollte man sparsam umgehen, wenn es 'gutes' Deutsch sein soll!
Nehmen wir wieder das Bibel-Zitat vom Anfang:
Was aber würde es dem Menschen helfen,
wenn er die ganze Welt gewinnen würde,
aber er würde Schaden an seiner Seele nehmen.
Wie klingt das? Nicht falsch, aber auch nicht elegant.
Darum zwei Vorschläge für guten Stil und zur Vermeidung von Wiederholungen:
- EINE Verbform ist meistens besser als eine GETEILTE: „ich ginge" statt „ich würde gehen”.
- Im Wenn-Satz sollte ein >würde< nicht vorkommen: Wenn er zu spät käme, würde er etwas verpassen.
Konjunktiv II mit Gefühl
Was mag Donald alles durch den Kopf gehen?
Wünsche, Hoffnungen, Enttäuschungen, Verwünschungen?
Sie könnten mit "Oh" oder "Ach" oder "Wenn" oder "Hätte" oder "Wäre" beginnen.
Ordne jedem dieser Stimmungen einen Satz zu, in dem ein Konjunktiv vorkommt.
- => Gehe zur Übung
Unterrichtsidee: Mit Sebastian Sick lernen
Sebastian Sick, der Autor von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", hat auf seiner Website auch eine Rubrik Für den Unterricht] eingerichtet. Alle Texte, die in dieser Rubrik gelistet sind, werden dem Schulunterricht kostenlos zur Verfügung gestellt.
Zum Konjunktiv ist dies
- ein recht unterhaltsamer Erklärungstext ("Der traurige Konjunktiv" (pdf))
- In der Rubrik Gedichte findet man ein nettes Konjunktivgedicht mit dem Titel: („Ode an den Konjunktiv" (pdf)). Hier die ersten beiden Strophen:
Wär der Konjunktiv wieder in, gebrauchte ich ihn permanent! Ich fühlte mich darin – ganz in meinem Element. Die Energie der Möglichkeit brächte mich auf Trab. Ich würfe die Vergangenheit einfach von mir ab. Ich zöge los und ginge, wohin ich immer wollte, Und täte lauter Dinge, auch die, die ich nicht sollte. Ich spielte und gewönne; verlör ich, dann nicht viel. Ich würbe und begönne manch zartes Liebesspiel.
- Anregend - nicht nur wegen der Konjunktive - ist auch das Gedicht "Würde Goethe heut noch leben" (pdf) Hier der Anfang:
Würde Goethe heut noch leben, Wär er sicherlich verwundert; Weil wir alle anders reden Als im 19. Jahrhundert. Würde Goethe heut noch leben, Müsst er Werbeslogans schreiben – Oder bloggen oder eben ein verkannter Autor bleiben.
- Lade den Erklärungstext ("Der traurige Konjunktiv" (pdf)) von Bastian Sick herunter (oder in dein Tablet)
- Lies (mindestens) die ersten beiden Seiten gründlich und markiere die darin vorgestellten "Funktionsbereiche" des Konjunktivs.
- Schreibe sie in Kurzform heraus, mit Beispielen.
- Für Freiwillige: Wer ist Sebastian Sick? Recherchiere auf seine Webseite.