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Weihnachtswissen/Traditionen/Wichtel: Unterschied zwischen den Versionen

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* Wie sind die neuen weihnachtlichen Wichtelbräuche aus kultureller und religiöser Sicht einzuordnen?
* Wie sind die neuen weihnachtlichen Wichtelbräuche aus kultureller und religiöser Sicht einzuordnen?


=== Infos für Lehrer/innen ===
=== Infos für Lehrer/innen: Wichtel in deutschen Sagen ===
Auch im deutschen Raum gab es Wichtelsagen. In Hessen wurden sie Wichtel genannt, in Süddeutschland Bergmännchen, in Mecklenburg Zwerge und im Kölner Raum Heinzelmännchen (vgl.: Schäfer, Pisarek und Gritsch, 2024, S. 74.) Der erste schriftliche Beleg für die Kölner Heinzelmännchensage findet sich 1826 in dem Werk "Cölns Vorzeit" von dem Kölner Schriftsteller Ernst Weyden (1805-1869). Bekannt wurden die Heinzelmännchen vor allem durch das Gedicht von August Kopisch (1799-1853): ''"Wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem!"'' Das Gedicht erzählt die Sage, anschaulich dargestellt in diesem Kinderbuch von 1880: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000 (August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz.) In den deutschen Sagen wurden Wichtel nicht in die vielfältigen abergläubischen Vorstellungen und Traditionen der Weihnachtszeit eingebunden. Sie bestanden also nicht wie in Schweden auf einem Schälchen Brei! Die Wichtel hierzulande traten immer gemeinschaftlich auf und erledigten heimlich in der Nacht die Arbeit. Was sie aber gar nicht schätzten: Wenn die Menschen in ihren Wünschen maßlos wurden oder wenn sie neugierig wurden. Dann zogen die Wichtel für immer fort (so war es auch bei den Heinzelmännchen).  [[Datei:Wichtel.jpg|mini|262x262px]]
Auch im deutschen Raum gab es Wichtelsagen. Ihre Namen waren unterschiedlich. In Hessen wurden sie Wichtel genannt, in Süddeutschland Bergmännchen, in Mecklenburg Zwerge und im Kölner Raum Heinzelmännchen (vgl.: Schäfer, Pisarek und Gritsch, 2024, S. 74.) Der erste schriftliche Beleg für die Kölner Heinzelmännchensage findet sich 1826 in dem Werk "Cölns Vorzeit" von dem Kölner Schriftsteller Ernst Weyden (1805-1869). Bekannt wurden die Heinzelmännchen vor allem durch das Gedicht von August Kopisch (1799-1853): ''"Wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem!"'' Das Gedicht erzählt die Sage, anschaulich dargestellt in diesem Kinderbuch von 1880: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000 (August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz.) In den deutschen Sagen wurden Wichtel nicht in die vielfältigen abergläubischen Vorstellungen und Traditionen der Weihnachtszeit eingebunden. Sie bestanden also nicht wie in Schweden auf einem Schälchen Brei! Die Wichtel hierzulande traten immer gemeinschaftlich auf und erledigten heimlich in der Nacht die Arbeit. Was sie aber gar nicht schätzten: Wenn die Menschen in ihren Wünschen maßlos wurden oder wenn sie neugierig wurden. Dann zogen die Wichtel für immer fort (so war es auch bei den Heinzelmännchen).
 
Heinrich Heine ließ in seinen Reisebildern eine Bergmannstochter von frechen Wichteln erzählen: ''Kleines Völkchen, Wichtelmännchen, stehlen unser Brot und Speck; abends liegt es noch im Kasten, und des morgens ist es weg. Kleines Völkchen, unsre Sahne nascht es von der Milch und lässt unbedeckt die Schüssel stehen, und die Katze säuft den Rest.'' (Aus:  Peter Johann Lyser: Abendländische Tausend und eine Nacht oder: die schönsten Märchen und Sagen aller europäischen Völker. 1838, S. 135. Digitalisiert durch Staatsbibliothek Berlin - Preußischer Kulturbesitz.) [[Datei:Wichtel.jpg|mini|262x262px]]


=== Literatur ===
=== Literatur ===
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Florian Schäfer, Janin Pisarek und Hannah Gritsch (Hrsg.: Zeitsprünge e. V.): Hausgeister! Fast vergessene Gestalten der deutschsprachigen Märchen- und Sagenwelt. Böhlau 2024.
Florian Schäfer, Janin Pisarek und Hannah Gritsch (Hrsg.: Zeitsprünge e. V.): Hausgeister! Fast vergessene Gestalten der deutschsprachigen Märchen- und Sagenwelt. Böhlau 2024.


''Zum Thema Heinzelmännchen:''
Historische Quellen zu deutschen Wichteln:  


* August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000
* August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000 (EMPFEHLUNG!  :-)  Und das Buch ist nicht in altdeutscher, sondern lateinischer Schrift verfasst!)
* Münchner Bilderbogen 10 (Nro 217-240), 1857. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin -Preußischer Kulturbesitz. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00022BC000000000
* Lothar Meggendorfer: Die Wichtel-Männchen: Ein lustiges Bilderbuch für Groß und Klein. München 1890. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin -Preußischer Kulturbesitz. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0003084C00000000
* Münchner Bilderbogen 36 (Nro 841-864), 1883. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin -Preußischer Kulturbesitz. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002EB9800000000
* Münchner Bilderbogen 10 (Nro 217-240): Heinzelmännchen 1857. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin -Preußischer Kulturbesitz. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00022BC000000000
* Münchner Bilderbogen 36 (Nro 841-864): Heinzelmännchen. 1883. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin -Preußischer Kulturbesitz. http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002EB9800000000
* Kinder- und Hausmärchen, Band 2. 1843. (Dat Erdmänneken; S. 35) Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin -Preußischer Kulturbesitz. https://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN1765905230&PHYSID=PHYS_0007

Version vom 13. Juli 2025, 06:24 Uhr

Wichtel oder Weihnachtsmann? Was sind typische Wichtelmerkmale?

Wie haben sich die Wichtel in die Weihnachtstraditionen geschlichen? (für Jhg. 5/6)

Wichtel haben mit dem christlichen Feiern von Jesu Geburt nichts zu tun, sie gehen auf vorchristliche skandinavische Vorstellungen zurück – und stellen ein Beispiel dafür dar, wie Traditionen unterschiedlichster Herkunft zu Weihnachten miteinander verbunden werden.

Dass Wichtel zu Weihnachten als Deko auftauchen, die herzig, drollig oder schrullig wirken, ist bei uns in Deutschland ein sehr junger Brauch. Erst Ende des 20. Jahrhunderts sind diese Figuren zu Weihnachten bei uns aufgetaucht, weil die Kinder sie aus den Büchern (und Filmen) von vor allem schwedischen Autoren kannten und liebten. Neuerdings ziehen bei Familien mit Kindern Wichtel in der Vorweihnachtszeit ins Wohnzimmer ein, sie haben über der Fußleiste eine magische Wichteltür. Die Wichtel können nachts heimlich in die Wohnung kommen und im Sinne eines interaktiven Adventskalenders Geschenke bringen, Briefe hinterlassen, Aufgaben verteilen oder Streiche spielen. Diese Idee ist um 2020 entstanden und wird durch das Internet derzeit immer bekannter und beliebter.

Zeit: 90 min

Was sind Wichtel?

  • Sind euch Wichtel bekannt? Woher? Was wisst ihr über Wichtel?

Die Wichtelvorstellungen kommen aus Skandinavien. In Schweden haben die Illustrationen von Jenny Nyström (1854-1946), die die Wichtel hundertfach für Karten, Zeitschriften, Kalender u. v. m. gezeichnet hat, das Bild von Wichteln stark geprägt.


  • Wie kann man die Wichtel, wie Jenny Nyström sie dargestellt hat, beschreiben? Suche aus den folgenden Eigenschaften die passenden aus: fürsorglich - gemein - geradlinig - hilfsbereit - heimtückisch - böse - hinterhältig - sorgend - ehrlich - fleißig - faul - munter - gut - traurig

Tomte Tummetott: Bilderbuchkino

Auf Schwedisch heißt Wichtel “Tomte” und der Weihnachtswichtel ist der “Jultomte” oder der “Tomtennisse”. In manchen Familien bringt er die Weihnachtsgeschenke (und nicht der Weihnachtsmann).

Wichtelsagen gab es zwar auch in Deutschland, doch die weihnachtlichen Wichtelideen sind aus Skandinavien übernommen worden. Die traditionelle Wichtelerzählung in Skandinavien ist, dass Wichtel auf jedem Hof und in jedem Haus wohnen. Sie sind gut zu den Menschen, beschützen sie und helfen ihnen - aber nur, wenn man es ihnen dankt. Sonst treiben sie Schabernack. Zum Weihnachtsfest wird ihnen deshalb ein Schälchen mit Milchbrei oder Hafergrütze hingestellt.

-> Tomte Tummetott" oder "Tomte und der Fuchs" von Astrid Lindgren als Bilderbuchkino zeigen (im Internet zu finden) und besprechen

Tomte: Ein Gedicht von Viktor Rydberg

Das Gedicht "Tomte" von Viktor Rydberg (aus dem Jahr 1881) war die Vorlage für “Tomte Tummetott” von Astrid Lindgren.

Das Gedicht "Tomte" war 1960 mit Illustrationen von Harald Wiberg als Kinderbuch in Schweden erschienen und wurde ein Erfolg. Um das Buch auch auf den internationalen Markt zu bringen, hätte das Gedicht übersetzt werden müssen, was aber als zu schwierig eingeschätzt wurde. So schrieb Astrid Lindgren einen neuen Text zu Wibergs Bildern; das Buch wurde international ein Erfolg und machte Tomte auch in Deutschland bekannt.

Tomte (= Der Wichtel) gehört in Schweden zu den Gedichteklassikern, die jeder kennt.

Der Wichtel (von Viktor Rydberg, Übersetzung: Lukas W. Börner)

1. Die Winternacht ist kalt und hart. / Die Sterne glitzern, funkeln.

Zu dieser Stund ruht alles zart / im stillen Hof im Dunkeln.

Der Mond geht seine leise Bahn. / Der Schnee glänzt weiß auf dunklem Tann.

Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel hält hier Wache.

(...) 4. Vorm Schuppen und Geräteraum, / da prüft er alle Schlösser.

Am Krippchen einen Sommertraum / erträumen Küh und Rösser.

Vergessen Zug und Peitschenknall / träumt Pålle tief in ihrem Stall

mit Speichel auf den Lippen / von kleegefüllten Krippen.

5. Er geht zum Stall von Lamm und Schaf, / die träumen auch schon lange.

Im Hühnerstall schläft alles brav, / der Hahn auf höchster Stange.

Der Karo in dem Hundehaus / schläft sich im warmen Strohbett aus.

Der Wichtel mag ihn leiden – / Vertraute sind die beiden.

6. Dann stapft er still zum Bauernhaus. / Er lässt sich’s nicht verwehren

und schaut auch nach den Menschen aus, / die allesamt ihn ehren.

Zum Kinderzimmer schleicht entzückt / der Wichtel stumm und still beglückt

und stellt sich auf die Zehen, / die Kinderlein zu sehen.

(...) 11. Die Winternacht ist kalt und hart. / Die Sterne glitzern, funkeln.

Am Morgen noch ruht alles zart / im stillen Hof im Dunkeln.

Der Mond geht seine leise Bahn. / Der Schnee glänzt weiß auf dunklem Tann.

Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel hält hier Wache.

(Das Einstellen dieser Übersetzungsauszüge auf unterrichten.zum.de ist von Herrn Börner genehmigt.)

Das Gedicht ist gekürzt. Hier findest du die vollständige Fassung: https://www.boerner-literatur.de/%C3%BCbersetzungen/der-wichtel/

  • Welche Worte sind euch unbekannt?
  • Wie kannst du den Wichtel aus dem Gedicht beschreiben?
  • Lest euch das Gedicht laut vor. Besprecht die Betonung: Worauf müsst ihr achten, damit die Zuhörerinnen und Zuhörer gut folgen können?

Über Reime nachdenken


  • Markiere in der ersten Strophe die Reimwörter mit Farben! (Wörter, die sich reimen, werden in derselben Farbe unterstrichen.)
  • Das Reimschema ist: ababccdd. Was könnte damit gemeint sein?
  • Welche Funktionen haben Reime? Lies diese Variante der ersten Strophe, die umgeschrieben wurde und sich jetzt nicht mehr reimt:

Die Winternacht ist kalt und hart. /Die Sterne glitzern, leuchten.

Zu dieser Stund ruht alles ruhig / im stillen Hof im Dunkeln.

Der Mond geht seine leise Bahn. / Der Schnee glänzt weiß auf dunklen Tannen.

Der Schnee glänzt weiß am Dache. / Der Wichtel passt hier auf.

  • Was ist anders? Und wie wirkt der Text auf dich mit und ohne Reime?
  • Bevor das Radio, das Fernsehen und das Internet erfunden wurde, waren Gedichte eine beliebte Textsorte. In Zeitungen und Zeitschriften wurden oft neue Gedichte veröffentlicht. Manche "gingen viral", wie man heute sagen würde - z. B. das Gedicht von Viktor Rydberg. Warum waren Gedichte früher so beliebt?

Fazit

  • Was hast du über Wichtel und den Hintergrund der weihnachtlichen Wichtel gelernt?
  • Traditionen verändern sich. Wie sind die Wichtel in die Weihnachtstraditionen gekommen?
  • Wie sind die neuen weihnachtlichen Wichtelbräuche aus kultureller und religiöser Sicht einzuordnen?

Infos für Lehrer/innen: Wichtel in deutschen Sagen

Auch im deutschen Raum gab es Wichtelsagen. Ihre Namen waren unterschiedlich. In Hessen wurden sie Wichtel genannt, in Süddeutschland Bergmännchen, in Mecklenburg Zwerge und im Kölner Raum Heinzelmännchen (vgl.: Schäfer, Pisarek und Gritsch, 2024, S. 74.) Der erste schriftliche Beleg für die Kölner Heinzelmännchensage findet sich 1826 in dem Werk "Cölns Vorzeit" von dem Kölner Schriftsteller Ernst Weyden (1805-1869). Bekannt wurden die Heinzelmännchen vor allem durch das Gedicht von August Kopisch (1799-1853): "Wie war zu Köln es doch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem!" Das Gedicht erzählt die Sage, anschaulich dargestellt in diesem Kinderbuch von 1880: http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0002066900000000 (August Kopisch: Heinzelmännchen. 1880. Digitalisiert durch: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz.) In den deutschen Sagen wurden Wichtel nicht in die vielfältigen abergläubischen Vorstellungen und Traditionen der Weihnachtszeit eingebunden. Sie bestanden also nicht wie in Schweden auf einem Schälchen Brei! Die Wichtel hierzulande traten immer gemeinschaftlich auf und erledigten heimlich in der Nacht die Arbeit. Was sie aber gar nicht schätzten: Wenn die Menschen in ihren Wünschen maßlos wurden oder wenn sie neugierig wurden. Dann zogen die Wichtel für immer fort (so war es auch bei den Heinzelmännchen).

Heinrich Heine ließ in seinen Reisebildern eine Bergmannstochter von frechen Wichteln erzählen: Kleines Völkchen, Wichtelmännchen, stehlen unser Brot und Speck; abends liegt es noch im Kasten, und des morgens ist es weg. Kleines Völkchen, unsre Sahne nascht es von der Milch und lässt unbedeckt die Schüssel stehen, und die Katze säuft den Rest. (Aus: Peter Johann Lyser: Abendländische Tausend und eine Nacht oder: die schönsten Märchen und Sagen aller europäischen Völker. 1838, S. 135. Digitalisiert durch Staatsbibliothek Berlin - Preußischer Kulturbesitz.)

Wichtel.jpg

Literatur

Sabine Häcker: Woher kommt Weihnachten und wem gehört das Fest? - Eine kultur- und religionsgeschichtliche Erkundung. (Geplante Veröffentlichung 2025)

Gedichtübersetzung: Lukas Wolfgang Börner: Das Christkindl im Walde. Ahrensburg 2023. (Abdruck auf unterrichten-zum.de vom Autor genehmigt.)

Florian Schäfer, Janin Pisarek und Hannah Gritsch (Hrsg.: Zeitsprünge e. V.): Hausgeister! Fast vergessene Gestalten der deutschsprachigen Märchen- und Sagenwelt. Böhlau 2024.

Historische Quellen zu deutschen Wichteln: